Essigwaage Transportschaden - was tun

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immi07
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Essigwaage Transportschaden - was tun

Beitrag von immi07 »

Hallo,

die wunderschöne alte Essigwaage hat leider den rauen Bedingungen im Transportgewerbe nicht standgehalten. Sie wäre so toll, um den Restsäuregehalt des gebrauchten Pickel beim Gerben zu bestimmen.
s-l1600.png
vorher
P1260006.JPG
nachher

Wir sind für jegliche Lösungsvorschläge dankbar, welche keine glasbläserischen Fertigkeiten verlangen. :dita:

Danke und Gruß
Johanna und Thomas
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mgritsch
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Re: Essigwaage Transportschaden - was tun

Beitrag von mgritsch »

Wenn der Bruch glatt und sauber ist und nichts fehlt - Superkleber?
Ich glaube man kann auch aus Gips+Wasserglas einen brauchbaren Glaskleber anmischen…
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immi07
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Re: Essigwaage Transportschaden - was tun

Beitrag von immi07 »

Hallo mgritsch,

leider fehlen zerbröselte 8mm.

Gruß Thomas
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aliquis
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Re: Essigwaage Transportschaden - was tun

Beitrag von aliquis »

Ein Privatkauf ohne Ansprüche gegenüber dem Verkäufer?
War's zumindest eine versicherte Versandart? Dann beim Transportdienstleister reklamieren...

Was einen Rettungsversuch betrifft: da drücke ich die Daumen, dass Glaskocher eine gute Idee hat...
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mgritsch
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Re: Essigwaage Transportschaden - was tun

Beitrag von mgritsch »

immi07 hat geschrieben: Dienstag 12. März 2024, 21:45 leider fehlen zerbröselte 8mm.
Dann sehe ich da eher schwarz. Die Gesamtmasse und Länge müssen stimmen, sonst kommen auch keine brauchbaren Werte raus… :(
Glaskocher
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Re: Essigwaage Transportschaden - was tun

Beitrag von Glaskocher »

Soweit ich das beurteilen kann fehlen da bestimmt einige Splitter. Jetzt ist das Problem, daß man das Originalgewicht und -Volumen wieder rekonstruieren müßte. Zuletzt käme noch das erneute Kalibrieren, um wieder damit messen zu können, auch wenn die Ablesung zuerst in einem Nomogramm umgerechnet werden muß.

Um genug Material zur Reparatur nutzen zu können würde ich versuchen, aus dem Ballast mindestens ein Gramm zu entnehmen. Das entnommene Gewicht sollte knapp über dem des zur Reparatur benötigten Materials liegen, da man leichter beschweren als "entschweren" kann. Dann brauchen wir "Etwas", das die Verbindungsstelle später von innen stützen kann. Die Papierskala müßte zuerst im Glasrohr eingeklebt werden, da sie später die Kräfte übertragen soll. Dann die "Schiene" (=das "Etwas") zuerst im Verdrängungskörper einkleben und dann den Schaft darauf so befestigen, daß die Skala wieder in der selben Höhe über dem unteren Ende beginnt, wie ursprünglich. Danach müßte zunächst alles abgedichtet werden, damit das Teil nicht absaufen kann. Zuletzt müßte dann noch das Originalvolumen rekonstruiert werden. Daher müßte man recht sparsam mit dem Kleber umgehen. Ich würde für die Skala einen dünnflüssigen Lösemittelkleber nehmen und den Rest mit einem 2K-Kleber erledigen. Es kann sinnvoll sein, die Bruchenden von außen, innen und an der Kante leicht mit SiC-Papier anzurauhen, um dem Kleber besseren Halt zu bieten.

Wenn das alles geklappt hat, dann müßte die Spindel kalibriert werden, um oben das (hoffentlich noch) fehlende Gewicht anbringen zu können. Wenn der Auftrag vom Kleber echt sparsam war, dann könnte man sogar das Originalvolumen rekonstruieren, indem man zuerst zwei Kalibrierlösungen ansetzt und ihre Messwerte mit dem Soll vergleicht. Das könnte zur Fummelei ausarten...

Das ist rein aus logischer Überlegung entstanden und nicht praktisch erprobt. Eine Heiße Lösung kam aus einigen Gründen nicht in Frage: Erstens vermute ich ein Weichglas, zu dem man kein passendes Material findet. Zweitens könnte man mit eingebautem Ballast nicht tempern. Drittens sind weder Werkzeug noch Erfahrung vorhanden.


Eine andere Idee ist, eine neue Spindel zu bauen, die die Funktion dieses Schätzchens übernehmen kann. Da sind die Möglichkeiten besser, es selber machen zu können. Man braucht ein Kölbchen, das ungefähr das Volumen des Tauchkörpers hat, Ballast-Schrot und einen Schaft, auf dem man von Außen die Skala anbringen kann (oder sie einschiebt).
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immi07
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Re: Essigwaage Transportschaden - was tun

Beitrag von immi07 »

Hallo glaskocher,

so in der Art hab ichs befürchtet. Spannender Weise sieht der Ballast aus, wie Silberspiegel. keine einzelnen Kugeln evtl. Hg?

Hallo aliquis,

hermes hat für die alte Waage, die sie verschlampt haben. Wert ca. 300 € gekauft für 1€ einen 9.90 Euro Gutschein geschickt :wall:

Gruß Thomas
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Re: Essigwaage Transportschaden - was tun

Beitrag von aliquis »

Tja, im Sachschadensersatzrecht ist leider der Zeitwert maßgeblich.

https://rlp.museum-digital.de/object/19520
Als Ballastfüllung kommt bei dem Erscheinungsbild eigentlich nur Quecksilber in Frage (Gallinstan kam in solch historischen Instrumenten noch nicht zum Einsatz).
Falls auch der geschlossene Ballastbehälter beschädigt worden sein sollte (diese Gefahreneingrenzung habe ich nach mgritsch' untenstehendem Beitrag ergänzt), würde ich dringend empfehlen, das Ganze samt Verpackungsmaterial zügig ins Freie zu bringen und bis zu einer möglichen Rückverfüllung oder Entsorgung in einem dichtschliessenden Behälter unterzubringen, sprich übergangsweise umfüllen.
Bitte nicht zerbrochen/offen in geschlossenen Wohnräumen lagern. Das Paket nach verschüttetetem Hg absuchen und ggf. entsprechend damit umgehen. Den betroffenen Raum gut lüften! http://umweltlexikon.katalyse.de/?p=2799
Gefährlich ist vor allem die Exposition durch den Dampf, den winzige Kügelchen, die in irgendwelchen Ritzen hängen bleiben oder unter Schränke rollen, kontinuierlich abgeben: schon 0,1-1 mg pro Tag eingeatmetes Hg reichen aus, um eine chronische Vergiftung hervorzurufen.
Wer Quecksilber im Hause hat, sollte auch ein entsprechendes Spill-Kit griffbereit halten:
https://www.aude-oelbindemittel-umwelts ... pill-kits/
https://www.carlroth.com/de/de/quecksil ... h/p/9461.4
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mgritsch
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Re: Essigwaage Transportschaden - was tun

Beitrag von mgritsch »

immi07 hat geschrieben: Dienstag 12. März 2024, 22:46 Spannender Weise sieht der Ballast aus, wie Silberspiegel. keine einzelnen Kugeln evtl. Hg?
Ich habe auch ein paar so alte Aräometer (die allgemeine Bezeichnung) und ja, das ist wohl Hg da unten drin. Ist es jedenfalls bei meinen. Kann man das nicht sich bewegen fühlen?
Im Gegensatz zu aliquis empfehle ich aber Entspannung. Der Teil mit Hg ist separat abgeschnürt und fließt nicht aus wenn noch nicht gebrochen. War natürlich Glück im Unglück, wenngleich der Teil anscheinend gerne etwas dicker ausgeführt wird.
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Re: Essigwaage Transportschaden - was tun

Beitrag von Glaskocher »

Auf den Fotos kann ich den Ballast kaum einschätzen, weil sie dort unscharf sind. Es gibt noch weitere Alternativen, außer Hg. Aber besser zuerst etwas vorsichtiger sein, als nachher dumm schauen.
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mgritsch
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Re: Essigwaage Transportschaden - was tun

Beitrag von mgritsch »

Wenn es Hg ist, dann jedenfalls schon recht alt und war wohl auch nicht das reinste, denn mit der Zeit benetzt es dann das Glas was die vollständige „Verspiegelung“ erklären kann für die es sonst keinen Grund gäbe.

Die Abschnürung ist so oder so technisch sinnvoll, denn sonst würde das Hg irgendwann nach oben in die Spindel gelangen, sich in der Skala verfangen und das Ding wäre nicht mehr stabil und geriete in Schieflage.
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Re: Essigwaage Transportschaden - was tun

Beitrag von aliquis »

Thermometerfühler erscheinen ebenfalls verspiegelt, wenn Hg drin ist. Das hat nichts mit Alter oder Reinheit des Elements zu tun. Und an dessen Giftigkeit ändert das auch nichts.
Bei Glasbruch würden angesichts von Menge und Dichte in diesem Fall etliche Gramm freigesetzt werden - das ist schon einiges mehr als bei einem alten Fieberthermoter...
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immi07
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Re: Essigwaage Transportschaden - was tun

Beitrag von immi07 »

Danke,

also werde ich es erst mal einlagern, bis zur zündenden Idee.

Gruß Thomas

Edit hat schon mal eine Dichtetabelle gefunden
https://meyers.de-academic.com/39491/Essigs%C3%A4ure
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Re: Essigwaage Transportschaden - was tun

Beitrag von aliquis »

immi07 hat geschrieben: Mittwoch 13. März 2024, 14:11 Edit hat schon mal eine Dichtetabelle gefunden
Ich empfehle diese hier:
https://www.periodensystem-online.de/in ... erte&sst=9
oder
https://www.internetchemie.info/substan ... %A4ure.php
Da findet man auch Tabellen für alle möglichen anderen Säuren, Basen und gängigen Lösungen. 8)

Ich wiege (bei Raumtemperatur) immer ein definiertes Volumen ab, dann brauche ich gar kein Aräometer...
Essigsäure ist wegen der vergleichsweise eher geringen konzentrationsabhängigen Dichteunterschiede aber ein recht undankbarer Kandidat zur Konzentrationsbestimmung.
Am Ende müssen dann meistens doch Bürette und Phenolphthalein herhalten...
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Re: Essigwaage Transportschaden - was tun

Beitrag von mgritsch »

aliquis hat geschrieben: Mittwoch 13. März 2024, 11:11 Thermometerfühler erscheinen ebenfalls verspiegelt, wenn Hg drin ist. Das hat nichts mit Alter oder Reinheit des Elements zu tun. Und an dessen Giftigkeit ändert das auch nichts.
Du verstehst anscheinend nicht wie und warum die Dinger aufgebaut sind und dass du hier Äpfel und Birnen vergleichst.

In einem Thermometer MUSS das Hg "eingesperrt" sein da es sich ausdehnen soll um dann in der Kapillare hochzusteigen. Daher ist die Kugel mehr als voll und erscheint es wie verspiegelt.
In einem Aräometer dient es nur als Gewicht zur Justierung und Gleichgewichtslage in der Flüssigkeit und DARF NICHT die Kugel ausfüllen da es sonst beim Erwärmen die Kugel zerplatzen lassen würde. Deswegen ist so eine Kugel nur Teil-gefüllt und man sollte einen Hg-Tropfen rumkullern sehen. Wenn sie dennoch verspiegelt erscheint hat das Hg einfach alle Oberflächen benetzt und man sieht den Tropfen dahinter nicht mehr. Sauberes Hg benetzt keine saubere Glasfläche. Daher muss da was drin passiert sein.

Damit du dir das auch vorstellen kannst habe ich mal Fotos von meinen "Exponaten" gemacht.
Ein typisches Aräometer, man erkennt dass der Tropfen unten vom Rest abgeschnürt ist und die Kugel nicht ganz gefüllt ist:
IMG_2019.JPG
Zum Beweis - wenn ich es auf den Kopf stelle bleibt das Hg oben und fließt nicht runter:
IMG_2020.JPG
Nota bene ist das Spitzchen etwas grau angelaufen aber noch nicht verspiegelt.


Eine hübsche Spielvariante - hier ist gleich ein Thermometer mit integriert. Natürlich sind das zwei separate Hg-Reservoirs:
IMG_2021.JPG
auch hier kann man auf den Kopf stellen und alles bleibt wo es soll:
IMG_2022.JPG
Nota bene erscheint hier das Spitzchen bereits verspiegelt!
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