Motilität nachweisen

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Bamboleo
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Motilität nachweisen

Beitrag von Bamboleo »

Guten Morgen allerseits,
heute habe ich eine ganz spezielle Frage für den fachmännischen Mikrobiologen parat: Gibt es eine Möglichkeit jenseits von mikroskopischer Beobachtung, Motilität von Keimen nachzuweisen? Ich hatte schon an eine Art modifizierte Agar-Platte mit einer Art Mini-Labyrinth gedacht. Ob sowas kommerziell vertrieben wird?
Glaskocher
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Beitrag von Glaskocher »

In einer populärwissenschaftlichen Zeitschrift habe ich mal Bilder von Geißelträger-Kulturen gesehen, die über Agarplatten unterschiedlicher Härte "gewandert" sind. Die Kolonien waren dabei zu fraktalen Gebilden verformt. Es kommen Bild der Wissenschaft, Spektrum der Wissenschaft und GEO in Betracht, der Zeitraum kann auch bis zu zwanzig Jahre zurück liegen.
Tante EDIT meint, daß diese Bilder sehr ästhetisch ausgesehen haben.

Vermutlich müßte man in der Platte durch Diffusion einen Nährstoffgradienten erzeugen und Kulturen in dessen Mitte starten. Relativ zu einer homogenen Platte mittlerer Nährstoffdichte müßte sich die Kultur zur Nährstoffquelle hin dann rascher ausbreiten.
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Newclears
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Beitrag von Newclears »

Das ist eine Interessante Frage, die komplexer ist als man glaubt. Es gibt bei vielen MO´s unterschiedliche Formen der Motilität. Zunächst wäre mal wichtig um welche Organismen es sich konkret handelt. Der Begriff Keime ist da etwas zu weit gefasst. Es gibt selbst bei Bakterien unterschiedliche Formen wie diese sich fortbewegen. Die Idee mit dem Nährstoffgradienten ist schon mal ein sehr guter Ansatz wenn es sich um MO´s handelt die zur Chemotaxis fähig sind. Allgemein würde ich das Setup so wählen, dass es möglichst viele Freiheitsgrade aufweist. Also sowohl positive als auch negative Chemotaxis, Phototaxis etc.. Denkbar wäre hier z.B. ein dickflüssiges Nährmedium mit einer Punktförmigen Lichtquelle oder einem Spot mit hoher Nährstoffkonzentration. Bei Mo´s die sich nicht durch Geißeln fortbewegen sondern z.B. durch Twitching oder Pili auf festen Oberflächen müsste man das Design entsprechend anpassen. Hier würden dann evtl. Agarplatten in Frage kommen.
"...wie ein Sprecher betont,hat für die Bevölkerung zu keinem Zeitpunkt Gefahr bestanden."
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Bamboleo
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Beitrag von Bamboleo »

Vielen Dank für die Hilfe. Es handelt sich um einen Kokkenstamm, bei dem vereinzelte Exemplare motil zu sein scheinen. Eine Brownsche Bewegung würde ich ausschließen, da es sonst sicher eine größere Menge von Individuen wären und die Bewegung dafür auch zu autonom aussieht. Also z.B. kreisförmig suchend, zu einem Punkt und wieder zurück bewegend. Keine Bewegung, die durch eine Strömung und leichte Fließgeschwindigkeit der Präparatlösung erklärt werden könnte.
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Motile Kokken wären mir nicht bekannt. Was nicht heißt, dass es sie nicht geben kann, was aber kritische Überprüfungen rechtfertigt:
- bist du sicher dass es eine Reinkultur ist?
- wo stammen die Bakterien her?
- wie ist das Verhalten in der Gramfärbung?
- hast du das Bakterium identifiziert?
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)

"Wer nur Chemie versteht, versteht auch die nicht recht!" (G.C. Lichtenberg, 1742 - 1799)

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