Filtrieren

Ob Filtrieren, Trocknen, Destillieren: Hier werden alle Vorgehensweisen erklärt.

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Vanadiumpentoxid
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Re: Filtrieren

Beitrag von Vanadiumpentoxid »

Glaskocher hat geschrieben: Montag 12. Juli 2021, 15:19 Und schneller muß es mit der Saugfiltration nicht unbedingt gehen, da die dabei erhöhten Kräfte den Filterkuchen auch kompaktieren können
Ist das in jedem Fall ein Nachteil? Bei meinem Positivbeispiel Calciumsulfat scheint das sogar von Vorteil zu sein: in der einfachen Filtration verstopft es als Matsch den Filter, in einer recht kräftigen Saugfiltration bleibt es als schöne kompakte Masse von lehmartiger Konsistenz zurück, die sich so trocken saugen lässt, dass der Filterkuchen an der Oberfläche und den Rändern aufreisst und sich hinterher problemlos in einem Stück mitsamt Papier aus dem Trichter klopfen lässt...

O.k., der Rückstand ist dann natürlich schlecht zu spülen und bindet noch Stoffe aus dem Filtrat. Da ich aber keine gravimetrische Analysen durchführe, bei Synthesen mit ein paar Prozent weniger Ausbeute gut leben kann und der Gipsrückstand meist eh nur Abfall darstellt, finde ich das weniger schlimm...
Gott gebe mir die Kraft, zu ändern, was ich verändern kann,
die Gelassenheit, hinzunehmen, was ich nicht verändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
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mgritsch
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Re: Filtrieren

Beitrag von mgritsch »

Vanadiumpentoxid hat geschrieben: Montag 12. Juli 2021, 15:46 in einer recht kräftigen Saugfiltration bleibt es als schöne kompakte Masse von lehmartiger Konsistenz zurück, die sich so trocken saugen lässt, dass der Filterkuchen an der Oberfläche und den Rändern aufreisst und sich hinterher problemlos in einem Stück mitsamt Papier aus dem Trichter klopfen lässt...
das passiert leider manchmal gerne, ist aber nicht optimal.
der große Vorteil der Saugfiltration ist ja (abgesehen von etwas rascher) dass das Restwasser aus dem Filterkuchen deutlich vollständiger entfernt werden kann, was sowohl von der Reinigung her als auch von der Trocknung her besser ist.
Wenn dir der Filterkuchen wie trocknender Lehm aufreißt, dann zieht das System nur noch Luft durch die Risse und die Trockenwirkung ist zumindest stark eingeschränkt. Auch das Nachwaschen bleibt dann sehr wirkungslos - das Waschwasser flutscht durch die Spalten und fertig. In dem Fall müsstest du den Filterkuchen nochmal mit Waschwasser aufrühren damit es wirkt. Das wiederum mögen Filterpapiere mitunter nicht so gerne und reagieren unter Zerfaserung oder heben sich vom Boden ab und der Brei geht unten durch... eher ein Lösungsansatz für die Sinternutsche, die kann das gut ab.

Was gegen "aufreißenden Lehm" mitunter gut hilft ist, wenn man an der Nutsche in den letzten Augenblicken bevor es trocken laufen kann zärtlich klopft und schüttelt, dann hat man eine gewisse Chance dass sich das so verteilt dass du keine "halbgetrocknete Sumpflandschaft" produzierst. Wenn der Kuchen mal gut stabil ist, dann macht es auch Sinn einfach nur Waschwasser oben auf zu geben und es wird einigermaßen gleichmäßig durch laufen und ähnlich wie beim Kaffee oder einer Chromatographiesäule Verunreinigungen auswaschen.

Hartnäckige, schwer filtrierbare Breie kann man ggfs kapillar weiter trocknen: mitsamt Filter aus der Nutsche raus (gerne auch oben einen zweiten Filter als Deckel drauf...) und auf eine saugende Unterlage transferieren. Früher verwendet man gerne mal Ton, alternativ tut es auch ein ausreichend dicke Packung Küchenpapier. Zärtlich andrücken und ggfs Unterlage tauschen wenn vollgesogen.
O.k., der Rückstand ist dann natürlich schlecht zu spülen und bindet noch Stoffe aus dem Filtrat. Da ich aber keine gravimetrische Analysen durchführe, bei Synthesen mit ein paar Prozent weniger Ausbeute gut leben kann und der Gipsrückstand meist eh nur Abfall darstellt, finde ich das weniger schlimm...
Das ist halt auch eine Frage guter Laborpraxis, egal ob du an einem reinen Filterkuchen oder vollständigem Auswaschen eines Ziel-Produkts interessiert bist, aber ich sehe schon.. die 80/20 schlagen wieder zu 8) :lol:
Vanadiumpentoxid
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Re: Filtrieren

Beitrag von Vanadiumpentoxid »

Vielen Dank für die Erörterung, aber nicht das Calciumsulfat war das Problem, sondern das Calciumcarbonat.
Der Gips war wie gesagt das Abfallprodukt, das Filtrat mit dem Zielprodukt war wunderbar klar. Das reichte mir für den Zweck und alles Folgende bereits. Dass nahezu alles an Flüssigkeit ohne Trübungen rausgesogen wurde, werte ich schon als erfolgreiche Durchführung und gut ist's...

Die Resttrocknung mit Küchenpapier ist im Grunde nur eine kleinere Erweiterung des oben schon einmal aufgegriffenen "Abklatsches"...

Nun noch mal etwas Grundsätzliches zu den ständigen Anspielungen auf meinen Pareto-Anspruch (der grundsätzlich ja eher etwas Positives ist, vor allem in der Burnout-Prophylaxe: mit dem ständigen Anspruch auf 100 %, womöglich auch noch außerhalb des Berufs, kommt man irgendwann nur noch sehr mühsam durchs Leben - sofern die eigene "Batterie" aufgrund dessen nicht schon früher leer ist...):
Ich hatte noch nie ein Laborpraktikum und muss auch keine Abschlussprüfung in Chemie bestehen. Alles für mein Hobby habe ich mir autodidaktisch angeeignet. Als Hobbychemiker reicht es mir, erfolgreiche Versuche durchzuführen und grob zu verstehen, was dabei eigentlich vor sich geht sowie Hauptfehler- und Gefahrenquellen zu kennen und mit diesen umgehen zu können.
Da es Hobby ist und vermutlich großteils auch bleiben wird, geht es mir vorrangig um den Spassfaktor und die Stillung meiner Neugier an naturwissenschaftlichen Fragestellungen, nicht zuletzt hat das Ganze sogar einen gewissen ausgleichenden Erholungswert für mich.
Ich muss dabei niemandem etwas beweisen, habe keine beruflichen Leistungsansprüche dabei zu erfüllen und habe die Freiheit, es dort enden zu lassen, wo es mir keine Freude mehr bereitet.
Natürlich müsste ich es im Gegenzug auch akzeptieren, wenn aufgrund dessen jemand hier nicht bereit ist, diesen Weg über Fragen und Antworten mitzugehen, weil meine Vorgehensweise und (selbst- oder fremdauferlegten) Beschränkungen seinem eigenen Anspruch nicht genügen.

Du unterschätzt das berufsbedingte Gefälle zwischen uns in jeder Hinsicht. Dein Level an Wissen, Erfahrung, Möglichkeiten sowie Eigenanspruch werde ich nie mehr erreichen können. Dazu hätte ich mich vor 28 Jahren anders entscheiden müssen, der Zug ist lange abgefahren... Ich bin und bleibe ein interessierter Laie - nicht mehr und nicht weniger.
Man kann seinen eigenen Anspruch nicht 1:1 auf andere übertragen, sondern den anderen nur dort abholen, wo er gerade steht. Ausschließlich auf Defizite hinzuweisen, ist kontraproduktiv. Ein Chemielehrer wird auch nicht alle seine Schüler zu Chemikern machen können, trotzdem oder gerade deshalb sollte er bestenfalls für dieses Fach begeistern und ein solides Grundwissen auf der Basis schülerischer Fähigkeiten vermitteln können. Wenn er versucht, vor Achtklässlern wie vor Studenten zu dozieren, wird das unweigerlich in die Hose gehen...
Jeder ist Profi in seinem Bereich. Oder würdest Du Dir zutrauen, ad hoc eine bedarfsgerechte und gesetzeskonforme Firmen- oder Privatkundenberatung zu Immobilienfinanzierung, Optimierung eines Fondsanlageportfolios oder Auslagerung von bilanzbelastenden Direktzusagen im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung (mein berufliche Spielwiese!) so durchzuführen, dass Du damit eine IHK-Prüfung bestehst - nur weil Du für Dich selbst auch schon mal einen Versicherungsvertrag oder Baukredit abgeschlossen hast und morgens mit Interesse den Börsenbericht in der Zeitung liest? Vermutlich eher nicht, oder? Trotzdem stehe ich jedem Interessierten Rede und Antwort zu solchen Themen (keine Sorge, nicht hier, allenfalls in einer PN :wink: ) oder meinetwegen auch zu allen Fragen über Gott und die Welt (auf Basis meiner alten Profession), auch wenn mir mein Gegenüber dabei gesteht, dass er ab einem bestimmten Punkt nicht mehr mitgehen kann/möchte oder nicht bereit ist, sich vor unserer nächsten Unterredung noch ein paar dicke Fachschmöker dazu reinzuziehen...
Ich glaube, ich habe mich hier schon als vielseitig interessiert genug ausgewiesen... :wink:
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Re: Filtrieren

Beitrag von mgritsch »

Es geht weder um Burnout noch um Leistung (die du hier wahrlich niemandem schuldest), sondern für mich um eine gefühlte Diskrepanz zwischen den vielen Fragen die du hier stellst (das ist gut) und dem Ausmaß in dem du bereit bist, dich auf die Antworten einzulassen die hier mit teils viel Aufwand erstellt werden. Gefühlt lässt du dir viel Information auf dem Silberteller servieren nur um dann sehr oft festzustellen dass das nicht interessant ist und zu tief/weit führt. Das ist etwas frustrierend da dem Antwortenden das Erfolgserlebnis fehlt etwas gelöst und weitergebracht zu haben.

Wie fändest du es, wenn dich jemand in deinem Fachgebiet Woche für Woche anruft, sich Länge mal Breite genauestens über Finanzprodukte erkundigt nur um dir am Ende immer wieder zu erklären dass er dann doch lieber beim guten alten Sparbuch bleibt? Wie oft spielst du das mit?

Es geht auch nicht um universelles Expertentum oder dessen Erreichbarkeit. Ich habe auch nur gewisse Nischen in denen ich mich besser auskenne, bin wahrlich kein Universalgenie und jeder kann - wenn er eine Kleinigkeit an Ambition mitbringt in seinem Lieblingsgebiet (lieblings = freiwillig, weil Interesse; nicht Pflicht und Leistung) spielerisch in kurzer Zeit zumindest ein hohes Erfahrungsniveau erreichen. Bevor man überhaupt begonnen hat mit "werde ich nicht erreichen" aufzugeben ist hingegen... schade. Zugegebenermaßen provoziert mich das zu provozieren ;) Und ich hoffe es ist angekommen dass es keinesfalls Mangel an Wissen (teile ich liebend gerne) sondern eher (gefühlter) Mangel an Motivation ist der mich da provoziert.
Vanadiumpentoxid
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Re: Filtrieren

Beitrag von Vanadiumpentoxid »

Ich habe meine Antwort mal hierhin gepackt: viewtopic.php?f=34&t=5649&p=84039#p84039
Ich denke, das passt da besser hin (weil Persönliches) und entlastet diesen Thread thematisch...
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