Extraktion von Haematoxylin aus Blauholz

Hier können Erfahrungsberichte zu Experimenten auch formlos geschrieben werden.

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platon58
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Beitrag von platon58 »

@lemmi: Magnethheizer geht wieder :wink: Habe heute versucht einen Teil des eingedampften Extrakts mit Diethylether zu extraheiren, wobei mir ein Anfängerfehler unterlaufen ist, danach hat der Keller intensiv nach Ether gerochen. Den Rest in der Schale habe ich dann abdampfen lassen, worauf ein kristalliner Rest blieb, welcher mich schwer an das Haematoxylin in der 12'000 Fr.-Dose erinnerte. Ich frage mich gerade, ob ich das H. durch die Extraktion in der Haushaltspfanne bereits oxidiert habe. mit Wasser erhalte ich immer eine wunderschön violette Lösung. Wenn ich mit der Extraktion fertig bin werde ich Dir ein paar gramm zukommen lassen, möchte wissen was Du davon hältst :thumbsup:

Edit: Gemäss den Beschreibungen ist das Haematein von ockerbrauner Farbe, das könnte dem braunen Extrakt im Uhrglas entsprechen. Mache mal weiter, im Zweifelsfall extrahiere ich noch eine frische Portion im Becherglas
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
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platon58
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Beitrag von platon58 »

Und weiter geht es. Habe mittlerweile den Wasserextrakt in EtOH gelöst und den Schlunz abfiltriert. Den Rest habe ich im Backofen bei 80 Grad reduziert. Im Moment habe ich ca 150 ml sirupartige Masse, deren Reste mineralisertes Wasser immer noch schön dunkelviolett färben. Das H. ist drin, aber die 3x Ausschüttelung mit Diethylether brachte den Durchbruch nicht, das Produkt färbte H2O schlechter als der abgelassene, konsistente Unterstand, der wohl zur Mehrheit aus Gerbstoffen und anderen organischen Resten bestehen dürfte.
Die angesprochene Fällung mit Harnstoff aus der heissen wässrigen Lösung wird in der Literatur, die ich bis jetzt konsumiert habe( und das ist schon einiges), vorwiegend auf A.Stevens zurückgeführt, der aus dem folgenden Standardwerk zitiert wird: Bancroft JD, Stevens A, eds. Theory and practice of histological techniques. 3rd ed. Edinburgh: Churchill Livingstone, 1990. In der Letzten Ausgabe des Werks, welche mir als PDF vorliegt (Interesse= PN), wurde dieses Kapitel von Wilson und Gamble verfasst. Die allgemeinen Bemerkungen zu H. und dessen Gewinnung tönen genau so, als hätten sie diese aus dem Internet abgeschrieben ( vgl Publikationen: Haematoxylin and Counterstains / Anthony E Woods, via Google; /A NEW HAEMATOXYLIN STAIN FOR THE DEMONSTRATION OF NUCLEAR AND EXTRA NUCLEAR SUBSTANCES /Sina Iyiola1,* & Godwin Avwioro2) von denen auch der Verfasser des Wiki-Artikels abgeschrieben hat :mrgreen:. Sie schreiben zwar etwas zur Harnstofffällung i.S einer persönlichen Mitteilung durch einen "Lamb", aber unter Google kommen da nur Lamb-Skewers heraus :cry:
Somit bleibt die Harnstoffhypothese ohne Hinweis. Immerhin nehme ich an, dass die Gerbstoffe zusammen mit dem sehr gut H2O-löslichen Harnstoff dem H. in H20 den Löslichkeitsgaraus machen werden, aber offensichtlich werde ich das selbst herausfinden dürfen, es sei denn die 3. Auflage des Bancroft von 1990 mit dem H.-Artikel von Steven flattert doch noch in meine Hände. Im übrigen habe ich mir noch etwas Blauholzextrakt bestellt, für den Fall, dass ich mehr Grundstoff brauche, damit habe ich einen wesentlichen Schritt Arbeit eliminiert. Wenn ich mal etwas photogenes habe kommen die Bilder :wink:
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Mit "bei 80°C reduzieren" meinst du sicher Eindampfen, oder? Und was ist "mineralisiertes Wasser"? Gibst du Salze zu, um Haematoxylinkomplexe zu bilden?

Hast du denn schon mal probiert wie Erdmann und Co einfach den wässrigen Extrakt zur Trockene einzudampfen, mit Sand zu verreiben und mit Ether zu extrahieren?. Die schreiben ja, man müsse mehrfach extrahieren, so wie in dem Artikel, den ich dir geschickt habe.

Ich habe eben mal bei Omikron nachgesehen: 2,5 g Hämatoxylin kosten 20,-€! Das ist ja unglaublich! Da nehme ich eine Probe zum Testen gerne an... :wink:
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NI2
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Beitrag von NI2 »

Mit "bei 80°C reduzieren" meinst du sicher Eindampfen, oder?
Naja,... nicht ganz... Eher wie beim Köcheln aufm Herd :D Eindampfen klingt nach: Volle Kanne bis es trocken ist...

Und hast PN ;)
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Newclears
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Beitrag von Newclears »

Ich habe eben mal bei Omikron nachgesehen: 2,5 g Hämatoxylin kosten 20,-€! Das ist ja unglaublich!
Hier ist´s auch zu haben. deutlich günstiger als bei Omikron aber immer noch teurer als "selbstgeklöppelt".
http://www.diagonal-shop.de/version02/i ... ?offset=95
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NI2
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Beitrag von NI2 »

oben genannter Link hat geschrieben:Fatal error: Call to a member function on a non-object in /srv/www/vhosts/diagonal-shop.de/httpdocs/version02/include/result.php on line 26
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Newclears
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Beitrag von Newclears »

Bei mir funzt der. Naja, nochmal die Adresse:
http://www.diagonal-shop.de/version02/de/searchform.php
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platon58
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Beitrag von platon58 »

@lemmi. Mineralisiertes Wasser heisst ab Wasserhahnen. Das sind die Reste, die ich aus den Tools auswasche. Das Extrakt wird mit Aq dest behandelt. Allerdings ist die Färbung ein guter Indikator für das vorhandensein des Farbstoffs :wink: Im übrigen bin ich der Überzeugung, dass sich die im Internet beschriebenen 10 - 12% Ertrag auf den Extrakt beziehen. Das wurde auch von Erdmann so beschrieben: "3-4 Unzen Ertrag auf 2 Pfund des Extrakts", somit wird der Ertrag bei Blauholz direkt tiefer sein. Der Harnstoff ist unterwegs... Werde es aber noch einmal mit einer Diethylether- Extraktion im kleinen Massstab versuchen :thumbsup:
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NI2
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Beitrag von NI2 »

Ether-Extrakte (Chloralkane ebenso) besser mit einer gesättigten Kochsalzlösung (falls zuvor im Sauren gearbeitet wurde mit gesättigter NaHCO3-Lösung) behandeln ;)
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platon58
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Beitrag von platon58 »

@NI2: Ws. hat das BlähKah schon eine Intervention gestartet, den immerhin ist Haematoxylin ein potentieller Knallstoff, der blauviolette Farben ergibt, oder :shock: ?
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platon58
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Beitrag von platon58 »

:thumbsup: Heureka, ich habs's :thumbsup: Die Antwort die ich suche findet sich im US- Patent 2333050 vom 26.10.1943, Patentinhaber Roy W. Shunkwiler.
Der Harnstoff ist im Anmarsch, dann gibts den überarbeiteten Bericht mit den Bildern.
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Kohlenstoff
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Beitrag von Kohlenstoff »

:lol: Auch nicht schlecht xD
Ich liebe den Geruch von Ether am Morgen

Top10, die mir den Laboralltag versüßen
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platon58
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Beitrag von platon58 »

News von der Haematoxylin-Front:
1. Heureka, sprich Harnstofffällung war ein Reinfall. Gemäss den Angaben von Shunkwiler in seinem US-Patent aus dem jahr 1943 versetzt er 400 Teile Blauholzextrakt mit 2000 Teilen
38% Harnstofflösung ( Gewichtsanteilig 1:5) und lässt diese bei Zimmertemperatur 24- 36 h stehen, worauf das Haematoxylin auskristallisieren sollte.. Könnt Ihr vergessen. Ich habe die Harnstoffkonzentration in 10%-Schritten bis zur Vollsättigung gesteigert. Resultat: Verdacht auf einen Haematoxylinkristall mitten im Harnstoff. Aber was ich abgegossen habe wurde immer ganz brav violett :(. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass alle die Berichte über die Harnstofffällung des H. fortlaufend abgeschrieben wurden. Wiki erwähnt diesen Quatsch ebenfalls.
2.US- patent 2.369.345: Method of Recovering Hematoxyline, R.L. Drew, 1945, Er hat einfach die wässrige Lösung des Blauholzextrakts einer pH-Senkung unter Zugabe von HCl ausgesetzt, die in Abhängigkiet der Konzentration. Maximale Konzentration Extrakt: 40 Vol% ( Dort angestrebter pH: 1,8: , minimal 30 Vol% ( opt. pH: 1,3). Die Lösung soll nach der Ansäureung 30 min bei 100Grad C kochen und danach schnell abgekühlt werden, dabei sollten sich mittel- bis grosse H.-Kristalle abscheiden. Erstes Resultat: Zähe Melasse, keine Kristalle. Ich habe den Ansatz aufgeheizt, filtriert und wieder auf pH: 0,7 angesäuert un der steht im Moment in der Kälte.
3. Vorgehen gemäss Hager: 100 g Blauholzextrakt von Kremer befinden sich im Scheidetrichter unter 4-facher Menge Diethylether. Aber wenn man dem Bericht von Erdmann aus dem Jahr 1842 glauben schenken kann, wird es noch etwas dauern.

Irgendwann werde ich ein Bild dieser Kristalle hier bringen, und sie werden nicht gekauft sein, aber morgen wird es auch nicht sein :mrgreen:
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Beitrag von platon58 »

Ja, da bin ich weider mit dem ewigen Haematoxylin. Habe deswegen mittlerweile noch mehr graue Haare und immer noch violette Fingerkuppen :mrgreen:
Dafür weiss ich jetzt, dass die Fällung des H. nach der Methode von Drews funktioniert. Allerdings hat auch er in seinem Patent nicht alles beschrieben :eek: , den wichtigsten Teil muss man selbst herausfinden, und das habe ich. Das Waschen der Kristalle wird noch ein Knackpunkt sein, weil das Wasser saukalt sein muss. Nach schätzungsweise 3 Umkristallisierungen werde ich den Beitrag redigieren und mit den definitven Bildern und der Rezeptur einstellen, dauert höchstens noch 4 Monate. :D Das Ausschütteln mit Diethylether hat ausser einem sanften Ätherrausch auch nichts gebracht. Das Hauptproblem dabei dürfte sein, dass H. in Ether nicht besser löslich ist als in kaltem H20.
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Newclears
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Beitrag von Newclears »

...gut Ding will Weile haben :thumbsup:
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