Bis(2,5-di-t-butylphenyl)-3,4:9,10-perylenbis(dicarboximid)

Hier können Erfahrungsberichte zu Experimenten auch formlos geschrieben werden.

Moderatoren: Moderatoren, Assistenten

BJ68
IllumiNobel-Gewinner 2012
Beiträge: 1366
Registriert: Sonntag 8. Mai 2011, 10:26

Bis(2,5-di-t-butylphenyl)-3,4:9,10-perylenbis(dicarboximid)

Beitrag von BJ68 »

Synthese von N,N'-Bis(2,5-di-tert-butylphenyl)-3,4:9,10-perylenbis(dicarboximid)

Dieser Farbstoff wird in folgendem Patent als roter Fluorophor in Knicklichtern eingesetzt:
http://www.faqs.org/patents/app/20080308776


Geräte:

-Argonquelle (Gasflasche mit Druckminderer)
-Blasenzähler mit den nötigen Schläuchen
-Kühler
-Stativ
-Magnetrührer mit Temperaturregler
-Glasrührfisch
-Kristallisierschale
-Laborbühne
-50 ml und 500 ml Schliff-Erlenmeyerkolben
-Kühlwasseranschluss
-Tropftrichter (50 ml)
-Extraktionshülse
-Rückflusskühler


Chemikalien:

3,4,9,10-Perylentetracarbonsäuredianhydrid Warnhinweis: attn CAS: 128-69-8
2,5-Di-tert-butylanilin Warnhinweis: attn CAS: 21860-03-7
Zinkacetat, wasserfrei Warnhinweis: nWarnhinweis: xn CAS: 557-34-6

Chinolin (Quinoline) Warnhinweis: nWarnhinweis: t CAS: 91-22-5 oder
Imidazole Warnhinweis: t CAS: 288-32-4

Wasser CAS: 7732-18-5
Ethanol Warnhinweis: f CAS: 64-17-5
Toluol Warnhinweis: fWarnhinweis: xn CAS: 108-88-3


Durchführung:

15 ml Chinolin (=16.395 g) werden in den 50 ml Schliff-Erlenmeyerkolben mit dem Glasrührfisch* vorgelegt. Dazu gibt man 1.05 g Zinkacetat, gefolgt von 6.160 g 2,5-Di-tert-butylanilin und 3 g 3,4,9,10-Perylentetracarbonsäuredianhydrid.
Danach wurde mit einem Teflon-Schlauch (HPLC-Tubing), den man bis in den Erlenmeyerkolben führte, der Aufbau mit Argon gespült und danach die Temperatur auf 225.5°C gesteigert. Der Blasenzähler wird auf eine geringe Zahl von Blasen eingestellt, um eine Argondecke zu gewährleisten und die Reaktion nun 4 h weitergeführt.

*= ein Glasrührfisch wurde deswegen ausgewählt, weil PTFE eine Maximal-Temperatur von 300°C hat.

Nach dieser Zeit wurde der abgekühlte Reaktionsansatz mit 15 ml Wasser und 240 ml 99.99% Ethanol versetzt und 3 h gerührt. Da mir der Farbstoff sehr feinkristallin vorkam wurde dem Ansatz 1 h Zeit gegeben sich abzusetzen. Nach einer Stunde zeigte sich auch ein Bodensatz und der Farbstoff konnte durch eine Filternutsche abfiltriert werden. Um die Reste aus dem Erlenmeyerkolben zu entfernen wurden noch 50 ml EtOH verwendet und der Filterkuchen anschließend mit 300 ml EtOH gewaschen. Ein Schnelltest ergab ein rötlich-oranges Leuchten bei er chemoluminiszenzten Oxalatester-Reaktion. Nach dem Trocken über Nacht wog der rohe Farbstoff 5.715 g.
Die gesamte Menge wurde nun in eine Soxhlet-Extraktionshülse gefüllt und in einem 500 ml Schliff-Erlenmeyerkolben ca. 200 ml Toluol vorgelegt. Nach dem die Hülse in den Tropftrichter eingebracht wurde, wird das Toluol zum sieden gebracht, so dass ein stetiger Strom von frischem, heißem Toluol den Inhalt der Hülse langsam extrahiert. Dieser Prozess dauert relativ lange (siehe Anmerkungen).
Nach einiger Zeit scheidet sich im Sumpf der Extraktionsapparatur der Farbstoff als feines Pulver ab. Dieses wird dann durch Saugfiltration vom Toluol getrennt und trocken gesaugt. Nachdem Trocknen über Nacht ergab die Auswaage 3.149 g Farbstoff.


Anmerkungen:

Die erste Saugfiltration aus Wasser/EtOH funktioniert auch mit Papierfilter und ohne große Probleme d.h. hier könnte man etwas mehr waschen wodurch das Chinolin besser entfernt werden dürfte.
Bei der Heißextraktion (Umkristallisieren) zeigte sich, dass es wichtig ist, dass der Toluol direkt in die Hülse tropft (wobei ein Bausch Glaswolle als Spritzschutz dient). Ein PE-Fritte als Spritzschutz zu verwenden ist bei dem Lösemittel und Temperatur keine gute Idee, zudem gehört die Glaswolle in die Hülse und nicht darüber, ansonsten dauert die Extraktion ewig.
Ferner war das vorgelegte Toluolvolumen (200 ml) zu groß, was den Verlust von Farbstoff gegen über der Literaturausbeute erklären dürfte.


Ausbeute aus der Literatur: Einfacher Ansatz: 1.36 g (71%); es wurde ein dreifacher Ansatz gefahren d.h. es sollte sich eine Menge von 4.08 g Farbstoff ergeben.
Ausbeute bei der Synthese: 3.149 g (54.8%)


Entsorgung:
Feststoffe zu den festen org. Abfällen geben.
Filtrate gehören zu den nicht halogenierten Lösemittelabfälle

Literatur:

Synthese von hochreinen Perylen-Fluoreszenzfarbstoffen in großen Mengen — gezielte Darstellung von Atrop-Isomeren
H . Langhals in Chem. Ber. 118. 4641-4645 (1985)
http://epub.ub.uni-muenchen.de/3684/1/3684.pdf

Bilder:

Die Chemikalien:
Bild


Der Aufbau:
Bild

Blasenzähler:
Bild

Die Einwaagen (aktuelle Werte):
a) Chinolin:
Bild

b) 2,5-Di-tert-butylanilin:
Bild

c) 3,4,9,10-Perylentetracarbonsäuredianhydrid:
Bild

Zinkacetat wurde wegen der Hygroskopizität nicht gezeigt.

Während der Reaktion:
Bild
Bild


Spratzproblem: Wasser kondensierte im Kühler, tropfte in den Reaktionsansatz; Resulat:
Bild
Bild

Zugabe der Mischung zu 15 ml Wasser und 240 ml EtOH:
Bild


Der abgesetzte Farbstoff:
Bild

Abfiltern des Farbstoffes:
Bild

Farbänderungen des Filtrats beim weitern Waschen mit EtOH:
a) mit 50 ml EtOH um die Reste aus dem Kölbchen in die Nutsche zu bekommen:
Bild

b) mit 300 ml EtOH:
Bild


Die Phasen beim Trockensaugen:
Bild

Dunkle Schicht, beim kratzen:
Bild

Erster Test:
Bild

Rohfarbstoff (Filterkuchen):
Bild

Auswaage (Rohfarbstoff):
Bild

Die Heiß-Extraktion:

a) Hülse:
Bild

b) Vorlage Toluol:
Bild

c) Apparatur:
Bild


Problemchen 1, die PE-Fritte:
Bild
Bild


Problemchen 2, der Glaswoll-Bausch:
Bild


Die Lösung für Problemchen 2:
Bild

Nach der Extraktion:
Bild


Die ziemlich leere Hülse:
Bild

Filterorgie:
Bild


Fortzsetzung folgt...


Bj68
BJ68
IllumiNobel-Gewinner 2012
Beiträge: 1366
Registriert: Sonntag 8. Mai 2011, 10:26

Beitrag von BJ68 »

Trockensaugen des Farbstoffes:
Bild


Nachdem Trocknen über Nacht:
Bild


Die finale Auswaage:
Bild



Ergänzungen:

a) Ansatz mit Imidazole als Solvent steht noch aus...
b) Größere Ansätze
c) Einsatz eines Gregar-Extraktors vgl. http://web.anl.gov/pse/glassblowing/gre ... actor.html um größere Farbstoffmengen umkristallisieren zu können.
d) u.U. Vakuumsublimation oder Kugelofen....


Bj68
Benutzeravatar
Uranylacetat
Illumina-Mitglied
Beiträge: 1221
Registriert: Sonntag 8. August 2010, 23:17
Wohnort: Berlin-Pankow

Beitrag von Uranylacetat »

Ein "cooles" Projekt! :wink:
"Der einfachste Versuch, den man selbst gemacht hat, ist besser als der schönste, den man nur sieht." (Michael Faraday 1791-1867)

Alles ist Chemie, sofern man es nur "probiret". (Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832)

„Dosis sola facit venenum.“ (Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus 1493-1541)

"Wenn man es nur versucht, so geht´s; das heißt mitunter, doch nicht stets." (Wilhelm Busch 1832 -1908)
Benutzeravatar
lemmi
IllumiNobel-Gewinner 2012
Beiträge: 5629
Registriert: Freitag 6. Januar 2012, 09:25

Beitrag von lemmi »

[EDIT: Bis zur weiteren Bearbeitung in die Spielweise verschoben.]
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)

"Wer nur Chemie versteht, versteht auch die nicht recht!" (G.C. Lichtenberg, 1742 - 1799)

"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie gesehen haben." (Alexander v. Humboldt, 1769 - 1859)
Antworten