Silber-I-oxid

Anorganische Chemie.

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aliquis
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Silber-I-oxid

Beitrag von aliquis »

Das Filtrat von mit Alkalilauge im leichten Überschuss gefälltem Silberoxid ist schwach bräunlich und dunkelt binnen weniger Minuten deutlich weiter nach.
Wie ist das angesichts der schlechten Löslichkeit von Silberoxid möglich?
Was verursacht die Bräunung: kolloidal gelöstes Silberoxid bzw. - nach dessen Zerfall - kolloidales Silber?
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lemmi
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Re: Silber-I-oxid

Beitrag von lemmi »

Ag2O ist nicht farblos sondern schon an sich gelb-braungrau gefärbt.

Ich vermute, dass ein Teil desselben schlicht zu fein ausgefallen ist, vielleicht sogar kolloidal gelöst war und durch das Filter lief. Im Filtrat ist es dann entweder ausgeflockt oder durch Lichteinwirkung gesetzt worden, was das Nachdunkeln erklärt.
Alternativ wäre eine Komplexbildung zu vermuten, ich weiß aber nicht ob ein Ag(OH)2- existiert.
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aliquis
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Re: Silber-I-oxid

Beitrag von aliquis »

Ja, ein Kolloid schien mir auch die plausibelste Erklärung zu sein.

Es existiert aber wohl tatsächlich auch der Hydroxo-Komplex - zumindest in dem Umfange, wie er im wässrigen Millieu vorübergehend die Chance bekommt, sich aus dem Hydroxid zu bilden, bevor dieses wieder zum Oxid zerfällt: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Silberhydroxid

Damit ist die Oxid-Fällung als Silberrückgewinnungsmethode leider eher ineffizient, weil es keine komplett silberfreien Filtrate hinterlässt, die sich bedenkenlos über die Kanalisation entsorgen ließen.
Schade eigentlich, dann das Silber lässt sich leicht durch Thermolyse aus dem Oxid freisetzen und zu kleinem Kügelchen schmelzen.
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Glaskocher
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Re: Silber-I-oxid

Beitrag von Glaskocher »

Du kannst auch Silberhalogenide mit Soda-Pottasche-Mix als Flussmittel zu Kügelchen schmelzen. Falls Du Lösungen von Silberverbindungen hast, dann versetze sie Mit Sulfiden, um Ag2S zu fällen. Auch das läßt sich mit obiger Methode zu Kügelchen schmelzen.

Lasse das Filtrat im Sonnenlicht stehen, bis der Überstand klar und farblos ist. Dann ist alles Silber abgesetzt.
aliquis
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Re: Silber-I-oxid

Beitrag von aliquis »

Für die Carbonat- oder Sulfid-Methode braucht man schon recht hohe Temperaturen über einen längeren Zeitraum, während das Oxid sehr zügig zerfällt.
Ausgehend vom Chlorid würde ich da eher die nasse/kalte Reduktionsmethode mit naszierendem Wasserstoff bevorzugen (klar, damit bekommt man dann aber natürlich nur Silberpulver und keine Granalien).

Dem Tageslicht und der Schwerkraft die Arbeit mit dem Kolloid zu überlassen, wäre durchaus mal einen Test im kleinen Masstab wert.
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