Biodiesel

Organische Chemie.

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mgritsch
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Re: Biodiesel

Beitrag von mgritsch »

Einfacher Test ob Ethanol absolut trocken ist: ca 5 ml in ein Reagenzglas, paar kleine Körnchen Permanganat dazu, gut schütteln.
Absolut trockenes bleibt farblos, geringe Spuren Wasser - blass rosa und wird langsam braun, nass (>1-2%) ist schon kräftig rosa.

Alle billigen Brennstoff-Alkohole (nicht zum trinken) enthalten aus steuerlichen Gründen Vergällung (normalerweise 1% eines Mix aus iProp, MEK + Denatonium). Warum sich jemand die Mühe machen sollte für Brenn-Zwecke das ganze wasserfrei zu machen erschließt sich mir nicht, die % Angabe erscheint sehr irreführend. Habe die Produkte aber noch nie getestet.

NaOH oder KOH macht keinen Unterschied, wegen des Wassergehalts wie aliquis schrieb eher schlechter für den Zweck.

Die einzige „sichere“ (=funktioniert) Methode zur physikalischen Trocknung ist Molsieb. Andere Haushaltsmittel versagen bei dem Job.

Viel Spaß weiterhin beim probieren, ich hoffe du nimmst nicht jedes Mal 500 ml Öl, geht auch mit 1/10 oder 1/100 davon gut ;) (also mit der richtigen Methode jedenfalls…) bin gespannt ob du irgend einen anderen Weg findest, ich bin eher wenig optimistisch aber man wird sehen.
aliquis
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Re: Biodiesel

Beitrag von aliquis »

mgritsch hat geschrieben: Dienstag 23. November 2021, 22:55 ich hoffe du nimmst nicht jedes Mal 500 ml Öl, geht auch mit 1/10 oder 1/100 davon gut ;)
Ja, zumal größere Mengen selbst von harmlosem Speiseöl nicht über den Ausguss, sondern als Problemstoff entsorgt werden sollten, da es wie alle Öle wassergefährdend ist (wäre es kein Lebensmittel, müsste es das entsprechende Gefahrstoffsymbol tragen...).
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aliquis
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Re: Biodiesel

Beitrag von aliquis »

Bioethanol für Kamine riecht nicht ganz so unangenehm und dürfte auch etwas weniger Wasser enthalten als Brennspiritus. Dafür liegt der Preis höher.
In Phasen knapper Desinfektionsmittel habe ich es zum Selbstmischen verwendet, weil es nicht so stinkt wie Spiritus. Mittlerweile ist ja aber zumindest dieser Engpass nicht mehr gegeben, so dass man wieder auf die handelsüblichen Fertigmischungen zurückgreifen kann.

Für nahezu wasserfreien Ethanol muss man andere Produkte wählen, wenn man ihn nicht selbst trocknen will. Diese sind dann meist nochmals teuer.
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mgritsch
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Re: Biodiesel

Beitrag von mgritsch »

So viel Aufwand nur um 2 g Na zu vermeiden ;)
aliquis
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Re: Biodiesel

Beitrag von aliquis »

Na-ja... :wink: Natrium ist in Westeuropa ganz schön teuer geworden in letzter Zeit. Die kleinste Menge bei ebay/Amazon ist 5 g (das Sortiment des deutschen Händlers finde ich jedoch etwas... seltsam). Bei den osteuropäischen Händlern kommt man günstiger dabei weg.
Es steht und fällt letztlich mit Chems Eltern, ob Na angeschafft wird oder nicht.
Zu meiner Jugendzeit gab's Alkalimetalle nirgendwo privat zu kaufen... Von daher: früher war nicht unbedingt alles besser... :wink:
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durchreisender
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Re: Biodiesel

Beitrag von durchreisender »

biodiesel mit ethanol ist nicht ganz einfach herzustellen.

regel 1. ethanol muss wasserfrei sein (CaO)
regel 2. auf jede ölflasche steht 90% fett und was sind die restlichen 10%...natürlich bis zu 10% wasser.

öl im vakuum bei 10-20 mbar richtig erhitzen (150°C ) und so lange abziehen, bis sich kein schaum/blasen (wasserdampf) mehr bilden.

1 liter öl sind ca 1,25 mol entsprechend 1,25 mol glycerol....also müssen 3,75 mol ethanol dazu. (zuviel ethanol und es gibt keine phasentrennung mit dem glycerol mehr)

man muss auf reflux kochen...nix 55°C paar minuten (sonst mono und diglyceride, bei wasserzugebe kommt Nivea raus)

am besten TLC machen, ob die reaktion abgeschlossen ist.

mit nicht zu viel wasser (angesäuert) waschen, sonst bilden wasser mit seife und der ester eine emulsion
aliquis
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Re: Biodiesel

Beitrag von aliquis »

Deshalb ja auch eher mit dem Ethanolat arbeiten.

Evtl. Wasser im Öl nicht zu vernachlässigen ist ein wichtiger Hinweis.

Unabhängig vom Biodiesel: was haltet Ihr denn von der Idee, Ethanol mit Calciumcarbid zu verabsolutieren?
www.youtube.com/watch?v=aEvqgfXyF6E
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Re: Biodiesel

Beitrag von eule »

naja, das Carbid kann sicher mit dem enthaltenen Wasser abreagieren, aber wie verhält sich Carbid mit dem Ethanol? Ich kann mir nur schwer vorstellen, daß es das ignoriert, mal ganz ungeachtet der möglichen Resultate.
Unendliche Vielfalt in unendlicher Kombination.

Agressiv und feindselig, boshaft, manipulierend und hinterhältig, hämisch, überkritisch, herrschsüchtig und sinnlos brutal, das sind die Primärtugenden, die zusammengenommen Menschen vor allen anderen Spezies auszeichnen.
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Re: Biodiesel

Beitrag von mgritsch »

Carbid funktioniert wunderbar, eines der praktischsten Mittel zur Absolutierung. Einziger Haken: wohin mit dem Acetylen :) und technisches Carbid enthält Verunreinigungen durch die sich Phosphor- und Schwefelwasserstoff bildet, dadurch riecht der Alkohol danach etwas. Praktisch aber nicht zu störend.
aliquis
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Re: Biodiesel

Beitrag von aliquis »

mgritsch hat geschrieben: Sonntag 28. November 2021, 00:14Einziger Haken: wohin mit dem Acetylen :)
Och, da würde einem sicher schon was einfallen, denke ich. Ist ja schließlich bald wieder Silvester und ich gehe mal davon aus, dass auch in diesem Jahr erneut nur aus Altbeständen geböllert werden darf... :yeah: (örtliche Bestimmungen beachten!)

Nee, aber (gefährlicher) Scherz beiseite: einfach nach draußen ableiten oder am besten gleich die ganze Prozedur komplett ins Freie oder Halboffene verlagern - bei guter Ventilation und/oder unter Ableitung der Gase weit weg von dem fürs Refluxieren verwendeten Heizgerät... Eine bis hinterm Ableitungsschlauch möglichst gasdichte Apparatur (Schliffklemmen + Schlauchschellen) kann dabei auch nicht schaden... Am Leitungsende kontrolliert abfackeln wäre auch noch eine Option - vorherige Knallgasprobe mit Metallröhrchen (Zigarrenhülle)/Rückschlagsicherung im Ventil vorausgesetzt.

Im Alkohol gelöster Schwefel- und Phosphorwasserstoff werden beim Refluxieren ausgetrieben. Ethanol und Ethin selbst gehen unkatalysiert und unter normalen Druckverhältnissen keine Verbindung miteinander ein. Ethin ist zwar gut in Ethanol löslich, aber auch hiervon sollte bei Siedetemperatur nicht viel im Alkohol zurückbleiben.
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Re: Biodiesel

Beitrag von mgritsch »

aliquis hat geschrieben: Sonntag 28. November 2021, 02:15 Am Leitungsende kontrolliert abfackeln wäre auch noch eine Option - vorherige Knallgasprobe mit Metallröhrchen (Zigarrenhülle)/Rückschlagsicherung im Ventil vorausgesetzt.
:shock:
Das bitte keinesfalls. Ganz schlechte Empfehlung. Erstens entsteht nicht so viel Acetylen pro Zeit dass man da eine vernünftige stabile kontinuierliche Verbrennung unterhalten könnte. Zweitens würde ich keinem selbstgebastelten Rückschlagventil trauen. Mag 99 mal gut gehen, aber Acetylen ist viel zu verheerend wenn es rummst und dann noch jede Menge Brennstoff im Kolben… bitte nicht. Zündquellen fernhalten, Gase ableiten, auf gute Lüftung achten.
Im Alkohol gelöster Schwefel- und Phosphorwasserstoff werden beim Refluxieren ausgetrieben. Ethanol und Ethin selbst gehen unkatalysiert und unter normalen Druckverhältnissen keine Verbindung miteinander ein. Ethin ist zwar gut in Ethanol löslich, aber auch hiervon sollte bei Siedetemperatur nicht viel im Alkohol zurückbleiben.
Soweit deine Theorie ;)
Praktisch riecht der destillierte Alkohol merklich, ist so. Allenfalls könnte eine zweite Destillation mit Aktivkohle helfen, aber das habe ich praktisch nicht getestet.
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Re: Biodiesel

Beitrag von aliquis »

Deswegen ja auch die Kombination aus beidem: Knallgasprobe und Rückschlagsicherung.
Vll. aber tatsächlich besser nicht in diesem Fall, sondern nur bei kontrollierter gleichmäßiger Ethinentwicklung aus dem Gasentwickler mit zutropfender gesättigter Kochsalzlösung. Mit einer reinen Ableitung in den Wind wird man bei der Ethanol-Absolutierung wohl sicherer fahren.

Phosphor-/Schwefelwasserstoff hat ja - vorteilhafterweise - eine sehr niedrige Wahrnehmungsschwelle. Gut möglich, dass man den Ethanol deswegen nicht mehr ganz geruchsfrei gesiedet bekommt. Obwohl Aktivkohle im second run schon sehr effektiv wäre (vgl. die Nutzung in Atemschutzmaskenfiltern).

Ich verwende gern etwas Stahl- oder Kupferwolle in der Düse als Rückschlagsicherung, vor allem bei Wasserstoffentwicklung. Das ersetzt m. E. aber nicht die vorherige Knallgasprobe. Außerdem ist Ethin ein völlig anderes Kaliber als Wasserstoff. In der richtigen Mischung mit Luftsauerstoff kann einem das sogar das Reagenzglas bei der Knallgasprobe zerlegen - deshalb ja auch das Zigarrenröhrchen.

Die alten Karbidlampen hatten ja gar keine Rückschlagsicherung - und eine Knallgasprobe hat da früher bestimmt auch niemand vor dem Entzünden gemacht... :wink: Allerdings war da auch der Gasraum relativ klein und der Gasstrom stark, so dass einen Moment lang im Freien ausströmen lassen für ein sicheres Entzünden gereicht haben dürfte.
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Re: Biodiesel

Beitrag von Glaskocher »

Ich weiß, wie verheerend eine AcetylenDETONATION ist. Da fliegen die Fetzen, wenn man nicht drauf vorbereitet ist. Ein 100ml-Reagenzglas wird zu Krümeln zerlegt, obwohl es beim Zünden oben offen war!

In der Grubenlampe ist ZWINGEND eine Rückschlagsicherung eingebaut. Man kann sie nicht unbedingt als Solche erkennen. Im Düsenstock sind ausreichend feine Bohrungen und das Teil kann die anfallende Wärme gut genug verteilen, daß es im Inneren der Düse keinen Flammrückschlag geben kann. Ansonsten würde das Gerät seiner Funktion, zündsicher für seine möglicherweise zündfähige Umgebung Licht zu erzeugen, nicht gerecht. Der aufmerksame Beobachter kann sogar am Aussehen der Flamme auf die Qualität der Atemluft schließen.


Um anfallendes Acetylen zu entsorgen gibt es nur eine sichere Methode. Man muß das Abgas kontrolliert so weit verdünnen, daß die untere Explosionsgrenze NIE erreicht wird und dieses Mischgas ins Freie ableiten. Alles Andere ist ohne Messtechnik fahrlässig.
aliquis
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Re: Biodiesel

Beitrag von aliquis »

Eine Explosion ist nur lustig, wenn sie geplant war... :angel:

Zusätzlich Luft in die Apparatur zu leiten finde ich bei der Ethanol-Trocknung eher verkomplizierend und Komplikationen heraufbeschwörend. Detonationsprophylaxe kann auch heißen, die Gasmischung so fett zu halten, dass sie nicht explodieren kann.

Wie wäre es denn mit draußen offen abreagieren lassen und anschließend auch dort erst refluxieren und dann abdestillieren?

Mit den Carbidlampen meinte ich nicht die Grubenlampen zur Nutzung in explosionsgefährdeter Umgebung, sondern die Lämpchen, die man vorn am Fahrrad hatte. Die besaßen keine Rückschlagsicherung.
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Re: Biodiesel

Beitrag von Glaskocher »

Beschriebener Knall war auf expliziten Wunsch, rein didaktisch und mit ausreichenden Schutzmaßnahmen.

Man muß die Luft nicht durch die Apparatur leiten, man kann sie auch am Ausgang vorbei leiten, mit einem T-Stück.

Man kann in der Reflux-Destille erst trocknen lassen, dann refluxieren und zuletzt auf Abnahme umbauen.

Auch die Fahrad-Funzeln hatten eine (unsichtbare) Rückschlagsicherung, die aus der Brenndüse bestand. Sie war fein genug, um die Grenzspaltweite zu unterschreiten. Eine zusätzliches aufgerolltes Stahlnetz könnte noch im Zuleitungsrohr stecken.
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