Synthese von Pyrogallolphthalein

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Vanadiumpentoxid
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Re: Synthese von Pyrogallolphthalein

Beitrag von Vanadiumpentoxid »

mgritsch hat geschrieben: Mittwoch 21. Juli 2021, 09:53 Ich denke man lernt mit der Zeit wo die Leute stehen und kann die Empfehlungen entsprechend anpassen. Allgemeines handwerkliches oder technisches Geschick kann man halt nicht immer voraussetzen, auch die Grenzen mit Reagenzglasrand, Temperaturlimits, Stoffbeschränkungen etc. (seien sie nun im Kopf oder der Geldtasche) kann man irgendwann akzeptieren und einbauen. Manche sind halt schon glücklich wenn sie festgestellt haben dass sie etwas nicht können. Wir sind vielleicht idR in den Themen mehr gewohnt, auch mal eine Erfahrung.
Ja, stimmt, nicht jeder hat das Zeug zum Heimwerker...

Die meisten Stoffbeschränkungen gibt das Gesetz vor - als Profi, der nahezu alles darf, verliert man vll. schon mal den Blick dafür...

Etwas nicht zu können/dürfen, macht definitiv nicht glücklicher. Die Bereitschaft, sich damit abzufinden, wenn es nicht zu ändern ist, hingegen schon (vgl. meine Signatur). Das nennt man aber eigentlich nicht Glück, sondern Zufriedenheit.

(Ironiemodus an)
Wer sich hier eine andere Klientel wünscht, sollte darüber nachdenken, entsprechende Hinweise in die Anmeldemaske einzubauen: "Zugang nur mit mind. Bachelor in Chemie, Mikrobiologie oder Elektrotechnik, gleichwertige Abschlüsse werden anerkannt, Selbststudium nur nach eingehender Prüfung"...
Am besten auch gleich eine Liste erforderlichen Labormindestinventars einfügen, damit das zukünftige Mitglied rein materiell Schritt halten kann...
(Ironiemodus aus)
Gott gebe mir die Kraft, zu ändern, was ich verändern kann,
die Gelassenheit, hinzunehmen, was ich nicht verändern kann,
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Re: Synthese von Pyrogallolphthalein

Beitrag von Vanadiumpentoxid »

Zurück zum Thema - hier ein Foto von der aufgereinigten und getrockneten Substanz, wirklich nur ein hochdünner Film auf dem Filtrierpapier, kaum genug, um es zu einem Häufchen zusammenkratzen zu können:
Gallein auf dem Filtrierpapier
Gallein auf dem Filtrierpapier

Und hier der Test bei pH 7 und 13. Bei 7 deutlicher rot als ungereinigt, bei 13 immer noch der Violettstich. Könnte sich nebenher etwas Phenolphthalein gebildet haben?
Galleinlösung bei pH 7 und 13
Galleinlösung bei pH 7 und 13
Hat noch jemand Ideen, was man mit der getrockneten Substanz machen könnte/sollte?
Ich würde sie sonst jetzt nämlich wieder in Ethanol lösen und - wo ich den Indikator jetzt schon mal rein(er) habe - als Lösung für evtl. weitere Anwendungen aufbewahren. Mir schwebt da z. B. eine EDTA-komplexometrische Bestimmung von Bismut mit Gallein als Indikator vor. Müsste die als Rücktitration durchgeführt werden oder kann die direkt erfolgen? Bei welchem pH-Wert und mit welchem Puffer? Danke im Voraus.
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Re: Synthese von Pyrogallolphthalein

Beitrag von mgritsch »

Vanadiumpentoxid hat geschrieben: Mittwoch 21. Juli 2021, 13:14 Ja, stimmt, nicht jeder hat das Zeug zum Heimwerker...
Was in einer sehr handwerkliches Disziplin wie der experimentellen Chemie etwas hinderlich ist, aber siehe unten.
Die meisten Stoffbeschränkungen gibt das Gesetz vor - als Profi, der nahezu alles darf, verliert man vll. schon mal den Blick dafür...
du irrst, in nahezu jedem Wort des Satzes. Dein Bild, in deinem Kopf.
Etwas nicht zu können/dürfen, macht definitiv nicht glücklicher. Die Bereitschaft, sich damit abzufinden, wenn es nicht zu ändern ist, hingegen schon (vgl. meine Signatur).
und das beste: hat man sich erst mal damit abgefunden dass es halt nicht zu ändern ist, dann muss man sich auch nicht mehr die Frage stellen ob es nicht doch zu ändern sein könnte. Wie auch immer, ich denke es ist nicht meine Aufgabe und auch nicht mein Ziel dich weiter zu hinterfragen. Was ich für die on-Topic Unterhaltungen hier wissen muss, habe ich im Lauf der Zeit herausgefunden, der Rest ist nicht mehr mein Bier. Und das Topic der Synthese inkl deren Alternative wurde ja lang und breit getreten, also für mich ist da mal definitives Ende Gelände....
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Re: Synthese von Pyrogallolphthalein

Beitrag von Vanadiumpentoxid »

mgritsch hat geschrieben: Mittwoch 21. Juli 2021, 16:06 Was in einer sehr handwerkliches Disziplin wie der experimentellen Chemie etwas hinderlich ist
Komischerweise kann ich mit Laborutensilien recht gut umgehen, tausche ich sie gegen Hammer und Schraubenzieher, fühlt es sich so an, als ob auch meine Hände vertauscht worden wären...

Ging mir auch in anderen Bereichen schon so: zeitlebens bin ich allgemein eher unsportlich und nur mässig musikalisch (für kirchlichen und liturgischen Gesang hatte ich Gott sei Dank eine wirklich gute Lehrerin, die die richtigen Töne mit viel Mühe aus mir rausgeholt und meine Gesangshemmung, die ich in der Schulzeit erworben hatte, erfolgreich überwunden hat), bin aber von Beginn an ein recht passabler Tänzer gewesen (Tanzclub und Breitensport, bishin dazu, dass ich im Unisport selbst unterrichtet habe).

Talente sind halt gelegentlich sehr unterschiedlich verteilt...

Zurück zum Thema: zur Bismutbestimmung hättest Du nicht zufällig noch ein paar Praxistipps im Sinne von kurzen Anworten auf die o. g. Fragen für mich?
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Re: Synthese von Pyrogallolphthalein

Beitrag von mgritsch »

Literatur sagt:
Bi pH 1-2,3 blue/yellow HNO3-sol.
mehr steht da nicht, sollte aber langen.
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Re: Synthese von Pyrogallolphthalein

Beitrag von Vanadiumpentoxid »

mgritsch hat geschrieben: Mittwoch 21. Juli 2021, 17:49 Bi pH 1-2,3 blue/yellow HNO3-sol.
Da braucht es dann vermutlich keinen Puffer, oder?
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Re: Synthese von Pyrogallolphthalein

Beitrag von Glaskocher »

mgritsch hat geschrieben: Mittwoch 21. Juli 2021, 09:53 ...
Vorsicht mit Hausaufgaben ;) Sonst könnte ich dich bitten mal die Spannung zu messen die ein Pt100 erzeugt... :yeah:
...
Dann solltest Du aber den Spannungsabfall, der dabei entsteht, sortenrein zum Recycling bringen. Ein Pt100 ist ein Widerstand, der einen ziemlich linearen positiven Temperaturkoeffizienten hat. Er ist bei Null Grad Celsius auf 100 Ohm kalibriert.

Vanadiumpentoxid hat geschrieben: Mittwoch 21. Juli 2021, 14:33 Zurück zum Thema - hier ein Foto von der aufgereinigten und getrockneten Substanz, wirklich nur ein hochdünner Film auf dem Filtrierpapier, kaum genug, um es zu einem Häufchen zusammenkratzen zu können:
...
Hat noch jemand Ideen, was man mit der getrockneten Substanz machen könnte/sollte?
Ich würde sie sonst jetzt nämlich wieder in Ethanol lösen und - wo ich den Indikator jetzt schon mal rein(er) habe ...
Alternativ könntest Du ihn erneut mit Alkohol aus dem Filter lösen, zu einer kleinen Pfütze einengen und erneut fällen. Dann sollte die Fällung noch reiner werden.

Derart kleine Mengen lassen sich auf verschiedene Arten filtrieren:
- Filterspritzen sind rasch gebaut, indem man das (eventuell erst angefeuchtete) Filterpapier mit Kolben und Zylinder einer 2ml-Einwegspritze wie mit einem Locher aussticht. Dieser Kreis wird dann unten in den Zylinder gedrückt und die Suspension mit der Pipette eingefüllt. Jetzt ist Geduld für eine Schwerkraftfiltration angesagt, oder man nimmt eine zweite Spritze, montiert sie Nippel an Nippel unter die Erste und saugt damit die Lösung durch den Filter. Nach dem letzten Waschgang kann man auch mit dem Kolben abpressen und mit Glück den dran haftenden Filter hoch ziehen. Bitte zuerst mit etwas Lehmwasser testen, ob Du das Ganze auch dicht zusammengebaut bekommst. Am Produkt dann mit frischem Filterpapier...

- Filterkanülen macht man sich aus einem dünnen Schlauch und befestigt ein Filterpapier mit Durchmesser = Schlauch + 15mm durch Umwickeln mit Teflonband an einem Ende. Dann füllt man die Suspension in einen Saugfinger und verschließt diesen mit einem durchbohrten Stopfen. Im Loch des Stopfens läßt sich der Schlauch verschieben und bis zum Boden des Saugfingers bewegen. Jetzt braucht man ein Gummigebläse (Ersatz = Peleusball), um in den seitlichen Ansatz Luft zu drücken. Das Filtrat kann man am anderen Ende des Schlauches auffangen. Damit lassen sich wenige Milligramm Feststoff isolieren, auch unter Schutzgas.

- Zentrifugieren ist vermutlich mangels Gerät nur theoretisch möglich.


Alternativ dazu könntest Du die Synthese als Dreistufer (Plthalsäure sublimieren, Gallussäure decarboxylieren, beide Produkte miteinender reagieren lassen) nochmal machen und an deren Produkt die Erfahrungen mit dem Kleinansatz anwenden.

Oder Du testest, mit welchen Kationen aus deiner Sammlung die teilgereinigte Ware deutliche Farbumschläge macht. Den Besten könntest Du dann zur Titration nutzen.
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Re: Synthese von Pyrogallolphthalein

Beitrag von mgritsch »

Vanadiumpentoxid hat geschrieben: Mittwoch 21. Juli 2021, 20:02 Da braucht es dann vermutlich keinen Puffer, oder?
Wie ausgeführt :) Hat man verstanden warum man etwas tut, dann lässt es sich auf viele Fälle übertragen oder anpassen.
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Re: Synthese von Pyrogallolphthalein

Beitrag von mgritsch »

Glaskocher hat geschrieben: Mittwoch 21. Juli 2021, 21:30 Ein Pt100 ist ein Widerstand, der einen ziemlich linearen positiven Temperaturkoeffizienten hat.
das klingt schon viel besser als "liefert eine der Temperaturdifferenz proportionale Spannung" :)

- Filterspritzen sind rasch gebaut, indem man das (eventuell erst angefeuchtete) Filterpapier mit Kolben und Zylinder einer 2ml-Einwegspritze [...]
- Filterkanülen macht man sich aus einem dünnen Schlauch und befestigt ein Filterpapier [...]
hey cool, danke für die Tipps! Muss ich glatt mal probieren. Bei "Spritze" denke ich immer nur an die Einweg-Spritzenfilter und die sind zwar nett wenn es um das Filtrat geht aber helfen wenig wenn es um den Filterkuchen geht.
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Re: Synthese von Pyrogallolphthalein

Beitrag von Vanadiumpentoxid »

Glaskocher hat geschrieben: Mittwoch 21. Juli 2021, 21:30 Alternativ könntest Du ihn erneut mit Alkohol aus dem Filter lösen, zu einer kleinen Pfütze einengen und erneut fällen.(...)

Derart kleine Mengen lassen sich auf verschiedene Arten filtrieren:
- Filterspritzen sind rasch gebaut (...)
- Filterkanülen macht man sich aus einem dünnen Schlauch (...)
- Zentrifugieren ist vermutlich mangels Gerät nur theoretisch möglich.
Den ersten Teil (aus dem Filter lösen) habe ich so durchgeführt, den zweiten (einengen/nochmals fällen) nicht. Da ich die Substanz ja ohnehin nur in Form einer Indikatorlösung benötige, spare ich mir die Gewinnung derart geringer Mengen des Feststoffs und nehme die aktuelle Restverunreinigung in Kauf.
Von daher erübrigen sich für mich momentan auch die drei von Dir genannten Ideen. Die erste klang vom Grundsatz her (für spätere Anwendungen) nicht uninteressant, die zweite habe ich leider gar nicht verstanden. Leider kann ich mir in beiden Fällen nicht so recht bildlich vorstellen, wie das vonstatten geht. Natürlich brauchst Du Dir aber jetzt nicht die Mühe zu machen, mir das näher zu erläutern. Dann komme ich lieber nochmals auf Dich zu, wenn ich das nächste Mal eine Kleinstmenge filtrieren möchte. Ich meine mich zu erinnern, dass Du die Prinzipien an anderer Stelle auch schon mal kurz dargestellt hattest. Bzgl. Deiner Vermutung zur Verwendung einer Zentrifuge liegst Du übrigens auch richtig.

Glaskocher hat geschrieben: Mittwoch 21. Juli 2021, 21:30Alternativ dazu könntest Du die Synthese als Dreistufer (Plthalsäure sublimieren, Gallussäure decarboxylieren, beide Produkte miteinender reagieren lassen) nochmal machen und an deren Produkt die Erfahrungen mit dem Kleinansatz anwenden.
Ja, eine zweistufige Synthese hatte ich ja schon mal kurz skizziert. Eine dreistufige ist aber wohl nicht zwingend nötig, weil die Bildung von Anhydrid und Gallein jeweils bei den gleichen Temperaturen ablaufen und daher auch miteinander verbunden werden können.
Ich weiß lediglich nicht genau, was für mich dadurch gewonnen wäre, solange ich die Reaktion nicht kontrolliert bei 190-200 Grad ablaufen lassen kann - sonst ist der Ansatz ja nicht viel besser als die Reagenzglasmethode unter Verwendung von Gallussäure, die vll. ja sogar noch geeigneter ist, weil die Weitereaktion zu Gallein auch die Decarboxylierung der Gallussäure begünstigt (vgl. mgritsch' Überlegung dazu).

Glaskocher hat geschrieben: Mittwoch 21. Juli 2021, 21:30Oder Du testest, mit welchen Kationen aus deiner Sammlung die teilgereinigte Ware deutliche Farbumschläge macht. Den Besten könntest Du dann zur Titration nutzen.
Im Reagenzglastest (s. o.) war die Reaktion mit Aluminium am stärksten und unempfindlichsten. Das könnte interessant sein, wenn sich dadurch die Rücktitrationsmethode mit Dithizon erübrigt, die ich nicht durchführen kann, da ich über Letzteres nicht verfüge, weil es mir für diese einzige mir bekannte Anwendung einfach zu teuer wäre. Apropos Aluminium: auch "mein" Waselowsky spricht von einer Titration bei pH 4-6, nicht bei 7, wie mgritsch zu Beginn ergänzte.
Sehr gut funktioniert hat soeben auch die Bestimmung von Bismut (folgt in einem separaten Beitrag), für die der Indikator ja auch die Hauptanwendung (neben der Zirkoniumbestimmung) ist.
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Re: Synthese von Pyrogallolphthalein

Beitrag von Vanadiumpentoxid »

mgritsch hat geschrieben: Mittwoch 21. Juli 2021, 21:40 Wie ausgeführt :) Hat man verstanden warum man etwas tut, dann lässt es sich auf viele Fälle übertragen oder anpassen.
Ja, ich weiß: weil der anfängliche pH-Wert ohnehin schon so hoch ist, trägt das protonierte EDTA nicht mehr viel dazu aus...
Insofern hätte ich mir die Frage natürlich auch sparen können. Eine kurze Bestätigung, ob man richtig gedacht hat, wäre vor der ersten vollbewussten Anwendung dieses Wissens trotzdem nett gewesen.
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Re: Synthese von Pyrogallolphthalein

Beitrag von Vanadiumpentoxid »

mgritsch hat geschrieben: Mittwoch 21. Juli 2021, 21:45 hey cool, danke für die Tipps! Muss ich glatt mal probieren.
Prima. Wenigstens einer, der direkt etwas damit anfangen kann. :) Somit war Glaskochers Mühe wenigstens nicht ganz umsonst. Man bekommt ja allmählich schon ein schlechtes Gewissen, wenn man all die Vorschläge nicht umsetzt... :oops:
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Re: Synthese von Pyrogallolphthalein

Beitrag von Vanadiumpentoxid »

Anwendungstest der gewonnenen Indikatorlösung am Beispiel einer komplexometrischen Bismut-Bestimmung:

Analyt  mit Indikator vor der Titration
Analyt mit Indikator vor der Titration
mgritsch hat geschrieben: Mittwoch 21. Juli 2021, 17:49 Literatur sagt:
Bi pH 1-2,3 blue
Not blue, but red... Ergebnis stimmte trotzdem. Aber eines nach dem anderen.

Ich habe 0,10 g basisches Bismutnitrat ausgewogen, unter Rühren/Erwärmen in 15 ml Salpetersäure (3 %) gelöst, Lösung und Platte abkühlen lassen, dann die Lösung auf 100 ml mit demin. Wasser aufgefüllt, pH-Wert kontrolliert (pH 2, abstumpfen war also nicht notwendig), soviel Indikatorlösung hinzugegeben, dass die Farbe gut erkennbar war und mit 0,05 M EDTA-Lösung titriert. Kurz vor Ende kam es zu einer bräunlich-schmutzigen Zwischenfärbung, dann ein scharfer Umschlag nach Gelb bei exakt 7 ml Verbrauch.

Austitriert.
Austitriert.
1 ml 0,05 M EDTA entspricht 10,45 mg Bi3+, somit entsprechen 7 ml 73,15 mg Bismut.
Gemäß Molmassenverhältnis enthält basisches Bismutnitrat 71,48 % Bismut.
Mein Ergebnis spiegelt somit eine messfehlerbedingte Abweichung von 2,34 % (bezogen auf den Sollgehalt) wieder - ein Ergebnis, mit dem ich angesichts der Ungenauigkeit meiner Waage, der geringen Ausgangsmenge und der Lagerdauer des Analyten (über 30 Jahre!) sowie des selbsthergestellten Indikators gut leben kann!
Warum die Ausgangsfarbe der Lösung angeblich blau sein soll bzw. meine rot war, entzieht sich jedoch meiner Kenntnis... :?
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Re: Synthese von Pyrogallolphthalein

Beitrag von mgritsch »

erst mal Gratulation zu dem Erfolg - schön dass Indikator und Titration gut klappen!
(Vielleicht eine Motivation sich der Synthese doch noch mal genauer zu widmen um mal ein Gramm davon lagernd zu haben? :lol: )
Vanadiumpentoxid hat geschrieben: Donnerstag 22. Juli 2021, 02:06 Gemäß Molmassenverhältnis enthält basisches Bismutnitrat 71,48 % Bismut.
leider ist das nicht gerade eine super genau definierte Substanz, mit unklaren Begrifflichkeiten. Deine Rechnung geht vom Bi5O(OH)9(NO3)4 aus, unter dem Begriff könnte aber auch BiONO3 zu verstehen sein (dann wären es 72,8%) oder BiONO3.H2O - dann wären es 68,5%.
Ist die Zusammensetzung vom Hersteller als ersteres eindeutig angegeben?
Warum die Ausgangsfarbe der Lösung angeblich blau sein soll bzw. meine rot war, entzieht sich jedoch meiner Kenntnis... :?
a) Farbbezeichnungen sind oft sehr individuell und kulturell anders. Gerade der Farbtonbereich rund um Lila in alle Richtungen (ins Rot oder ins Blaue oder ins Magenta sorgt oft für Verwirrungen. Leider werden keine RAL-Farbtöne angegeben :)
b) trotz einer ersten groben Aufreinigung - was du da vorliegen hast dürfte noch relativ weit weg von Reinstoff sein, sah man ja auch bei pH 13. Angesichts der Voraussetzungen (kleine Menge, bunt durchgebraten sodass teils roh und teils angebrannt... hast du eigentlich Talent als Koch?) kein Wunder.
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Re: Synthese von Pyrogallolphthalein

Beitrag von Vanadiumpentoxid »

Vorab: meine Orthese (Gips gibt's doch erst nach einer evtl. OP) wurde heute angepasst. Ein bisschen Tippen geht damit noch. Autofahren, Handschrift, stundenlange Büroarbeit oder gar Experimentieren ist damit aber eher schlecht... Werde mir morgen also erstmal eine AU-Bescheinigung vom Arzt holen...

mgritsch hat geschrieben: Donnerstag 22. Juli 2021, 10:13 (Vielleicht eine Motivation sich der Synthese doch noch mal genauer zu widmen um mal ein Gramm davon lagernd zu haben? :lol: )
Kommt darauf an, wie schnell ich die jetzige Lösung verbrauche. Synthesen nehme ich eher bedarfsorientiert vor. Und selbst wenn, wird es wohl erneut eher auf die Indikatorlösung als auf den Feststoff hinauslaufen.

mgritsch hat geschrieben: Donnerstag 22. Juli 2021, 10:13Deine Rechnung geht vom Bi5O(OH)9(NO3)4 aus, unter dem Begriff könnte aber auch BiONO3 zu verstehen sein (dann wären es 72,8%) oder BiONO3.H2O - dann wären es 68,5%.
Ist die Zusammensetzung vom Hersteller als ersteres eindeutig angegeben?
Wenn es Zweiteres wäre, wäre ich ja sogar noch näher an der tatsächlichen Zusammensetzung. Dafür spricht auch, dass beim trockenen Erhitzen kein Wasser in kühleren Bereichen des RG kondensiert, sondern sich nur NOx bilden.
Das Originaltütchen aus der Drogerie habe ich nach über 30 Jahren nicht mehr. Ich habe die Substanz schon damals gleich in ein Schnappdeckelröhrchen umgefüllt. Ich denke mal, die Summenformel wird auf der Verpackung wohl eh nicht abgedruckt gewesen sein.

mgritsch hat geschrieben: Donnerstag 22. Juli 2021, 10:13Leider werden keine RAL-Farbtöne angegeben :)
Das wäre doch mal was... In der EU ist ja sonst auch alles genormt... Und selbst die Amerikaner können sonst doch zumindest rot und blau gut auseinanderhalten - notfalls gäbe es ja auch noch "purple"... Von einer Rot-Blau-Schwäche habe ich auch noch nie etwas gehört...
Ich könnte mir vorstellen, dass der Verfasser vor dem geistigen Auge Blei und Bismut verwechselt hat...

mgritsch hat geschrieben: Donnerstag 22. Juli 2021, 10:13b) trotz einer ersten groben Aufreinigung - was du da vorliegen hast dürfte noch relativ weit weg von Reinstoff sein, sah man ja auch bei pH 13.
Ja, ich weiß. Solange er aber in meinem Anwendungsbereich funktioniert, sehe ich vorerst keinen Handlungsbedarf. Ich bin mit dem bisherigen Ergebnis mehr als zufrieden.

mgritsch hat geschrieben: Donnerstag 22. Juli 2021, 10:13hast du eigentlich Talent als Koch?
Solange es schmeckt, schütte ich das Essen ja nicht ins Sieb, nur weil es einen etwas anderen Farbton hat, als im Kochbuch abgebildet - das verringert die "Ausbeute" und die Meute bleibt hungrig... Wenn es natürlich zu sehr nach "Brandenburger Art" ist, müsste man nochmals neu ansetzen...
Selten koche ich das Familienessen in Reagenzgläsern, Kolben oder Tiegeln über dem Bunsenbrenner... Da ist die Kochplatte schon die einzige Gemeinsamkeit... (die aus dem Labor wird natürlich nicht mehr in der Küche eingesetzt!). Achja, und auch die aufgekochte Stärkesuspension - Du erinnerst Dich?
Molekularküche soll ja durchaus interessant, wenn auch eher übersichtlich auf dem Teller und nichts für den großen Hunger sein... :wink:
Ich hoffe ja immer noch, dass sich hier mal jemand etwas frisches Calciumgluconat, Natriumalginat, Lebensmittelfarbe und ein paar leckere Aromen schnappt und uns auf der Spielwiese ein paar bunte Kügelchen zaubert - vll. auch als kleinen Löffel-Snack beim nächsten Forentreffen?... :yeah:

Zu Deiner Frage: Familie und Gäste haben sich bisher noch nie über mein Essen beschwert - im Gegenteil. Früher war es fast ein Hobby: ich habe gern neue Gerichte ausprobiert. Heute mit vollem Kalender/Familienplaner, jeder Menge Unverträglichkeiten meinerseits und kulinarischen Abneigungen vor allem unserer Tochter ist das alles schon ein bisschen schwieriger geworden und beschränkt sich eher auf die reine Notwendigkeit, als dass es immer Spaß machen würde... Tendenziell bin aber tatsächlich immer noch ich es, der am häufigsten kocht, auch einfach Handwerkliches (soweit meine Fähigkeiten dazu gerade noch reichen) sowie der Papierkram bleiben meist an mir hängen. Dafür hat meine Frau den grünen Daumen und kann auch besser und vor allem schneller bügeln als ich... 8)
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