Unterschiedliche Ergebnisse bei Hemmhoftest und Strichtest

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Snubby
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Unterschiedliche Ergebnisse bei Hemmhoftest und Strichtest

Beitrag von Snubby »

Hallo ihr Lieben,

vor kurzem hatte ich an der Uni ein Mikrobiologie-Praktikum. Dabei sollten wir unter anderem einen Hemmhoftest und einen Strichtest durchführen. Mein Problem liegt nun an der Auswertung.

Das Antibiotikum welches benutzt wurde ist Tetracyclin und die Mirkoorganismen um die es sich handelt sind Saccharomyces cerevisiae und Micrococcus luteus. Beim Hemmhoftest wurde nur die Hefe gehemmt aber nicht der Micrococcus. Beim Strichtest war es nun genau andersherum?

Wieso die Hefe gehemmt wird kann ich mir aufgrund der unterschiedlichen Untereinheiten des Ribosoms erklären.

Aber wieso wird sie beim Strichtest auf einmal gehemmt und der Micrococcus wächst?

Freue mich auf alle Ideen
LG
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Dimethylsulfoxid
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Beitrag von Dimethylsulfoxid »

Ich weiß nicht genau wie dieses Praktikum an der Uni gehandhabt wird, aber warum benutzt ihr für das Antibiogramm einen eukaryotischen Organismus? Um zu zeigen, dass nur Prokaryoten gehemmt werden können?
Tetracyclin dürfte eigentlich Saccharomyces cerevisiae nicht hemmen.

Also ich vermute ganz einfach mal, ihr habt in beiden Fällen Micrococcus luteus gehemmt. Beim Hemmhoftest habt ihr anscheinend die Hefe mit dem Bakterium vertauscht.
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Das nehme ich auch an. Hefen sind nicht auf Tetracycline empfindlich.
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Dimethylsulfoxid
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Beitrag von Dimethylsulfoxid »

In der Molekularbiologie werden auch Tetracyclin gesteuerte Promotoren in Saccharomyces verwendet. Also entweder es ist so wie gesagt, oder ihr habt eine veränderte Hefe, die anscheinend in irgendeinem Stoffwechselweg Tetracyclin nicht so metabolisiert wie gewünscht, d.h. toxische Wirkung, oder ihr eine veränderte Hefe über ein solches Operon in den Selbstmord schickt. Letztere beide Dinge sind aber sehr unwahrscheinlich und Studenten wird man im Praktikum so etwas nicht in die Hand drücken.
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Newclears
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Beitrag von Newclears »

Studenten wird man im Praktikum so etwas nicht in die Hand drücken.
Veto, wir haben in MiBi I+II auch mit GVO´s und Knockoutvarianten gearbeitet.
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Dimethylsulfoxid
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Beitrag von Dimethylsulfoxid »

Ich habe mich nicht auf den Biosicherheitskram bezogen, sondern eher darauf, dass so etwas Inhalte von Doktorarbeiten und Forschung sind und man damit in der Regel nicht Studenten im Praktikum arbeiten lässt. Jedenfalls wird es so nicht an der Uni DuE gehandhabt, und wenn es an einer anderen Uni so gemacht wird, würde mich das schon wundern.
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Newclears
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Beitrag von Newclears »

...wir sind sehr nah an der Forschung orientiert und bekommen da dann direkt aus den Labs schonmal den ein oder anderen Organismus im Praktikum, der aus aktuellen Projekten stammt. Letztens hatten wir z.B. nen GFP- C. elegans an dem aktuell rumgeforscht wird. So ungewöhnlich wäre es also nicht wenn tatsächlich solche Kollegen auf den Tisch kommen. Vor allem wird in den ersten Semestern auch ganz gerne mal mit ungewöhnlichen Sachverhalten "gesiebt"...

p.s.:
Die simpelste Erklärung wäre allerdings, dass die Öse nicht steril war(Kreuzkontamination)... :wink:
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frankie
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Beitrag von frankie »

Wir dürfen als technische Chemiker auch mit einem genetisch veränderten Organismus im BioVT-Labor arbeiten. Es wird aber darauf hingewiesen, dass man nichts inkorporieren oder in den Abfluss entsorgen darf...
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Newclears
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Beitrag von Newclears »

Letztlich gibt es da `ne Menge an potentiellen Fehlern. Waren die Platten identisch? Wurden die selbst angesetzt? Gab es beim Tetracyclin Dosierungsfehler? (Geht schneller als man denkt sowas...), Waren die Impfkulturen OK?
In diesem Fall würde ich eine eingehende Fehlerbetrachtung kombiniert mit "Ockhams Skalpell" anwenden...

p.s.:
@ Josh

...bei uns wird GFP- C. elegans mit E. coli Mangelmutanten gefüttert. Da sollte dann garnix mehr daneben gehen können ;)
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

Mit einer ganz alten Technik könnte man die Frage welcher organismus da trotz Tetracyclin gewachsen ist schnell lösen: man macht ein Mikroskopisches Präparat davon! Die Unterscheidung zwischen Hefen und Micrococcus ist im Mikroskop auch ohne Färbung ganz einfach.
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