Coniin aus geflecktem Schierling

Isolierung und Synthesen von Naturstoffen.

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lemmi
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Re: Coniin aus geflecktem Schierling

Beitrag von lemmi »

Vielen Dank für die Daten, wir hatten deswegen ja schon Kontakt!
Lustigerweise habe ich das MR- Spektrum gerade gestern mit mgritsch und Frankie diskutiert! Allerdings nur das 1H-Spektrum. Vielleicht können die beiden deine Daten ja nochmal kommentieren .
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mgritsch
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Re: Coniin aus geflecktem Schierling

Beitrag von mgritsch »

Achje, vor 25 Jahren hätte ich sowas wie das Kreuzworträtsel zum Frühstück erledigt :) alles schon ein bisschen eingerostet. Mal sehen.

Was ich gerne zuhilfe nehme ist eine NMR prediction, die hier ist zB sehr vernünftig: https://nmrshiftdb.nmr.uni-koeln.de/por ... CF05309D6D

Das ergibt für Methylconiin je nachdem ob man Lösungsmittel „any“ oder CDCl3 angibt mal folgende Anhaltswerte:
AF49DFC5-5C88-482A-BFCF-2457D00336FD.jpeg
C8FDB461-180C-4C32-A90E-8FE2C6903BEC.jpeg
Was man mal so auf die Schnelle sagen kann:
- die integrale bei 1H ergeben ~19 und wir haben 9 Signale im 13C, das passt zur Summenformel C9H19N.
- was sich sehr gut im 1H identifizieren lässt und zur Simulation passt ist das H am chiralen C (3,45) und das Propyl-CH3 (0,9) wobei die Aufspaltung des ersteren als etwas verbretertes d schon recht eigentümlich ist. Seine Nachbarn sind im Ring und in der Propylgruppe insgesamt 4 H, auch chemisch nicht ganz äquivalent, da hätte ich eine komplexere Aufspaltung erwartet. Evtl der Auflösung geschuldet? Die war ja eigentlich nicht die schlechteste…
- das „äußere“ Propyl-CH2 sollte so um die 1,3 kommen, das passt. Was Rätsel aufgibt ist dass das Integral dort 3 beträgt - da steckt noch ein H mit drin!?
- die nächste Peak-Gruppe so von 1,6-2,0 könnten die 3 CH2 aus dem Piperidin-Ring ggü des N sein.
- die Peak-Gruppe um 2,7 könnte die Überlagerung des N-CH3 und des am Ring sitzenden Propyl-CH2 sein, kommt hin.
- völlig rätselhaft ist mir der Peak bei 2,2 ppm - was soll das für ein einsamer H sein?

Fazit: manches passt, anderes gar nicht. Für mich noch keine Bestätigung.
Was deutlich besser passen würde wäre diese Struktur:
1358E552-4C30-4FCB-924B-6F2A63BB9B17.jpeg
87BC4813-2D92-4F86-B03D-11AA05D4F7B3.jpeg
Kann es das unter den Naturstoffen geben?
Da hätten wir ein passendes CH bei 2,12 ~ 2,2
Da hätten wir 3 H beim ring-CH3 mit 1 vorhergesagt, kommen halt leider erst bei 1,3-1,5… auch nicht ganz perfekt passend…
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mgritsch
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Re: Coniin aus geflecktem Schierling

Beitrag von mgritsch »

P.s.: eine Erklärung wie es doch zu Methylconiin passen könnte ist mir noch eingefallen: kann es sein dass die beiden H am ersten Propyl-CH2 diastereotop sind und die Signale deswegen so weit auseinander fallen dass eines der beiden bei 2,2 und das andere bei 1,3-1,5 mit kommt? Wäre sehr weit auseinander fallend, aber dann würde wieder alles passen. Die prediction ist für sowas wohl zu einfach gestrickt…?
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lemmi
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Re: Coniin aus geflecktem Schierling

Beitrag von lemmi »

Die Verbindung, die du alternativ vorschlägst ist sicher existent, habe ich aber in der Literatur zu den Schierlingsalkaloiden nie erwähnt gesehen. In Anbetracht dessen, dass meine Pflanzen weit vorherrschend dieses Alkaloid synthetisieren, würde es mich wundern, wenn diese Verbindung noch nicht aufgefunden worden wäre.

Außerdem passen die klassischen Daten zu Methylconiin. Hast du eine Möglichkeit, zu der von dir vorgeschlagenen Struktur physikalische Daten (Schmelzpunkt des Hydrochlorids - das Chloraurat ist sicher zu viel verlangt) abzuschätzen?
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Glaskocher
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Re: Coniin aus geflecktem Schierling

Beitrag von Glaskocher »

Bei Chemical Abstracts kann man vermutlich den geschätzten Siedepunkt der freien Base finden. Aber der Schmelzpunkt eines Salzes ist kaum zu berechnen.
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