Synthese von 2,4-Dinitrophenol aus 1-Chloro-2,4-Dinitrobenzol?

Organische Chemie.

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Pello1
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Synthese von 2,4-Dinitrophenol aus 1-Chloro-2,4-Dinitrobenzol?

Beitrag von Pello1 »

Hallo zusammen!

Ich habe eine größere Menge 1-Chloro-2,4-Dinitrobenzol, welche ich gerne zu 2,4-Dinitrophenol umwandeln würde. Bisher scheint folgende Synthese am einfachsten zu sein. Ich habe die kurze Anleitung [1] frei auf Deutsch übersetzt:

"20 g 1-Chloro-2,4-Dinitrobenzol werden mit 21 g Natriumcarbonat in 225 ml Wasser für 24 Stunden unter Rückfluss gekocht. Nach dem Abkühlen wird die Lösung mit Salzsäure angesäuert, und 2,4-Dinitrophenol fällt aus. Das Produkt wird mit Wasser gewaschen und getrocknet. Der Schmelzpunkt ist 114 °C und die Ausbeute ca. 90 % der Theorie"

Leider ist diese Anleitung aus 1912, und ich habe bisher keine alternative Synthesevorschrift gefunden, die mit Natriumcarbonat funktioniert. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir da weiterhelfen könnt. Wenn die Synthese klappt, will ich eine Anleitung zur Synthese von DNPO für Lumineszenz Reaktionen veröffentlichen. Da ich Zugang zu einem gut ausgestatteten Labor habe und ausgebildeter Chemiker bin, braucht ihr euch keine Sorge um meine Sicherheit machen.

Liebe Grüße,
Pello1

[1] The preparation of organic compounds, by Barnett, E. de Barry, S. 85 (https://archive.org/details/preparation ... 4/mode/2up)
Glaskocher
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Re: Synthese von 2,4-Dinitrophenol aus 1-Chloro-2,4-Dinitrobenzol?

Beitrag von Glaskocher »

Im Paper https://onlinelibrary.wiley.com/doi/ful ... /kin.20495 arveitet man mit Acetonitril-Wasser als Lösemittel und NaOH als Reagenz. Ausbeute = 100%d.Th. Der Abstrakt ist frei zugänglich.

Ich vermute, daß das Acetonitril die Löslichkeit des Eduktes verbessert und es dadurch die Reaktionsgeschwindigkeit steigert. Die Grundidee dahinter könnte auch in anderen Systemen interessant sein, da homogene oder zumindest teilmischbare Phasen die Reaktion deutlich beschleunigen. Man könnte auch über andere wassermischbare Kosolventien nachdenken, die man allerdings vor dem Ansäuern wieder los werden muß...
aliquis
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Re: Synthese von 2,4-Dinitrophenol aus 1-Chloro-2,4-Dinitrobenzol?

Beitrag von aliquis »

Pello1 hat geschrieben: Donnerstag 3. August 2023, 12:08 Da ich Zugang zu einem gut ausgestatteten Labor habe und ausgebildeter Chemiker bin, braucht ihr euch keine Sorge um meine Sicherheit machen.
Mache ich nicht, ich sehe eher einen potentiellen Konflikt mit den Forenregeln, Punkt 2: viewtopic.php?f=44&t=899 - insbesondere, wenn eine Syntheseanleitung dazu veröffentlicht werden soll. Denn laut Wiki gehört DNP zu einer der betreffenden Stoffgruppen: https://de.m.wikipedia.org/wiki/2,4-Dinitrophenol

Als Profichemiker mit eigenem Labor solltest Du alle alternativen Möglichkeiten der Welt für einen schönen Synthese-Artikel haben. Da muss es IMHO doch nicht unbedingt ein X-Stoff sein, oder?
Ganz zu schweigen davon, dass selbst professionelle/institutionelle Labore ohne Erlaubnisschein mit einer "größeren Menge" Probleme bekommen dürften...

Was den Artikel angeht, würde an Deiner Stelle zumindest vorher einen der Admins/Mods fragen, ob das hier in Ordnung geht, bevor Du Dir womöglich vergeblich die Mühe machst... :|
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Pello1
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Re: Synthese von 2,4-Dinitrophenol aus 1-Chloro-2,4-Dinitrobenzol?

Beitrag von Pello1 »

Danke Gaskocher für den Link, die Anleitung hört sich sehr gut und einfach an, ich denke ich werde das mal testen.

Danke für den Hinweis aliquis. Da Dinitrophenol laut dessen H und P Sätzen nicht explosiv ist, bin ich davon ausgegangen, dass das in Ordnung geht. Ich werde aber zur Sicherheit einen Mod fragen, ob dem auch wirklich so ist. Ich will sehr gerne DNPO und TCPO herstellen um die Chemilumineszenz vergleichen zu können.

Liebe Grüße,
Pello1
aliquis
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Re: Synthese von 2,4-Dinitrophenol aus 1-Chloro-2,4-Dinitrobenzol?

Beitrag von aliquis »

Ein Artikel zum Lumineszenz-Vergleich ist vermutlich weniger problemetisch als zur DNP-Synthese, aber mit einer Voranfrage bei den Mods machst Du im Zweifel sicherlich nichts falsch. :)
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mgritsch
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Re: Synthese von 2,4-Dinitrophenol aus 1-Chloro-2,4-Dinitrobenzol?

Beitrag von mgritsch »

Pello1 hat geschrieben: Donnerstag 3. August 2023, 12:08 Bisher scheint folgende Synthese am einfachsten zu sein. Ich habe die kurze Anleitung [1] frei auf Deutsch übersetzt:

"20 g 1-Chloro-2,4-Dinitrobenzol werden mit 21 g Natriumcarbonat in 225 ml Wasser für 24 Stunden unter Rückfluss gekocht.
[…]

Leider ist diese Anleitung aus 1912, und ich habe bisher keine alternative Synthesevorschrift gefunden, die mit Natriumcarbonat funktioniert.
So ganz verstehe ich die Frage nicht, die Vorschrift scheint doch einfach und astrein, warum benötigst du eine Alternative?

Wie auch immer, ich halte das Produkt für unproblematisch, ein üblicher Indikator. Freue mich schon auf den Bericht :)

Was die Lumineszenz betrifft: da gibt’s übrigens noch viele einfache und „grüne“ Alternativen, zb aus Methylsalicylat und Oxalylchlorid geht auch nicht schlecht!
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mgritsch
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Re: Synthese von 2,4-Dinitrophenol aus 1-Chloro-2,4-Dinitrobenzol?

Beitrag von mgritsch »

aliquis hat geschrieben: Donnerstag 3. August 2023, 12:58 Denn laut Wiki gehört DNP zu einer der betreffenden Stoffgruppen: https://de.m.wikipedia.org/wiki/2,4-Dinitrophenol
Ich denke du überinterpretierst. Bestandteil ja, aber da gibt’s viele die letztendlich zur Modifikation der Eigenschaften beigemischt werden. Für sich genommen ist es untauglich.
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Re: Synthese von 2,4-Dinitrophenol aus 1-Chloro-2,4-Dinitrobenzol?

Beitrag von aliquis »

Wenn es gänzlich ungefährlich ist, warum soll es dann wie Pikrinsäure mit Wasser phlegmatisiert gelagert werden?

Aber dass das, was bei Wikipedia unter "Rechtliches" veröffentlicht wird, oftmals wenig differenziert und auskunftsfreudig ist, hatten wir ja vor Kurzem erst diskutiert. :)
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Glaskocher
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Re: Synthese von 2,4-Dinitrophenol aus 1-Chloro-2,4-Dinitrobenzol?

Beitrag von Glaskocher »

Ich habe die Substanz in Zusammenhang mit typischen deutschen Begriffen zur Charakterisierung von Knallkram im Netz gesucht. Es kommen keine Ergebnisse, die einen Verdacht auf erhöhtes Risiko, ähnlich wie des Trinitroderivates, erkennbar werden lassen. Man findet in diesem Kontext exakt NIX. Man findet nur Berichte über die Toxizität und den Misbrauch als "Schlankmacher", sowie die schmale therapeutische Breite, die zum raschen Verbot führte.
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mgritsch
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Re: Synthese von 2,4-Dinitrophenol aus 1-Chloro-2,4-Dinitrobenzol?

Beitrag von mgritsch »

Pello1 hat geschrieben: Donnerstag 3. August 2023, 12:08 Ich habe eine größere Menge 1-Chloro-2,4-Dinitrobenzol, welche ich gerne zu 2,4-Dinitrophenol umwandeln würde.
P.s. bevor du das alles dafür verwendest - da fällt mir zumindest noch eine andere interessante Synthese ein, Dinitrophenylhydrazin…
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Re: Synthese von 2,4-Dinitrophenol aus 1-Chloro-2,4-Dinitrobenzol?

Beitrag von aliquis »

Glaskocher hat geschrieben: Donnerstag 3. August 2023, 22:36 Ich habe die Substanz in Zusammenhang mit typischen deutschen Begriffen zur Charakterisierung von Knallkram im Netz gesucht. Es kommen keine Ergebnisse, die einen Verdacht auf erhöhtes Risiko, ähnlich wie des Trinitroderivates, erkennbar werden lassen. Man findet in diesem Kontext exakt NIX.
Schon beim Edukt ist explosionsartige Zersetzung möglich:
https://www.uni-muenster.de/Chemie.ac/g ... w-c387.htm

Von den explosiven Gefahren des Produkts scheint tatsächlich nur Wiki zu warnen, die engl. Version noch eindringlicher: https://en.m.wikipedia.org/wiki/2,4-Dinitrophenol

DNP wurde bis 2017 in Anlage III Explosivstoffliste zum SprengG geführt, ist dann aber - neben erstaunlich vielen anderen Stoffen - dort rausgeflogen: https://www.buzer.de/gesetz/3583/v206324-2017-07-01.htm
Ob diese Substanzen stattdessen anderweitig reguliert werden oder aber das Gesetz tatsächlich mal gelockert wurde (falls ja, warum?), entzieht sich meiner Kenntnis. :angel:
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Re: Synthese von 2,4-Dinitrophenol aus 1-Chloro-2,4-Dinitrobenzol?

Beitrag von mgritsch »

Wir sind hier nicht die Behörde und Pello muss nicht unbedingt deutschem Recht unterstehen bzw. hat offensichtlich seriösen professionellen Hintergrund und vernünftige Absichten zu einer spannenden Verbindung wie er schon eingangs erwähnt hat. Entscheide du für dich was dir zu viel ist und verschone uns bitte mit deiner legalen Expertise. Dieses threads für deine Themen hijacken nervt, zu seiner Frage konntest du nicht beitragen.
aliquis
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Re: Synthese von 2,4-Dinitrophenol aus 1-Chloro-2,4-Dinitrobenzol?

Beitrag von aliquis »

Du ahnst ja nicht, wie Recht Du hast: als Österreicher stehst Du ihm rechtlich näher als ich...
Ich hatte zugegebermassen eher die deutschen Leser im Blick - und die damaligen Verfasser der Forumsregeln hatten das vll. auch. Aber: andere Generation, andere Ansichten.
Von daher belasse ich es dabei und überlege mir, wie ich grundsätzlich damit umgehen will, falls hier zukünftig häufiger der Umgang mit kritischen Substanzen thematisiert, verharmlost und toleriert wird. Ich hatte mich seinerzeit im Vertrauen darauf angemeldet, dass Xplosivstoffe und Btm hier experimentell tabu sind.
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mgritsch
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Re: Synthese von 2,4-Dinitrophenol aus 1-Chloro-2,4-Dinitrobenzol?

Beitrag von mgritsch »

aliquis hat geschrieben: Freitag 4. August 2023, 01:44 Von daher belasse ich es dabei und überlege mir, wie ich grundsätzlich damit umgehen will, falls hier zukünftig häufiger der Umgang mit kritischen Substanzen thematisiert, verharmlost und toleriert wird. Ich hatte mich seinerzeit im Vertrauen darauf angemeldet, dass Xplosivstoffe und Btm hier experimentell tabu sind.
Bitte überlege dir das gerne.

Die Regeln gelten weiterhin uneingeschränkt, sie orientieren sich aber nicht an „aliquis findet das bedenklich“ sondern an einschlägigen Rechtsnormen (plus etwas Menschenverstand in Bezug auf Missbrauchspotenzial).
Eindeutig nicht okay sind in dem Sinne Stoffe die im SprengG Anl. II und Anl. III gelistet sind. Da Dinitrophenol dort nicht vorkommt kannst du dir das Gequängel und die Panikmache getrost sparen.

Umgang mit „kritischen“ Substanzen gehört - entsprechende Sachkenntnis und Sicherheitsmaßnahmen vorausgesetzt - im übrigen zum täglichen Brot eines Chemikers und darf hier natürlich thematisiert worden. Wir beschränken uns nicht auf Versuche auf Chemiekasten-Niveau.
aliquis
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Re: Synthese von 2,4-Dinitrophenol aus 1-Chloro-2,4-Dinitrobenzol?

Beitrag von aliquis »

Der Umgang mit Sprengstoffen und Betäubungsmitteln mag für Chemikanten in der Feuerwerks- oder Munitionsfabrik bzw. manche Laboranten in der Pharma-Branche tägliche Routine sein, entspricht aber sicher nicht dem durchschnittlichen Berufsalltag aller Chemiker.
Dass für einen nicht-deutschen Berufs-Chemiker in jeder Hinsicht andere Voraussetzungen gelten als für einen deutschen Hobbyisten war mir aber durchaus klar.
Bzgl. der einschlägigen Gefahren als Grundlage etwaiger gesetzlicher Beschränkungen habe ich weder "gequängelt", noch "Panik gemacht", sondern lediglich Fundstellen verlinkt, nachdem Glaskocher meinte, es gäbe im Netz keinerlei Hinweise darauf.
Es ging in meinen Beiträgen die ganze Zeit über um die im Titel genannten Substanzen. Von "hijacken" kann daher also keine Rede sein.
Auch hatte ich mich von Anfang an auf das gesetzlich Erlaubte und die Forenregeln bezogen und nicht darauf, was ich persönlich bedenklich finde. Dass DNP erst seit 2017 wieder erlaubnisfrei zu sein scheint (ohne Gewähr), war dann das Ergebnis meiner Recherche, so dass man an dieser (im Hinblick auf die vermutlich mehrheitlich deutsche und nicht-professionelle Leserschaft des Forums) m. E. berechtigten, weil grundlegenden Fragestellung nun einen Haken setzen kann. Oder hattest Du jede einzelne Änderung des SprengG seit 1976 auswendig auf dem Schirm? Ich jedenfalls nicht und Wikipedia scheinbar auch nicht.
Dass hier bei solchen Substanzen aber offensichtlich lieber in einer ungeklärten Grauzone gearbeitet wird ("nicht ans Licht zerren"), wirkt auf mich wenig vertrauenerweckend, so dass ich in solchen Zusammenhängen dann am liebsten auch gar nicht mehr als User in Erscheinung treten möchte.
Und dass mit den Anliegen derer, die Experimentalchemie lediglich mit einfachen Mitteln betreiben wollen, können oder dürfen, hier oft eher despektierlich umgegangen wird, ist mir schon seit längerem aufgefallen.
Daher werde ich mich hier - sicherlich zur Freude einzelner Hauptakteure - in Zukunft rarer machen, wieder öfter reiner Mitleser sein und an den wenigen Stellen, wo ich überhaupt noch in Erscheinung trete, einsilbiger werden oder nur per Quellen-Verlinkung kommentieren und Fragen nur noch per PN stellen oder ausführlich beantworten, damit sich niemand mehr an meinen Beiträgen stoßen muss. Anscheinend bin ich hier aber wohl nicht der Erste und Einzige, der sich im Laufe der Zeit dazu entschlossen hat, sondern lediglich einer der wenigen unter den vielen stillen oder verstummten Usern, der das zuvor offen mitgeteilt hat...
OT Ende.
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