Photometrische Bestimmung von Nitrat im Trinkwasser

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lemmi
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Re: Photometrische Bestimmung von Nitrat im Trinkwasser

Beitrag von lemmi »

Darf ich mal meine Ignoranz offenbaren? :angel:

Wie soll Kalumchlorid mit Salzsäure einen Puffer bilden? Fangen die Chloridionen H+ -Ionen ab? Das kann doch nicht funktionieren, HCl ist in wässrigen Medium doch komplett dissoziiert!

Noch was was ich nicht ganz verstehe ist die Sache mit dem pH. In dem Artikel heißt es, je niedriger der pH, desto eher die weitere Reduktion zu Ammoniak. Soweit ich erinnere, und wie aliquis es auch erwähnt hat, ist der klassische Nitratnachweis via Ammoniak aber der, dass man es mit Zinkpulver im stark basischen Milieu umsetzt. Wie passt das zusammen?

Ich habe ein bisschen in meiner Bibliothek gestöbert und eine Anleitung gefunden, bei der Nitrat im ammoniakalischen Milieu mit Zinkpulver reduziert wird. Das soll auch selektiv nur bis zum Nitrit gehen (Otto Klee, Wasser untersuchen; Quelle & Mayer 1998).

Meine Vermutung: im alkalischen Milieu ist Cadmium als Reduktionsmittel zu langsam und im stark sauren entstehen leicht weitere Reduktionsprodukte. Deswegen wird die Reaktion im mäßig sauren Medium durchgeführt und NH4Cl zugesetzt um Überreduktion zu bremsen.

Diese Diskussion tut der Genauigkeit/ Reproduzierbarkeit der Methode natürlich keinen Abbruch. Nur verstehen, was da passiert, würde ich schon gern. :wink:
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mgritsch
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Re: Photometrische Bestimmung von Nitrat im Trinkwasser

Beitrag von mgritsch »

lemmi hat geschrieben: Samstag 17. Juni 2023, 18:48 Darf ich mal meine Ignoranz offenbaren? :angel:

Wie soll Kalumchlorid mit Salzsäure einen Puffer bilden? Fangen die Chloridionen H+ -Ionen ab? Das kann doch nicht funktionieren, HCl ist in wässrigen Medium doch komplett dissoziiert!
Darfst du :)
Was haben wir unlängst anlässlich des Themas wassefreie Titration alles über die stärkste Säure in Wasser und vor allem über den nivellierenden Effekt gelernt? Wie sieht die Titrationskurve einer 0,1 oder 0,01 M HCl aus? Bitteschön, da ist dein Pufferbereich :)
Noch was was ich nicht ganz verstehe ist die Sache mit dem pH. In dem Artikel heißt es, je niedriger der pH, desto eher die weitere Reduktion zu Ammoniak.
Nein, zu Hydroxylamin! (unter pH 3)
Ich habe ein bisschen in meiner Bibliothek gestöbert und eine Anleitung gefunden, bei der Nitrat im ammoniakalischen Milieu mit Zinkpulver reduziert wird. Das soll auch selektiv nur bis zum Nitrit gehen (Otto Klee, Wasser untersuchen; Quelle & Mayer 1998).
Tendenziell eigentlich zum Ammoniak, aber kann schon sein dass „ammoniakalisches Milieu“ das nach Le Chatelier unterdrückt. Lass mal sehen unter welchen Bedingungen genau. Wäre vielleicht eine Alternative. Außerdem: wir benutzen tatsächlich Cd, nicht Zn!
Meine Vermutung: im alkalischen Milieu ist Cadmium als Reduktionsmittel zu langsam und im stark sauren entstehen leicht weitere Reduktionsprodukte. Deswegen wird die Reaktion im mäßig sauren Medium durchgeführt und NH4Cl zugesetzt um Überreduktion zu bremsen.
Im alkalischen würdest du Cd(OH)2 fällen und keinen Cd-Schwamm bekommen, das dürfte der Hauptgrund sein. Unter pH 3 gibt’s zu viel Hydroxylamin. Damit ist der Bereich auf 3 - 5 eingegrenzt.

Auch ist es sonst an Cd Granulat nicht zu langsam: schau die Nydahl- Publikation an. Bei gegebener Durchflussrate steigt die Nitrit-Ausbeute mit dem pH.
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lemmi
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Re: Photometrische Bestimmung von Nitrat im Trinkwasser

Beitrag von lemmi »

mgritsch hat geschrieben: Samstag 17. Juni 2023, 23:56 Was haben wir unlängst anlässlich des Themas wassefreie Titration alles über die stärkste Säure in Wasser und vor allem über den nivellierenden Effekt gelernt? Wie sieht die Titrationskurve einer 0,1 oder 0,01 M HCl aus? Bitteschön, da ist dein Pufferbereich :)
Hä? :conf:
mgritsch hat geschrieben: Samstag 17. Juni 2023, 23:56 Nein, zu Hydroxylamin! (unter pH 3)
Aus dem Artikel:
IMG_20230618_191112.jpg
Ich verstand das so: je H+ desto Hydroxylamin, und je mehr H+ desto Ammonium! (Dass da NH4- steht ignorieren wir mal :) )
Im alkalischen würdest du Cd(OH)2 fällen und keinen Cd-Schwamm bekommen, das dürfte der Hauptgrund sein. Unter pH 3 gibt’s zu viel Hydroxylamin. Damit ist der Bereich auf 3 - 5 eingegrenzt.
Cadmium bildet wie Zink komplexe lösliche Tetrahydroxyanionen. Kann aber sein, dass die Abscheidung an Zink in deinem Verfahren darunter leidet.

Wenn ich wieder in meiner Bibliothek bin, stelle ich die genaue Anleitung aus dem Buch (mit Ammoniak und Zink) ein.
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mgritsch
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Re: Photometrische Bestimmung von Nitrat im Trinkwasser

Beitrag von mgritsch »

lemmi hat geschrieben: Sonntag 18. Juni 2023, 19:30 Hä? :conf:
in Wasser ist H3O+ die schwächere und somit stärkste mögliche Säure, das Puffersystem ist also ansich H3O+ / H2O
Richtig ist natürlich dass man sich fragen kann wozu man das KCl braucht. Ich vermute mal Ionenstärke der Lösung, aber auch das könnte man mal experimentell prüfen welchen Unterschied das tatsächlich macht.

eine 0,01 M HCl mit einer 0,01 M NaOH titriert sieht so aus:
HCL Titration.png
man sieht schön dass sich von pH 2 bis 3 nicht viel tut - ein typischer Pufferbereich.

auch bei einer 0,01 M AcOH sieht das nicht viel anders aus, nur ein bisschen nach oben verschoben:
AcOH Titration.png
also, beides ist im jeweiligen Bereich gleich gut als Puffer :)
Und was ich auch in Betracht ziehen sollte: Hydrogensulfat/Sulfat wäre auch ein gut tauglicher Puffer...
Ich verstand das so: je H+ desto Hydroxylamin, und je mehr H+ desto Ammonium!
Nydahl dazu:
2023-06-18 20_18_55-nydahl1976.pdf - Adobe Acrobat Reader (64-bit).png
wenn hier mehrere GG mit Konstanten möglich sind in denen jeweils die H+ eingehen ist das einfach sehr empfindlich auf pH bzw liegen bei gegebenem pH beide im GG in Verhältnis der GG-Konstanten vor. ich schätze es muss sehr stark sauer sein (pH <<1) damit NH3 bzw ist am Ende nicht nur die Thermodynamik sondern auch die Kinetik zuständig für das Ergebnis...
Cadmium bildet wie Zink komplexe lösliche Tetrahydroxyanionen. Kann aber sein, dass die Abscheidung an Zink in deinem Verfahren darunter leidet.
das wäre wiederum ein SEHR basischer Bereich wo sich Tetrahydroxyanionen bilden.
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mgritsch
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Re: Photometrische Bestimmung von Nitrat im Trinkwasser

Beitrag von mgritsch »

mgritsch hat geschrieben: Sonntag 18. Juni 2023, 20:26 in Wasser ist H3O+ die schwächere und somit stärkste mögliche Säure, das Puffersystem ist also ansich H3O+ / H2O
Richtig ist natürlich dass man sich fragen kann wozu man das KCl braucht. Ich vermute mal Ionenstärke der Lösung, aber auch das könnte man mal experimentell prüfen welchen Unterschied das tatsächlich macht.
Habe dazu noch mal nachgelesen:
a) es ist wie ich gesagt habe, das eigentliche Puffersystem ist in dem Fall das Wasser
b) es ergeben sich dadurch Besonderheiten - beim Verdünnen bleibt der pH nicht gleich (logisch, man gibt ja eigentlich mehr Base zu) und die Pufferkapazität ist unsymmetrisch (groß nach unten, klein nach oben; auch kein Wunder - man hat ja sehr viel Base und nur wenig Säure drin)
c) die Aufgabe des KCl ist tatsächlich wegen der Ionenstärke. Durch höheres I sinkt die Aktivität der H+ und damit steigt die pKs bzw der pH. Man könnte jedes beliebige Salz (einer starken Säure und Base) genauso gut benutzen.

Alles ein bisschen anders als in der klassischen Puffertheorie aber es wirkt :)
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Re: Photometrische Bestimmung von Nitrat im Trinkwasser

Beitrag von mgritsch »

Noch ein Nachtrag - zur Reduktion habe ich folgendes gefunden:
IMG_3253.jpeg
Im sauren ist es von Hydroxylamin bis NH4+ noch ein sehr großer Sprung, im alkalischen zu NH3 deutlich kleiner. Zum Nitrit ist es im alkalischen geradezu nichts.
Zu beachten - das sind Standardpotenziale, also gültig für Standardbedingungen [H+] = 1 mol/l im sauren bzw [OH-] = 1 mol/lim alkalischen.
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Re: Photometrische Bestimmung von Nitrat im Trinkwasser

Beitrag von Glaskocher »

Das bedeutet doch, daß man jetzt die Nernst'sche Gleichung mit den angestrebten Bedingungen "füttern" muß, um dann das Puffersystem zu optimieren. Mit diesem "Zoo" an möglichen Zwischenprodukten muß man aber ganz schön herumknobeln...
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Re: Photometrische Bestimmung von Nitrat im Trinkwasser

Beitrag von mgritsch »

Glaskocher hat geschrieben: Dienstag 20. Juni 2023, 23:11Mit diesem "Zoo" an möglichen Zwischenprodukten muß man aber ganz schön herumknobeln...
ja ist nicht ganz unkomplex. Die hilfreichere Darstellung als das Latimer-Diagramm wäre hier ein Pourbaix-Diagramm. Ich konnte aber kein vollständiges zu N finden das auch Hydroxylamin abbildet, nur Teile (NH3/NO2-/NO3-)
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mgritsch
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Re: Photometrische Bestimmung von Nitrat im Trinkwasser

Beitrag von mgritsch »

mgritsch hat geschrieben: Mittwoch 21. Juni 2023, 11:09 ja ist nicht ganz unkomplex. Die hilfreichere Darstellung als das Latimer-Diagramm wäre hier ein Pourbaix-Diagramm. Ich konnte aber kein vollständiges zu N finden das auch Hydroxylamin abbildet, nur Teile (NH3/NO2-/NO3-)
So, was man nicht fertig finden kann muss man eben selbst machen :D Ich habe mich also mal in das Thema versenkt und den Rechenstift gezückt. Das originale Buch von Pourbaix (bzw seine englische Übersetzung) ist durchaus lesenswert.

Zunächst mal das Pourbaix-Diagram des Systems Stickstoff nur mit den Oxidationsstufen -3 +3 und +5 (Ammonium, Nitrit, Nitrat) wie man es auch leicht online finden kann:
Pourbaix N (1).png
die beiden strichlierten Linien sind die Zersetzungsspannungen von Wasser, kathodisch zu Wasserstoff und anodisch zu Sauerstoff. Außerhalb des Bereichs gibt es keine (thermodynamisch) stabilen Spezies in Wasser da es entweder zur H2 oder O2 Entwicklung kommt. Ein Alkalimetall zb ist ganz weit unten - wirft man es in Wasser gibt es die bekannte Reaktion zu H2. Dass zB Permanganat mit E°=1,51 V in Wasser gelöst werden kann ohne dass sofort O2 ausperlt und es reduziert wird ist ein Hinweis auf die Existenz metastabiler, gehemmter Systeme. Kein Wunder also, dass Permanganat-Lösungen nicht lagerstabil sind :) Auch Peroxid ist da weit oben - praktisch merkt man das erst dann, wenn es sich auf Zugabe eines Katalysators spontan zersetzt = das thermodynamische Gleichgewicht erreicht.

oberhalb der roten Linie ist der stabile Bereich von Nitrat, die rote Linie zeigt die pH-Abhängigkeit des Standardpotenzials des Systems Nitrat/Nitrit. Ein mögliches Reduktionsmittel von Nitrat zu Nitrit muss also im Potenzial (merklich) darunter sein damit es zu einer Reduktion kommt. Der Knick in der Linie ist am Punkt pH = pKs von HNO2. Hier ändert sich in der Redox-Gleichung die Anzahl beteiligter H+ und somit die Steilheit der Geraden.

Die blaue Linie bildet das Redox-Paar Nitrit/Ammoniak ab. Man beachte wie nahe die Linien aneinander liegen - es gibt nur eine sehr kleine Zone der (Meta-)Stabilität in der Nitrit die dominante Spezies ist, rund um pH = pKs ist die sogar minimal, fast 0. Nitrit kann also sehr leicht zu Ammonium weiter reduziert werden! Das deckt sich auch mit der praktischen Beobachtung dass es gar nicht so leicht durch einfache Redox-Reaktionen aus dem einen oder anderen herstellbar ist.

Zu beachten ist auch, dass in der Darstellung die gasförmigen Spezies N2, N2O, NO, NO2 fehlen. Wenn man die auch berücksichtigen würde, wird es unübersichtlich, aber im wesentlichen kann man dann auch ablesen/begründen warum HNO2 nicht stabil ist und zerfällt.

Zu beachten ist wie gesagt, dass all diese Linien immer Standardbedingungen abbilden, also Verhältnisse von alle Konzentrationen = 1 in der Nernst-Gleichung (außer natürlich [H+] - die ist nur bei pH = 0 gleich 1.) In dem Analysenverfahren wird ein relativ großer Überschuss an NH4Cl zugesetzt - und das aus gutem Grund. Die Menge lt Rezeptur ist ca. ein 1.500-facher Überschuss (oder mehr) zum vorhandenen Nitrat. Wenn man das für die Linie Nitrit/Ammoniak berücksichtigt, dann verändert sich das Diagramm so:
Pourbaix N (2).png
Der stabile Bereich des Nitrit wurde damit eben drastisch vergrößert! Damit begründet sich diese Zugabe vor allem. Dass es auch auf das Potenzial des Cd oder Zn einen Einfluss hat kommt noch dazu.

Nun zum Hydroxylamin. Das ist ein recht problematischer Kandidat. Wie man schon aus dem Frost-Diagramm gut erkennen kann, haben Hydroxylamin und Hydrazin (und auch die Stickstoffwasserstoffsäure die hier der Vollständigkeit halber fehlt) eine Sonderstellung insofern als sie zwar niedrigere Oxidationsstufe als N2 sind aber trotzdem ein höheres Potenzial haben:
Bild
Hydroxylamin ist gerazu eine "Insel der Instabilität" (Im Frost-Diagramm sind die Enden der Kurve = NH4+ und NO3- und die Minima = N2 als thermodynamisch stabilste Formen erkennbar, alles unterwegs auf einer ansteigenden Linie ist tendenziell metastabil und kann disproportionieren. Ein Maximum muss also besonders instabil sein)

Die Linie des Redox-Paars Hydroxylamin/Ammonium liegt sogar im Bereich über der Oxidation von Wasser zu Sauerstoff, was erklärt warum man Ammonium nicht so leicht zu Hydroxylamin oxidieren kann bzw warum Hydroxylamin nicht nur Reduktions- sondern auch Oxidationsmittel sein kann!

Die Linie des Redox-Paars Hydroxylamin/Nitrit liegt hingegen mitten im Stabilitätsbereich des Ammoniaks:
Pourbaix N (3).png
Mit eingezeichnet ist auch die LInie für Cadmium (gelb), allerdings ohne Berücksichtigung von Cadmat-Bildung (nur im sehr stark basischen).
Die Interpretation ist jetzt ein bisschen schwierig, aber im wesentlichen würde ich sagen:
- es kann Nitrit sowohl zu Ammonium als auch zu Hydroxyalmmonium reduziert werden
- zwischen Ammonium und Hydroxyalmmonium gibt es eine zu hohe Barriere (siehe oben) = kein Zwischenprodukt sondern alternativer Weg
- Cadmium ist in jedem Fall im ganzen pH-Berech ein ausreichend starkes Reduktionsmittel (vorbehaltlich allfälliger Überspannungen! Dass es davon einiges geben muss ist insofern evident als sich das Cd sonst unter H2-Bildung auflösen müsste und nicht als Cd-Schwamm abgeschieden werden könnte!).
- im sehr niedrigen pH-Bereich ist das Potenzial-Delta zu Cd größer = wahrscheinlichere Über-Reduktion
- für Hydroxyalmmonium braucht es ein stärkeres Reduktionsmittel (Linie liegt tiefer)
- Angesischts des auch mit Ammonium-Zugabe immer noch recht schmalen Bereichs in dem Nitrit die dominierende Spezies ist, wundert mich der Befund von 50% Umsetzungsgrad kein bisschen!
- im alkalischen ist der Stabilitätsbereich von Nitrit merklich größer als im sauren - bin also schon sehr gespannt auf die Vorschrift von der Lemmi gesprochen hat :)

Ich denke damit ist mal soweit man es mit "Haushaltsmitteln" kann alles zu dem Thema aufgearbeitet :)
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Re: Photometrische Bestimmung von Nitrat im Trinkwasser

Beitrag von lemmi »

Da hast du dir wieder viel Rechen- und Diagrammarbeit gemacht (aber sowas machst du ja gerne!). Das in Ruhe durchzusehen werde ich noch etwas Zeit brauchen. In einer guten Woche kann ich dir die versprochene Anleitung einstellen.
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Re: Photometrische Bestimmung von Nitrat im Trinkwasser

Beitrag von lemmi »

So, jetzt endlich:
IMG_20230712_160852.jpg
IMG20230712160826.jpg
(aus Leonard A Hütter, Wasser und Wasseruntersuchung; Verlag Moritz Diesterweg/Otto Salle Verlag Frankfurt und Verlag Sauerländer AG Aarau, 1979)
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Re: Photometrische Bestimmung von Nitrat im Trinkwasser

Beitrag von mgritsch »

lemmi hat geschrieben: Mittwoch 12. Juli 2023, 16:16 (aus Leonard A Hütter, Wasser und Wasseruntersuchung; Verlag Moritz Diesterweg/Otto Salle Verlag Frankfurt und Verlag Sauerländer AG Aarau, 1979)
Sehr interessant! Hast du das schon probiert?
Es fehlt in der Vorschrift nur eine Angabe - für welche Konzentrationsbereiche sie so wie beschrieben funktioniert (LOQ / Grenze nach oben). Aber das wird man herausfinden 8)
Den Schritt mit nachwaschen kann man sich vermutlich sparen wenn man dafür ein definiertes Aliquot des Filtrats heranzieht, schlimmstenfalls ein geringer Verlust an Empfindlichkeit. Ob Sulfanilamid wirklich schon bei der Reduktion anwesend sein muss? Erscheint eher ungewöhnlich. Und interessant dass hier Mn+2 als Katalysator drin ist, das ist im basischen ja auch ein gutes Redox-Agens (O2 -> Mn+3)

Werde ich jedenfalls gerne testen!
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Re: Photometrische Bestimmung von Nitrat im Trinkwasser

Beitrag von lemmi »

[EDIT by lemmi: korrekturgelesen und verschoben]
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)

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