Cadetsche Flüssigkeit als klassischer Acetatnachweis
Moderator: Moderatoren
- Cyanwasserstoff
- Illumina-Admin
- Beiträge: 6303
- Registriert: Sonntag 7. Mai 2006, 20:41
- Kontaktdaten:
Cadetsche Flüssigkeit als klassischer Acetatnachweis
Cadetsche Flüssigkeit als klassischer Acetatnachweis
Ein Gemisch aus Kakodyl (Tetramethyldiarsan) und Kakodyloxid wurde 1760 von Louis Claude Cadet de Gassicourt entdeckt und entsprechend auch "Cadetsche Flüssigkeit" genannt. Kakodyl und Kakodyloxid stellen somit auch die ersten bekannten Organometallverbindungen dar. Cadet erhitzte Kaliumacetat mit Arsen(III)-oxid und erhielt ein übelriechendes Gemisch aus Kakodyl, Kakodyloxid und Spuren weiterer Organoarsenverbindungen. Diese Reaktion wurde aufgrund des intensiven und charakteristischen Geruchs (eine Mischung aus Kot und Knoblauch) als Acetatnachweis verwendet, ist aufgrund der Giftigkeit der Organoarsenverbindungen jedoch durch harmlosere Nachweisreaktionen ersetzt worden. Dennoch soll diese Reaktion hier vorgestellt werden.
Geräte:
Reagenzglas, Spatel, Brenner
Chemikalien:
Natriumacetat (oder andere acetathaltige Probe)
Arsen(III)-oxid
Kakodyl
Hinweis: Diese Reaktion ist als Experiment von historischem Interesse zu verstehen! Zum Nachweis von Acetat sollten andere, weniger gefährliche Nachweisreaktionen herangezogen werden! Mit Kleinstmengen arbeiten! Abzug!
Durchführung:
1 mg Arsen(III)-oxid wird in einem Reagenzglas mit 50 mg Natriumacetat vermischt und mit der Brennerflamme bis zur Verkohlung erhitzt. Fächelt man sich nach dem Abkühlen vorsichtig etwas von den entweichenden Dämpfen zu, kann man einen intensiven, unangenehmen Geruch wahrnehmen, der zum einen an Kot, zum anderen aber auch deutlich an weißen Phosphor (knoblauchartig) erinnert.
Entsorgung:
Das Reagenzglas wird zu den organischen Feststoffabfällen gegeben. Natriumacetat kann verdünnt in das Abwasser gegeben werden. Arsen(III)-oxid wird zu den anorganischen Feststoffabfällen gegeben.
Erklärung:
Natriumacetat reagiert mit Arsen(III)-oxid zu Kakodyloxid, Natriumcarbonat und Kohlenstoffdioxid. Durch Zersetzungsprodukte (Verkohlung!) kann das Kakodyloxid zu Kakodyl reduziert werden.
Bild:
Acetatnachweis über die Bildung von Kakodylverbindungen
Ein Gemisch aus Kakodyl (Tetramethyldiarsan) und Kakodyloxid wurde 1760 von Louis Claude Cadet de Gassicourt entdeckt und entsprechend auch "Cadetsche Flüssigkeit" genannt. Kakodyl und Kakodyloxid stellen somit auch die ersten bekannten Organometallverbindungen dar. Cadet erhitzte Kaliumacetat mit Arsen(III)-oxid und erhielt ein übelriechendes Gemisch aus Kakodyl, Kakodyloxid und Spuren weiterer Organoarsenverbindungen. Diese Reaktion wurde aufgrund des intensiven und charakteristischen Geruchs (eine Mischung aus Kot und Knoblauch) als Acetatnachweis verwendet, ist aufgrund der Giftigkeit der Organoarsenverbindungen jedoch durch harmlosere Nachweisreaktionen ersetzt worden. Dennoch soll diese Reaktion hier vorgestellt werden.
Geräte:
Reagenzglas, Spatel, Brenner
Chemikalien:
Natriumacetat (oder andere acetathaltige Probe)
Arsen(III)-oxid
Kakodyl
Hinweis: Diese Reaktion ist als Experiment von historischem Interesse zu verstehen! Zum Nachweis von Acetat sollten andere, weniger gefährliche Nachweisreaktionen herangezogen werden! Mit Kleinstmengen arbeiten! Abzug!
Durchführung:
1 mg Arsen(III)-oxid wird in einem Reagenzglas mit 50 mg Natriumacetat vermischt und mit der Brennerflamme bis zur Verkohlung erhitzt. Fächelt man sich nach dem Abkühlen vorsichtig etwas von den entweichenden Dämpfen zu, kann man einen intensiven, unangenehmen Geruch wahrnehmen, der zum einen an Kot, zum anderen aber auch deutlich an weißen Phosphor (knoblauchartig) erinnert.
Entsorgung:
Das Reagenzglas wird zu den organischen Feststoffabfällen gegeben. Natriumacetat kann verdünnt in das Abwasser gegeben werden. Arsen(III)-oxid wird zu den anorganischen Feststoffabfällen gegeben.
Erklärung:
Natriumacetat reagiert mit Arsen(III)-oxid zu Kakodyloxid, Natriumcarbonat und Kohlenstoffdioxid. Durch Zersetzungsprodukte (Verkohlung!) kann das Kakodyloxid zu Kakodyl reduziert werden.
Bild:
Acetatnachweis über die Bildung von Kakodylverbindungen
"It is arguably true that the tetrapyrrole system is Nature's most remarkable creation."
- Claude Rimington
- Claude Rimington
- Uranylacetat
- Illumina-Mitglied
- Beiträge: 1230
- Registriert: Sonntag 8. August 2010, 23:17
- Wohnort: Berlin-Pankow
Ein sehr interessanter Nachweis!
"Der einfachste Versuch, den man selbst gemacht hat, ist besser als der schönste, den man nur sieht." (Michael Faraday 1791-1867)
Alles ist Chemie, sofern man es nur "probiret". (Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832)
„Dosis sola facit venenum.“ (Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus 1493-1541)
"Wenn man es nur versucht, so geht´s; das heißt mitunter, doch nicht stets." (Wilhelm Busch 1832 -1908)
Alles ist Chemie, sofern man es nur "probiret". (Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832)
„Dosis sola facit venenum.“ (Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus 1493-1541)
"Wenn man es nur versucht, so geht´s; das heißt mitunter, doch nicht stets." (Wilhelm Busch 1832 -1908)
Mir ist die Reaktion unter dem Namen "Kakodyloxidprobe" bekannt. Ich habe das mal versucht aber nix gerochen. Allerdings habe ich nicht bis zum Verkohlen erhitzt, war vermutlich nicht lange genug.
Kakodyloxyd bildet mit Alkalien Salze. Das Natriumkadodylat (CH3)2AsO2Na, das das Arsen in fünfwertiger Form enthält, war früher als Arzneimittel in Gebrauch (MED 0,05, MTD 0,15 nach DAB 6). Zu Synthese setzte man wasserfreies Natriumacetat mit Arsen-III-oxid um, oxydierte mit Quecksilberoxid in wässriger Lösung und isolietre daraus die Kakodylsäure. Eine sicher nicht nachamenswerte Synthese...
Kakodyloxyd bildet mit Alkalien Salze. Das Natriumkadodylat (CH3)2AsO2Na, das das Arsen in fünfwertiger Form enthält, war früher als Arzneimittel in Gebrauch (MED 0,05, MTD 0,15 nach DAB 6). Zu Synthese setzte man wasserfreies Natriumacetat mit Arsen-III-oxid um, oxydierte mit Quecksilberoxid in wässriger Lösung und isolietre daraus die Kakodylsäure. Eine sicher nicht nachamenswerte Synthese...
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)
"Wer nur Chemie versteht, versteht auch die nicht recht!" (G.C. Lichtenberg, 1742 - 1799)
"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie gesehen haben." (Alexander v. Humboldt, 1769 - 1859)
"Wer nur Chemie versteht, versteht auch die nicht recht!" (G.C. Lichtenberg, 1742 - 1799)
"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie gesehen haben." (Alexander v. Humboldt, 1769 - 1859)
- Cyanwasserstoff
- Illumina-Admin
- Beiträge: 6303
- Registriert: Sonntag 7. Mai 2006, 20:41
- Kontaktdaten:
Ja, man muss tatsächlich recht stark erhitzen. Ich habe auch vorher (kurz nach dem "Schmelzen" und Wiedererstarren des NaOAc) dran gerochen und da war nichts, nach der Verkohlung war es aber recht deutlich.Ich habe das mal versucht aber nix gerochen. Allerdings habe ich nicht bis zum Verkohlen erhitzt, war vermutlich nicht lange genug.
"It is arguably true that the tetrapyrrole system is Nature's most remarkable creation."
- Claude Rimington
- Claude Rimington
Zusatzfrage: ist die Reaktion hinreichend spezifisch für Acetat? Sind Kreuzreaktionen bekannt? Weinsäure z.B. ?
Ich frage aus folgendem Grund: K.F. Mohr hat eine sehr empfindliche Probe beschrieben, mit der die Verunreinigung von Brechweinstein durch Arsen noch in Spuren nachgewiesen werden kann. Sie bestand darin, eine Probe der Substanz in einen kleinen Metalllöffelchen mit Metalldeckel bis zur Verkohlung zu erhitzen. Wenn dabei ein Knoblauchgeruch auftrat enthielt die Probe Arsen. Das könnte doch eine modifizierte Kakodyloxidprobe gewesen sein - nur daß eben kein Acetat sondern Tartrat vorlag.
Ich frage aus folgendem Grund: K.F. Mohr hat eine sehr empfindliche Probe beschrieben, mit der die Verunreinigung von Brechweinstein durch Arsen noch in Spuren nachgewiesen werden kann. Sie bestand darin, eine Probe der Substanz in einen kleinen Metalllöffelchen mit Metalldeckel bis zur Verkohlung zu erhitzen. Wenn dabei ein Knoblauchgeruch auftrat enthielt die Probe Arsen. Das könnte doch eine modifizierte Kakodyloxidprobe gewesen sein - nur daß eben kein Acetat sondern Tartrat vorlag.
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)
"Wer nur Chemie versteht, versteht auch die nicht recht!" (G.C. Lichtenberg, 1742 - 1799)
"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie gesehen haben." (Alexander v. Humboldt, 1769 - 1859)
"Wer nur Chemie versteht, versteht auch die nicht recht!" (G.C. Lichtenberg, 1742 - 1799)
"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie gesehen haben." (Alexander v. Humboldt, 1769 - 1859)
Durchaus denkbar. Aber würde vermuten, dass auch die Reaktion mit Propionaten funktioniert (durch Bildung des Ethyl-derivates). Da sollte man das glatt mal mit dem DMSA probieren (würde hier eher eine negative Probe durch Bildung von Arsensulfid(en) erwarten).
I❤OC
There is no sadder sight in the world than to see a beautiful theory killed by a brutal fact. [T. Huxley]
The pursuit of knowledge is hopeless and eternal. Hooray! [Prof. H. J. Farnsworth]
Trust the rhythm and the rhyme of your own heartbeat. [C. Douglas]
There is no sadder sight in the world than to see a beautiful theory killed by a brutal fact. [T. Huxley]
The pursuit of knowledge is hopeless and eternal. Hooray! [Prof. H. J. Farnsworth]
Trust the rhythm and the rhyme of your own heartbeat. [C. Douglas]
Für Acetat eher weniger, denn ich kenn die Reaktion nur als (ziemlich zuverlässige) Vorprobe auf Arsen. Da war diese Reaktion bei uns im Schlonzpraktikum gang und gäbe ... damals, in der juten, alten Zeitlemmi hat geschrieben:Zusatzfrage: ist die Reaktion hinreichend spezifisch für Acetat? Sind Kreuzreaktionen bekannt? Weinsäure z.B. ?
Hmmm ... Knoblauchgeruch spricht m.E. eher für einen Arsenwasserstoff. Da gabs doch in den steinzeitlichen Anfängen der forensischen Chemie mal die "Arsenprobe nach Metzger":lemmi hat geschrieben:Ich frage aus folgendem Grund: K.F. Mohr hat eine sehr empfindliche Probe beschrieben, mit der die Verunreinigung von Brechweinstein durch Arsen noch in Spuren nachgewiesen werden kann. Sie bestand darin, eine Probe der Substanz in einen kleinen Metalllöffelchen mit Metalldeckel bis zur Verkohlung zu erhitzen. Wenn dabei ein Knoblauchgeruch auftrat enthielt die Probe Arsen. Das könnte doch eine modifizierte Kakodyloxidprobe gewesen sein - nur daß eben kein Acetat sondern Tartrat vorlag.
Die arsenverdächtige Substanz wurde auf glühende Kohle gegeben. Wenn sich ein starker Knoblauchgeruch entwickelte und auf einem in die Dämpfe gehaltenen Kupferblech ein weißgrauer Belag abschied, galt Arsen als "nachgewiesen". Funktioniert aber wohl nur dann zuverlässig, wenn Arsen in beinahe Grammmengen vorhanden ist und erfüllt ganz sicher nicht mehr die Anforderungen, welche man heute an einen chemischen Nachweis stellt. Die von Dir beschriebene Probe nach Mohr klingt für mich ziemlich ähnlich. Würde ich aber auch nur als Vorprobe einsetzen.
Ich bin weit über die Fähigkeit rationalen Denkens hinaus entsetzt!
"Und wenn alle anderen die von der Partei verbreitete Lüge glaubten - wenn alle Aufzeichnungen gleich lauteten - dann ging die Lüge in die Geschichte ein und wurde Wahrheit."
George Orwell, 1984
"Und wenn alle anderen die von der Partei verbreitete Lüge glaubten - wenn alle Aufzeichnungen gleich lauteten - dann ging die Lüge in die Geschichte ein und wurde Wahrheit."
George Orwell, 1984
Die Probe von Mohr soll sehr empfindlich sein - empfindlicher als die damals bekannten Fällungsreaktionen jedenfalls (die Marsh'sche Probe erwähnt er nicht) - es kann sich also kaum um den Nachweis von Gramm-Mengen handeln.Obtainium hat geschrieben:"Arsenprobe nach Metzger":
Die arsenverdächtige Substanz wurde auf glühende Kohle gegeben. Wenn sich ein starker Knoblauchgeruch entwickelte und auf einem in die Dämpfe gehaltenen Kupferblech ein weißgrauer Belag abschied, galt Arsen als "nachgewiesen". Funktioniert aber wohl nur dann zuverlässig, wenn Arsen in beinahe Grammmengen vorhanden ist und erfüllt ganz sicher nicht mehr die Anforderungen, welche man heute an einen chemischen Nachweis stellt. Die von Dir beschriebene Probe nach Mohr klingt für mich ziemlich ähnlich. Würde ich aber auch nur als Vorprobe einsetzen.
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)
"Wer nur Chemie versteht, versteht auch die nicht recht!" (G.C. Lichtenberg, 1742 - 1799)
"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie gesehen haben." (Alexander v. Humboldt, 1769 - 1859)
"Wer nur Chemie versteht, versteht auch die nicht recht!" (G.C. Lichtenberg, 1742 - 1799)
"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie gesehen haben." (Alexander v. Humboldt, 1769 - 1859)