Selbstbau einer Photodiode

Interessante Versuche aus dem Bereich der Physik.

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dg7acg
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Selbstbau einer Photodiode

Beitrag von dg7acg »

Selbstbau einer Photodiode

Geräte:

Heißklebepistole
Glasröhrchen
Zwei Stückchen Kupferdraht
Gasbrenner
Spannungsmessgerät
Lampe

Chemikalien:

Natriumchlorid

Durchführung:

Man schmilzt zuerst ein Glasröhrchen mit dem Gasbrenner auf einer Seite zu. Das Röhrchen sollte etwa 3 bis 4 cm lang sein. Dann hält man eines der beiden Kupferstücke mit einem Ende in die Brennerflamme bis es rot glüht und lässt an der Luft abkühlen. Dabei verfärbt sich die Oberfläche schwarz vom gebildeten Kupferoxid.
Nun wird der Draht mit dem oxidierten Ende in das Glasröhrchen geschoben und etwas mit Heißkleber fixiert, so dass die Rohröffnung nur halb verschlossen ist. Man bereitet eine gesättigte Natriumchloridlösung zu und füllt sie in das Röhrchen. Jetzt steckt man noch das blanke Stück Kupferdraht in das Glas und achtet darauf, dass sich die beiden Kupferstücke nicht berühren. Das Glas wird nun mit Heißkleber vollständig verschlossen.

Man schliesst ein Spannungsmessgerät mit dem Pluspol an den oxidierten und mit dem Minuspol an den blanken Draht an und stellt auf einen Messbereich von 200mV ein.
Wenn man nun eine Lampe auf die Diode richtet stellt man eine Spannung von ungefähr 35mV fest, nimmt man die Lampe weg, sinkt auch die Spannung.
Man kann die Diode auch an einen Audioverstärker anschliessen und mit einer modulierten (z.B. mit Musik) LED beleuchten und so die Modulation wieder hörbar machen.

Entsorgung:

Wenn man die Diode entsorgen will, kann sie in den Hausmüll gegeben werden.

Erklärung:

Kupfer bildet mit dem Sauerstoff der Luft Kupferoxid, und zwar Kupfer(I)-oxid und Kupfer(II)-oxid. Ersteres ist ein Halbleiter. Beim Beleuchten schlagen Photonen Elektronen aus dem Atomgitter der Anode (Oxidschicht), wo ein Elektronenmangel entsteht. Durch Ionenleitung über das Elektrolyt (NaCl-Lösung) gelangen die Ladungen zur Kathode (blanker Draht). Dort entsteht ein Elektronenüberschuss. Es ist eine Spannung messbar. Über den geschlossenen Stromkreis (Messgerät) gelangen die Elektronen wieder zur Anode. Es fließt Strom. Dieses Prinzip nutzen auch Solarzellen - eine Solarzelle ist auch nichts anderes als eine Photodiode, allerdings aus Silicium.

Bilder:

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Die Komponenten der Photodiode

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Die halbfertige Diode mit dem Oxiddraht

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Die fertige Diode mit beiden Drähten und der Kochsalzlösung

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Test der Diode mit schwachem Umgebungslicht

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Test der Diode mit einer Taschenlampe als Lichtquelle
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Cyanwasserstoff
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Beitrag von Cyanwasserstoff »

Schöne Anleitung! :D
"It is arguably true that the tetrapyrrole system is Nature's most remarkable creation."
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dg7acg
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Beitrag von dg7acg »

Jo, danke. Dank eines Freundes, bei dem das Ganze heute Nachmittag entstanden ist, gibbet diesmal sogar Fotos. :mrgreen:

P.S.: Fotodiode, dank neuer deutscher Rechtschreibung... ;)
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Cyanwasserstoff
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Beitrag von Cyanwasserstoff »

Die interessiert uns doch nicht. :wink: Ich schreibe auch Silicium statt Silizium, Calcium statt Kalzium, Carbonat statt Karbonat etc. Also schreiben wir "Photodiode" auch etymologisch richtig. :wink:
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dg7acg
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Beitrag von dg7acg »

wenn du meinst :mrgreen:
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Langer
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Beitrag von Langer »

Sehr schöner und einfacher Versuch, gefällt mir.
Endlich hast du ein Unterforum "für dich" :D


Gruß, Langer
Xato
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Beitrag von Xato »

Das ist ja echt genial. Kannte ich noch garnicht :) Werde ich mal nachbauen, wenn ich wieder in D bin.
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Timmopheus
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Beitrag von Timmopheus »

Ich kann auch noch was berichten:

Ich weiß nicht obs generell an Heißkleber liegt oder ob nur mein Heißkleber so ist, aber auf glatten Flächen, und dann auch noch in Verbindung mit Feuchtigkeit haftet der nicht sonderlich gut, bzw löst sich nach einiger Zeit...
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dg7acg
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Beitrag von dg7acg »

Ja, das kann ich auch bestätigen.
Die Klebestellen bei meiner Photodiode haben sich auch gelöst und etwas Salzwasser ist ausgelaufen.

...also ewig hält das Teil natürlich nicht. Aber es ist ein netter Versuch um die Halbleitereigenschaft des Kupfer(I)oxids zu demonstrieren. ;-)
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Coffee
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Beitrag von Coffee »

kann man nicht einfach auch die andere seite wieder zuschmelzen?
MfG
Coffee
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Timmopheus
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Beitrag von Timmopheus »

@dg7acq: Klar, für die Demonstration reichts vollkommen, aber man könnte den Heiß- durch Sekundenkleber oder Silikon ersetzen, meinst du nicht? ^^
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dg7acg
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Beitrag von dg7acg »

@coffee: wenn du es schaffst ohne dass das Salzwasser wegsiedet oder der blanke draht auch oxdiert (was er nicht darf) kannst du es auch zuschmelzen. ich habs erst garnicht versucht...

silikon könnte evtl. auch gehen. teste es doch einfach mal :mrgreen:
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Caesiumhydroxid
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Beitrag von Caesiumhydroxid »

Hallo,

ich habe das jetzt auch mal ausprobiert und bin beim Bau genau nach Anleitung vorgegangen.

Allerdings konnte ich selbst bei direkter Bestrahlung mit einer starken Taschenlampe nur eine Spannung von maximal 7mV feststellen, woran kann das liegen?

Grüße
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Newclears
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Beitrag von Newclears »

Vielleicht ist zu wenig Kupfer(I)oxid in der Schicht?
"...wie ein Sprecher betont,hat für die Bevölkerung zu keinem Zeitpunkt Gefahr bestanden."
"...mittlerweile rostet das Miststück..." E.v. Däniken
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dg7acg
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Beitrag von dg7acg »

Mit welcher Lampe hast du die Diode beleuchtet? Weil mit Glühbirnen-Lampen ist 7mV schon fast wieder normal. Mit (weißen) LED-Lampen aber kommt mehr Blauanteil an der Diode an.
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