Hygrometer kalibrieren

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lemmi
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Hygrometer kalibrieren

Beitrag von lemmi »

Da wir es neulich in einem anderen thread mal von "verstaubten Haar-Hygrometern" hatten, habe ich mir gedacht, das meinige (gefühlte 30 Jahre alt) mal zu überprüfen. Ich habe mich dunkel daran erinnert, daß man es in ein feuchtes Tuch einschlagen sollte, um den oberen Punkt der Skala auf 95% einzustellen. Ich habe das ein bisschen wissenschaftlicher gemacht, einen großen Standzylinder mit nassem Fließpapier ausgelegt, das Hygrometer an einem Bindfaden hineingehängt und über Nacht stehen gelassen:

Bild

Am nächsten morgen zeigte es tatsächlich 99 % an, was ich schon mal ganz gut fand.

Nun der Gegentest: das Hygrometer für 12 Stunden im Exsikkator über frisch regeneriertem Kieselgel aufbewahrt:

Bild

Danach zeigte es 24 % an (noch ein bisschen nach der Aufnahme des Fotos), was auch nach weiteren 6 Stunden sich nicht änderte.

Kann mir jemand sagen, was für eine Luftfeuchte sich über Kieselgel einstellt? Sind die 24 % das was man erwarten würde?
Hat jemand eine andere Idee um ein Hygrometer zu eichen bzw. zu kontrollieren?
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)

"Wer nur Chemie versteht, versteht auch die nicht recht!" (G.C. Lichtenberg, 1742 - 1799)

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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Dann stimmt der untere (Null)Punkt meines Hygrometers nicht, denn laut diesen Angaben stellt sich über Kieselgel eine relative Luftfeuchte von 0 % ein. meines war ja frisch regeneriert und zu "trocknen" gab es nicht viel.
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Cumarinderivat
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Beitrag von Cumarinderivat »

Was du hier beschreibst,ist genaugenommen eine Kalibrierung. Eichungen sind letztlich behördlich durchgeführte Kalibrierungen, die nur das Eichamt durchführen darf. Wenn Geräte (nach einer Kalibrierung) in ihrem Fehler korrigiert werden (z.B. Waagen), spricht man von einer Justierung.
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Okay
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Glaskocher
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Beitrag von Glaskocher »

Es gibt doch Tabellen, in denen die relative Luftfeuchte über gesättigten Lösungen mit Bodenkörper verzeichnet ist. Oft verwendet man Kaliumcarbonat-Sesqiuhydrat, um eine 50%-ige Luftfeuchte zu stabilisieren. Das wird in (den sockeln von) geschlossenen Museumsvitrinen eingesetzt. Aber vorsicht: Dieses Salz neigt dazu, die "Wände hoch" zu gehen und sich durch Krusten einen Kapillarpfad ins "Freie" zu schaffen.
CD-ROM-LAUFWERK
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Beitrag von CD-ROM-LAUFWERK »

Hier ein Diagramm mit gesättigten Lösungen einer Vielzahl von Salzen und deren Luftfeuchte bei einer bestimmten Temperatur.
0% und 100% Luftfeuchte sind unsinnige Punkte. Ein sinnvolles Minimum ist 10% und Maximum 90% Luftfeuchte.
ChemDoc
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Re: Hygrometer kalibrieren

Beitrag von ChemDoc »

lemmi hat geschrieben:Kann mir jemand sagen, was für eine Luftfeuchte sich über Kieselgel einstellt? Sind die 24 % das was man erwarten würde?
Definitiv nein. Das Kieselgel war nicht trocken.
Bild
aus http://web.hs-merseburg.de/~ag-vt/ADS_T ... mittel.pdf
Ich würde einen "Nullpunkt" mit Phosphorpentoxid oder Calciumchlorid festlegen.
CD-ROM-LAUFWERK
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Beitrag von CD-ROM-LAUFWERK »

Bei 5g Beladung des Silicagels entspricht 1mg/L Restwasser bei 20°C übrigens etwa 10% Luftfeuchte.
30g Beladung mit 13mg/L Restwasser bei 20°C sind ~90% Luftfeuchte.
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

CD-ROM-Laufwerk hat geschrieben:Bei 5g Beladung des Silicagels entspricht 1mg/L Restwasser bei 20°C übrigens etwa 10% Luftfeuchte.
ChemDoc hat geschrieben:Das Kieselgel war nicht trocken.
Mein Kieselgel war frisch regeneriert, wie ich schon schrieb. Es hatte also keine relevante Beladung und wenn das Hygrometer mehr als 0% anzeigte lag das nicht dem Kieselgel.
DC-ROM-Laufwerk hat geschrieben:0% und 100% Luftfeuchte sind unsinnige Punkte. Ein sinnvolles Minimum ist 10% und Maximum 90% Luftfeuchte.
Finde ich einen vrnüftig klingenden Standpunkt. Werde aber mal probieren, was passiert, wenn ich das Hygrometer auf 5 % über Kieselgel einstelle und dann in die feuchte Kammer hänge.
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ChemDoc
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Beitrag von ChemDoc »

Wenn es nicht am Kieselgel lag, dann ist das Hygrometer defekt.
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Oder falsch kalibriert.
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eule
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Beitrag von eule »

kann es vlt. sein, daß diesesr Hygrometer, da kein laborinstument sondern ein Gerät "für den Hausgebrauch", niemals ganz exakt angezeigt hat, sondern immer nur Ungefährwerte bzw Tendenzen? Haushaltsgeräte sind meines Wissens selten über die komplette skala durchgehend richtig und vor Allem für den mittleren Bereich (die zb. bei Hygrometern so um 40-60% Luftfeuchte liegen sollen - eben für Wohnraumluft) eingerichtet. 100% oder darüber (Nebel) wird dort kaum jemals auftreten, une unter 20% wird bei einem bewirtschafteten Raum auch kaum jemals eintreten. Vllt. müßte, um es genau zu machen, eine neue Skalenteilung her (ok, Kalibrierung mit der Holzhammermethode), da die Mechanik im Inneren sicher nicht verändert werden soll.
Unendliche Vielfalt in unendlicher Kombination.

Agressiv und feindselig, boshaft, manipulierend und hinterhältig, hämisch, überkritisch, herrschsüchtig und sinnlos brutal, das sind die Primärtugenden, die zusammengenommen Menschen vor allen anderen Spezies auszeichnen.
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Beitrag von CD-ROM-LAUFWERK »

Hier eine weitere Tabelle mit gesättigten Salzlösungen und deren Luftfeuchte bei der jeweiligen Temperatur.
Teste doch einfach mal gesättigte Kochsalzlösung, ob dort 75% Luftfeuchte angezeigt werden.
Wenn der passt noch ein Test mit Kaliumcarbonat (43%) oder Magnesiumchlorid (33%) und fertig. Von 5% Abweichung solltest du ohnehin ausgehen und eine Hysterese gibt es obendrein auch noch...
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Stepfan
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Beitrag von Stepfan »

Ich weiß dass die die Hygrometer bei uns in der AC immer mit gesättigten Salzlösungen eingestellt wurden, welchen genau o.Ä. weiß ich gerade nicht, könnte ich aber auf Wunsch erfragen.
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