Webfind: Critical Thinking Development

[mgritsch]

Bin gerade über folgenden Youtube Kanal gestolpert:

https://www.youtube.com/@chemistry4751/videos

Unter dem Titel "Critical Thinking Development" werden hier Videos von Phänomenen gezeigt OHNE eine Erklärung. Das Ziel ist es offensichtlich selbst nachzudenken statt nur zu konsumieren, der Ansatz gefällt mir

[aliquis]

Dem Ansatz kann man sicherlich etwas abgewinnen - zumindest unsereins, der meist schon anhand des Videotitels weiß, was da abläuft.
Auf YouTube, einer Plattform, die hauptsächlich auf Konsum von Unterhaltung setzt, ist das Konzept aber eher deplatziert.
Wer schaut denn dort englischsprachige Chemie-Videos? Die eine Hälfte der Zuschauer sind indische Mittelstufenschüler, die hoffen, über Videos noch schnell etwas für ihr Examen lernen zu können (die wollen Erklärungen sehen!) - und die andere Hälfte interessiert sich für Pyrotechnik oder Drogenvorläufer...
O.k., das war jetzt etwas überspitzt, aber Leute mit unseren Interessen sind da defintiv unterrepräsentiert...

Zum Durchhangeln von einem zum nächsten Video lädt der Kanal jedenfalls nicht ein: immer die gleiche Hintergrundmusik (gut, das kann man auch als Wiedererkennungswert interpretieren...) und vor allem eine gewisse Langatmigkeit in der Darstellung.

Das spiegelt sich dann auch in den Zahlen wieder: z. T. schon vierstellige Aufrufzahlen (einige Themen scheinen also nicht grundsätzlich uninteressant fürs Publikum zu sein), aber nur ein paar Dutzend Zuschauer haben ein Abo da gelassen, Kommentare findet man kaum... Und das, obwohl der Kanal nicht erst seit kurzem existiert und auch schon so manches Video veröffentlicht hat...

Interessant finde ich das häufige Phänomen, dass sich offensichtlich deutsche Chemie-Creator (erkennt man hier deutlich am Equipment) hinter fremden Landesangaben in der Kanalinfo verstecken - muss wohl an den Rahmenbedingungen hierzulande liegen...

[mgritsch]

Dem Ansatz kann man sicherlich etwas abgewinnen - zumindest unsereins, der meist schon anhand des Videotitels weiß, was da abläuft.

ich habe das ehrlich gesagt nicht erwähnenswert gefunden um jetzt Zielgruppen oder Abozahlen zu bekriteln (irgendwas passt doch immer nicht ) sondern weil ich da die eine oder andere gute Denkanregung auch für uns sehe.

zB das neueste Video über Co in MeOH - was bei 60 vs 0° abgeht meine ich zu wissen. Wenn du alles schon weißt - was passiert da bei -80°?

[aliquis]

Das ist m. E. nur eine fortschreitende Verringerung des blauen Farbanteils, somit die bereits bekannte, mit abnehmender Temperatur zunehmende Dominanz des Aqua- gegenüber dem Chloro-Liganden.
Will sagen: da ist wenig dabei, was ich so oder in ähnlicher Form noch nie gesehen hätte.

[mgritsch]

Will sagen: da ist wenig dabei, was ich so oder in ähnlicher Form noch nie gesehen hätte.

es heißt ja auch "critical thinking" und nicht "was neues begaffen und bestaunen" die schwierigsten Fragen sind oft die wenn man es genau wissen will.

Das ist m. E. nur eine fortschreitende Verringerung des blauen Farbanteils, somit die bereits bekannte, mit abnehmender Temperatur zunehmende Dominanz des Aqua- gegenüber dem Chloro-Liganden.

(Wasserfreies) CoCl2 löst sich blau in Ethanol, das weiß ich - gehe davon aus auch in Methanol. Einen Aquo-Liganden sehe ich hier aber weit und breit nicht?
Ich sehe auch kein kontinuierlich fortschreitendes Verändern, denn das Rosa das man sonst von Aquo kennt (woher käme das Wasser?) ist ein ganz anderer Farbton als das Orange bei -80°. Das Blau war bei 0° schon ganz weg.

Ich finde das alles andere als trivial oder selbstverständlich den Ablauf zu erklären.

[aliquis]

Auch bislang völlig ungeklärte Fragestellungen habe ich auf den ersten Überblick nicht finden können.

Wo steht denn, dass hier wasserfreies Cobaltchlorid verwendet wird? Habe ich etwas übersehen?

Cobaltchlorid ergibt mit den meisten polaren organischen Lösungsmitteln bei RT blaue Lösungen, weil der Chloro-Ligand in wasserfreien Medien dominiert.
Bei niedrigen Temperaturen scheint sich Wasser als Ligand stärker ans Zentralatom zu binden, so dass Chlor keine Chance dagegen hat.

Orangetöne sind für den Aquakomplex des Kobalts keine ungewöhnliche Farbe, vgl. Cobaltsulfat oder -nitrat.
Nur Cobaltchlorid ist so eindeutig und kräftig rosa, was ich auf das Chlorid-Ion zurückführen würde. Farblich ist Orange das Komplementär zu Blau, nicht Rosa.

Soweit meine Theorie für das Phänomen, die sich aus Bekanntem ableiten ließe.

Wenn Du Zweifel hast, dass Aquo (in meinem alten Lehrbuch steht Aqua) die orange-rosane Farbe verursacht, steht es Dir frei, das ganze mit dem wasserfreien Salz auszuprobieren. Mir fehlt es dafür leider an genug Trockeneis. Du bist es ja auch, der das Phänomenen für ungeklärt hält...

Edit:
Ein paar gute Beispiele von Experimenten zu nicht vollends geklärten Reaktionen findest Du hier: https://woelen.homescience.net/science/ ... index.html

[lemmi]

Na ihr beiden Streithähne, wieder mal im Ring?

Ich verstehe mgritsch so, dass er die Idee gut findet,ein Phänomen vorzustellen und dann den Zuschauer die Lösung selbst finden zu lassen. Das ist sozusagen eine Übung in Informationssuche, Transfer und Dan der entsprechenden Formulierung. Wie viele follower der Kanal hat sagt nichts darüber aus ob der Ansatz gut ist. Vermutlich werden die meisten dazu eine Hilfestellung benötigen oder gähnen und sagen " nett aber kenne ich schon" . Diese Videos kommen meiner Meinung nach am besten im Rahmen eines Unterrichts zum Einsatz.

Ich verstehe aluquis so, dass er Phänomene spannend findet, die noch nicht vollständig erklärt sind und wo es noch was zu erforschen gibt. Das ist ein anderer Ansatz. Da geht es nicht um kreativen Wissenserwerb sondern um Neuland. Das ist offenbar nicht Ziel dieses YouTube Kanals.

A propos, wer ist eigentlich der Urheber dieser "crltical thinking development"-Serie?

[aliquis]

Eigentlich finde ich beide Ansätze gut, in den Videos geht es aber um das Entdecken von Prinzipien bekannter Phänomene. Solche Videos zu Bildungszwecken sind auf YouTube halt immer ein bisschen wie Perlen vor die Säue...

Ich persönlich mag am liebsten mir neue Experimente.
Beim Ergründen noch ungeklärter Phänomene gerät man als Amateur hingegen schnell an die Grenzen der eigenen Möglichkeiten.

Der Creator hält seine Identität m. E. bewusst bedeckt, mehr noch: er verschleiert diese, indem er mutmaßlich an anderes Land angibt. Im (Hoch-)Schullabor sind die Videos auch eher nicht entstanden...

[mgritsch]

Ich verstehe mgritsch so, dass er die Idee gut findet,ein Phänomen vorzustellen und dann den Zuschauer die Lösung selbst finden zu lassen.

Genau und das kann man unterschiedlich genau nehmen, unterschiedlich oft „aber warum/wie?“ fragen, je nachdem natürlich wie komplex der vorgestellte Versuch ist.