Fraktionierte Destillation von Naphtha - widerlicher Geruch

Organische Chemie.

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dkreuzer85
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Fraktionierte Destillation von Naphtha - widerlicher Geruch

Beitrag von dkreuzer85 »

Hallo zusammen!

Ich hatte noch etwas Naphtha rumstehen und wollte mal probieren, ob man dort eine niedrig siedende Fraktion abtrennen kann. Kann man (60-80°C) und die stinkt WIDERLICH! Sowas habe ich noch nie gerochen. Hat mit dem ursprünglichen Naphtha nichts mehr zu tun. Hat jemand eine Ahnung, woraus diese Fraktion vermutlich hauptsächlich besteht?

Viele Grüße
Daniel
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Phil
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Re: Fraktionierte Destillation von Naphtha - widerlicher Geruch

Beitrag von Phil »

Es sind Gase, Methan bis Butan, dann Benzine Schefelverbindungen Alkane, Aromaten und so weiter, nun müsstest Du das erhaltene Destillat wieder Fraktionierend destillieren, am besten über eine Glockenbodenkollonne, aber die wirst Du nicht haben, aber es geht auch über Füllkörper. Der Kühler sollte mit - 40°C gekühlt werden, dann kannst du die Gase auffangen.
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dkreuzer85
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Re: Fraktionierte Destillation von Naphtha - widerlicher Geruch

Beitrag von dkreuzer85 »

Phil hat geschrieben: Sonntag 28. Februar 2021, 07:56 Es sind Gase, Methan bis Butan, dann Benzine Schefelverbindungen Alkane, Aromaten und so weiter, nun müsstest Du das erhaltene Destillat wieder Fraktionierend destillieren, am besten über eine Glockenbodenkollonne, aber die wirst Du nicht haben, aber es geht auch über Füllkörper. Der Kühler sollte mit - 40°C gekühlt werden, dann kannst du die Gase auffangen.
Danke für die Antwort! Ich habe leider keine Kolonne. Das Einzige was so ungefähr in die Richtung geht, wäre mein 40cm Dimroth.
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Glaskocher
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Re: Fraktionierte Destillation von Naphtha - widerlicher Geruch

Beitrag von Glaskocher »

Naphtha ist nicht gleich Naphtha. Es kommt bei dieser Bezeichnung auf die Zusatzbeschreibung an, da die Zusammensetzung sich mit der Herkunft in weiten Grenzen ändern kann. Gerade "Rohnaphtha" kann recht viele verschiedene geruchsintensive Inhaltsstoffe haben, die im angegebenen Bereich sieden. Neben Kohlenwasserstoffen können auch Stickstoff-, Schwefel- und Sauerstoff-Verbindungen enthalten sein, die, jede Stoffgruppe für sich, das "Bukett" deutlich beeinflussen können. Ohne tiefer gehende Analytik (z.B. GC-MS) wird es schwierig, die "Schuldigen" zu benennen.

Mit einer Kolonne kann man zwar nicht die Fraktionen "desodorieren", aber man bekommt eine bessere Trennung nach Siedebereichen. Je höher die Trennwirkung der Kolonne ist, desto schmaler wird der Siedebereich, der im jeweiligen Moment übergeht. Das würde dann die jeweilige Verbindung auf einen schmaleren Fraktionsbereich konzentrieren.

Eine andere Herangehensweise ist, das Destillationsgut in irgendeiner Art vorzubehandeln. Wenn man möglichst reine Aliphaten haben will, dann kann man versuchen, die Aromaten, Olefine und eventuell Heteroverbindungen mit z.B. konz. Schwefelsäure zu extrahieren. Das Extrahieren mit Laugen und/oder verdünnten Säuren kann auch jeweils bestimmte Stoffgruppen selektiv extrahieren.


Mit einem kleinen Handbrenner, Penciltorch genannt, arbeite ich recht oft. Bei billigem Brenngas bekomme ich da das Problem, daß sich mit der Zeit in der Düse ein gelbes Öl absetzt und diese verstopft. Das "Zeugs" stinkt ebenfalls abstoßend und läßt sich mit Ethanol oder Aceton auswaschen. Vermutlich besteht dieses Öl aus ähnlichen Verbindungen, wie sie Dir den Geruch der Fraktionen "verderben". Propan-Butan-Mischungen können, wenn sie ungereinigt aus der Kolonne genommen werden, immer Anteile an stark riechenden Verbindungen enthalten und dem Brenngas weden gerne noch "Odorierungsmittel" zugegeben, die ihrem Namen alle Ehre machen...



PS: Um nicht mit Vollzitat antworten zu müssen gibt es links unter der letzten Antwort einen Button mit Pfeil nach oben/links. Ein Zitat ist nur nötig, wenn man auf ein bestimmtes Detail hinweisen oder explizit darauf eingehen will. Ansonsten reicht die einfache Antwort.
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Phil
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Re: Fraktionierte Destillation von Naphtha - widerlicher Geruch

Beitrag von Phil »

Odorierungsmittel für Gase sind Merkaptane, in der Regel Methylmerkaptan bis hin zu den höheren homologen.
Mit dem Dimroth kannst Du schon destillieren, aber es wird keine gute Trennung geben, dann ist ein Vigreux oder Füllkörperkollonne sinnvoll. Entscheidend ist auch der Dampftheiler.
https://www.chemie-schule.de/Organische ... rdoels.php
https://www.sofatutor.ch/chemie/videos/ ... stillation
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dkreuzer85
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Re: Fraktionierte Destillation von Naphtha - widerlicher Geruch

Beitrag von dkreuzer85 »

Danke für eure Antworten! Ihr kennt nicht zufällig eine Möglichkeit, in kleinen Mengen Rohöl zum experimentieren zu beziehen?

Gruß
Daniel
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Glaskocher
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Re: Fraktionierte Destillation von Naphtha - widerlicher Geruch

Beitrag von Glaskocher »

Auf die Schnelle finde ich keine direkte Quelle. Du könntest versuchen, Raffinerien "anzubohren", wenn es authentisches Rohöl sein soll.

Bei Experimentas wird künstliches Rohöl "Shell Öl PAE 15805" empfohlen.

Conatex Lehrmittel bietet Künstliches Rohöl PAE 15805 3000 ml an. Das ist relativ ungiftig und für Schülerversuche empfohlen.
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eule
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Re: Fraktionierte Destillation von Naphtha - widerlicher Geruch

Beitrag von eule »

hmm, in Deutschland gibt es ja verschiedene Ölfelder. Ich kenne selbst zwar nur das etwas nördlich/nordwestlich von Celle incl. einem kleinen Erdölmuseum dabei. Dort gibt es vllt die Möglichkeit, eine kleine Probe zu erwerben. Alternativ kann man vllt versuchen, zu einer der Pferdekopfpumpen vorzudringen und dort ein Pröbchen zu klauen. Da ich in der Gegend aber schon länger nicht mehr war kann diese Möglichkeit allerdings bereits versiegt sein.
Unendliche Vielfalt in unendlicher Kombination.

Agressiv und feindselig, boshaft, manipulierend und hinterhältig, hämisch, überkritisch, herrschsüchtig und sinnlos brutal, das sind die Primärtugenden, die zusammengenommen Menschen vor allen anderen Spezies auszeichnen.
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