Wer kennt sich aus mit Blut?

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Bamboleo
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Wer kennt sich aus mit Blut?

Beitrag von Bamboleo »

Hallo,
ich wollte nur mal kurz nachfragen, ob sich jemand mit Erythrozyten auskennt. Ich habe hier so ein paar Aufnahmen bei denen irgendwie garnichts normal aussieht. Also weder die Erythrozyten noch irgendwas anderes. Zwischen den Erys sind zudem so kleine schwarze Pünktchen zu sehen, die ein eigenständiges Bewegugnsmuster zu haben scheinen. Ich schicke mal den Link zu der Aufnahme (keine Angst, ist nur Youtube). Würde mich freuen, wenn jemand Interesse + Ahnung hat.



Ich hab während der Aufnahme beständig an der Bildverbesserung gearbeitet, es wird deswegen zwischendurch immerwieder ein bisschen hell und so. Sorry wegen der schlechten Quali. Kein gutes Mikro.

Grüße
Bamboleo
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Beitrag von Bamboleo »

Hier noch eine etwas farbigere Aufnahme. Ab 4:00 lassen sich die motilen Punkte ganz gut beobachten:



Auch hier noch mal sorry für die schlechte Quali.
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Erstmal sind das, was du als "Akanthozyten" bezeichnest keine Akanthozyten sondern Stechapfelformen! Die entstehen, wenn Erys zu schnell trocknen oder in einem nicht ganz isotonen Medium aufgeschwemmt werden (dein Fall, denn es handelt sich um eine Nasspräparation). Stechapfelformen sind im Gegensatz zu Akanthozyten Artefakte und haben keinen Krankheitswert. Akanthozyten finden sich vorgeformt im strömenden Blut und sind pathologisch.

Die kleinen Pünktchen zwischen den Erys können alles mögliche sein: Bakterien (je mach dem wie alt die Pärparation ist und wie sauber man arbeitet vermehren die sich unheimlich schnell), Staubkörnchen oder Thrombozyten, die sich einfach durch die Brown'sche Molekularbewegung bewegen. Thrombozyten müssten aber rtelativ zu den Erys größer sein. Es gibt noch winzige Phospholipidpartikel im Blut (nehmen an der Gerinnung teil), die sich auch passiv bewegen, aber ich bezweifle, dass man die in einem normalen Lichtmikroskop überhaupt sehen kann.

In deneim Fall tippe ich wegen der Art der Bewegung am ehesten auf eine Verunreinigung durch Bakterien.
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)

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Bamboleo
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Beitrag von Bamboleo »

Vielen Dank für die Info. Aber im Vergleich zu den Erys müssten es ja auch richtige Winzbakterien sein. Ich dachte auch erst Brownsche Bewegung, aber dafür ist die Bewegung viel zu eigenständig. Was würdest du zur Anzucht empfehlen? Blutagar dann wahrscheinlich? Oder besser Eisen/ Glucoe Agar?
Grüße
(Ich werde am besten nochmal mit 0,9% Nacl präparieren und nochmal drauf gucken.)
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

hier nochmal zum Vergleich im gefärbten Blutausstrich : links Echinozyten (Stechapfelformen) und rechts Akanthozyten. Diese werden übrigens häufig miteinander verwechselt.

Bild

Wie hattest du das Präparat denn hergestellt?
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Bamboleo
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Beitrag von Bamboleo »

Ehrlich gesagt einfach nur aufgestrichen, Deckglas drüber und fertig. Andererseits habe ich aber auch schon eingefärbte Trockenpräparate erstellt bei denen die Erys wesentlich gesünder aussahen. Aber auf deinen Bildern ist der Unterschied ja ganz gut zu erkennen. Diese schwarzen Noppen hatte ich halt so noch nicht gesehen. Kannst du eine Färbung für die Erys empfehlen? Methylenblau sieht nicht so toll aus.
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eule
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Beitrag von eule »

hmm, vllt eine trichrofärbung (z.B. pollak)?

naja denke, hier wirst du was passendes finden, auch wenn es sicher nicht vollständig ist.
Unendliche Vielfalt in unendlicher Kombination.

Agressiv und feindselig, boshaft, manipulierend und hinterhältig, hämisch, überkritisch, herrschsüchtig und sinnlos brutal, das sind die Primärtugenden, die zusammengenommen Menschen vor allen anderen Spezies auszeichnen.
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Kannst du eine Färbung für die Erys empfehlen?
Aber natürlich! Am besten und einfachsten Blutbildfärbung nach Wright. Den Wright-Farbstoff bzw die fertige Farblösung gibt es auch käuflich z.B. von Merck.
Ehrlich gesagt einfach nur aufgestrichen, Deckglas drüber und fertig.
Das glaube ich dir nicht! Solche Präparate sehen nicht so aus wie auf deinen Videos. :?
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Bamboleo
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Beitrag von Bamboleo »

Super! Vielen Dank. Werde dann die Wright Färbung bestellen. Kannst du einen Shop für ein kostengünstiges Phasenkontrastsystem empfehlen? Bei Färbungen ist alles immer so unbeweglich und tot.

Falls noch Interesse besteht, habe ich Aufnahmen in isotoner Lösung gemacht:




Also NaCl0,9%. Leider ohne Verbesserung des Blutbildes.


Hier kann ab 2:00 in isotoner Lösung irgendein....Gewürm (???) am rechten Rand beobachtet werden:



Komisch.

Grüße


Edit:

"Das glaube ich dir nicht! Solche Präparate sehen nicht so aus wie auf deinen Videos. Confused "

Doch wirklich, einfach Deckplättchen drauf und unters Mikro gelegt.
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mgritsch
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Beitrag von mgritsch »

Hm, ich bin ja kein ausgeprägter Mikroskopie-Experte und ich weiß dass die Videoaufnahmen auch nochmal zusätzlich etwas an Verzerrung einbringen können, aber irgendwie habe ich den Eindruck dass deine Beleuchtung nicht ganz richtig ist... alles voll mit Halos und Rändern... für mich wirkt das massiv zu stark abgeblendet bis man außer Beugungsartefakten schon fast nichts mehr sieht... kann das sein? Ist das Mikroskop "geköhlert"?
Das erwähnte "Gewürm" ist übrigens schon vor 2:00 zu sehen und invariant bzgl der Verschiebungen des Objektträgers, somit ein Artefakt sonst wo in der Beleuchtung so wie auch viele andere Punkte...
dieses Video wirkt bei ca 1:00 teils noch einnigermaßen brauchbar beleuchtet, da erkennt man dann auch ein wenig die Formen der Erys.
dieses Video - was ist das für eine Vergrößerung, schon ca 1000x, oder? Immersionsöl hast du benutzt, ja?
Was ist das überhaupt für ein Mikroskop?
Wenn ich mit der nicht richtig eingestellten Beleuchung richtig liegen sollte dann muss man sagen aus einer technisch falschen Aufnahme kannst du genau gar nichts erkennen.
Aber wie auch immer, die vielen "Nippel" auf dem Großteil der Erys sind sicher nicht nur Artefakt... ähm, von wem ist dieses Blut?
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mgritsch
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Beitrag von mgritsch »

Das glaube ich dir nicht! Solche Präparate sehen nicht so aus wie auf deinen Videos. :?
denke auch.... da wären viel mehr Erys pro mm2 zu sehen, das Blut muß vorher zumindest verdünnt worden sein...
Bamboleo
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Beitrag von Bamboleo »

Hi! Vielen Dank für das Feedback. Ich versuche mal eins nach dem anderen durchzugehen, aber ich hab das hier mit dem zitieren noch nicht drauf.

"...für mich wirkt das massiv zu stark abgeblendet bis man außer Beugungsartefakten schon fast nichts mehr sieht... kann das sein?"

- Die Abblendung habe ich in den letzten Videos wirklich sehr stark gemacht, weil dadurch die Hintergundbewegung ein wenig ersichtlich wurde. Aber du hast schon recht, es sieht wirklich schlimm aus.


"Das erwähnte "Gewürm" ist übrigens schon vor 2:00 zu sehen und invariant bzgl der Verschiebungen des Objektträgers, somit ein Artefakt sonst wo in der Beleuchtung so wie auch viele andere Punkte"

- Zum "Gewürm" :D wollte ich vermerken, dass ich nicht die aus Fahrlässigkeit entstanden Schmierstreifen auf der Linse meine. Am besten ist "das Gewürm" :D (geile Nomenklatur) mittig bei 2:24 zu erkennen. Es verhält sich da auch nicht invariant zur Verschiebung des Objektträgers. Leider musste ich hier die Abblendung wirklich volles Rohr einsetzen, da es so schon nur zu erahnen ist. (2:25 mittig).

- Immerisonsöl habe ich verwendet, aber ich kann gerne noch eine bessere Aufnahme ohne radikale Abblendung erstellen.


Die ersten beiden Videos sind ohne Lösung und großartige Präparierung. habe nur diesen üblichen Abstrich mit dem Deckplättchen gemacht.
Das Blut stammt aus den Kapillargefäßen eines Freundes mit gesundheitlichen Beschwerden. Die üblichen medizinischen Blut- und Leberwerte sind aber vollkommen unauffällig.


Beste Grüße und danke für die Unterstützung.

Edit: Bei 2:50 ist das Gewürm ebenfalls mittig zu erkennen.
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Bamboleo hat geschrieben:Die ersten beiden Videos sind ohne Lösung und großartige Präparierung. habe nur diesen üblichen Abstrich mit dem Deckplättchen gemacht.
Das Blut stammt aus den Kapillargefäßen eines Freundes mit gesundheitlichen Beschwerden. Die üblichen medizinischen Blut- und Leberwerte sind aber vollkommen unauffällig.
Ich habe langsam den Eindruck, hier gibt es eine "hidden agenda".

Deine Videos zeigen definitiv kein Kapillarblut nativ auf einem Obejktträger! Dass sich in isotoner NaCl Stechapfelformen bilden, ist auch nicht erklärlich. Und was sollen die Andeutungen von "einem Freund mit gesundheitlichen Beschwerden"? Also worum geht es wirklich? Willst du eine Diagnose erstellt haben?

"Butter bei die Fisch", sonst klinke ich mich hier aus!
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mgritsch
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Beitrag von mgritsch »

Mit massivem Abblenden macht man alles ersichtlich, nur nicht das was am Objektträger wirklich ist.
Ein Mikroskop ist mehr als nur eine starke Lupe und die Kondensorblende hat im Strahlengang eine komplexe und für die Abbildungsleistung wichtige Aufgabe. Die stellt man einmal richtig ein (ideal: nach Köhler) und fasst sie nachher möglichst wenig an. Die Strukturen die man zu sehen bekommt wenn man ganz zu macht geben die Illusion von Auflösung, sind es aber nicht.
Bei Vergrößerung bis 100x ist das alles noch recht egal, bei 400 schon merklich, bei 1000 kritisch, sonst sieht man mehr fata Morgana als alles andere.
Ich habe in jungen Jahren auch schon gerne mit dem Mikroskop gespielt,als ich auf der Universität eine Vorlesung dazu hatte sind mir aber erst einige Lichter aufgegangen...
Bamboleo
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Beitrag von Bamboleo »

Uiuiui. Was denn nun für eine hidden agenda und fata morgana. Ich hab nur Blut von nem Kollegen, dems nicht gut geht aus dem Finger gepickt und auf einen objektträger gegeben. Anschließend wollt ich dann hier fragen, ob jemand die komischen Dinger da erklären kann. Kein Grund zur Sorge. Wie sollte man denn solche Gebilde künstlich herstellen und vor allem warum?
Grüße und nichts für ungut, will doch niemanden veräppeln.
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