Mn(Ph3PO)2Br2 lässt sich aus Manganbromid und Triphenylphosphinoxid herstellen. Der Komplex zeigt eine grüne Fluoreszenz und Tribolumineszenz und ist eine Alternative zu tribolumineszenten Terbiumkomplexen (z.B. Tb(thd)3(dmap) und Tb(antipyrin)6I3), wobei die Helligkeit allerdings geringer ist.
Geräte:
Erlenmeyerkolben, Becherglas, Magnetheizrührer, Filtrationszubehör, Glasstab, Objektträger
Chemikalien:
Mangan(II)-bromid
Triphenylphosphinoxid

1-Butanol(alternativ: Ethanol)
Methanol(alternativ: Ethanol)
Ascorbinsäure
Dibromidobis(triphenylphosphinoxid)mangan(II)
Durchführung:
1. Herstellung
Laut Literaturvorschrift vereinigt man heiße ethanolische Lösungen von Triphenylphosphinoxid und Manganbromid im Molverhältnis 2,2:1 und lässt abkühlen.1,2 Statt Ethanol wurde hier n-Butanol verwendet, da dieses in Vorversuchen ein gutes Lösungsvermögen für die Edukte zeigte, während das Produkt schlecht löslich war. Außerdem ist Butanol weniger wasseranziehend als Ethanol. Das Molverhältnis wurde auf 2,1:1 geändert. Die Ausbeute ließ sich durch einen zusätzlichen Schritt etwas steigern.
2,44 g Manganbromid-Tetrahydrat wurden unter Rühren und Erhitzen in 10,5 ml n-Butanol gelöst. Da noch ein Bodensatz übrig blieb (im eigenen Kristallwasser gelöstes Manganbromid) wurden noch 3 ml Methanol hinzugefügt. Es entstand eine fast klare Lösung mit dunkelroter Färbung, welche vermutlich durch Eisenverunreinigungen verursacht wurde. Deshalb wurden 60 mg Ascorbinsäure hinzugefügt, erwärmt bis die Farbe sich aufhellte und anschließend eine geringe Menge an schwarzbraunem Niederschlag abfiltriert. Die so erhaltene, schwach rosafarbene Flüssigkeit wurde mit einer Lösung von 5,00 g Triphenylphosphinoxid in 15 ml n-Butanol überschichtet. Die obere Lösung färbte sich dabei rötlich. Anschließend wurden etwa 1 mg Impfkristalle des Produkts in die Mischung gegeben und sehr leicht geschwenkt. Kurz darauf erschienen die ersten Kristalle (was vermutlich auch ohne Impfkristalle passiert wäre). Es wurde nach wenigen Minuten erneut geschwenkt, sodass beide Lösungen vermischt waren und eine orange Farbe annahmen, und dann ruhig stehengelassen. Nach einigen Minuten hellte sich die Farbe auf und wechselte über gelb nach etwa einer halben Stunde zu hellgrün und die gebildeten Kristalle wurden größer. Nach einer Stunde wurde auf 5-10 °C abkühlen gelassen und nach weiteren 20 Stunden wurden die hellgrünen Kristalle von der wieder etwas gelblich gewordenen überstehenden Lösung abfiltriert, mit 4 ml kaltem n-Butanol gewaschen, erst zwischen Filterpapier und dann an der Luft getrocknet.
Es wurden zunächst 3,42 g des Produkts erhalten. Bei Abkühlung der Restlösung auf ca. -15 °C und Zugabe von Impfkristallen konnten auch nach 2 Tagen keine weiteren Kristalle erhalten werden. Die überstehende Lösung wurde deshalb nochmals bis zum Sieden erhitzt und so auf etwa 2/3 des Volumens eingeengt (Abzug!). Dabei änderte sich die Farbe wieder zu tiefrot und ein heller Niederschlag (Produkt) fiel aus, der abfiltriert, gewaschen und getrocknet wurde. Die so erhaltene zweite Fraktion des Produkts wurde aus Methanol (5,6 ml pro 2,15 g) durch Verdunsten umkristallisiert3, wodurch zusätzlich 0,71 g kompakte Kristalle erhalten wurden. Bei weiterem Einengen der verbliebenen, eingeengten Lösung bis fast zur Trockne fiel nur noch sehr wenig eines nur schwach fluoreszierenden Niederschlags aus, der verworfen wurde.
Ausbeute: 4,13 g (63 %; Lit: 60 %)
Das Produkt ist recht beständig an trockener Luft. Bei Kontakt mit flüssigem Wasser tritt jedoch Hydrolyse unter Rückbildung der Ausgangsstoffe ein (festes Ph3PO und gelöstes MnBr2). Der Komplex ist etwas löslich in Aceton, Acetonitril, Nitrobenzol und Nitromethan.1
2. Lumineszenz
Unter kurzwelligem UV-Licht ist eine hellgrüne Fluoreszenz zu sehen. Um die Tribolumineszenz zu demonstrieren, zerdrückt man in einem abgedunkelten Raum einige vollständig (!) getrocknete Kristalle mit einem Glasstab in einem kleinen Becherglas oder zwischen zwei Objektträgern. Die Kristalle leuchten beim Zerbrechen grün auf.
Entsorgung:
Das Produkt kann durch Auflösen und anschließendes Eindunsten wiederaufbereitet werden. Reste kommen in den Schwermetallabfall.
Erklärung:
Aus Manganbromid und Triphenylphosphinoxid bildet sich ein tetraedrischer Komplex:

Der unsymmetrische Kristallaufbau (aus der Formel nicht zu erkennen) wurde bis vor kurzem dafür verantwortlich gemacht, dass beim Zerbrechen der Kristalle eine Ladungstrennung stattfinden kann.4 Diese allgemeine Theorie der Tribolumineszenz wurde durch eine neue Untersuchung jedoch in Frage gestellt, sodass es bisher keine generelle Erklärung im Fall tetraedrischer Mangankomplexe gibt.5 Bei Wiedervereinigung der Ladungen soll ein Elektronenübergang im Manganatom stattfinden (4T1 → 6A1), der für das grüne Leuchten verantwortlich ist.3 Das Helligkeitsmaximum liegt, wie das der Fluoreszenz, bei etwa 510 nm und damit etwas näher am blauen Bereich als bei Terbiumkomplexen, sodass das Licht im Vergleich dazu leicht türkis aussieht.6
Die im Vergleich zur Literatur etwas höhere Ausbeute könnte darauf hindeuten, dass sich der Komplex am besten in der Hitze bildet. In einem weiteren, halb so großen Ansatz wurde die Reaktionsmischung deshalb kurz bis zum Sieden erhitzt und 75 % Ausbeute in Form von feinen Kristallen erhalten, wobei das Produkt aber noch umkristallisiert werden musste.
Bilder:

"Verwittertes" Manganbromid. Die dunkle Farbe kommt wahrscheinlich durch Oxidation von Eisenverunreinigungen.

Triphenylphosphinoxid

Lösen des Manganbromids in Butanol

Dunkelrote Farbe der Lösung nach Erhitzen und Zugabe von etwas Methanol

Nach Behandlung mit Ascorbinsäure und Abfiltrieren war die typische Rosafärbung von Mangan(II)-Ionen zu sehen. Rechts: Ph3PO-Lösung.

Überschichtung der Manganbromid-Lösung mit der Lösung von Triphenylphosphinoxid

Abscheidung der ersten Kristalle

Gelbfärbung nach einigen Minuten

Vollständig auskristallisiertes Produkt mit grüner Restlösung

getrocknetes Produkt: Mn(Ph3PO)2Br2

Aus Methanol durch Eindunsten kristallisiertes Produkt (leichter Gelbstich durch Verunreinigungen)

Fluoreszenz unter kurzwelligem UV-Licht

Aus der Waschflüssigkeit entstand beim Verdunsten noch ein schwach rötlich fluoreszierender Rückstand, der vermutlich ein Nebenprodukt oder eine (eisenhaltige?) Verunreinigung ist (Foto eines Testansatzes).

Tribolumineszenz von kleinen Kristallen
Video:
Literatur:
[1] D.M.L. Goodgame & F.A. Cotton (1961) Phosphine oxide complexes. Part V. Tetrahedral complexes of manganese(II) containing triphenylphosphine oxide, and triphenylarsine oxide as ligands. Journal of the Chemical Society, 3735-3741. doi: 10.1039/JR9610003735
[2] J. Lee et al. (2010) Triboluminescent materials and golf balls made from such materials. US-Patent 7772315, S. 42. (Volltext als pdf)
[3] B.P. Chandra et al. (1987) Tetrahedral manganese (II) complexes—intense and unique type of mechanoluminophores. Pramana - Journal of Physics, 29, 399-407. doi: 10.1007/BF02845778
[4] F.A. Cotton et al. (2001) Correlation of Structure and Triboluminescence for Tetrahedral Manganese(II) Compounds. Inorganic Chemistry, 40, 3576-3578. doi: 10.1021/ic0101836
[5] J. Chen et al. (2015) Intense Photo- and Tribo-luminescence of Three Tetrahedral Manganese(II) Dihalides with Chelating Bidentate Phosphine Oxide Ligand. Dalton Transactions, 44, 3289-3294. doi: 10.1039/C4DT03694H
[6] B.P. Chandra & B.R. Kaza (1982) Mechanoluminescence, electroluminescence and high-pressure photoluminescence of Mn(Ph3PO)2Br2. Journal of Luminescence, 27, 101-107. doi: 10.1016/0022-2313(82)90032-1