Welche Spezialisierung im Master

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Oxan
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Welche Spezialisierung im Master

Beitrag von Oxan »

Hallo,

bald muss ich mich für die zwei Spezialisierungen im Master entscheiden und ich weiß noch nicht so recht was ich wählen sollte.

Ausschlaggebend sollte hauptsächlich die Verwertbarkeit der Spezialisierung auf dem Arbeitsmarkt sein, hier natürlich für die klassischen Berufe als Laborleiter etc.

Ich liebäugele zum einen mit der Synthese- und Wirkstoffchemie, weil sie einen offensichtlich auf eine Anstellung in der Pharmabranche vorbereitet.

Andererseits hätte ich auch Lust auf Metallorganische Chemie, da ich hier auf Synergieffekte mit der Synthesechemie hoffe. Allerdings beschleicht mich der Verdacht dass Metallorganik zu akademisch ist und nicht auf eine Tätigkeit in der Industrie vorbereitet. Ich lasse mich hier gerne eines besseren belehren!

Welche Module würdet ihr wählen?

Mit freundlichen Grüßen
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mgritsch
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Re: Welche Spezialisierung im Master

Beitrag von mgritsch »

Eine Universitäre Ausbildung ist KEINE Berufsausbildung. Was du hier lernst (lernen sollst) ist ein guter Überblick über ein Fachgebiet und eine gewisse Methodik gründlich zu arbeiten und zu denken.

Willst du eine Berufsausbildung, dann musst du eine Lehre machen. (Facharbeiter, Chemikant, Chemielaborant oder sowas…).

Geh also auf jeden Fall davon aus, dass du bei Eintritt in eine Firma mehr oder weniger von Anfang an beginnen wirst dir neue Fachgebiete zu erarbeiten, inklusive vor allem Dingen die mit Chemie bestenfalls am Rande zu tun haben. Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass der Leiter die beste Fachkraft sein soll - meist im Gegenteil. Experten sind meist keine guten Leiter. In einer leitenden Funktion wirst du u.A. sehr viel mit Aufgaben wie Recht, Normen, Prozessdefinitionen, Personalwesen, Kostenkontrolle, Projektmanagement etc. zu tun haben und nur am Rande mit dem Fach. Der Kapitän eines Boots ist ja auch nicht der beste Ruderer und packt nur im Notfall selbst an der Pinne mit an :) Als "frischgefangener" Absolvent wirst du ohnehin mal eher eine Art Sachbearbeitertätigkeit machen. Für im Labor stehen bist du überqualifiziert und im Vergleich zu gelernten Laboranten gleichzeitig unter-geübt, für Führungsaufgaben zu grün. Da wächst man langsam rein.

Mag sein dass theoretische Chemie bei industriellen Ambitionen etwas weniger hilft als Verfahrenstechnik, aber sonst - wähle was dich freut. Insbesondere ändert sich am Arbeitsmarkt ständig, was gerade etwas mehr in Mode ist.
Calciumcitrat
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Re: Welche Spezialisierung im Master

Beitrag von Calciumcitrat »

Möchtest du denn noch eine Promotion ranhängen? Wenn ja, hast du du schon ein grobes Themengebiet oder gar einen AK an der Uni (wenn du dort bleiben möchest) im Blick?

Die Metallorganik ist mitnichten akademischer, einige Themen wie CVD, Quantum Dots, MOFs und natürlich die Katalyse (N2-Aktivierung, Polymerisierungen, Wasserreduktion etc.) sind industriell von großer Bedeutung, und selbst wenn es am Ende um niedervalente Hauptgruppenmetallorganik geht: Die erlernten Techniken in Synthese und Analyse sind fast immer äußerst hilfreich. In der klassischen Synthese-OC/Medizinchemie ist der Weg danach natürlich auch teilweise recht klar, wenn man in Richtung der Big Player schaut. Wobei in gewissen Positionen dort sogar PostDocs in den bekannteren Syntheselabs sehr gern gesehen sind.
Vanadiumpentoxid
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Re: Welche Spezialisierung im Master

Beitrag von Vanadiumpentoxid »

Da kann man ja überlegen, ob man nicht gleich noch ein Management- oder BWL-Studium an einer FH dranhängt, um für den Arbeitsmarkt geeignet zu sein... :shock:
Es ist ein weitverbreiteter Irrtum in Personalabteilungen (verbunden mit anschließenden Leiden von Belegschaft und Betriebsprozessen), dass man Führung mal eben so nebenher im zweitägigen Fortbildungsseminar oder gar "on the job" lernen könne...
Gott gebe mir die Kraft, zu ändern, was ich verändern kann,
die Gelassenheit, hinzunehmen, was ich nicht verändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
_______________________________________________

Ist das noch o. k. oder auch schon wieder zu viel?...
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mgritsch
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Re: Welche Spezialisierung im Master

Beitrag von mgritsch »

Vanadiumpentoxid hat geschrieben: Mittwoch 14. Juli 2021, 13:02 Da kann man ja überlegen, ob man nicht gleich noch ein Management- oder BWL-Studium an einer FH dranhängt, um für den Arbeitsmarkt geeignet zu sein... :shock:
Du wirst lachen, aber genau das sind die gefragtesten Leute die Technik+Wirtschaft können und die Universitäten haben auch schon lange darauf ragiert. So Studienrichtungen wie Wirtschaftsingenieurswesen sind heutzutage fast schon Job-Garanten.

Aber egal was man nun studiert - das wichtigste ist dass man nicht mit dem Bild raus geht "ich habe fertig" sondern "jetzt fängt es erst an". Und dass man flexibel bleibt auch etwas artfremdes zu machen. Ein Schulkollege von mir hatte leider einen etwas unrühmlichen Karriereweg - nach einem sehr erfolgreichen Studium inkl Dr an der ETH hat er sich eingebildet unbedingt etwas machen zu müssen was genau seiner Qualifikation/Interessen entspricht. Blöd nur dass Pflanzenphysiologie im wahrsten Sinn des Worts eine Orchideen-Wissenschaft ist. Nach längerer erfolgloser Job-Suche und Arbeitslosigkeit wurde er irgend wann mal notgedrungen Lagerarbeiter... Schade. Besser mal in "etwas" einsteigen und sehen wohin das führt.
Es ist ein weitverbreiteter Irrtum in Personalabteilungen (verbunden mit anschließenden Leiden von Belegschaft und Betriebsprozessen), dass man Führung mal eben so nebenher im zweitägigen Fortbildungsseminar oder gar "on the job" lernen könne...
ersteres - ja, definitiv ein Irrtum. Seminare können auf manche Fragen Lösungswege bieten, aber das setzt schon mal voraus dass der Betreffende überhaupt ein Problem erkannt hat und Fragen stellt. Wenn jemand für so eine Aufgabe nicht "geboren" ist, kein Talent dafür hat, dann wird er seinen Zenit bald erreicht haben und darin nicht gut. Manche zerbrechen auch daran... ich erinnere mich an einen Abteilungsleiter der mal unter 4 Augen das Hemd aus der Hose zog, auf die Narbe auf seinem Bauch von einer Magengeschwüroperation verwies und meinte "früher als ich noch selbst in der Schicht an der Maschine stand bin ich um 6 gekommen, um 14 Uhr nach hause gegangen und fertig. Heute komme ich früher, gehe später und nehme noch alle Sorgen noch mit nach Hause."

zweiteres - ich würde sagen man kann es NUR "on the job" lernen weil es vor allem die Kunst ist Menschen zu einem Ziel zu bringen. Das gibt's aus keinem Buch und auf keiner Uni, und das ist auch fast niemandem von Anfang an angeboren. Da gehört Lebenserfahrung dazu, ausreichend Sachkenntnis im Job, Organisationstalent, politisches Geschick, mit Menschen gut können aber auch mal ganz klar dagegen halten zu können und nicht nur jedermanns "best buddy" sein.
Vanadiumpentoxid
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Re: Welche Spezialisierung im Master

Beitrag von Vanadiumpentoxid »

mgritsch hat geschrieben: Mittwoch 14. Juli 2021, 13:37 Du wirst lachen, aber genau das sind die gefragtesten Leute die Technik+Wirtschaft können und die Universitäten haben auch schon lange darauf ragiert. So Studienrichtungen wie Wirtschaftsingenieurswesen sind heutzutage fast schon Job-Garanten.
Naja, solange sich das in einem Studiengang verbinden lässt... Nach Master- und Promotionsstudium in Chemie noch einen Bachelor in BWL dranzuhängen - da ist man vor der Rente ja länger an der Schule als im Job... :roll:

mgritsch hat geschrieben: Mittwoch 14. Juli 2021, 13:37(...) kein Talent dafür hat, dann wird er seinen Zenit bald erreicht haben und darin nicht gut. Manche zerbrechen auch daran... ich erinnere mich an einen Abteilungsleiter... (...)
Ja, manche haben einfach kein Händchen dafür, das kann man dann auch nicht lernen.
Oder man erkennt (entgegen dem Unternehmen, für das man arbeitet), dass gewisse Bereiche für Führung im herkömmlichen Stile gar nicht geeignet sind. So war es bei mir - Gott sei Dank - schon nach zwei Jahren, als ich das Thema wieder an den Nagel gehängt habe.
Im Vertrieb braucht ein erfolgreicher Mitarbeiter keine "Führungskraft", sondern nur einen Verantwortlichen im Hintergrund, der ihm den Rücken freihält, Steine aus dem Weg räumt und genug Chancen und Anreize bietet. Nichts ist schlimmer, als wenn der Vertriebler bereits schrankfertiges Geschäft zur Tür reinträgt, aber der Innendienst es schafft, das trotzdem noch kaputt zu machen... :wall:
Den nicht Erfolgreichen hilft auch keine Führungskraft mehr: wer sich im Vertrieb nicht durch Geld motivieren lässt und womöglich noch zum Jagen getragen werden muss, der ist eh falsch in der Branche...
Wie war das noch: wer glaubt, dass Abteilungsleiter Abteilungen leiten, der glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten - aber das gehört ja in den Thread "Schmetterlinge"... :lol:

mgritsch hat geschrieben: Mittwoch 14. Juli 2021, 13:37 ich würde sagen man kann es NUR "on the job" lernen weil es vor allem die Kunst ist Menschen zu einem Ziel zu bringen. Das gibt's aus keinem Buch und auf keiner Uni, und das ist auch fast niemandem von Anfang an angeboren. Da gehört Lebenserfahrung dazu, ausreichend Sachkenntnis im Job, Organisationstalent, politisches Geschick, mit Menschen gut können aber auch mal ganz klar dagegen halten zu können und nicht nur jedermanns "best buddy" sein.
Jein, Führungskenntnisse und -fähigkeiten können zwar nur am Mitarbeiter "eingeübt" werden, das Instrumentarium dafür muss aber vorher an die Hand gegeben und geschult worden sein. Fatal, wenn unerfahrene FKs anfangen müssen, sich da selbst etwas zusammen zu stricken...
Beim Rest gebe ich Dir 1:1 Recht.
Gott gebe mir die Kraft, zu ändern, was ich verändern kann,
die Gelassenheit, hinzunehmen, was ich nicht verändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
_______________________________________________

Ist das noch o. k. oder auch schon wieder zu viel?...
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