Unterscheidung von Kunsthonig und echtem Honig

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lemmi
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Re: Unterscheidung von Kunsthonig und echtem Honig

Beitrag von lemmi »

Schön, daß euch der Versuch gefällt. Ich finde die Anwendung der Chemie - vor allem der Analytik - auf Fragen des "wirklichen Lebens" immer besonders reizvoll.

Sehr interessant ist auch der kommentar des Kollegen vom @Ehrenfelder bienenprojekt. Wenn der Honig aus Honigtrau stammt dann enthält er natürlich weniger Pollen. Ich werde das mal mit einem anderen honig derselben marke probieren, sobald meine Familie den jetzigen aufgefuttert hat :wink:
BJ68 hat geschrieben:
Fehlt da nicht was?
Wie kommt der Ether in die Schale zum verdunsten?

BJ68
In der Tat! Das erinnert mich an den Alten Rat von Mark Twain an einen jungen Schriftsteller: "Lieber Freund, passen sie auf daß sie niemals versehentlich ein auslassen!" Sowas!?! Korrigiere ich gleich!
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BJ68
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Beitrag von BJ68 »

Newclears hat geschrieben:Willkommen im Forum. Schon interessant wer hier so alles mitliest. :D
Der Honig wird ja auch nicht aus den Lindenblüten sondern zum grössten Teil von der Biene durch sammeln von Honigtau hergestellt
Damit hat er absolut recht. Die Frage die dann noch bleibt ist die nach dem positiven Nachweis des HMF. Da müsste man nochmal genaueres in Erfahrung bringen.

Z.B. wie der Honig verarbeitet wurde oder ob das Blattlaus-Pippi u.U. von sich aus Verbindungen enthält die einen positiven Test geben.....


BJ68
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

BJ68 hat geschrieben: Z.B. wie der Honig verarbeitet wurde oder ob das Blattlaus-Pippi u.U. von sich aus Verbindungen enthält die einen positiven Test geben.....
BJ68
In der Wikipedia steht dazu (unter dem Eintrag "Honig"):
Kein oder nur eine geringe Menge an Hydroxymethylfurfural (HMF) im Honig ist ein Indikator für dessen Frische und Naturbelassenheit. Dagegen weist ein hoher HMF-Wert auf Wärmeschäden oder längere Lagerung hin. Wenn Honig erhitzt wird, bildet sich aus Fruchtzucker HMF. Der HMF-Gehalt in frisch geschleudertem Honig ist sehr gering und steigt bei korrekter Lagerung, je nach pH-Wert und Lagertemperatur um ca. 2–3 mg/kg pro Jahr an. Lagerung bei Zimmertemperatur (21 °C) kann den HMF-Gehalt in einem Jahr bereits auf 20 mg/kg erhöhen. Die EU hat einen HMF-Grenzwert von maximal 40 mg/kg für Honig, der unter europäischen Bedingungen produziert wurde, festgelegt. Einige nationale Imkerverbände fordern sogar noch niedrigere Werte, so erlaubt der Deutsche Imkerbund höchstens 15 mg/kg für sein Gütesiegel „Echter Deutscher Honig“.
Daraus muß man eigentlich schließen, daß der Honigtau als Ursprung nichts ausmacht, denn sonst müsste es für Lindenhong entsprechend abweichende Grenzwerte geben. Jetzt wäre es spannend zu wissen, wo die Empfindlichkeitsgrenze für die Fiehe´sche Reaktion liegt. Ich werde mal etwas recherchieren udn anchberichten (vielleicht wissen die Fachleute vom Bienenprojekt was darüber?)
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Mittlerweile habe ich noch etwas rechercheirt und experimentiert.

Ich habe keine neuere Arbeit zur Erfassungsgrenze von HMF mittels der Fiehe´schen Reaktion gefunden. Dafür habe ich mir die Erstveröffentlichung (1908, Zeitschrift für Untersuchung der Nahrungs- und Genußmittel Bd 15 - heute Zeitschr. für Lebensmitteluntersuchung und -forschung) angesehen. Auf diese folgte eine recht lebhafte Diskussion durch mehrere Beiträge in der gleichen Zeitschrift in den nächsten Bänden. Insbesondere ein Herr Rauner betonte, daß auch Naturhonige die erwähnte Reaktion geben, wenn sie erhitzt würden. Der die Reaktion bewirkende Stoff - das HMF - war damals noch nicht identifiziert. Im Jahre 1926 erschien eine Arbeit, in der über den HMF-Nachweis in Honaig mit titrimettrischen, kolorimetrischen und gravimetrischen Methoden berichtet wurde. Dabei wurden Gehalte im Naturhonig bis 13,9 mg pro - ja, welcher Ausgangsmenge? wohl 50g so wie ich den Text verstehe - gefunden. Dieser Befund wurde von Fiehe kritisiert indem er vermutete, daß nicht HMF sondern andere Stoffe bestimmt worden wären. (Z f. Untersuch. der Lebensmittel 56, 1926).

Ich habe daraufhin 5 g des von mir untersuchten Langnese-Honigs in einem Kölbchen mit Steigrohr 1/2 Stunde auf einem siedenden Wasserbad erhitzt, erkalten gelassen und wie im Eingangsthread beschrieben behandelt. Es trat eine kräftige rote Färbung auf.

Rauner hatte beschrieben, daß sich die Reaktion auch mit 25%iger (anstelle von rauchender) Salzsäure durchführen lasse. Auch das wollte ich ausprobieren und habe das Reagenz mit beiden Salzsäurekonzentrationen getrennt angesetzt und die Reaktion mit dem Kunsthonig-Brotaufstrich durchgeführt. Mit der 25%igen Salzsäure ergab sich nur allmählich eine orangerote Färbung, mit der rauchenden Säure dagegen eine tief kirschrote Färbung.

Mein vorläufiges Fazit:
Die Fiehe´sche Reaktion mit rauchender Salzsäure ist bei Kunsthonig und erhitzetem Naturhonig positiv (manche Honige sollen durch Erhitzen aus den Waben ausgeschmolzen werden). Der positive Ausfall beweist daher nicht die Anwesenheit von Kunsthonig, nur der negative Ausfall kann als Zeichen der Abwesenheit von Kunsthonig herangezogen werden. Mit 25%iger geht die Reaktion nicht so gut wie mit rauchender Salzsäure.

P.S. da war doch noch ein Beitrag von dem Kollegen aus dem Ehrenfelder Bienenprojekt nach meinem Post vom 31.1.12 - weiß jemand wo der hingekommen ist?
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Newclears
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Beitrag von Newclears »

Die Fiehe´sche Reaktion mit rauchender Salzsäure ist bei Kunsthonig und erhitzetem Naturhonig positiv (manche Honige sollen durch Erhitzen aus den Waben ausgeschmolzen werden). Der positive Ausfall beweist daher nicht die Anwesenheit von Kunsthonig, nur der negative Ausfall kann als Zeichen der Abwesenheit von Kunsthonig herangezogen werden.
Interessant. In De darf Honig eigentlich nur kaltgeschleudert werden (bis max 40°C). Also deutet ein HMF Nachweis darauf hin, dass dies entweder nicht der Fall war oder Honig anschliessend erhöhter Temperatur ausgesetzt war oder lange gelagert wurde.
Wikipedia hat geschrieben: HMF im Honig [Bearbeiten]

Kein oder nur eine geringe Menge an Hydroxymethylfurfural (HMF) im Honig ist ein Indikator für dessen Frische und Naturbelassenheit. Dagegen weist ein hoher HMF-Wert auf Wärmeschäden oder längere Lagerung hin. Wenn Honig erhitzt wird, bildet sich aus Fruchtzucker HMF. Der HMF-Gehalt in frisch geschleudertem Honig ist sehr gering und steigt bei korrekter Lagerung, je nach pH-Wert und Lagertemperatur um ca. 2–3 mg/kg pro Jahr an. Lagerung bei Zimmertemperatur (21 °C) kann den HMF-Gehalt in einem Jahr bereits auf 20 mg/kg erhöhen. Die EU hat einen HMF-Grenzwert von maximal 40 mg/kg für Honig, der unter europäischen Bedingungen produziert wurde, festgelegt. Einige nationale Imkerverbände fordern sogar noch niedrigere Werte, so erlaubt der Deutsche Imkerbund höchstens 15 mg/kg für sein Gütesiegel „Echter Deutscher Honig“.

HMF im Honig wird meistens mit HPLC- oder dem sogenannten Winkler-Verfahren[9] nachgewiesen. Seit 2009 ist ein Schnelltest von der Merck KGaA zur Bestimmung von HMF erhältlich. Bei dem „Reflectoquant® HMF“ genannten Test wird eine geringe Menge Honig im Verhältnis 1:4 mit destilliertem Wasser verdünnt, ein Teststreifen in die Probe getaucht und dann in einem RQflex-Reflektometer gemessen.
In dem Kontext auch interessant
Wikipedia hat geschrieben:Gefilterter Honig [Bearbeiten]

Durch ein spezielles Filterverfahren (Maschengröße kleiner Pollengröße) werden dem Honig die eiweißhaltigen Pollen entzogen. Seine Vitamine, Mineralstoffe und Enzyme behält er, sofern er nicht erhitzt wird. Dieser Honig ist umstritten, denn durch den Entzug von Pollen wird der deutschen Honigverordnung nicht mehr entsprochen. Laut EU-Richtlinien ist der Vertrieb als Honig jedoch erlaubt. Somit ist ein territorialer Herkunftsnachweis, der mittels Pollenanalyse erstellt wird, nicht mehr möglich. Des Weiteren ist auch eine Manipulation (Streckung des Honigs mit Zucker) derzeit nicht nachweisbar. Vorteile der Filtration liegen bei einer besseren Honigverträglichkeit bei Pollenallergikern, sowie einer feincremigeren Beschaffenheit des Honigs.
"...wie ein Sprecher betont,hat für die Bevölkerung zu keinem Zeitpunkt Gefahr bestanden."
"...mittlerweile rostet das Miststück..." E.v. Däniken
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