Flotation von sulfidischen Erzen (Bleiglanz)

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PSE
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Flotation von sulfidischen Erzen (Bleiglanz)

Beitrag von PSE »

Dadurch dass ich seit meiner Kindheit Mineralien sammel, war mir schon länger bekannt, dass
sich im Harz Bleiglanz ( Galenit / Blei(II)sulfid ) finden lässt.
Dabei habe ich mich häufiger in der Nähe von Lauthenthal und Oberschulenberg herumgetrieben.
Nachdem ich mich durch mein Interesse an "Wanderungen untertage" mehr mit der Berbaugeschichte auseinander gesetzt habe, habe ich herausgefunden dass 90% der Weltjahresproduktion an Silber bis ins 17.Jh. aus dem Oberharz stammte.
Insbesondere aus dem Bockswieser Gangzug mit Silbergehalten im Bleiglanz von 3 - 9 % !
( der weltweite Durchschnitt liegt zwischen 0,005 – 0,4 % )
--> Ist wohl auch der Grund warum ein schwedisches Bergbauunternehmen den Oberharz momentan genauer prospektiert...

Ich wurde jedenfalls durch eine kleine Flussbettwanderung in der Nähe von Lauthenthal darauf aufmerksam
dass sich im Flussbett Erzstücke finden ließen die fast vollständig aus Bleiglanz bestanden.
Ein Paar Monate später bin ich dann nochmal an dem Fluss entlang gelaufen um an die mir eigentlich bekannte Bergbauhalde zu kommen.
Dabei habe ich mich ein wenig verlaufen und abseits der Wanderwege eine anscheinend noch kaum abgesammelte Halde gefunden, von der ich ~5 kg bleiglanzhaltige Erzbrocken mitnehmen konnte.
Dieses Stück ist exemplarisch – die übrigen waren deutlich reichhaltiger:
Bleiglanz.JPG


Da ein Freund von mir vor einiger Zeit einen Backenbrecher gebaut hat, habe ich die Erzbrocken auf < 3 mm heruntergebrochen und dabei folgendes Material erhalten:

nach Backenbrecher.JPG


Nun zu meinem eigentlichen Anliegen.
Ich habe auch nach langwieriger Recherche keine genauen Infos zum Flotieren von Bleiglanz finden können und möchte mir nicht von der ZVAB auf Verdacht entsprechende Literatur zulegen.

Konkret suche ich ein Verfahren mit dem ich, nach weiterem Aufmahlen mittels Kugelmühle, das Erz ohne den Einsatz von Cyanid oder
CMR-Stoffe anreichern kann.
Wenn dabei das ebenfalls enhaltene Kupferkies ( Chalkopyrit ) mit angereichert werden sollte, macht das durch die nachgeschaltete chemische Aufarbeitung allerdings nichts....
Das so aufgereinigte Erz wird dann mittels Luftsauerstoff aufrösten und mit dem CO in einem Kohlefeuer zum Metall reduziert werden.
Für die Herstellung von Feinsilber werd ich dann über das Perkins-Verfahren, die gängigen Methoden die man aus der Quali kennt und
eine anschließende Elektrolyse gehen.

Zum Schluss noch etwas zur Erheiterung über Bürokratie und Menschen die das Thema Löslichkeitsprodukt nicht ganz verstanden haben:
Dateianhänge
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"Bei seinen Experimenten mit der gefährlichen Verbindung kam es zu einer Explosion, bei der Dulong drei Finger verlor, was ihn dazu anregte, den Stoff weiter zu untersuchen."
Glaskocher
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Re: Flotation von sulfidischen Erzen (Bleiglanz)

Beitrag von Glaskocher »

Hier mal der erste Link, der mit bei der Suche nach "Flotation Bleiglanz" unter die Maus kam. Da scheint interessante Information drin zu sein, über Zerkleinerung, Detergentien und Verfahrenstechnik.

Die Suche spült einen recht hohen Anteil an pdf's und Buchzitaten hoch.
CD-ROM-LAUFWERK
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Re: Flotation von sulfidischen Erzen (Bleiglanz)

Beitrag von CD-ROM-LAUFWERK »

Ich hatte mich mit diesem Erz bzw. dessen Flotation schon beschäftigt. Mein Problem ist, dass ich nicht das passende Tensid habe. Die Flotation selbst bzw. die Hydrophobizität erhöhende Hilfsstoffe sind kein Problem. Aber normale Seife(n) und Tenside sorgen leider für einen kompletten Verlust der Hydrophobizität der Erzoberfläche und damit ist die Flotation hinüber. Obwohl sie schon mit reinem Wasser ja fast von alleine klappen will. Auf Wasser aufschwimmendes Pulver bzw. Flüssigkeitströpfchen kennt wohl jeder, das ist bei dem Erz stark ausgeprägt. Aber ohne stabilen Schaum bekommt man das Erz nicht sinnvoll abgetrennt.

In diesem Fall des sulfidischen Erzes ist beispielsweise Kupfersulfat ein aktivierend wirkender Regulator, da es die Oberfläche hydrophobiert. Das macht es durch oberflächliche Reaktion mit dem Bleiglanz zu Kupfersulfid, weil wohl noch unlöslicher ist. Daran scheitere ich aber wie gesagt nicht, bei mir mangelt es an Schaumbildner (Stabilisator) und Kollektor bzw. deren Kombination. Xanthogenate, Natriumcyanid und Natrium-dithiophosphat sind beispielsweise passende Kollektoren und Polyethylenglycol (PEG) oder Terpineol(e) Schaumbildner. Der pH sollte nicht zu sauer sein, siehe Anhang. Welches PEG gut ist weiß ich nicht. Mir sind da keine schäumenden Molmassen bekannt, vermutlich höhere? Hat da jemand Erfahrung? PEG 35'000 bekommt man (problemlos) für 16€/100g bzw. ~45€/kg (mit Versand). Viel braucht man ja nicht, aber für einen Schuss ins Blaue will ich auch nicht Geld aus dem Fenster werfen... jedenfalls bislang noch nicht.

1.png
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Quelle: B. A. Willis und T. Napier-Munn, Wills' Mineral Processing Technology; An Introduction to the Practical Aspects of Ore Treatment and Mineral Recovery, Elsevier, 2006.
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PSE
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Re: Flotation von sulfidischen Erzen (Bleiglanz)

Beitrag von PSE »

Gibt es zufällig Xanthogenate in irgendwelchen OTC Produkten?

Weil ansonsten müsste ich mit Schwefelkohlenstoff arbeiten, was gerade leider nicht möglich ist.
Oder ich frag die Jungs von s3-Chemicals, die konnten mir bisher immer gut weiterhelfen.
"Bei seinen Experimenten mit der gefährlichen Verbindung kam es zu einer Explosion, bei der Dulong drei Finger verlor, was ihn dazu anregte, den Stoff weiter zu untersuchen."
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