Milchsäure, Buttersäure, Propionsäure Abbau

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iTim
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Milchsäure, Buttersäure, Propionsäure Abbau

Beitrag von iTim »

Hallo Leute,
sagt mal kennt jemand Mikroorganismen welche die genannten Säuren verstoffwechseln können und unter welchen bedingungen?
Kann man mit normalen Filterbakterien oder Bodenbakterien unter bestimmten Voraussetzungen diese Säuren verstoffwechseln oder in besser abbaubare Stoffe biochemisch umwandeln?
Danke schonmal für eure Antworten!
Mit freundlichen Grüssen,
iTim
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eule
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Beitrag von eule »

Hast du diese lustige Mixtur verschüttet?
das wird alles von vielen Bakterien und Pilzen vieler verschiedener Arten "gefressen".
Die Frage ist, in welchen Konzentrationen/Mengen ist das da.
Ich würde zuerst mal die "Aasfresser" ins Auge fassen, denn diese ganzen Sachen fallen ja viel bei der Zersetzung ehemals lebender Materialien an.
Ansonsten such mal auf deiner Haut nach passenden Mikroben, die meisten davon mögen sowas auch ganz gerne.

Klingt jetzt recht vage, aber das sind wirklich derart verbreitet auftretende Sachen, da wollen viele mitfuttern.
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Agressiv und feindselig, boshaft, manipulierend und hinterhältig, hämisch, überkritisch, herrschsüchtig und sinnlos brutal, das sind die Primärtugenden, die zusammengenommen Menschen vor allen anderen Spezies auszeichnen.
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iTim
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Beitrag von iTim »

Bei uns auf dem Hof fallen durch die Silage große Mengen Sickersaft an, welchen ich momentan versuche zu reinigen, aber ohne Ozonung oder Osmose. Das ist einfach zu kostspielig. Ich habe eher an einem Behälter gedacht, der wie eine SBR Anlage funktionieren soll. Aber es gibt viele Probleme. Der Sickersaft hat einen pH von 3,8 einen CSB von 48900 mg/L O2 und Pges von 250 mg/L Das ist ganz schön heftig und unsere Kläranlage schafft das nicht Nun wollte ich hier mal fragen ob jemand Ideen dafür hätte. Ich versuche es momentan mit Algen oder einer mini Biogas Anlage. mfg. Tim
Mit freundlichen Grüssen,
iTim
CD-ROM-LAUFWERK
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Beitrag von CD-ROM-LAUFWERK »

Von welchen Mengen reden wir hier?
mL, L oder m³ pro Stunde?
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iTim
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Beitrag von iTim »

3 bis 10 m3 am Tag. Habe jetzt mehrere Ansätze:
1. Belebtschlamm von der Kläranlage 10:1 mit Sickerwasser = starkes schäumen Zugabe von Entschäumer
2. Wanne mit Entengrütze (Lemna minor) unter ständiger Beleuchtung Sickersaft 1:10 Verdünnt
3. Algen mit Sickersaft 1:10 Verdünnt unter ständiger Begasung mit CO2
4. Kleiner Bioreaktor mit Faulschlamm angeimpft bei 37° unter Luftabschluss mit Gassammlung durch Eudiometer
Ich wollte jetzt regelmäßig auf CSB, BSB5, NH4-N, NO3-N, NO2-N und Pges beproben.
Hat jemand andere/bessere Vorschläge?
Ich muss einen CSB von 150 mg/L und Pges von 15 mg/L im Ablauf der Behandlung erreichen.
Ich hoffe hier sind paar kluge Köpfe mit am Werk
:D
Mit freundlichen Grüssen,
iTim
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eule
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Beitrag von eule »

anaerobe Fermentierung dürfte da wohl das einfachste/sinnvollste sein, mach deinen Bioreaktor etwas größer und nenn ihn Faulturm, dann hast du genau das passige Gerät und bekommst sogar noch nützliches Biogas heraus.

btw. der exakt passende ideale Bakterienmix findet sich in frischen Kuhfladen.
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iTim
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Beitrag von iTim »

Meine nächste Frage dabei wäre nur:
bei dem Sickersaft handelt es sich ja überwiegend
um Essig-, Milch- und Buttersäure. Würde die Fermentierung dann die Hydrolyse und Versäuerungsphase überspringen? Und dann Bei der Acetogenen Phase einsetzen? Wie wirkt die Milchsäure auf den Faulungsprozess? Die ist ja auch sehr energiereich. Wird Milchsäure auch im Faulungsprozess gebildet, weil die zweite Phase nennt sich ja Versäuerungsphase und die Dritte Acetogene Phase. Werden im diesem Übergang dann alle organischen Säuren (auch Milchsäure) in Acetat verstoffwechselt?
Mit freundlichen Grüssen,
iTim
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eule
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Beitrag von eule »

ja, die versauerung tötet einen Tel der Mikroben ab, das ist eine der Abwehrstrategien der Bakterien, die diese Säuren abgeben. Eine der gängigen Strategien dagegen ist, so erinnere ich es, die ungefähre Neutralstellung mittels Kalk.
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iTim
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Beitrag von iTim »

Muss ich dann also den Sickersaft mit Kalk neutralisieren, um daraus Biogas gewinnen zu können?
In der Faulung müsste sich das doch selbst neutralisieren, auch ohne Kalk, evtl. nur mit dem Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht?
Könnte man auch Cellulose in Pulverform zugeben, damit sich die Mirkoorganismen anfangs besser fermehren?
Mit freundlichen Grüssen,
iTim
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eule
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Beitrag von eule »

stroh reinzuhäckseln ist sicher keine dumme Idee.

Irgendwie geht mir bei der ganzen Sache ein Artikel nicht aus dem Kopf, den ich vor einigen Wochen gelesen habe, aber nicht mehr wiederfinde.
Dort wird ein kleines Experiment beschrieben, Ein etwa m hohes Schauglas wird mit etwas Faulschlamm beschickt, mit abgestandenem Wasser bis knapp unter die Öffnung aufgefüllt, dicht (aber nicht Gasdicht, es soll ja bei evtl. auftretenden Druckänderungen nicht platzen) verschlossen und in der Wärme hell aber nicht sonnig einfach stehengelassen. Darin bilden sich binnen kurzer Zeit verschiedene Reiche von Mikroben aus, die auch farblich deutliche Unterschiede zeigen. Daraus kann man durch Probenahme recht gezielt bestimmte Bakterienfraktionen extrahieren, getrennt nach fakultativ/aerob/anaerob/Nährstoffbedarf....

Sowas sollte doch ziemlich geeignet sein, sowas für deine Fragestellung zu machen, um daraus die für dein Substrat idealen Kulturen zu gewinnen.
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Beitrag von iTim »

Meinst du die winogradsky säule?
Mit freundlichen Grüssen,
iTim
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eule
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Beitrag von eule »

Danke für den Namen des Ganzen, irgendwie hatte ich nur noch die Fuktionsweise im Gedächtnis
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Beitrag von iTim »

An die richtigen Mikroorganismen werde ich denke ich mal gut ran kommen. Biogasanlagen gibt es ja genug. Nur ich bin mir mit diesem ganzen Ablauf noch nicht ganz sicher.
Kann man einfach Essigsäure oder Milchsäure nehmen und die pur mit Animpfschlamm versetzen und dann werden die ersten beiden Phasen übersprungen. Theoretisch müssten ja die Bakterien der darauf folgenden Phase den niedrigen pH Wert tolerieren. Im Faulturm passiert ja auch nichts anderes, aber da laufen ja alle Prozesse parallel und bevor die Säurekonzentration so groß wird, das die Methanbakterien absterben, werden diese die Säure bereits verstoffwechselt haben, oder sehe ich das falsch?
Es sei denn es gibt mehr Säurebildner als Methanbakterien, sodass es zu einem Ungleichgewicht kommt.
Die 4 Phasen nennen sich doch:

Hydrolyse
Versäuerung
Acetogene
Und Methanogene
Phasen

Oder nicht?
Ich müsste doch dann mit meinem Vorhaben an die Acetogene Phase anknüpfen???
Überspringe also somit die Hydrolyse und Versäuerung???
Ich wiederhole mich wohl andauernd, aber ich bin ganz aufgeregt :D
Mit freundlichen Grüssen,
iTim
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eule
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Beitrag von eule »

du machst doch nichts anderes, als Teile der Umsetzung räumlich voneinander zu trennen. In eurem Silo finden die ersten zwei Phasen statt, das ergebnis läuft unten heraus.
Wenn du das acetophilen und methanogenen Bakterien zum Fraß vorwirfst bekommst du dein gesuchtes Ergebnis.

Welche Bakterien das sind ist eine andere Frage, die, das wollte ich vorschlagen, du mithilfe einer Winogradsky-Säule klären kannst. nimm halt deinen Klärschlamm (das ist bereits eine gute Vorauswahl an Mikroben) und versetze ihn in einem Glasgefäß mit deinem Substrat, dann siehst du recht schnell, was da passiert und du kannst den idealen Mix daraus gewinnen und einen Probelauf im kleinen Bioreaktor machen und ermitteln, wieviel von dem Gärwasser du pro Tag und Volumeneinheit Kultur verarbeiten kannst.

Es gibt ganz sicher genug Leute hier, die sowas "schon fertig" präsentieren können.
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