Bariumbromat

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Pok
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Bariumbromat

Beitrag von Pok »

Herstellung von Bariumbromat

Bariumbromat kann zur Gewinnung von Bromsäure dienen und lässt sich durch Eintragen von Brom in eine heiße Bariumhydroxid-Lösung herstellen. Stehen andere Bromate zur Verfügung, kann eine doppelte Umsetzung mit einem löslichen Bariumsalz erfolgen, wie hier gezeigt wird.


Geräte:

Erlenmeyerkolben, Becherglas, Magnetheizrührer, Filtrationszubehör


Chemikalien:

Natriumbromat
Bariumchlorid

Wasser
Bariumbromat



Hinweis: Bromate stehen im Verdacht, krebserregend zu sein.


Durchführung:

Zu einer Lösung aus 76 g Natriumbromat in 220 ml Wasser wird eine Lösung aus 66,5 g Bariumchlorid-Dihydrat (etwa 8 % Überschuss*) in 208 ml Wasser gegeben. Damit sich möglichst große Kristalle bilden, wird nicht gerührt und stattdessen nach 30 min umgeschwenkt, auf 0 - 10 °C abgekühlt und dann erneut einige Male umgeschwenkt. Nach einer weiteren Stunde wird das Bariumbromat abfiltriert, mit 3 Portionen à 75 ml kaltem Wasser gewaschen, trockengesaugt und an der Luft getrocknet.

Ausbeute: 93 g Ba(BrO3)2 · H2O (90 %) als weißes, feinkristallines Pulver

Da bei vollständiger Fällung nur etwa 2 - 3 g Bariumbromat in der Lösung verbleiben, lohnt sich ein weitgehendes Einengen der Lösung nicht. Das Produkt kann aus heißem Wasser umkristallisiert werden (5 g / 100 ml). Nur ein Teil (15,3 g) wurde hier auf diese Weise aufbereitet.

Ausbeute: 13,7 g Ba(BrO3)2 · H2O (81 % bezogen auf das Natriumbromat) als weiße Kristalle

*Anmerkung: das überschüssige Bariumchlorid senkt die Löslichkeit vom Produkt durch den gleichionigen Zusatz von Barium-Ionen noch etwas weiter, ist jedoch nicht unbedingt nötig.


Entsorgung:

Die restliche Lösung wird bis zum Sieden erhitzt und das Bromat durch Zugabe der stöchiometrischen Menge Natriumsulfit reduziert. Man fügt noch etwas Natriumsulfat zum Fällen des überschüssigen Bariumchlorids hinzu. Die Suspension wird filtriert, das Bariumsulfat in den Hausmüll und das Filtrat in den Ausguss gegeben. Das Produkt kommt zu den anorganischen Abfällen.


Erklärung:

Bariumbromat ist schwerlöslich und fällt aus, wenn die Konzentration von Barium- und Bromat-Ionen ausreichend groß ist:

BaCl2 + 2 NaBrO3 → Ba(BrO3)2↓ + 2 NaCl

Statt Natriumbromat kann auch Kaliumbromat verwendet werden, wobei die Fällung jedoch in der Siedehitze stattfindet.1 Durch die geringe Löslichkeit von Bariumbromat ist eine Ausbeute von 97 - 98 % zu erwarten. Die Abweichung ergibt sich durch Verluste bzw. Rückstände, die beim Filtrieren auftraten.


Bilder:

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Natriumbromat-Lösung

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Bariumchlorid-Lösung

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ausgefallenes Bariumbromat

Bild
Detail der Kristalle aus einem kleineren Ansatz

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Beim Filtrieren verkanten sich die Kristalle zu einer filzartigen Masse und bilden so einen Turm, den man zum leichteren Waschen flachdrücken sollte.

Bild
Produkt

Bild
Umkristallisiertes Bariumbromat


Literatur:

[1] Brauer (1963) Handbook of Preparative Inorganic Chemistry, Vol 1, Second Edition, Academic Press, S. 316. ISBN 978-0121266011
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Vanadium
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Beitrag von Vanadium »

Sehr schön gemacht! :)

Weiß eigentlich jemand, warum Bromate cancerogen sind? Kaliumbromat ist übrigens mit H350 eingestuft, also bewiesenermassen krebserregend..
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Vanadium
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Beitrag von Vanadium »

Ja du hast recht, es ist in Kategorie 1B eingestuft anscheinend. Dafür ist wohl auch der H350 vorgesehen. Wenn es Kategorie 2 wäre, dann würde H351 vergeben werden oder? Ich finde das ganze System eh nicht so toll.. :D Manche CMR Stoffe sind in der Praxis fast harmlos, manche genau das Gegenteil. Aber gibt ja noch die carcinogen potency database. ;)
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

[EDIT: verschoben]
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)

"Wer nur Chemie versteht, versteht auch die nicht recht!" (G.C. Lichtenberg, 1742 - 1799)

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Vanadium
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Beitrag von Vanadium »

Hey Pok, hast du technisches Bariumchlorid verwendet oder solches, was selbst aus technischem Bariumcarbonat hergestellt war (Keramikware)?

Habe noch einiges an BaCl2, bin aber noch am Überlegen, ob mir mein reines NaBrO3 dafür nicht zu schade ist. Normalerweise sollte man doch angesichts des Löslichkeitsprofils des Bariumbromats durch Umkristallisieren desselbigen eine recht gute Reinheit bekommen oder?
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Vanadium
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Beitrag von Vanadium »

Okay alles klar :D Schade, dass man bei anorganischen Salzen keine DC machen kann. Aber was man auf jeden Fall noch drin haben wir, wenn man nicht umkristallisiert, ist Chlorid... :D Übrigens verkauft Kremer Pigmente nichts mehr an privat. Keine Ahnung, wann das bei denen umgestellt wurde...
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Vanadium
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Beitrag von Vanadium »

Ach, bei solchen Reaktionen kann man ja immer leicht abschätzen, ob noch Verunreinigungen drin sind. 1-2x umkristallisieren reicht bei Salzen eigentlich. Der Chlorid-Nachweis mit Silberionen würde hier natürlich nicht so gut funzen, weil Silberbromat selbst kaum löslich ist. Gibt aber bestimmt auch einfache Alternativen.
Ja, ich meinte nur für den Fall, dass Leser denken, das Produkt ist ohne umkristallisieren schon rein... Das mit dem Silberbromat wusste ich nicht.
Bist du dir sicher mit Kremer? Die Einschränkungen mit den "professionellen Anwendern" gibt es schon eine Weile. Aber im FAQ wird das relativiert: "Ein privater Endverbraucher, der das Sicherheitsdatenblatt liest und versteht kann so zum professionellen Anwender / Fachkunden werden."
Hab das gestern abend auch noch gelesen mit der "Relativierung". Also war falscher Alarm.. Gibt schon paar günstige Lömis auf jeden Fall...
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

@Pok: ist Silberbromat in verdünnter Salpetersäure auch schwer löslich? Das wäre eine Störung, die mir nicht bekannt war.

Zur Analyse von kleinen Mengen Chlorid im Produkt könnte man die Titration mit Quecksilbernitrat anwenden. Habe ich mal mit chloridhaltigem Kaliumchlorat gemacht.
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Na also! Die Löslichkeit von Silberchlorid liegt da gute 3 Zehnmerpotenzen drunter...
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Laut deinem Link sollen 200 ppm KCl im KBrO3 erkennbar sein. Bei meinem Kaliumchlorat waren es 100 ppm Chlorid (entsprechend ca. 165 ppm NaCl), die sich noch mit AgNO3 im "qad-Test" erkennen ließen.
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