Radioaktiver Zerfall mit Änderung der Elektronenkonfig.

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NI2
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Radioaktiver Zerfall mit Änderung der Elektronenkonfig.

Beitrag von NI2 »

Ein Kumpel hat mich gerad gefragt, was passiert, wenn ein radioaktives Element innerhalb einer Verbindung zerfällt. Und zwar ging es ihm dabei um das Verhältnis Kation:Anion. Die Zerfälle von Elementen sind ja noch recht gut vorstellbar, aber wie ist es mit den Elektronen in einem Ion? Genauer ging es ihm darum, was passiert, wenn zum Beispiel 226RaCl2 (über die Zwischenstufen) in das langlebigere Isotop 210Pb zerfällt? Ra ist als Element der ersten HG i.d.R. einwertig, Blei jedoch nicht. Inwiefern bilden sich dabei stabile "Salze" mit ausgeglichenem Kationen-Anionen-Verhältnis?! Da ich auch die Frage nicht wirklich eine Antwort parat habe würde ich hier ganz gerne ein wenig darüber diskutieren.

EDIT: Ra ist natürlich zweiwertig :roll: und eine mögliche Oxidationszahl des Pb ebenfalls. Tut aber dem allgemeinen Problem keinen Abbruch.
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Chaoschemiker
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Beitrag von Chaoschemiker »

Da es sich eben um "ionisierende" Strahlung handelt, kann das im Umkehrschluss gut heißen, dass da irgendwelche Ionen freiwerden die eben nicht ausgeglichen sind.
Schon allein der erste Zerfallsschritt mutet ulkig an, wenn da ein Edelgas entsteht. Folglich sollte es gut sein, dass sich da "scheinbar aus dem nichts" ein Potential an dem Gefäß bildet. (vgl. Photoelektroneneffekt)
Die Ladung insgesamt bleibt aber ausgeglichen. Wenn man unter Alphazerfall ausgeht, wo ein He2+ freiwird, und wir 2 Chlorid-Ionen über haben.
...Und Ra ist auch kein Element der 1. HG, sondern der 2. HG.
Die Ladungen sollten aber erstaunlicherweise im abgeschlossenen System konstant bleiben.

EDIT: Was aber unmittelbar am Kern passiert, würde mich auch mal interessieren. Es handelt sich da ja um verhältnismäßig bombastische Energien, und wenn man jetzt ein Organisches Molekül mit paar hochaktiven Radionukliden präpariert, wär es wohl doch sehr interessant, was dabei so entsteht, wenn ich das für paar wochen stehen lasse. Habe dahingehend jedenfalls noch nicht viel gehört.
Anwesenheit sehr wahrscheinlich.

Don't throw anything away. There is no 'away'.

Abusus non tollit usum.

Wären Maulaffen giftige Gefahrstoffe im Sinne der GefStoffV, könnte man das Gaffen an Privatpersonen durch Personen ohne Sachkunde nach §5 ChemVerbotsV nach §382 StGB bestrafen.
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Cyanwasserstoff
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Beitrag von Cyanwasserstoff »

Das Ergebnis dürfte vergleichbar mit Stinkspat sein: Gitterfehler, mit Neutralatomen und "freien" Elektronen im Kristallgitter. Sonderlich stabil ist das natürlich nicht, bzw. es ist metastabil solange der Kristall intakt bleibt.

Die Gesamtladung muss natürlich ausgeglichen bleiben, Ladung ist eine Erhaltungsgröße.

EDIT: @ Felix: Fragmentierung und ziemlich beliebige Radikalreaktionen. Wohl etwa das, was bei EI in der MS auch passiert. So ein alpha- oder beta-Teilchen wird nicht seine gesamte Energie an das nächstgelegene Molekül abgeben, sonst wäre die Reichweite dieser Strahlungen für alle praktischen Zwecke gleich Null. Jedenfalls bezweifle ich somit, dass sich irgendwas sinnvolles isolieren lässt.
"It is arguably true that the tetrapyrrole system is Nature's most remarkable creation."
- Claude Rimington
Xyrofl
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Beitrag von Xyrofl »

Wenn ich aus einem Kern ein Alphateilchen mit einer gewaltigen Energie rausschleudere, dann müsste wegen der Impulserhaltung mein ehemals radioaktiver Kern auch sonstwo hinfliegen. Da eine chemische Bindung im Vergleich zu sowas sehr zart ist wird sie brechen, ohne dass das Alphateilchen irgendwo gegenhaut.
Generell wird da erstmal vieles zerpflückt und regelt sich dann neu. Hochreadioaktive Minerale sind auch oft metamikt, weil alles zerschossen wurde.
Die Idee, dass einfach von Zauberhand ein anderer Kern da ist und dann eine Wunderverbindung entsteht ist damit wohl vom Tisch.
Wenn die Menschen und die Dschinn sich zusammentäten, etwas, das diesem Post gleicht, zustande zu bringen, würde ihnen das nicht gelingen – selbst wenn sie einander helfen würden.
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