Hydrazin unschädlich machen
Moderator: Moderatoren
Hydrazin unschädlich machen
Habe gelesen, dass das mit 30 %igem Wasserstoffperoxid funktionieren soll. Eignet sich 12 %iges auch? Und falls ja: wie schnell ist dann die Umsetzung/wie lange muss man die Mischung (vermutlich am besten draußen) stehen lassen, bis sie nicht mehr schäumt und man sie dann bedenkenlos in den Ausguss geben kann?
Für die Berechnung der notwendigen Menge:
N2H4 + 2 H2O2 -> N2 + 4 H2O
Gibt diese Gleichung die dabei ablaufende Reaktion korrekt wieder?
Empfiehlt es sich mit einem Überschuss an Peroxid zu arbeiten?
Lässt sich das Sulfat direkt oxidieren oder muss man es zunächst basisch stellen?
Als andere Möglichkeit wird Hypochlorit erwähnt. Andererseits lässt sich aus Harnstoff und Chlorbleiche Hydrazin herstellen. Wie passt das zueinander?
Danke im Voraus für Eure Rückmeldungen.
Für die Berechnung der notwendigen Menge:
N2H4 + 2 H2O2 -> N2 + 4 H2O
Gibt diese Gleichung die dabei ablaufende Reaktion korrekt wieder?
Empfiehlt es sich mit einem Überschuss an Peroxid zu arbeiten?
Lässt sich das Sulfat direkt oxidieren oder muss man es zunächst basisch stellen?
Als andere Möglichkeit wird Hypochlorit erwähnt. Andererseits lässt sich aus Harnstoff und Chlorbleiche Hydrazin herstellen. Wie passt das zueinander?
Danke im Voraus für Eure Rückmeldungen.
"Es lebe die Freiheit!" (Hans Scholl)
Re: Hydrazin unschädlich machen
Statement 1: hab mich noch nie damit befasst
Statement 2: Die Gleichung stimmt erstmal. Ich sehe keinen Grund,warum es nicht auch mit 3%igem Wasserstoffperoxid gehen sollte. Ich würde eine berechnete Menge Lauge zugeben und eine Spur eines Schwermetallsalzes. Schwermetalle katalysieren die Oxidation von Hydrazin, weshalb bei der Synthese aus Ammoniak und Hypochlorit eine Gelatinelösung zugesetzt wird, die Metallionen komplexiert.
Vielleicht erstmal in einem Reagenzglasversuch testen, wie heftig die Reaktion ist ...
Statement 2: Die Gleichung stimmt erstmal. Ich sehe keinen Grund,warum es nicht auch mit 3%igem Wasserstoffperoxid gehen sollte. Ich würde eine berechnete Menge Lauge zugeben und eine Spur eines Schwermetallsalzes. Schwermetalle katalysieren die Oxidation von Hydrazin, weshalb bei der Synthese aus Ammoniak und Hypochlorit eine Gelatinelösung zugesetzt wird, die Metallionen komplexiert.
Vielleicht erstmal in einem Reagenzglasversuch testen, wie heftig die Reaktion ist ...
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)
"Wer nur Chemie versteht, versteht auch die nicht recht!" (G.C. Lichtenberg, 1742 - 1799)
"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie gesehen haben." (Alexander v. Humboldt, 1769 - 1859)
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Re: Hydrazin unschädlich machen
Per Zufall gerade gelesen und damit selber beantwortet:Bei Ammoniak hätte ich Bedenken, dass sich sehr instabiles Stickstofftrichlorid bilden könnte... Sind die unbegründet?
erst ab 18 % NCl3 in wässriger Lösung wird es kritisch. Mischen ist also unproblematisch. Die nach Extraktion notwendige Destillation bleibt aber brenzlig, allein schon wegen des Hydrazins selbst...
Wenn überhaupt würde ich es lediglich als Sulfat fällen.
Edit: Leider habe ich hier meinen eigenen Beitrag zerschossen (bearbeitet statt zitiert... )
"Es lebe die Freiheit!" (Hans Scholl)
Re: Hydrazin unschädlich machen
Wo bitte hast du das gelesen? Ich verwende Hydrazin nie. Die paar Tropfen einer verdünnten Lösung für Goldpurpur? Sowas entsorge ich nicht speziell.Habe hier aber schon öfter mal gelesen, dass Du Hydrazin verwendet hast..
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Re: Hydrazin unschädlich machen
Ja, einmal dort, sowie bei der iodometrischen Gehaltsbestimmung und einmal auf mein Bitten hin beim Berliner Blau. Gefühlt war es häufiger, aber da war letztlich nur noch der theoretische Austausch mit mgritsch über sein Semicarbazon...
Vollständig umgesetzt in Redoxreaktionen macht eine separate Entsorgung natürlich wirklich überhaupt keinen Sinn (die ist dann ja gerade automatisch passiert, wenn man so will...).
Also hast Du Dein Hydrazinsulfat mal irgendwo gekauft und nicht selbst hergestellt? Nur im Zuge einer Eigensynthese stellt sich die Frage der Dekontamination ja wirklich akut.
Vollständig umgesetzt in Redoxreaktionen macht eine separate Entsorgung natürlich wirklich überhaupt keinen Sinn (die ist dann ja gerade automatisch passiert, wenn man so will...).
Also hast Du Dein Hydrazinsulfat mal irgendwo gekauft und nicht selbst hergestellt? Nur im Zuge einer Eigensynthese stellt sich die Frage der Dekontamination ja wirklich akut.
"Es lebe die Freiheit!" (Hans Scholl)
Re: Hydrazin unschädlich machen
So ist es .... vor langer Zeit. Wird ja nicht schlecht.
EDIT: eine Iodometrische Gehaltbestimmung von Hydrazin habe ich noch nie gemacht!
EDIT: eine Iodometrische Gehaltbestimmung von Hydrazin habe ich noch nie gemacht!
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Re: Hydrazin unschädlich machen
"Es lebe die Freiheit!" (Hans Scholl)
Re: Hydrazin unschädlich machen
Hmm ...
Jedenfalls musste da nix entsorgt werden, weil das Hydrazin komplett oxidiert worden war.
Ich erinnere mich wieder: ich wollte es zur Reduktion von Ammoniumhexachloroplatinat für die Cisplatin-Synthese verwenden und habe deswegen den Gehalt bestimmt. Hab's mir dann aber anders überlegt und Ammoniumoxalat genommen, was ein milderes Reduktionsmittel ist.
Jedenfalls musste da nix entsorgt werden, weil das Hydrazin komplett oxidiert worden war.
Ich erinnere mich wieder: ich wollte es zur Reduktion von Ammoniumhexachloroplatinat für die Cisplatin-Synthese verwenden und habe deswegen den Gehalt bestimmt. Hab's mir dann aber anders überlegt und Ammoniumoxalat genommen, was ein milderes Reduktionsmittel ist.
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Re: Hydrazin unschädlich machen
Da kannst Du mal sehen, was für ein Fan Deiner Artikel ich bin...
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Re: Hydrazin unschädlich machen
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Re: Hydrazin unschädlich machen
Aktueller Erfahrungsbericht:
Eine Mischung von gleichen Teilen 12 %igem Wasserstoffperoxid und dreimolarer Natronlauge reagiert mit gesättigter Hydrazinsulfatlösung und auch ein paar kleinen Krümeln des Feststoffs unter sofortigem, jedoch höchstens mässigem Aufbrausen, das aber auch schnell wieder nachlässt (keine längere Einwirkungsdauer erforderlich). Bei portionsweiser Zugabe und final nicht mehr als halbvollen Behältern sollte es also keine bösen Überraschungen mit durchgehenden Reaktionen geben. Wegen der evtl. Rest-Hydrazin enthaltenden Aerosole empfiehlt sich die Durchführung im Freien und das Tragen einer Partikelfiltermaske.
Edit: Die nachträgliche Zugabe von wenig (Spatelspitze) Kupfersulfat zur an sich bereits abreagierten Mischung führt nochmals zu leichter Gasentwicklung, wobei dies aber vor allem auf Sauerstoff aus überschüssigem, nun katalytisch zersetztem Wasserstoffperoxid zurückzuführen ist (Glimmspanprobe positiv).
Eine Mischung von gleichen Teilen 12 %igem Wasserstoffperoxid und dreimolarer Natronlauge reagiert mit gesättigter Hydrazinsulfatlösung und auch ein paar kleinen Krümeln des Feststoffs unter sofortigem, jedoch höchstens mässigem Aufbrausen, das aber auch schnell wieder nachlässt (keine längere Einwirkungsdauer erforderlich). Bei portionsweiser Zugabe und final nicht mehr als halbvollen Behältern sollte es also keine bösen Überraschungen mit durchgehenden Reaktionen geben. Wegen der evtl. Rest-Hydrazin enthaltenden Aerosole empfiehlt sich die Durchführung im Freien und das Tragen einer Partikelfiltermaske.
Edit: Die nachträgliche Zugabe von wenig (Spatelspitze) Kupfersulfat zur an sich bereits abreagierten Mischung führt nochmals zu leichter Gasentwicklung, wobei dies aber vor allem auf Sauerstoff aus überschüssigem, nun katalytisch zersetztem Wasserstoffperoxid zurückzuführen ist (Glimmspanprobe positiv).
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