Pilz-Agar

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iTim
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Pilz-Agar

Beitrag von iTim »

Sabouraud-Glucose-Agar

In diesem Versuch möchte ich beschreiben, wie man sich einen Nährboden zur Züchtung und Kultivierung von Pilzen herstellen kann.

Geräte:


Becherglas 100ml, Spatel/Löffel, Heizplatte, Chemikalienflasche 500ml (abhängig von der Anzahl der Agar-Platten), Petrischalen aus Kunststoff, Waage (mind. 0,1g genau), Dampfdruckkochtopf oder Autoklav, pH-Meter, Glasrührstab, Tesafilm, Tropfpipette, autoklavierbare Kunststofftüten, Schutzbrille, Einweghandschuhe, separater Abfallbehälter, "Hothand" oder Topflappen

Chemikalien:


Flächendesinfektionsmittel (C)
Warnhinweis: c
Händedesinfektionsmittel (F)
Warnhinweis: f
Agar gepulvert
Pepton aus Casein
D(+)-Glucose
Dest. Wasser
Natriumhydroxid-Lsg. 0,1mol/l
Salzsäure-Lsg. 0,1mol/l

Nährmedium mit Bakterien oder Pilzkultur
Warnhinweis: b


Hinweis:

Es ist sehr wichtig auf peinlichste Sauberkeit zu achten. Die Agarplatten sind gut gekühlt ungefähr 1 Woche haltbar.
Agarplatten mit Bakterienkulturen dürfen nicht mehr geöffnet werden. Es dürfen keine Ausstriche mit Abwasser angefertigt werden, da das Risiko der Bildung von Phatogen Keimen zu groß ist. Befindet sich der Arbeitsplatz in der Nähe eines Fensters, ist dieses während des Arbeitens geschlossen zu halten.
Die im Kühlschrank gelagerten Agarplatten müssen täglich auf Kontamination überprüft und aussortiert werden.

Durchführung:

Zuerst legt man sich alle Arbeitsmaterialien die für diesen Versuch benötigt werden zurecht. Die Arbeitsfläche auf der gearbeitet wird, wird mit dem Flächendesinfektionsmittel gründlich gereinigt. Je nach Stärke des Desinfektionsmittels sind Handschuhe und eine Schutzbrille zu tragen. Nun nimmt man sich die Substanzen und wägt wie folgt ein: Caseinpepton 10,0g, D(+)-Glucose 20,0g, Agar 15,0g. Wurden alle Substanzen abgewogen, gibt man diese in die Chemikalienflasche und füllt anschließend diese auf 500ml auf.
Wenn sich alles gelöst hat, wird mit dem pH-Meter der pH-Wert ermittelt und ggf. der pH-Wert mit der NaOH-Lsg. oder der HCl-Lsg. auf pH 5,4-5,6 eingestellt. Nun kann die Flasche leicht verschraubt werden. Der Deckel darf aber nur ganz leicht aufgeschraubt sein, damit die Flasche beim erwärmen nicht platzt. Die Flasche wird für ca. 2h, bei voller Stufe (vom Kochfeld abhängig) im Dampfdruckkochtopf belassen, damit der Agar schmilzt und sämtliche Bakterien abgetötet werden. Sind die 2h vorüber, wird mit einer Hothand oder einem Topflappen die Flasche aus dem Topf entnommen, verschraubt und leicht umgeschwenkt. Somit ist gewährleistet das der Agar sich gut verteilt hat. Nach einer 15min. Pause kann der noch heiße Agar in die Petrischalen überführt werden, wobei darauf zu achten ist, das der Deckel der Petrischalen nur leicht geöffnet wird und nach dem Befüllen sofort wieder verschlossen wird. Die Petrischalen werden nur bis zur Hälfte befüllt. Hat man nun den gesamten Flascheninhalt auf die Petrischalen verteilt, dürfen diese für 1-2h nicht mehr bewegt werden, damit sich der Agar in Ruhe verfestigt. Wenn die 1-2h vorüber sind, können die Petrischalen mit Tesafilm verschlossen, in den Kühlschrank gelegt werden und je nach bedarf wieder entnommen werden. Es ist wichtig die Agarplatten mit dem Herstellungsdatum und einer Bezeichnung zu versehen, damit erkennbar ist, wie sauber gearbeitet wurde.

Entsorgung:

Verbrauchte und Kontaminierte Agarplatten, sowie Einmalartikel die bei der Herstellung angefallen sind, werden in einem autoklavierbaren Beutel gegeben und für 2,5h autoklaviert oder im Dampfdruckkochtopf erhitzt, damit alle Keime Abgetötet werden. Danach kann der Beutel dem Hausmüll zugeführt werden.

Erklärung:

Pilze brauchen bestimmte Stoffe und Spurenelemente um sich zu vermehren. Wenn man Ihnen diese in Form von Proteinen und Kohlenhydraten zur Verfügung stellt können sie diese verstoffwechseln und sich somit vermehren. Das Geliermittel Agar-Agar dient dabei als Trägermaterial der Nährstoffe. Der niedrige pH-Wert sorgt außerdem für ein gutes Wachstum der Pilze und sorgt ebenfalls für eine Hemmung, der Bildung von Bakterien.

Bilder:

Bild
Die Chemikalien
Caesiumhydroxid
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Beitrag von Caesiumhydroxid »

Sehr schön! :D

Einige Rechtschreibfehler sind noch enthalten, solltest du vlt. noch ausbessern, ansonsten gefällt mir das echt gut :thumbsup:
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frankie
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Beitrag von frankie »

iTim hat geschrieben:Befindet sich der Arbeitsplatz in der Nähe eines Fensters, ist dieses während des Arbeitens geschlossen zu halten.
Es empfiehlt sich nicht nur die Fenster zu schließen, sondern auch einen Platz zu suchen an dem die Luftstromdichte über der Arbeitsfläche minimal (im Bezug auf den restlichen Raum) ist. Um so einen Platz zu schaffen, kann man entweder im Abzug arbeiten, die Arbeitsfläche mit Kunstoff-(?)-wänden abgrenzen oder rechts und links von den bearbeiten Petrischalen zwei Teclubrenner aufstellen (s. Strömungslehre für das "Warum das?").

Weiterhin ist es auch nützlich einen leichten Mundschutz zu tragen ('leicht' in dem Sinne: keiner schwerer umluftunabhängiger Pressluftapparat); durch die Atmung blässt man seine eigenen Keime auf den Agar.

Ein Trockenschrank (resp. Backofen) eignet sich auch bestens um Glasgeräte (Petrischalen aus Glas) zu autoklavieren... nicht jeder hat welche aus Plastik.

mfg
It is always better to have no ideas than false ones; to believe nothing, than to believe what is wrong.
(Thomas Jefferson)
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iTim
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Beitrag von iTim »

Hier noch ein kleiner Tipp für jeden Hobbymikrobiologen, im Bezug auf den Pilznährboden.
Eine ideale Kultivierungsquelle für eine Vielzahl von verschiedenen Pilzen sind Staubsaugerbeutel.
Einfach eine Spatelspitze des Beutelinhalts in steriler Saline suspendieren und mindestens auf verdünnungsreihe
10-6 lösen. Die Durchführung sollte allerdings nur von erfahrenen Hobbymikrobiologen durchgeführt werden.
Ebenfalls ist ein Munschutz der Stufe FFP3 zu empfehlen. Die Petrischalen müssen zusätzlich mit Parafilm versiegelt werden, da es sich überwiegend
um phatogene Pilzstämme handeln kann. Also viel Spaß beim experimentieren.
mfg. Tim
Mit freundlichen Grüssen,
iTim
BJ68
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Beitrag von BJ68 »

Zwar ist der Thread eine Leiche....aber den schände ich mal auf diese Weise:

http://www.zauberpilz.com/publicftp/Meth-myko-Lab.pdf

Nette Rezept- und Arbeitsmethodensammlung aus der guten alten Zeit...

Bj68
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