Moin moin...

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Timoxyd
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Moin moin...

Beitrag von Timoxyd »

...meine Name ist Tim und komme aus der schönen Stadt Bremen. Vielen Dank für die Aufnahme hier an Bord! ;-)

Warum ich mich hier angemeldet habe? Tja, eigentlich bin ich Geigen/Instrumentenbauer. Allerdings einer, welcher immer ganz genau wissen will, was er tun kann.
Und genau da setzt die Chemie an. In der Regel stelle ich meine Lacke selbst her, nach alter Geigenbauertratition. Das bedeutet, natürliche Harze in Lösungsmittel auflösen, filtern und in einer bestimmten Rezeptur vermengen.

So habe ich mit allerlei "chemischen" Bestandteilen und deren Reaktionen zutun. Und dazu weiß ich vielleicht die Hälfte von den tatsächlichen Vorgängen, wenn ich Geigenlack koche. Das Ergebnis war bislang immer entscheidend. Ein schöner, nicht zu harter Lack mit herrlicher Brillanz.

Eine tiefgehende Frage führt mich nun dazu viel tiefer abzutauchen, in die Geheimnisse der Chemie. Ich habe mich die letzten vier Jahre sehr intensiv mit verschiedenen Rezepturen und Zutaten auseinandergesetzt.

Von daher werde ich einen Thread erstellen, im entsprechenden Unterforum, um meine Fragen und/oder Ergebnisse zu posten.

Als Gast habe ich schon längere Zeit mitgelesen und mich immer mehr für Verfahren und Lösungsansätze begeistert.

Viele Grüße

Tim

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Phil
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Beitrag von Phil »

Herzlich willkommen Timoxyd, als Musiker kennst Du eventuell diese Musik. Mit musikalischem Hintergrund erwarten wir Deine Beiträge. :thumbsup:
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Timoxyd
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Beitrag von Timoxyd »

Phil hat geschrieben:Mit musikalischem Hintergrund erwarten wir Deine Beiträge. :thumbsup:
Ok, dann werd ich mir mal Mühe geben und der Admin darf ein "Post-soundfile-tool" einbinden, ins Board. Krasse Filmmusik oder Psychojazz begleitet den verzweifelten Versuch Dammar vollständig in Ethanol zu lösen während das Paraffinöl dazu gezwungen wird, bei 450° unter 350bar Druck mit dem Ethanol eine hydrophobe Verbindung einzugehen.... :mrgreen:
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NI2
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Beitrag von NI2 »

Da die GEMA in den letzten Wochen das Video von dem 2CELLO Cover von AC/DC in DE nicht mehr freigeschaltet hat kann mans vermutlich nur mit Proxy schauen.

Aber erstma' Willkommen Tim! Was ist auf dem Bild zu sehen? die "Trockenmischung" für einen Lack?
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Timoxyd
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Beitrag von Timoxyd »

Präzise, das ist eine Farbmischung aus natürlichen Farbstoffen zu sehen, welche den fertigen Grundlack (Harz, Lsgm) seine Färbung gibt.

Die Farbstoffe müssen ganz langsam und unter niedrigen Temperaturen (<50°) ihre Pigmente an die Rohlackmischung abgeben. Eine einfache Aufgabe, wie ich finde. Zumindest habe ich bisher immer recht schnell den angestrebten Farbton getroffen.
Was bedeutsam schwieriger für mich ist, dem "Rohlack" seine Färbung durch Eintrag von Verunreinigungen seitens der Harze zu entziehen, so das ein klarer/farbloser Lack das Produkt wäre.
An einem solchen Verfahren arbeite ich noch. Destilation habe ich versucht, ebenso das Abdampfverfahren. Aber bei beiden Methoden, war der Lack nachher nicht mehr in seiner ursprünglichen Eigenschaft zu gebrauchen. Mhhh....da muß ich mir noch Gedanken zu machen, wie es wohl klappen könnte.

Ebenso, dem Lack die Eigenschaft der Feuchtigkeitsresitenz zu verleihen ohne auf synthetische Stoffe zurückgreifen zu müssen. Natürliche Harze sind leider allesamt sehr empfindlich auf Feuchtigkeit. Das möchte ich knacken, das ist mein Ziel. Ein wasserfester Lack auf Naturstoffbasis. ;-)
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NI2
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Beitrag von NI2 »

Timoxyd hat geschrieben:Das möchte ich knacken, das ist mein Ziel. Ein wasserfester Lack auf Naturstoffbasis. ;-)
Das klingt doch nach 'nem guten Ziel! Falls es klappt bring ich dir meine Geige zum nachlackieren vorbei :D (ich weiß nicht, was sich der Geigenbauer damals dabei gedacht hat sie so hell zu machen. Fürchterlich...)
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Timoxyd
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Beitrag von Timoxyd »

NI2 hat geschrieben:
Timoxyd hat geschrieben:Das möchte ich knacken, das ist mein Ziel. Ein wasserfester Lack auf Naturstoffbasis. ;-)
Das klingt doch nach 'nem guten Ziel! Falls es klappt bring ich dir meine Geige zum nachlackieren vorbei :D (ich weiß nicht, was sich der Geigenbauer damals dabei gedacht hat sie so hell zu machen. Fürchterlich...)
Da erschließt sich mir die Frage: Was möchtest Du mit einer wasserfest lackierten Geige? ;-) ;-)

Nein, falls Du Hilfe brauchst könnten wir tauschen. Ich benötige noch einen Heizpilz und einen Kugelkühler samt Pumpe, 300mm......und Du eine gute Lackierung! 8) :mrgreen:
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NI2
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Beitrag von NI2 »

Na was wohl: Konzerte im Schwimmbad geben - was sonst? *lach* Nicht wirklich, hatte mal einige Jahre Unterricht, aber es ist einfach nicht das Instrument auf dem ich mich richtig ausleben konnte und so bin ich zum Klavier übergegangen. Dennoch fand ich die Lackierung schon immer scheußlich und im Orchester ist es ein wenig aufgefallen.

Aber nichts desto trotz hier mal ein Bild des Instrumentes, bin mal auf deine Meinung zum Lack gespannt...

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Aber Spaß bei Seite: geht es um Material zum refluxieren? Evtl kann man dir da weiter helfen.
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Timoxyd
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Beitrag von Timoxyd »

Oh, ein Sachse. Ja, da müßte einiges gemacht werden, wie ich sehe! ;-) Aber ein schönes Instrument. Auffallend schön gebaut. :-)

Unter Rückfluß kochen würde gehen. Für den Farbstoffaustrag käme eine Solexarmatur in Frage, oder? Ich müßte aber vorab die Temperaturen allesamt ermitteln. Zum Teil brauche ich die ätherischen Öle aus den Harzen (bei Benzoe zb), zum Teil müssen sie aber extrahiert werden. Deswegen steht erstmal Grundstoffgewinnung auf dem Programm. Um zu sehen, welche Stoffe nun elementar für meine Lackeigenschaften sind, und welche unnötig.... Ich glaube das wird dann ein Mammutthread - *green*
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Phil
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Beitrag von Phil »

:D Du meinst Soxletapparatur :lol: Solex ist ein Mofa aber ein Antikes, es diente als Vorbild für die E-Bikes.
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Timoxyd
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Beitrag von Timoxyd »

Wer Rechdschraibfeler macht - hat beim Schreiben nicht viel gedacht......*pruust*

Jedenfalls, ja das Mofa ist ein Kultobjekt. Nichts desto weniger geht es ja immer noch um die produktivste Methode Stoffe aus einer Lösung zu ziehen/extrahieren.
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Phil
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Beitrag von Phil »

Wie gross müsste der Soxlet sein und welche Lömis kämen zum Einsatz?
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Timoxyd
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Beitrag von Timoxyd »

Am besten ich beschreibe mal kurz wie und mit was ich die Lacke ansetze.

Lösungsmittel ist bei Spirituslack immer Ethanol. Bei Öllacken Terpentinöl (diese kommen hier aber nicht in Betracht). Auch Schellack wird mit Ethanol angesetzt.
Als Harze kommen Mastix, Sandarak, Dammar, Benzoe und Schellack zum Einsatz. Die Mischung aus den verschiedenen Harzen, bestimmt nachher die Elastizität und die Brillanz des Lackes.
Zur Färbung werden aus Naturstoffen (Catechu, Fernambukholz und Sandelholz) die Farbstoffe mit Ethanol entzogen und dem fertigen Lack zugefügt.

Für eine Charge Lack benötige ich ein Kochgefäß von ~ 250ml/besser etwas mehr. Der Ethanol muß aber zu einem gewissen Grad in der Lackmischung erhalten bleiben. Dieser darf dann erst nach dem Auftrag ablüften, so das der Lack aushärtet. Die Konsistenz des fertigen Lackes sollte der von Sirup gleich sein.

Ohne eine gezielte Extraktion von unerwünschten Stoffen (mikr. Verunreinigungen, ätherische Öle usw) bleibt ein tratitionell hergestellter Lack, immer ein Kompromis. Auch Farbstoffe müssen nach dem Kochen wieder teilweise entzogen werden.
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Stepfan
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Beitrag von Stepfan »

Herzlich willkommen, Tim
du könntest ja vielleicht in einem Artikel die Herstellung eines einfachen Lackes zeigen :thumbsup:
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Timoxyd
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Beitrag von Timoxyd »

@ Stefan

Vielen Dank.

Ja, das ist eine wirklich gute Idee. Ich werde die nächsten Tage sowieso wieder einen Lack kochen. Das kann ich dann gerne per Bild und Schrift in einem Thread dokumentieren.
Ich denke im Unterforum "Organik"?

P.s.: Aber es darf mich keiner auslachen unter welch barbarischen Umständen ich "noch" arbeiten muß! :angel:
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