Phosphor

Ausführliche Vorstellungen von Chemikalien und Elementen.

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aliquis
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Re: Phosphor

Beitrag von aliquis »

Violetter oder schwarzer Phosphor (das sind unterschiedliche Modifikationen!) bilden sich unter atmosphärischem Druck und in so kurzer Zeit nicht.
Ausserdem würden sie zusammen mit dem roten Phosphor wohl letztlich doch verbrennen.
Gegen sie spricht auch die Tatsache, dass sich solch ein Rückstand bei Abbrand auf Keramik nicht bildet.
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lemmi
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Re: Phosphor

Beitrag von lemmi »

Nochmal zum Thema weiße Kruste auf Phosphor. Ich habe mal ein Stückchen Phosphor, das unansehnlich weiß war, umgeschmolzen. Ich musste das unter verdünnter Hypochloritlösung tun, damit das Stück völlig klar wurde. Wenn das Weiße wirklich nur durch oberflächliche Oxidation "löchrig" gewordener Phosphor ist, warum schmilzt es dann beim Erwärmen nicht einfach klar zusammen?
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TimMulm
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Re: Phosphor

Beitrag von TimMulm »

@aliquis, da wurde ich wohl etwas missverstanden.
Ich meinte, dass der violette P bereits von Haus aus in den meisten nicht 100%ig Analysenreinen roten Phosphoren, die man so kaufen kann, enthalten ist.
Wie gut der brennt habe ich nicht in Reinform getestet aber er überlebt wie gesagt im Vergleich zum roten P die Chlorbleiche problemlos. Habe allerdings nur wenige Gramm reinen violetten P, den zünde ich gewiss nicht an.
aliquis
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Re: Phosphor

Beitrag von aliquis »

Ja, gut möglich. Auch mein roter Phosphor ist nur zu 97% rein. Da ist sicher in Spuren auch violetter Phosphor drin - aber defintiv zu wenig, um die anderen +/- 97 % der Chlorbleiche zu opfern, der der violette bekanntlich widersteht. Vermutlich aber nicht widerstehen wird er der Verbrennungstemperatur von rotem Phosphor.
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SebastianV
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Re: Phosphor

Beitrag von SebastianV »

Ich habe zwei Proben roter Phosphor.
eine ist sehr rein, Laborqualität, hell und feinkörnig, zieht Wasser sofern nicht luftdicht. Die andere ist grobkörniger, etwas lila, zieht nicht so schnell Wasser. Vielleicht ist die zweite Sorte mit violettem Phosphor verunreinigt oder beschichtet?

Woher wisst ihr, dass es violetter Phosphor ist.
Woher wisst ihr, dass sich violetter Phosphor so isolieren lässt?

Lemmi:
lemmi hat geschrieben: Sonntag 7. Januar 2024, 14:44 Nochmal zum Thema weiße Kruste auf Phosphor. Ich habe mal ein Stückchen Phosphor, das unansehnlich weiß war, umgeschmolzen. Ich musste das unter verdünnter Hypochloritlösung tun, damit das Stück völlig klar wurde. Wenn das Weiße wirklich nur durch oberflächliche Oxidation "löchrig" gewordener Phosphor ist, warum schmilzt es dann beim Erwärmen nicht einfach klar zusammen?
Vielleicht hat sich ein wenig roter Phosphor gebildet am Licht? Was zerstört die Hypochloritlösung denn? Den weißen Phosphor nicht, den roten ja? Wenn du weißt was die Lösung zerstört, so kennst du die Ursache.

Kann man weißen Phosphor mit Hypochloritlösung ebenso gut entfärben wie mit Chromatlösung?
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mgritsch
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Re: Phosphor

Beitrag von mgritsch »

SebastianV hat geschrieben: Montag 8. Januar 2024, 17:34 Woher wisst ihr, dass es violetter Phosphor ist.
Woher wisst ihr, dass sich violetter Phosphor so isolieren lässt?
das weiß man :)
siehe zB

und es gibt sicher auch Literatur dazu...
aliquis
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Re: Phosphor

Beitrag von aliquis »

Weisser Phosphor lässt sich mit Hypochlorit nicht reinigen, er wird von ihm zerstört. Daher verwendet man Hypochloritlösung (am besten angesäuert) zum Unschädlichmachen von weissem Phosphor in allen Geräten, die man nicht ausglühen kann.
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SebastianV
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Re: Phosphor

Beitrag von SebastianV »

Aber er sagt, er hat weißen Phosphor so klar gemacht. :conf:
lemmi hat geschrieben: Sonntag 7. Januar 2024, 14:44 Ich musste das unter verdünnter Hypochloritlösung tun, damit das Stück völlig klar wurde.
mgritsch hat geschrieben: Montag 8. Januar 2024, 20:50 das weiß man :)
Okay. Ich bin reichlich skeptisch.
aliquis
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Re: Phosphor

Beitrag von aliquis »

Hypochlorit ist die sicherste Methode, um weissen Phosphor unschädlich zu machen:
http://www.halbmikrotechnik.de/big/GefS ... %20gegeben.
Durch Zusatz von Säure kann man den Prozess noch beschleunigen.

Möglichweise wird roter Phosphor zuerst angegriffen, dann weisser und zum Schluß (wenn überhaupt) die anderen Modifikationen. Wenn man Hypochloritlösung zum Aufreinigen weissem Phosphors verwendet, vernichtet man dabei immer auch einen Teil seines gereinigten Produkts.
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Glaskocher
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Re: Phosphor

Beitrag von Glaskocher »

Zur raschenund sicheren Vernichtung von weißem Phosphor nutzt man Kupfersulfatösung (möglichst konzentriert). Der Phosphor wird oxidiert, und man bekommt Kupfer(I) sowie Kupfermetall. Dabei entstehen auch Phosphide, die dann mit Hypochlorit entgiftet werden. Der Rest ist Schwermetallabfall.
aliquis
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Re: Phosphor

Beitrag von aliquis »

Die Kupfersulfat-Methode hat sich selbst für kleinste Flitter (mehr fällt bei mir nicht an) als ungeeignet erwiesen: es bilden sich äußerliche Hüllen von Phosphid, während der Kern unverändert und gefährlich bleibt.

Der ideale Vernichter für jede Art von Phosphor war halbkonz. Salpetersäure, mit der man die Gefässe einfach ausgekocht hat. Diese Möglichkeit ist ja nun aber schon seit 2016 für alle Amateurchemiker entfallen.
Man kann sie zwar durch Kaliumpermanganat-Lösung oder Bromwasser ersetzen, was wegen Braunsteinbildung bzw. Bromdämpfen aber auch nicht so angenehm ist.
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