Das galvanische Element des Herrn Daniell

Wissenschaftliche Experimente von besonderem historischem Interesse.

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Pok
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Beitrag von Pok »

Ob mit oder ohne Drahtverbindung sollte eigentlich egal sein. Die Elektronen werden im Zinkblech direkt unter der Metalloberfläche freigesetzt. Die Kupferionen können die also sofort aufnehmen. Damit im Draht Elektronen zum Kupferblech fließen, müssten sie ja einen extrem viel größeren Widerstand (Draht) überwinden. Und wenn keine Elektronen zum Kupferblech fließen, gibts für die Kupferionen auch keinen Grund, sich da anzulagern.

Allerdings verstehe ich nicht so richtig, was das Pluszeichen bei der Kupferelektrode zu bedeuten hat. Das sieht so aus, als hätte die Kupferplatte einen positiven Ladungsüberschuss (das dachte ich auch bisher). Aber damit ist nur die Ladungsdifferenz zur Zinkplatte gemeint, oder? Welchen Ladungsüberschuss haben also die 2 Lösungen und die 2 Platten jeweils für sich isoliert betrachtet? Die Zinkplatte müsste durch Elektronenüberschuss sehr negativ sein, die Kupferplatte müsste aber ebenfalls negativ geladen sein, nur nicht so stark (ist also "positiver" als die Zinkplatte). Die Kupferlösung müsste ebenfalls negativ geladen sein, weil positive Kupferionen ständig entzogen werden. Nur die Zinklösung müsste sehr stark positiv geladen sein. Ist das richtig, oder hab ich hier einen Denkfehler?
CD-ROM-LAUFWERK
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Beitrag von CD-ROM-LAUFWERK »

Aber damit ist nur die Ladungsdifferenz zur Zinkplatte gemeint, oder?
Plus und Minus bei Spannungen sind grundsätzlich immer nur Differenzen zwischen zwei mehr oder weniger beliebigen Punkten. Es ist nicht fix ggü. der Erde o.ä. definiert, was + und was - ist. Es muss allerdings auch ersichtlich sein, welche beiden Punkte verglichen werden, was hier auch der Fall ist.
Zwischen 1000V und 999V (Spannung zum Erdpotential) ist das eine +1V bzw. -1V und das andere 0V. Mit dieser Differenz könnte man dann etwa Gold aus einer Lösung abscheiden.
zweitens
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Beitrag von zweitens »

Genau, man muss Potentiale vergleichen und nicht/weniger mit einem Absolutwert wie der Erde (per Def. 0V) vergleichen.
Die unedle ist immer die positive Elektrode, weil das unedle Metall sich freiwillig in kleinen Mengen schon löst, auch ohne Stromsfluss, und dabei Elektronen am Blech (Elektrode) zurücklässt.
Cu-Ionen möchte sich an die (etwas geladene, wenn Stromfluss möglich) Elektrode anlagern. Metallisch neutral können die Ionen nur mit Elektronen werden. Sind da aber nicht genug überschüssige Elektronen, kommen ein paar aus dem Leistungsband der Millionne von Atomen. Es haben sich also ein paar Atome Cu metallisch (neutral) in der ersten Sekunde angelagert. Dafür aber fehlen der Summe der CU-Atome jetzt ein paar einzelne Eletronen. Daher ist diese Elektrode für sich genommen nun bereits positiv geladen, ggü. neutralem Cu-Metall.

Jeder kann eine normale 1,5V Batterie mit einem Pol an den Spannungsführenden Pol der Steckdose halten mit isolierhandschuhen. Nichts passiert. Zwischen beiden Polen der kleinen AA Batterie sind immernoch nur 1,5V und sie kann immernoch eine Taschenlampe betreiben zeitgleich. Aber die Pole dürfen nicht mehr angefasst werden. Da ist immer die Wechselspannung aus dem Netz drauf und am Minuspol eben nur 1,5V mehr Negativ als am Pluspol. Die Pole einer einzelnen Batterie sind also immer potentialfrei (wenn Luft ein 100%iger Isolator wäre). Dher können Batterien ja in Reihe geschaltet werden für mehr Spannung. Aber die an der Steckdose angeschlossenen Batterie hat jetzt im Mittel 220V Potentiel ggü. der mit 0V definierten Erde.
Habe ich eine Batterie in der Hand und ziehe im Winter dabei einen synthetikpullover übder den Kopf wobei es gerne mal knistert, so hat diese Batterie in meiner hand jetzt ein absolutes Potentiel von imho deutlich über 10000Volt. Kurzzeitig. aber damit Arbeit verrichten gelingt nur für sehr kurze Zeit. Die Energiemenge dieser 10kV ist nur sehr klein. Es ist nur Elektrostatik mit einer kleinen Gesamtmenge an verschobenen (ladungsgetrennten) Elektronen. Aber eben ein großes Potential.

Übrigens die Pfeile, die den Elektronenfluss in der Zeichnugn zeigen stimmen für dne Elektronenfluss. Wäre es aber ein fachlicher elektrischer Schaltplan, müssen die Pfeile genau anders rum lang zeigen. Das ist die sog. techn. Stromflussrichtung. Diese ist wie man sieht eigentlich falsch. Aber meine Erklärung ist, dass für Laien Plus immer nach mehr klingt wie Minus. Daher muss was von plus nach minus fließen. Wird so eine Traditionsgeschichte sein.
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Pok
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Beitrag von Pok »

@CD: danke.
zweitens hat geschrieben:Die unedle ist immer die positive Elektrode, weil das unedle Metall sich freiwillig in kleinen Mengen schon löst, auch ohne Stromsfluss, und dabei Elektronen am Blech (Elektrode) zurücklässt.
Dann muss die unedle Elektrode, wie hier Zink, aber negativ sein, wie auch in den Abbildungen zu sehen.
zweitens hat geschrieben:Cu-Ionen möchte sich an die (etwas geladene, wenn Stromfluss möglich) Elektrode anlagern. [...] Sind da aber nicht genug überschüssige Elektronen, kommen ein paar aus dem Leistungsband der Millionne von Atomen. Es haben sich also ein paar Atome Cu metallisch (neutral) in der ersten Sekunde angelagert. Dafür aber fehlen der Summe der CU-Atome jetzt ein paar einzelne Eletronen. Daher ist diese Elektrode für sich genommen nun bereits positiv geladen, ggü. neutralem Cu-Metall.
Im ersten Satz sagst du die Cu-Ionen lagern sich ans Cu-Blech, wenn dieses "etwas geladen" ist, also muss es etwas negativ geladen sein (durch die Elektronen aus dem Zinkblech). Warum sollten sich dann Cu-Ionen in der ersten Sekunde freiwillig an das Cu-Blech anlagern, wenn dadurch im Cu-Blech ein Mangel an Elektronen entsteht?

Ich kann mir das nur durch das Gleichgewicht an der Kupferoberfläche vorstellen: Cu ⇌ Cu2+ + 2 e-
In der Kupfersulfatlösung gibts extrem viele Cu2+-Ionen, also sollte das Gleichgewicht (noch weiter) nach links verschoben werden und damit ein Elektronenmangel erzeugt werden, oder?

Aber wenn das nur in der "ersten Sekunde" eine Rolle spielt, dann sollte für den Rest der Zeit dein erster Satz gelten und die Kupferplatte wäre dann negativ geladen, oder wie?
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eule
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Beitrag von eule »

wenn man das schon derart bis zum letzten Krümel aufdröselt, dann sollte man vllt. gleich noch Spuren von Verunreinigungen im Cu-Blech mit den resultierenden Lokalelementen, die Belichtungsstärke wg. evtl. auftretender photoelektrischer Effekte usw. mit in die Betrachtung einbeziehen.
oder habe ich mal wieder irgendwas falsch verstanden? ;')
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CD-ROM-LAUFWERK
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Beitrag von CD-ROM-LAUFWERK »

Wird so eine Traditionsgeschichte sein.
Es wurde einfach ein "Fluss" von + zu - definitert. Erst ein Jahrhundert später wurden der Zusammenhang mit Elektronen erkannt. Verwirrender wird es dann, wenn neuere Bauteile wie etwa Halbleiter ins Spiel kommen. Beim Transistor ist das Source (Quelle) auch tätsächlich beim negativen und Drain (Ablauf) zum positiven Potential hin. Bei einer Diode hingegen fließt dann Strom, wenn die Elektronen "gegen die Mauer schlagen" (der Strich des Symbols) schlagen und nicht, wenn der Pfeil von - zu + zeigt, es ist also nach der "falschen" Konvention... :roll:
zweitens
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Beitrag von zweitens »

Pok hat geschrieben:@CD: danke.
zweitens hat geschrieben:Die unedle ist immer die positive Elektrode, weil das unedle Metall sich freiwillig in kleinen Mengen schon löst, auch ohne Stromsfluss, und dabei Elektronen am Blech (Elektrode) zurücklässt.
Dann muss die unedle Elektrode, wie hier Zink, aber negativ sein, wie auch in den Abbildungen zu sehen.
Sorry, ja natürlich. Das wollte ich ja auch schreiben.

Und zum anderen: Ich gehe davon aus (sonst würde die Batterie nie "anfangen" zu funktionieren), dass an einem Kupferblech, dass in eine Kupfersulfatlösung ganz für sich (ohne Draht dran) getaucht wird, sich einige "ganz wenige" (von der Zahl viele) Inonen ans Blech anlagern und Elektronen aus dem Leistungsband des Metalls bekommen (um vom Ion zum metallischen Cu zu werden). Für ein elektrisches Potential reichen da erst mal "relativ" wenige Inonen aus. Dann ist das Blech also sofort leicht posiv, weil die Elektronen des urprünglichen Kupfers vom Kupfersulfat immernoch beim Sulfation sind.

Dieses Blech hat dann ein positives Potential (und das hat es ja nachweisbar) gegenüber der Normalwasserstoffelektrode. (das oben ist eine Halbzelle. Und Halbzellen haben Potentiale, die in Tabellen in Büchern und der Spanungsreihe stehen).

Ebenso gehen am Zn einige Atome freiwillig gleich in Lösung. Daher hat das Zn Blech neg. Potential laut el. Chem. Spannungsreihe.

Wenn erst ein paar Elektronen fließen müssten, um den Prozess in Ganz zu bringen, ja, dann würde ja die Triebkraft fehlen und die Batterie ohne Anfangsstromstoss immer nur 0V liefern, also nicht funktionieren.
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Pok hat geschrieben:Ob mit oder ohne Drahtverbindung sollte eigentlich egal sein. Die Elektronen werden im Zinkblech direkt unter der Metalloberfläche freigesetzt. Die Kupferionen können die also sofort aufnehmen. Damit im Draht Elektronen zum Kupferblech fließen, müssten sie ja einen extrem viel größeren Widerstand (Draht) überwinden. Und wenn keine Elektronen zum Kupferblech fließen, gibts für die Kupferionen auch keinen Grund, sich da anzulagern.
Ich glaube nicht, dass das egal ist. Und das mit dem Widerstand überzeught mich nicht. Der Drahtwiderstand ist gegenüber dem des Elektrolyten (die Kupferionen müssen zur Elektrodenoberfläche diffundieren) winzig klein. Wenn am Zinkblech ein Ladungsüberschuss entsteht, wird sich der sofort gleichmässig dem gesamten metallischen Leiter (Zinkblech-Verbindung-Kupferblech) mitteilen.

Ausserdem denke ich an den berühmten Versuch des "Versilberns" von Kupfermünzen in einer Zinksulfatlösung (oder in Natronlauge) durch erhitzen mit Zinkpulver. Da besteht auch eine leitende Verbindung zwischen den "Elektroden" und das Zink scheidet sich auf dem Kupferblech ab. Wenn Kupferionen in der Lösung wären würden die sich sicher vor dem Zink abscheiden - und wieso nicht am Kupfer?

Diese Fragestellung müsste sich eigentlich durch ein einfaches Experiment schnell klären lassen!
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Pok
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Beitrag von Pok »

Ja, das mit dem Widerstand überzeugt mich selbt nicht so richtig. Also anderer Erklärungsversuch: die fregegebenen Elektronen sind in dieser elektrochemischen Doppelschicht direkt unter der Zinkmetall-Oberfläche und damit einfach extrem nah an den Kupferionen und "spüren" dessen Anziehungskraft. In einer 1-molaren Kupfersulfatlösung sind im Durchschnitt die Kupferionen von der Zinkplatte nur durch ein paar Wassermoleküle getrennt. Die positive Ladung dürfte sich über diese Distanz auch "vermitteln". Deshalb werden die Kupferionen da auch entladen. Ich bin mir absolut sicher, dass zumindest sich Kupfer auf dem Zink abscheidet. Das würde dann auf jeden Fall auch dem Elektronenstrom in Richtung Kupferblech entgegenwirken. Im Daniell-Element findet der Strom ja nur statt, weil ständig Kationen vom Zinkblech abgehen.

Probiers doch mal aus und berichte. ;-)

Den Münzversilberungs- und -vergoldungstrick könnte auch mal jemand als Artikel veröffentlichen. Den halte ich hiermit aber nicht für vergleichbar. Dort ist das "Kabel" unendlich kurz. Außerdem scheint Zink gar nicht verbraucht zu werden (abgesehen von dem ins Kupfer eingelagerten). Für den Versuch gab es m.W. gar nicht so ne richtig plausible Erklärung.

[Edit: hier - "Die poröse Trennwand verhindert die mechanische Vermischung der Lösungen. Wenn die Cu2+-Ionen in Kontakt mit der Zink-Elektrode kämen, käme es zur direkten Übertragung von Elektronen und kein Strom würde durch den äußeren Draht fließen." ....und wenn kein Strom fließt, können am Kupferblech auch keine Kupferionen reduziert werden.]
zweitens hat geschrieben:Wenn erst ein paar Elektronen fließen müssten, um den Prozess in Ganz zu bringen, ja, dann würde ja die Triebkraft fehlen und die Batterie ohne Anfangsstromstoss immer nur 0V liefern, also nicht funktionieren.
Die Kupferionen aus der Kupfersulfatlösung müssen sich doch dazu überhaupt nicht ans Kupferblech anlagern. Die Triebkraft ist das unterschiedliche Bestreben von Kupfer und Zink als Ionen in Lösung zu gehen, also die unterschiedliche Lage der Gleichgewichte (M ⇌ M2+ + 2 e-). Ob nun zu Beginn die Kupferelektrode leicht positiv oder leicht negativ ist, ist doch egal, solange sie nicht so negativ ist wie die Zinkelektrode. Die Elektronen aus der Zinkelektrode fließen in jedem Fall zum "positiveren" Kupferblech.
Dann ist das Blech also sofort leicht posiv, weil die Elektronen des urprünglichen Kupfers vom Kupfersulfat immernoch bein Sulfation sind.
Den Satz verstehe ich sprachlich nicht.
zweitens
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Beitrag von zweitens »

Pok, die Potentiale kann man mit guten speziellen hochohmigen Messgeräte ja messen gegenüber der Normalwasserstoff (Platin) Elektrode. Das sind also echte positive oder negative Spannungen in der Halbzelle.
Und dazu müssen die Halbzelenelektroden positiv oder negativ geladen sein. Ausgang ist die Triebkraft, ja, aber damit man eine Spannung messen kann, müssen Atome in Lösung gegangen sein bzw. beim edlen Metall umgekehrt.

Zum letzten Satz: Einige CU++ gehen vom CuSO4 an das Kupferblech und werden durch Elekronen aus dem Leistungsband des Kupferbleches zu metallischem Cu.

Die negativ geladenen Sulfationen gruppieren sich oberflächlich wegen der Anziehungskraft an das Kupferblech. (die ja jeweils die beiden Elektronen vom Cu bekommen haben, denn Cu ---> Cu2+ +2e-). Maximal wohl eine Atomschicht dick.

Das Kupferblech ist also elektropositiv und die fehlenden Elektroden sind im Elektrolyten geblieben, der im Mittel (bzw. an/nahe der Blechoberfläche) elektronegativ ist.
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eule
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Beitrag von eule »

Vorweg: wahrscheinlich werde ich dafür jetzt wieder irgendwas zwischen Ignoriert und für bescheuert gehalten.

So, Was ist genau das Problem?

- beide Metalle haben (zumal in einer doch recht verdünnten Lösung) eine gewisse Neigung, in Lösung zu gehen.
- Die dabei auftretende Oxidation zum jeweiligen (in diesen Fällen zweifach positiv geladenen) Ion hinterläßt im Metallkörper einen Elektronenüberschuß, der über eine entsprechende Kontaktierung abgeleitet und gemseen werden kann.
- Zn und Cu haben dabei unterschiedlich starkes "Bestreben", in Lösung zu gehen.
- Der somit bei der Kopplung beider Teilsysteme (Metallplatte mit umgebender Lösung) auftretende Unterschied an Elektronenüberschuß kann über eine elektrisch leitfähige Verbindung abgetragt und zur Verrichtung von Arbeit während des Potentialausgleichs zwischen den Platten genutzt werden.
- Die Verbindung darf aber nicht ausschließlich die beiden Metallkörper umfassen, auch die Lösungen mit den beiden Ionenarten müssen verbunden sein, wofür hier ein poröserTonzylinder eine direkte Durchmischung verhindert.
- Die genaue Rolle der Tonzelle wird nun hinterfragt.
- meine Frage wäre, ob es da besondere Anforderungen an die Art der Leitfähigkeit gibt, ob es also ein simpler, in beide Lösungen gehängter Graphitstift tut oder ob es sich wirklch um eine Ionenverbindung handeln muß
- Sollte es mit einer ausschließlich elektrischen Verbindung ausreichen, so werden die Vorgänge an der Graphitelektrode in beiden Lösungen ganz sicher interessant sein :)
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Pok
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Beitrag von Pok »

zweitens hat geschrieben:Pok, die Potentiale kann man mit guten speziellen hochohmigen Messgeräte ja messen gegenüber der Normalwasserstoff (Platin) Elektrode. Das sind also echte positive oder negative Spannungen in der Halbzelle. Und dazu müssen die Halbzelenelektroden positiv oder negativ geladen sein.
Die Normalwasserstoffhalbzelle ist doch auch nicht "echt" ungeladen. Man hat das Wasserstoff-Redoxpotential willkürlich auf 0 festgelegt. Die Kupferelektrode wäre wieder nur, wie von CD beschrieben, ggü. der Wasserstoffzelle positiv. Aber ob sie einen Elektronenmangel hat, wird daraus nicht klar! Ich glaube weiterhin, dass die leicht negativ ist, weil sich sonst einfach keine Kupferionen freiwillig anlagern würden.

Der Rest ist mir klar, aber beweist auch nicht, dass die Cu-Platte "echt" positiv geladen ist.

@eule: deine Punkte sind alle unstrittig. Auch die Rolle der Tonzelle wird nicht hinterfragt. Es geht um lemmis Gedankenexperiment (und noch um die Frage, welche "reale" Ladung die Kupferplatte hat). Zu deinen Fragen: es gibt 2 Arten von Leitfähigkeit: Elektronen und Ionen. Freie Elektronen können nur über Metall geleitet werden, nicht über Flüssigkeiten. Ionen können nicht über einen elektrischen Leiter geleitet werden. Ein Graphitstab wäre ja auch viel einfacher als ne Salzbrücke oder eine poröse Tonschicht. Dann hätte man das auch so getan. Die Ionen müssen wandern können, damit sich die in der Zinkzelle durch Zinkionen positiv und in der Kupferzelle durch Sulfationen negativ aufgeladenen Flüssigkeiten entladen können. Ansonsten würde das dem Elektronenstrom entgegenwirken und die Batterie würde nicht weiterlaufen. Die Elektronen des Sulfations können nicht einfach an Graphit übertragen werden und dann zum Zinkion weitergeleitet werden. Dann entstünde schließlich metallisches Zink* und wir hätten ein Perpetuum mobile, weil ständig Strom fließt, ohne dass Material verbraucht wird.

*Edit: oder Wasserstoff und Zinkhydroxid (falls nicht Zinkionen, sondern Wasser reduziert wird). Das wäre m.E. zumindest von den Redoxpotentialen her möglich, also zumindest kein Perpetuum mobile. Aber weil Kupfer edler als Wasserstoff ist und Wasser/Kupferionen um die Elektronen konkurrieren, würde m.E. nur Kupfer auf der Kupferplatte abgeschieden und kein Wasserstoff am Graphit in der Zinksulfat-Lösung, also würde das auch nicht funktionieren. Ich hab das Gefühl, als gäbe es noch eine grundlegendere Begründung, warum das nicht funzen kann, aber fällt mir nicht ein.
Xyrofl
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Beitrag von Xyrofl »

Ich glaube weiterhin, dass die leicht negativ ist, weil sich sonst einfach keine Kupferionen freiwillig anlagern würden.
Negativ ist die Kathode auf jeden Fall, denn sonst wäre sie nicht die Kathode, aber man muss sofort fragen - negativ gegenüber was? Der absolute Nullpunkt des Potentials für Elektronen wäre der potentialfreie, leere Raum. Dann würde die Kupferelektrode also bestrebt sein, Elektronen einfach ins Vakuum abzustoßen mit ihrem negativen Potential. Das ist nicht der Fall. Die Austrittsarbeit ist für Cu etwa 4eV. Es benötigt also eine Spannung von 4V um ein Elektron aus dem Kupfer zu hebeln. Offensichtlich ist das Kupferion bestrebt genug, Elektronen aufzunehmen um das zu einem gewissen Grade zu bewerkstelligen. Das ist auch eigentlich kein Wunder, ist es doch deutlich positiv geladen.

Deswegen müssen wir sagen, die Kathode ist negativ gegenüber der Lösung. Das ist aber tautologisch, denn nur wenn ein Metall negativ gegenüber der Lösung ist, ist es die Kathode. Sie ist gleichzeitig der positive Pol, weil die Reaktion freiwillig abläuft, die Kupferlösung also über die Kathode die Elektronen aufnimmt.
Ein Graphitstab wäre ja auch viel einfacher als ne Salzbrücke oder eine poröse Tonschicht.
Technisch vielleicht, aber theoretisch wird es abstrus, schließlich hat der Graphitstab auch wieder auf beiden Seiten Grenzflächen zwischen Ionenleitern und Elektronenleiter. Das würde bedeuten, dass er wiederum eine Kathode und eine Anode ausbildet. Was für eine verwirrende Konstruktion. Dann haben wir zwei Kathoden und zwei Anoden im Kreislauf. Ein Perpetuum Mobile wird das natürlich nicht. Schlimmer - das bleibt einfach stehen :D
Ich sehe grade keine Möglichkeit aus einem System, das nur Sulfat und Kupferionen enthält die überschüssigen Anionen zu entfernen, außer indem man das Sulfat paarweise zu Peroxodisulfat zusammenfasst. Das ist völlig unmöglich und läuft so nicht ab.
Durch die Zuhilfenahme der Bildung von Wasser- und Sauerstoff auf beiden Seiten hast du versucht, das zu umgehen, aber dann steht immer noch die Zersetzungsspannung des Wassers der elektromotorischen Kraft der Zelle gegenüber. Ist die elektromotorische Kraft wesentlich höher als die Zersetzungsspanung des Elektrolyten, wird das System zwangsläufig instabil, weil eines der Elektrodenmaterialien mit dem Elektrolyten reagieren könnte. Das ist aber in diesem Fall direkt die Vorraussetzung dafür, dass die Zellspannung dieser hypothetischen Wahnsinnszelle nicht auf Null zusammenfällt. Eine absurde Konstruktion.
Hier ist die Zersetzungsspannung >>1,2V (hohe Überspannungen bei diesen Materialien machen Zersetzungsspannungen nahe 2V plausibel), die elektromotorische Kraft aber nur 1,1V. Die Zelle steht dann also. Selbst wenn man 0.1V anlegt steht sie noch. Also ein Bremsklotz statt einem perpetuum mobile.
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

"Wenn die Cu2+-Ionen in Kontakt mit der Zink-Elektrode kämen, käme es zur direkten Übertragung von Elektronen und kein Strom würde durch den äußeren Draht fließen."
Glaube ich auch nicht! Ich habe in der Schule was anderes gelernt, an das ich mich heute noch wortwörtlich erinnere :wink:
Herr L., Physiklehrer, 1980 hat geschrieben:Tauchen zwei unterschiedliche Elektroden in den selben Elektrolyten, so fließt durch ihre äußere Verbindung ein Strom.
Das gilt für egal welchen Elektrolyten. Wenn man ein Kupfer- und ein Zinkblech in eine reine Kupfersulfalösung taucht, müsste man über den Metallen eine Spannungsdifferenz messen und einen Strom fließen lassen können.
Das ist natürlich nicht zweckmäßig, weil sich vermutlich bald doch Kupfer auf dem Zinkblech abscheidet und dann die Elektroden irgendwann gleich werden (auf beiden Seiten Kupfer), und dann kommt der Stromfluss zum Erliegen. Aber erst dann. In der oben zitierten Form ist die Aussage falsch.
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)

"Wer nur Chemie versteht, versteht auch die nicht recht!" (G.C. Lichtenberg, 1742 - 1799)

"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie gesehen haben." (Alexander v. Humboldt, 1769 - 1859)
Xyrofl
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Beitrag von Xyrofl »

Betrachten wir den Fall, dass man Kupfer und Zink verbindet und sie beide in Salzsäure taucht, so sieht man, dass auch hier ein Strom durch die Verbindung fließt.
Das Zink löst sich auf, ist also die Anode, aber der Wasserstoff bildet die Kathode. Hier fließt dann also ein Strom durch den Leiter obwohl(!) das Zink sich auch einfach direkt auflösen könnte. Ist also die Abscheidung des Kupfers an Kupfer einfacher als die Abscheidung von Kupfer an Zink, wird sich das analog zum Säureversuch verhalten.

Das ist aber eine wirklich sehr schwere Frage! Wir können ferner auch sagen, dass sich nach einer kurzen Zeit auf der Zinkseite eine laminare Grenzschicht gebildet hat, die an Kupfer sehr verarmt ist. Auf der Kupferseite hätte sie sich nicht gebildet, sofern man unterstellt, es fließe kein Strom durch den Draht. Dann aber würde die Nernstgleichung diktieren, dass das Kupferbleich ein höheres Potential bekommen würde (höhere lokale Konzentration an Kupferionen), dieses Potentialgefälle würde sich dann wieder ausgleichen indem Strom durch den Draht fließt. Wie weit auch immer das Zink die lokale Kupferkonzentration senkt, die Kupferelektrode müsste nachziehen und das auf ihrer Seite auch machen, schließlich liegt ja eine Potentialdifferenz vor. Nun könnten wir auch vermuten, dass das Zink ständig neue Zinkionen freisetzt und deswegen diese den Zutritt von Kupferionen eher blockieren und deswegen sogar die Abscheidung von Kupfer am Zink sehr verlangsamt sein kann. Ist der ohmsche Widerstand des Drahtes zu hoch, gilt obige Argumentation natürlich nicht oder nur eingeschränkt.

Wirklich schwer.
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