Runge-Bilder – Bilder, die sich selber malen

Organische und anorganische Versuche ohne weitere Zuordnung.

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Uranylacetat
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Re: Runge-Bilder – Bilder, die sich selber malen

Beitrag von Uranylacetat »

lemmi hat geschrieben: Dienstag 4. Juli 2023, 14:03 @uranylacetat: hast du die genauen Konzentrationen der Lösungen, die du verwendet hast, noch verfügbar? Wie lange hat es gebraucht, bis die Bilder fertig waren und wie groß sind sie?
Hallo @lemmi,

leider habe ich es nicht dokumentiert. Ich weiß, es gehört eigentlich zum „wissenschaftlichen Arbeiten“ dazu; doch ich konnte und kann oft meine „Krakelschrift“ nicht mehr selbst entziffern. Und mit einer herkömmlichen Schreibmaschine war es mir anno dazumal doch zu viel Aufwand … :oops:

Meine hier gezeigten Unikate sind gegen Ende der 1970er entstanden und sehen immer noch so „frisch“ aus. Die Chromatographie-Papierbögen hatte ich auf ca. 20 x 20 cm zugeschnitten. Die Kupfervitriol-Lösung hatte ich so lange getropft, bis ein End-Durchmesser von ca. 10 cm entstand und richtig trocknen lassen. Tags darauf dann erst die Lösung mit gelbem Blutlaugensalz.

Als Schauversuch ist dieses Experiment nicht geeignet; eher als Thema für eine Projektarbeit, z. B. für Schulklassen. Denn das Papier muss nach Auftropfen einer Lösung nach Erreichen des gewünschten Umfanges jeweils erst völlig trocken werden, bevor die nächste Lösung aufgetropft wird. Und ganz wichtig: Tropfen für Tropfen, ohne dass eine Pfütze entsteht auf dem planen Papier!

@aliquis, Dein Unikat ist sehr gut gelungen. :thumbsup:
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lemmi
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Re: Runge-Bilder – Bilder, die sich selber malen

Beitrag von lemmi »

Danke für die Rückmeldung! Ist ja toll, dass die Bilder schon so alt sind!

Ich glaube, das Papier spielt eine große Rolle, und es macht wohl auch einen Unterschied ob man die Kupfersulfatlösung auftropft und einsickern lässt oder ob man das Papier damit gleichmäßig trinkt.
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Uranylacetat
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Re: Runge-Bilder – Bilder, die sich selber malen

Beitrag von Uranylacetat »

Ja, das Papier spielt eine sehr wesentliche Rolle. Die besten Ergebnisse erzielte ich nach meiner Erinnerung mit langsam laufenden Chromatographie-Papier – siehe auch zweites Unikat hochkant.

Die üblichen Labor-Rundfilter und auch Kaffeefilter haben wohl grobe und große Poren, damit „zu rasante“ Kapillar-Wirkung.

Ganz wichtig: Tropfen für Tropfen und nicht tränken! Und dann erst trocknen lasen, bevor die nächste Lösung Tropfen für Tropfen aufgetropft wird …
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Re: Runge-Bilder – Bilder, die sich selber malen

Beitrag von aliquis »

Laborrundfilter sind dafür durchaus noch geeignet, aber mit groben Kaffeefiltern wird's sicherlich schwierig...

Wenn man das Blatt zwischen die Leisten pinnt, ist noch nicht mal ein vollständiges Trocknen jedes einzelnen Tropfens vonnöten (die Geduld hätte ich gar nicht gehabt... :mrgreen: ). Ich habe immer bloß gewartet, bis der Tropfen vollständig aufgesogen und verlaufen war - und für diese "Schnellvariante" ist das Ergebnis ja gar nicht mal so schlecht... 8)
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lemmi
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Re: Runge-Bilder – Bilder, die sich selber malen

Beitrag von lemmi »

Eintrocknenlassen jedes Tropfens ist sicher kontraproduktiv. So erreicht man keine Imprägnierung von 10 cm Durchmesser.
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Uranylacetat
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Re: Runge-Bilder – Bilder, die sich selber malen

Beitrag von Uranylacetat »

Ich glaube, werde falsch verstanden:

Nein, nicht zwischen den einzelnen Tropfen trocknen lassen, sondern nur die Bildung von Pfützen vermeiden, d. h. jeden Tropfen vollständig einziehen lasen. Ist der gewünschte Durchmesser erreicht, muss man das Papier erst vollständig trocknen lassen und dann die nächste „Reagenz-Lösung“ bis zum gewünschten Durchmesser wieder Tropfen für Tropfen drauf .... Wie soll sich denn sonst das „niederschlagende“ Produkt in den Kapillaren fein verteilen und so ein Bild malen …?
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Re: Runge-Bilder – Bilder, die sich selber malen

Beitrag von aliquis »

Also vor Wechsel des Reagenzes trocknen lassen - so ergibt es Sinn und ist eingangs ja auch so beschrieben.
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Uranylacetat
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Re: Runge-Bilder – Bilder, die sich selber malen

Beitrag von Uranylacetat »

Hallo Freunde der Runge-Bilder,

beim Stöbern im Internet fand ich ein weiteres Buch:

https://www.froelichundkaufmann.de/kult ... toffe.html

Vor allem der Preis ist heiß.... Da konnte ich nicht nein sagen. Zu meinem Erstaunen kam mein Exemplar original eingeschweißt an. Entdeckt hatte ich das Buch bei Amazon, wo dieser anbietende Verlag im Marktplatz als „artbook-service“ weitere Bücher zum günstigen Kurs anbietet.

Die qualitativ sehr hochwertige gebundene Ausgabe entspricht dem „Der Bildungstrieb der Stoffe“ in der Auflage von 1855. Übrigens las ich dort das erst Mal in der Beschreibung auf dem hinteren Buchdeckel, dass Runge auch den Spitznamen „Dr. Gift“ hatte.
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lemmi
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Re: Runge-Bilder – Bilder, die sich selber malen

Beitrag von lemmi »

Den Spitznamen bekam er, weil er seine Doktorarbeit über die Wirkung des Tollkirschengiftes auf das Katzenauge gemacht hatte. Runge hatte entdeckt, dass der Tolkirschensaft die Pupille erweitert - die mydriatische Wirkung des Atropins, das damals noch nicht isoliert worden war. Es war der erste spezifische Nachweis eines Pflanzengiftes überhaupt.

Schönes Buch, ich glaube, da schlage ich auch zu! :thumbsup:
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Uranylacetat
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Re: Runge-Bilder – Bilder, die sich selber malen

Beitrag von Uranylacetat »

Dieses Experiment mit dem Katzenauge hat „Dr. Gift“ auch dem Geheimrat Johann Wolfgang Goethe vorgeführt. Diesen Beinamen hatte Runge schon als Student gehabt, wegen seines schon frühen Interesses an toxischen Stoffen – diese Version habe ich schon öfters gelesen. Auch das Ausgangsmaterial für eine frühe Isolierung des Coffeins aus dem Kaffee – also Kaffeebohnen – stellte Goethe ihm zur Verfügung – laut seinem Tagebuch im Oktober 1819.
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lemmi
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Re: Runge-Bilder – Bilder, die sich selber malen

Beitrag von lemmi »

Ja, der Besuch bei Goethe ist legendär! Runge war damals weitgehend mittellos und musste sich Frack und Hut zum Treffen mit dem hohen Herrn anderswo ausleihen. Und mit dem Koffein hat Goethe einen guten Riecher gehabt und seine Kaffeebohnen an den Richtigen weitergegeben ... :)
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