Umgang mit Buttersäure / Butansäure

Fragen zur allgemeinen Chemie; alles, was in keine andere Kategorie passt.

Moderator: Moderatoren

Antworten
mbraun
Illumina-Mitglied
Beiträge: 4
Registriert: Sonntag 29. Mai 2016, 15:09

Umgang mit Buttersäure / Butansäure

Beitrag von mbraun »

Hallo Leute,

ich möchte demnächst ein paar Experimente mit der Buttersäure machen. Deshalb habe ich mir "etwas" davon bestellt. Nun habe ich zwei Probleme. Obwohl alle Behälter (Kunststoffflaschen) zu waren, fing das Paket nach ein paar Tagen an zu stinken. Ich habe von einigen Leuten gehört, dass Ammoniak hilft. Also dass Leute die Flasche Buttersäure in eine zweite Flasche reinstellen und dort dann Ammoniak einfüllen. Hilft das wirklich?

Und dann wäre noch eine Frage zur Sicherheit. Ich habe in meinem Labor einen Abzug für die Experimente. Aber was passiert, wenn man doch etwas herumkleckert? Wie entfernt man das Zeugs am Besten?

Einige sagen, dass da wieder Ammoniak hilft, andere schreiben von Natronlauge.

Wenn ich es aber richtig verstehe, dann kann ich die Buttersäure auch einfach Oxidieren:
C4H8O2 + 5O2 => 4C2O + 4H2O

Und als Oxidationsmittel kann ich z.B. Kaliumpermanganat verwenden. Oder verstehe ich das falsch?
Benutzeravatar
Phil
Illumina-Mitglied
Beiträge: 460
Registriert: Donnerstag 19. Februar 2015, 16:27

Beitrag von Phil »

Auf keinen Fall würde ich sie in ein anderes Gefäss mit irgend einer Lauge stellen, die Gefahr von Verunreinigung ist einfach zu gros.
Fülle sie in eine Glasflasche mit Teflon Deckel um, dann hast Du keinen Ärger. Die restliche säure kannst Du verestern, zB mit Methanol erhält man Ananas Aroma.
Benutzeravatar
NI2
Illumina-Moderator
Beiträge: 5967
Registriert: Dienstag 19. August 2008, 09:33

Beitrag von NI2 »

Kann mich dem nur anschließen. Einfach in eine gute Flasche füllen. Nicht so einen Scheiß mit Säurekappen oder ähnlichem anfangen. Einfach eine neue gute Chemikalienflasche, ggf. Teflonband ins Gewinde und Parafilm um die Flasche. Ich hab Buttersäure in keinen besonderen Flaschen, habe aber auch kein Problem mit Geruchsbelästigung.

Durch die Bildung mit Ammoniak als Salz hast du folgendes Problem: Du bildest überall ein instabiles Salz was den Geruch noch lange nachdem abgibt, wenn die Flasche entfernt wurde, sofern das Salz noch da bleibt. Die Geruchsintensität wird evtl verringert, aber es stinkt auch dann noch lange nachdem die Flasche weggestellt wurde, da sie das Ammoniumbutyrat weiterhin zersetzt.

Und von Oximitteln die Finger lassen. Gute Flasche und gut.
IOC

There is no sadder sight in the world than to see a beautiful theory killed by a brutal fact. [T. Huxley]
The pursuit of knowledge is hopeless and eternal. Hooray! [Prof. H. J. Farnsworth]
Trust the rhythm and the rhyme of your own heartbeat. [C. Douglas]
Benutzeravatar
Dimethylsulfoxid
Illumina-Moderator
Beiträge: 939
Registriert: Dienstag 12. Januar 2010, 14:58
Wohnort: neben dem Brutschrank
Kontaktdaten:

Beitrag von Dimethylsulfoxid »

Buttersäure ist doch noch harmlos. Ein paar mal gut lüften und weg ist die.

Wenn es bei mir mal arg danach riecht (obwohl ich da sehr tolerant bin), kommen ein paar Tropfen Benzaldehyd auf ein Papiertuch und dieses dann vor einen Ventilator und gut ist. Man riecht von der Säure dann nichts mehr.

Die Flasche kannst du ja ansonsten noch in eine Dose stellen oder eine Tüte herum machen.
mbraun
Illumina-Mitglied
Beiträge: 4
Registriert: Sonntag 29. Mai 2016, 15:09

Beitrag von mbraun »

Dimethylsulfoxid hat geschrieben:Buttersäure ist doch noch harmlos. Ein paar mal gut lüften und weg ist die.
Und wie kommt es, dass es so viele Leute gibt, die sich über Buttersäure-Anschläge beschweren?
Benutzeravatar
NI2
Illumina-Moderator
Beiträge: 5967
Registriert: Dienstag 19. August 2008, 09:33

Beitrag von NI2 »

Und wie kommt es, dass es so viele Leute gibt, die sich über Buttersäure-Anschläge beschweren?
Zum einen weil die keine Ahnung haben was wirklicher Gestank ist und zum anderen weil DMSO von Buttersäure in Laborumgebung gesprochen hat. Wenn mein Kühlschrank so stinken würde, würde es mich auch stören. Aber jeder der schonmal in Schwefel- oder Selen-Labs unterwegs war weiß, dass so ein bissel Buttersäure sogar eher noch zu den angenehmeren Sachen zählt.
IOC

There is no sadder sight in the world than to see a beautiful theory killed by a brutal fact. [T. Huxley]
The pursuit of knowledge is hopeless and eternal. Hooray! [Prof. H. J. Farnsworth]
Trust the rhythm and the rhyme of your own heartbeat. [C. Douglas]
mbraun
Illumina-Mitglied
Beiträge: 4
Registriert: Sonntag 29. Mai 2016, 15:09

Beitrag von mbraun »

Okay, ich verstehe den Einwand. Aber ich vermute, dass du gleich sagen wirst, dass ich Äpfel und Birnen vergleiche.

Ich nehme mal an, dass jeder von uns schon mal mit Kristallviolett gearbeitet hat. Egal wie vorsichtig ich mit dem Zeug war (Flasche auf, Spatenspitze in die Flasche, leere spatenspitze in die Flüssigkeit rein und umrühren, Flüssigkeit wurde blau, Flasche sofort wieder zu), ich hatte immer irgendwo noch das Zeug auf der Haut, sodass im Laufe des Tages die Finger blau wurden, oder im schlimmsten Fall im Gesicht blaue Flecken auftauchten.

Und Ähnliches kann ich mir auch bei der Buttersäure vorstellen. Dass man nach einem Experiment sitzt und sich denkt "riecht es gerade nach Buttersäure hier?". Unabhängig davon ob der Geruch echt oder Einbildung ist.
Benutzeravatar
Pok
Gesperrt
Beiträge: 1636
Registriert: Montag 19. August 2013, 01:03
Kontaktdaten:

Beitrag von Pok »

Buttersäure hat ja im Vergleich zu Kristallviolett den Vorteil, dass sie relativ leicht verdampft. Ein dünner Flüssigkeitsfilm z.B. am Handschuh wird sich vermutlcih innerhalb einiger Sekunden verflüchtigen, sodass keine porösen Materialien das Zeug aufsaugen werden, die du mit den Handschuhen berührst. Wenn man im Abzug nur glatte Oberflächen hat, passiert dasselbe. Falls doch mal was auf ein saufähiges Material tropft, kann man ja Natronlauge benutzen. Was besseres ist mir nicht bekannt. Kaliumpermanganat soll z.B. Essigsäure nur beim Kochen langsam oxidieren. Bei Buttersäure dürfte das auch nicht schneller gehen. Es gibt sone selbsternannten "Buttersäureprofis", die angeblich nach einem Patent arbeiten. Wäre interessant, welches Patent die meinen...
mbraun
Illumina-Mitglied
Beiträge: 4
Registriert: Sonntag 29. Mai 2016, 15:09

Beitrag von mbraun »

Naja, da gibt es das Mittel Doogsan Säureneutralisator.

Hier ist das Sicherheitsdatenblatt.

Der Hersteller schreibt zur Wirkung:
DOOGSAN beseitigt unangenehme Gerüche indem es den Prozess, der den biologischen Verfall der organischen Substanzen verursacht angreift , unterbindet und vernichtet. Sieht man das natürliche Umfeld, besonders die des Wassers, stellt man fest hier ist ein Reinigungsmechanismus . Dabei sind Enzyme die Basis des Erfolgs für die Zerlegung von organischen Sunstanzen, die von sog. „ Reinigungsbazillen “ hergestellt werden. Die Enzyme geben Sauerstoff für den biologischen Abbau frei und ermöglichen somit eine Durchlüftung der umgebenden Luftschicht.
DOOGSAN ist eine Substanz die eine oxydierende Wirkung hat, die den Selbstreinigungseffekt durch Bio-Katalyse einleitet sowie beschleunigt. Es emulgiert sich mit Fettablagerungen und verhindert Fettgeruch, indem es der Bildung von sich verflüchtigenden Säuren und zersetzenden Ammoniakstoffen verhindert . Es unterbindet organischen Ablagerungen und sorgt somit für das hervorragend funktionieren bei industrieller Einrichtungen.
Benutzeravatar
Lithiumoxalat
Illumina-Mitglied
Beiträge: 490
Registriert: Donnerstag 8. Januar 2015, 00:00
Wohnort: Schweiz

Beitrag von Lithiumoxalat »

Buttersäure finde ich recht einfach handzuhaben, ich habe mich inzwischen an den Geruch schun gut gewöhnt. Schlimmer finde ich es, wenn in der Schule gewisse Schüler eine Lunge mit Kunststoff ausgegossen haben, diese Lunge dann über die Ferien bei Zimmertemperatur stehenbleibt, und dann anschliessend in Natronlauge ausgekocht wird, direkt vor der Tür des Chemielabors... :mrgreen:
Das "überall färben", kenne ich vom Rhodamin B oder von oxidierenden Substanzen (die die Kleidung entfärben).
Ich rate dir auch, die Buttersäure in eine Glasflasche umzufüllen, gefettete Schliffstopfen sind auch schon ziemlich dicht.

mfG
Lithiumoxalat
Benutzeravatar
Timmopheus
Illumina-Mitglied
Beiträge: 919
Registriert: Donnerstag 24. Juli 2008, 17:13

Beitrag von Timmopheus »

Das Problem bei allen Flaschen ist, dass sich durch das Ausgießen mit der Zeit geringe Mengen Buttersäure im Gewinde oder im Schliff sammeln und ausgasen. Es stinkt nicht heftig, aber ein dezenter Mief hängt eben doch vor dem Regal.
Hab die Flasche dann in ein großes Einmachglas mit Bügelverschluss gestellt. Da die Buttersäure aus der Flasche ausgegossen wird, kann sich in der Dichtung des Einmachglases auch keine Säure sammeln. In dieser Form könnte man sie sogar in der Wohnung aufbewahren.
Benutzeravatar
NI2
Illumina-Moderator
Beiträge: 5967
Registriert: Dienstag 19. August 2008, 09:33

Beitrag von NI2 »

Timmopheus hat geschrieben:Das Problem bei allen Flaschen ist, dass sich durch das Ausgießen mit der Zeit geringe Mengen Buttersäure im Gewinde oder im Schliff sammeln und ausgasen.
Darum empfiehlt es sich immer bei geruchsintensiven oder besonders aggressiven Chemikalien die Gewinde vor dem Verschließen zu säubern. Es stinkt dann nur der Müll bis zur nächsten Entsorgung und die Flasche gammelt nicht vor sich hin.
IOC

There is no sadder sight in the world than to see a beautiful theory killed by a brutal fact. [T. Huxley]
The pursuit of knowledge is hopeless and eternal. Hooray! [Prof. H. J. Farnsworth]
Trust the rhythm and the rhyme of your own heartbeat. [C. Douglas]
Benutzeravatar
Pok
Gesperrt
Beiträge: 1636
Registriert: Montag 19. August 2013, 01:03
Kontaktdaten:

Beitrag von Pok »

@mbraun: Dieses Produkt klingt nach Verarsche. 70 Inhaltsstoffe gibt es in keinem vernünftigen Reinigungsmittel. Auszug von nem anderen Shop: "DOOGSAN besteht aus einer Mischung von 52 essentiellen Ölen, Enzymen Peptiden und wird zur Behandlung...". Das Gefasel von "52 essentiellen Ölen" deutet zusätzlich daraufhin, dass dieser "Duftneutralisator" lediglich ein Duftüberdecker ist. Es gibt auch keinen Enzymcocktail, der unter völlig verschiedenen pH-Werten sämtliche stinkende Substanzen zersetzt. Andere arbeiten mit Ozon. Das klingt wesentlich glaubwürdiger.
Antworten