Ja, Fiolax ist Borosilikatglas. ABER Es ist deutlich weicher als Duran. Da ich alle drei von mir genannten Gläser schon verarbeitet habe kann ich dazu auch berichten. Mit dem Erdgas-Bunsenbrenner (Erdgas"L") konnte ich das AR-Glas recht einfach verarbeiten. Das Fiolax läßt sich zwar "zuziehen" zur Ampulle, aber es läuft kaum noch vernünftig. Es ist dem G20-Glas sehr ähnlich (kompatibel), läuft aber nicht schwarz an, wenn die Flamme reduzierend war. Bei Duran kann ich nur biegen oder Kanten "entschärfen".
Mit dem Propan-Sauerstoff-Brenner kann ich auch Duran schön verarbeiten und schweißen.
Die Zerstörung des Glases durch Salzschmelzen hat andere Gründe als die Schmelzbarkeit des Glases. Da kommen Lösephänomene und Probleme mit der Wärmeausdehnung dazu. Außerdem gilt die Faustregel, daß ein Glas sich umso weniger ausdehnt je schwerer es sich schmelzen läßt. Wenn jetzt eine Schmelze das Glas angegriffen hat und "gut verzahnt" abkühlt, dann schrumpft die (erstarrte) Schmelze oft schneller als das Glas. Das kann dazu führen, daß Teile der Glaswand abreißen und dadurch Risse erzeugt werden. Der Rest vom Gefäß wurde allerdings asymmetrisch erhitzt und steht unter Spannung. Dadurch laufen die Risse bevorzugt in den Bereich, der vorher den größten Temperaturgradienten hatte, und können den unteren Teil des Glases dann abtrennen.
Quarzglas hat übrigens den niedrigsten AK unter den glasbläserisch verarbeitbaren Werkstoffen. Ansonsten müßte man auf Glaskeramik zurückgreifen. Die kann aber nur während der Abkühlung aus der Schmelze glasbläserisch verarbeitet werden. Für Reagenzgläser ist die Keramik aber uninteressant.
Fazit für Salzschmelzen, wo das RG sowiso zerstört wird: Nimm das Billigste, das so lange hält, wie die Schmelze flüssig ist. Danach muß sowiso ein frisches Gefäß her.
Warum ist die Wandstärke der Pasteurpipette "zu dünn" für Ampullen? Relativ zum Durchmesser ist das deutlich mehr als beim 16/160-er Reagenzglas. Hier gibt es zwei Wege, die Ampulle herzustellen und zu verschließen. Man kann zuerst an der Schulter zur Spitze erhitzen und die Spitze LANGSAM weg ziegen, während beide Teile gleichmäßig in der Flamme gedreht werden. Alternativ (für Flüssigkeiten) erhitzt man die Öffnung und tippt dort mit einem zweiten Stück Glas an. Damit zieht man dann nur den Rand der Pipette langsam ab und die Öffnung schließt sich. Man kann danach den frisch geschlossenen Boden erneut erhitzen und mit wenig Luft zur Runden Form (nur Halbkugel, nicht breiter) blasen. Jetzt mit der leuchtenden Flamme (eventuell Luftlöcher des Brenners mit Alufolie etwas abdecken) das Teil einrußen und die Rußschicht knapp sichtbar an Glimmen halten. Dann auf einer Holzleiste ablegen, bis das Glas ganz abgekühlt ist. Wer den Ruß nicht sauber machen will, der stellt nach dem Aufbau der ersten Schicht den Brenner auf eine weiche, nicht leuchtende Flamme ein und brennt im oberen/hinteren Bereich der Flamme den Ruß langsam wieder weg, wobei nur ein mattes Glimmen beobachtet werden darf.
Bei Pipetten mit verschlossenem Boden (am dicken Ende) kann man ca. 1cm vor der Verjüngung zur Spitze erwärmen und das Glas langsam zusammen sinken lassen, um eine optimierte spätere Bruchstelle (dünner als der Rest) zu erzeugen. Die Spitze wird nach Erkalten so abgeschnitten, daß man die Ampulle gut befüllen kann. Beim Verschließen kann die abgeschnittene Spitze dann als Werkzeug genutzt werden und helfen, die Öffnung zu zu ziehen.
Tipp: Der Brenner steht auf dem Tisch und die Flamme zeigt schräg von der Person weg nach vorne/oben, tendenzell eher horizontal. Dabei kann der Brenner auch gegen Herunterfallen befestigt werden.
Für Ampullen, die unter Druck verflüssigte Gase enhalten sollen bitte Kapillarrohre verwenden. Die haben deutlich mehr Wandstärke als Innendurchmesser. Es gibt dazu den Artikel über das Verflüssigen von Gasen durch Michael Faraday.
Der Haken beim Öffnen der Ampullen ist oft, daß man zu wenig Hebel hat, um vernünftig brechen zu können. Eine Verjüngung hilft da enorm. Aber bitte nicht nur durch Ziehen (=Seifenblasenwand) erzeugen, sondern durch langsames zusammenlaufen lassen. Das macht bessere Wandstärken.
Die Kollegen in einem anderen Arbeitskreis verwenden einen "Knackring", um verschlossene Ampullen zu öffnen. Dabei wird die zukünftige Bruchstelle rundherum angeritzt und dann in den Ring gelegt. Von der Seite wird mit einer Schraube Druck auf das Glas ausgeübt, bis es bricht. Allerdings habe ich mit dieser Methode keine Erfahrung, um Genaueres sagen zu können.
Wenn man eine etwas zu kurze Spitze einer Ampulle abbrechen will, dann darf man nicht zu zimperlich vorgehen. Das gute Anritzen (skrrrtsch!!) wird voraus gesetzt. Dann schlägt man mit einem Hartholz so auf die Spitze, daß man sie knapp von der Seite (gegenüber dem Ritz) trifft. Hartholz, damit nicht die getroffene Stelle splittert, sondern der Ritz geöffnet wird. Auf diese Art habe ich schon recht viele kurze Ansätze (Schliffe, Hähne...) von alten Glasgeräten getrennt, wo einfaches Brechen nicht geholfen hätte. Am besten mal von einem billigen Rohr Stücke mit doppeltem Durchmesser zur Übung abtrennen.
PS: Diese Sektion über Ampullen ist in einer der folgenden Seiten besser aufgehoben. Die anderen Threads enthalten ebenfalls das Suchwort "Glasbearbeitung".
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