Lötpunkte auf Glas

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wirehead
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Beitrag von wirehead »

Ok Gallium, ist auch so ein garstiges Zeug das überall klebt...
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Newclears
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Beitrag von Newclears »

...der Keks gehört Dir. :D

Eigentlich ganz simpel.
Hab gestern mit einem "Restchen" (ein paar mg) Gallium welches in einem Gefäß rumklebte gespielt und mir den Spass gemacht es auf einem Objektträger zu verreiben. Eigentlich wollte ich nur a) wissen ob man einen vernünftigen Spiegel hinbekommt und b) ob es einen Unterschied im Reflektionsverhalten zwischen dem flüssigen Film und dem Festen gibt. Hab den ganzen Kram für ein paar min. ins Gefrierfach gelegt und konnte visuell einen leichten Unterschied erkennen. Irgendwie hat mich dann der Teufel geritten und ich hatte die Idee den Lötkolben anzuwerfen (grade auf die ~230°C für das normale Lot) und auf dem kalten Objektträger ein paar Punkte auf dem Gallium zu setzen. Zu meinem Erstaunen hats geklappt und die Punkte halten. Das restliche Ga konnte ich mit dem Finger abwischen. Hab den Objektträger dann mit Spülmittel und einer Nagelbürste abgeschrubbt und die Lötpunkte hielten.
Meistens bleibt ein leichter Grauschleier auf dem Glas zurück welchen man mit etwas lauwarmer KOH ohne weiteres entfernen kann.
Wie auch immer, ich denke, dass es in einigen Bereichen recht sinnvoll sein kann ein einfaches Verfahren zu haben um direkt auf Glas Lötpunkte zu setzen.
Der Mechanismus der hinter der "Benetzungsfähigkeit" von Gallium und Indium steckt ist etwas komplizierter. Letztlich haftet nicht das Matall auf dem Substrat sondern auf einer n,n µm dicken Schicht seines eigenen Oxides.
"...wie ein Sprecher betont,hat für die Bevölkerung zu keinem Zeitpunkt Gefahr bestanden."
"...mittlerweile rostet das Miststück..." E.v. Däniken
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bahmtec
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Beitrag von bahmtec »

Super Sache und bestimmt brauchbar! Mach mal ne Langzeitbeobachtung wie lange das ganze stabil bleibt.
Hitze-/Kälte-/Feuchtigkeits und Hochstromtests wären noch interessant.
Wenn alles gut geht würd ich an deiner Stelle zum Patentamt gehen.. :wink:
Hopfen und Malz-Gott erhalt´s
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wirehead
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Beitrag von wirehead »

Ich fürschte da sind schon etliche Lotlegierungen für Glas patentiert z.B. für beheizbare Heck und Frontscheiben, da sind die Anschlüsse auch aufgelötet.
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Newclears
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Beitrag von Newclears »

So siehts aus. Allerdings ist das ganze für den "Hausgebrauch" schon recht praktisch.
"...wie ein Sprecher betont,hat für die Bevölkerung zu keinem Zeitpunkt Gefahr bestanden."
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chemielove
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Re: Lötpunkte auf Glas

Beitrag von chemielove »

du hast vorher ein Loch gebohrt?
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PSE
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Re: Lötpunkte auf Glas

Beitrag von PSE »

Hat hier zufällig jemand Literatur zu Galliumlegierungen und speziell der Geschwindigkeit mit der die Legierungen gebildet werden?

Mit einem entsprechenden Metallpulver ließe sich dann eine Paste anrühren die sich identisch zu Amalgam beim Zahnarzt
verarbeiten lässt...
(Für Anwendungen in der bildenden Kunst sicher interessant.^^)
"Bei seinen Experimenten mit der gefährlichen Verbindung kam es zu einer Explosion, bei der Dulong drei Finger verlor, was ihn dazu anregte, den Stoff weiter zu untersuchen."
Glaskocher
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Re: Lötpunkte auf Glas

Beitrag von Glaskocher »

Interessant ist, daß eine Lage Galliumoxid auf der Glasoberfläche auch das Kleben von Gallium daran verhindern kann. Gallium- und Galinstan-Thermometer müssen innen antihaft-beschichtet sein, weil sich die Metallsäule sonst nicht mehr sichtbar zurück zieht oder gar Blasen bildet und immer höher klettert. Man verwendet Gallium(III)oxid zu diesem Zweck.

Das Haften der Lötpunkte muß noch andere Ursachen haben.
Holger Pfahls
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Re: Lötpunkte auf Glas

Beitrag von Holger Pfahls »

Glaskocher hat geschrieben: Dienstag 20. Oktober 2020, 23:11 Interessant ist, daß eine Lage Galliumoxid auf der Glasoberfläche auch das Kleben von Gallium daran verhindern kann. Gallium- und Galinstan-Thermometer müssen innen antihaft-beschichtet sein, weil sich die Metallsäule sonst nicht mehr sichtbar zurück zieht oder gar Blasen bildet und immer höher klettert. Man verwendet Gallium(III)oxid zu diesem Zweck.
...
Weißt du auch, mit welchem Verfahren der Ga2O3-Dünnfilm auf der Innenwand der Kapillare abgeschieden wird?
Copying from one source is plagiarism, whereas copying from more than one is research.
CD-ROM-LAUFWERK
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Re: Lötpunkte auf Glas

Beitrag von CD-ROM-LAUFWERK »

Hier vielleicht noch ein sehr interessantes Verfahren für das Löten auf unterschiedlichsten Materialien:
Ben Krasnow: Ultrasonic soldering bonds glass, titanium, stainless steel, ceramics, tungsten, nichrome...
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PSE
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Re: Lötpunkte auf Glas

Beitrag von PSE »

Holger Pfahls hat geschrieben: Donnerstag 22. Oktober 2020, 16:16 Weißt du auch, mit welchem Verfahren der Ga2O3-Dünnfilm auf der Innenwand der Kapillare abgeschieden wird?
Ist zwar ein wenig OT, aber das Bundespatentamt hat was dazu :
https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/d ... &xxxfull=1
"Bei seinen Experimenten mit der gefährlichen Verbindung kam es zu einer Explosion, bei der Dulong drei Finger verlor, was ihn dazu anregte, den Stoff weiter zu untersuchen."
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