Nelkenöl

Organische Chemie.

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kalia
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Re: Nelkenöl

Beitrag von kalia »

danke! Mir war da der Unterschied nicht klar :)
Xyrofl
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Re: Nelkenöl

Beitrag von Xyrofl »

Man kann sich das vorstellen wie bei Gips. Wenn man Gipspulver kauft, dann ist es wasserfrei oder zumindest in einer deutlich trockeneren Form. Wenn man ihn dann mit Wasser anrührt, bildet er das Hydrat und da das ein größeres Volumen einnimmt und ineinander verzahnte Kristalle bildet, bindet der Gips ab und alles wird fest. Wenn man etwas eingipsen will und das fertige Hydrat kauft, dann kann das natürlich nicht funktionieren, denn das hat ja sich ja schon mit Wasser vollgesogen bis zur Sättigung und würde mit Wasser gar nicht mehr reagieren.

Magnesium steht im Periodensystem in der gleichen Hauptgruppe wie Calcium und deswegen ist das Magnesiumsulfat dem Calciumsulfat (Gips) auch chemisch sehr ähnlich. Es hat aber gewisse Eigenschaften, die es zur Trocknung vielseitiger und zum Hausbau sehr ungeeignet machen. Zum Beispiel bindet es viel mehr Wasser (es bildet ein Heptahydrat, kein Dihydrat) und das Hydrat ist wasserlöslich und hat kaum mechanische Festigkeit. Früher gab es sogar speziell zum Trocknen gefertigten Gips unter dem Namen Drierite zu kaufen. Wird heute sehr viel weniger verwendet, da Magnesiumsulfat sich durchgesetzt hat.

Wenn man Magnesiumsulfat zum Trocknen haben will, dann muss es wie Gipspulver aus dem Baumarkt auch in einer sehr speziellen Form vorliegen, es muss wasserfrei sein, darf aber nicht ganz trotgebrannt worden sein (zu viel ist auch hier nicht gut) und es muss fein vermahlen sein, sonst kann man ewig warten, bis sich etwas tut. Magnesiumsulfat Heptahydrat hat andere Vorzüge, es bildet schöne Kristalle, lässt sich aus Wasser umkristallisieren und so reinigen und wird z.B. zum Herstellen von magnesiumhaltigen Lösungen oder als Düngemittel verwendet. Das ist also etwas ganz anderes.
Nail
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Re: Nelkenöl

Beitrag von Nail »

Der Link zum Magnesiumsulfat von S3 Chemicals führt jedoch nur zu Magnesiumsulfat reinst. Wenn du deine Öle tatsächlich essen möchtest oder deinen Körper damit einreiben möchtest, dann würde ich persönlich immer lebensmittelechte Chemikalien verwenden.
Natriumsulfat gibt es unter anderem bei S3 Chemicals in lebensmittelechter Qualität.
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kalia
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Re: Nelkenöl

Beitrag von kalia »

@Xyrolf: danke für die Erklärung!

@Nail: hat dann Natriumsulfat die gleiche Wirkung wie Magnesiumsulfat?
Denn Natriumsulfat habe ich dort in Lebensmittelqualität gefunden:
https://shop.es-drei.de/salze/sulfate/4 ... lqualitaet

Kann ich den dafür nehmen, wenn ich Öle auch als Lebensmittel bzw. Kosmetik verwenden will?
Nail
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Re: Nelkenöl

Beitrag von Nail »

Ich würde sagen, dass man das Natriumsulfat verwenden kann, es ist auf alle Fälle lebensmittelecht und wasserfrei. Letztendlich filterst du sowieso wieder das Natriumsulfat aus dem Öl, sodass du eigentlich keine Exposition mit dem Natriumsulfat hast. Und falls du eine Exposition damit haben solltest, dann wären es nur geringe Mengen. Im Übrigen wird Natriumsulfat sowieso als Lebensmittelzusatz in der EU verwendet, sodass man sich da wohl weniger Sorgen um seine Gesundheit machen muss.

Calciumchlorid und Magnesiumsulfat habe ich leider nicht in lebensmittelechter Qualität gefunden, aber Natriumsulfat funktioniert ja als Trockenmittel wunderbar.
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mgritsch
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Re: Nelkenöl

Beitrag von mgritsch »

Lass dich von Bezeichnungen wie „Lebensmittelqualität“ nicht kirre machen. Das bedeutet nur, dass es Mindeststandards bzgl Lebensmittelrechtlichen Vorschriften erfüllt. Eine Qualität „reinst“ oder „zur Analyse“ ist idR noch reiner.

Zur Verwendung sonst siehe oben, geht auch aber wirkt etwas schwächer und um einiges langsamer.
kalia
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Re: Nelkenöl

Beitrag von kalia »

Was ist denn "näher am Gesunden", Calcium-, Natrium- oder Magnesiumsulfat?

Calciumsulfat scheint ja geradezu gesund zu sein :D
https://utopia.de/ratgeber/calciumsulfa ... sen-musst/
kalia
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Re: Nelkenöl

Beitrag von kalia »

Glaubersatz ist ja Natriumsulfat-Decahydrat :D
Was bedeutet der Zusatz Decahydrat?

Und was ich nicht ganz verstehe, das sind ja alles Salze. Die lösen sich doch auf oder nicht? Dann kann ich sie ja nicht abfiltern, sondern muss sie auskochen.
Glaskocher
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Re: Nelkenöl

Beitrag von Glaskocher »

Wenn nur Natriumsulfat draufsteht, dann ist hoffentlich wasserfreies Natriumsulfat drin.
Wenn Natriumsulfat-Decahydrat drauf steht, dann sind auf jedes Na2SO4 noch 10 H2O im Kristall "verbaut".
Im Natriumsulfat-Decahydrat ist nur die Hälfte vom Gewicht Natriumsulfat, der Rest ist Wasser. Deshalb wird gerne "Glaubersalz" verkauft, weil es doppelt so viel wiegt, bezogen auf die wirksame Substanz.

Das wasserfreie Natriumsulfat löst sich beim Trockenvorgang zum Teil auf und kristallisiert als Natriumsulfat-Decahydrat wieder aus. Dieser Vorgang braucht etwas Zeit und läuft nur unterhalb von 40°C ab. Oberhalb von 40°C ist das wasserfreie Salz in wässriger Lösung stabil, weil das Natriumsulfat-Decahydrat dann im eigenen Kristallwasser gelöst wird.

Das ist auch der Grund dafür, daß man vor einer Destillation getrockneter Lösungen das Trockenmittel abfiltrieren soll. Ausnahme sind Trockenmittel, die das Wasser chemisch binden und der Vorgang thermisch irreversibel ist.
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mgritsch
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Re: Nelkenöl

Beitrag von mgritsch »

kalia hat geschrieben: Montag 28. Dezember 2020, 23:26 Was ist denn "näher am Gesunden", Calcium-, Natrium- oder Magnesiumsulfat?

Calciumsulfat scheint ja geradezu gesund zu sein :D
https://utopia.de/ratgeber/calciumsulfa ... sen-musst/
Am gesündesten ist wenn man möglichst wenig solche Seiten liest mit ihrem Gesundheits-Geschwurbel. :mrgreen:

Calciumsulfat ist schlicht Gips. Die gesundheitsfördernde Wirkung von Gips zeigt sich vor allem bei Knochenbrüchen, äußerlich angewandt :lol: bei normaler Ernährung muss kein Mensch extra Calcium über die Nahrung zuführen. In Wasser löst sich davon nur sehr wenig, daher auch wenig unmittelbare physiologische Wirkung.

Glaubersalz ist ein altbewährtes Abführmittel. 1 gehäufter Esslöffel aufgelöst, getrunken und du hast 1 Tag lang Zeit deine Toilette gut kennen zu lernen. Klopapier Vorrat sollte vorhanden sein ;) In geringer Dosis ist es schlicht egal, denn sowohl Na als auch Sulfat sind in der Nahrung ohnehin vorhanden.

Magnesiumsulfat ist als Bittersalz bekannt. Hat in größerer Dosis auch abführende Wirkung, auch andere ernsthafte medizinische Anwendungen sind bekannt. Im übrigen gilt was für alle Nahrungsergänzungsmittel gilt: braucht hierzulande niemand der sich einigermaßen normal ernährt.

Insgesamt ist es für deine Anwendung völlig irrelevant.
Weder wird sich im Produkt Nelkenöl davon eine nennenswerte Menge lösen, noch wirst du von dem Produkt eine nennenswerte Menge zu Dir nehmen (hoffe ich!!!)

Wenn überhaupt dann geht es allenfalls darum, keine Produkte niedriger „technischer“ Qualität zu benutzen, denn die könnten auch tatsächlich gesundheitsschädliche Verunreinigungen beinhalten.
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Re: Nelkenöl

Beitrag von mgritsch »

kalia hat geschrieben: Montag 28. Dezember 2020, 23:31 Glaubersatz ist ja Natriumsulfat-Decahydrat :D
Was bedeutet der Zusatz Decahydrat?
Wenn etwas mit „-hydrat“ ist, dann beinhaltet es (gebundenes) Wasser,
(= altgriech. „hydor“) und ist somit logischerweise tendenziell eher ungeeignet um noch mehr Wasser zu binden.

Der Zusatz „deca“ beziffert die Anzahl Wassermoleküle pro „Molekül“ Natriumsulfat. Ebenfalls altgriechisches Zahlwort. Kleines griech. Lexikon:
Hemi = 1/2
Mono = 1
Di = 2
Tri = 3
Tetra = 4
Penta = 5
Hexa = 6
Hepta = 7
Octa = 8
Nona oder ennea = 9
Deca = 10.
Und was ich nicht ganz verstehe, das sind ja alles Salze. Die lösen sich doch auf oder nicht? Dann kann ich sie ja nicht abfiltern, sondern muss sie auskochen.
Die lösen sich mehr oder weniger gut in Wasser, in organischen Flüssigkeiten wie Eugenol praktisch gar nicht. Solchen Flüssigkeiten fehlt die Möglichkeit einzelne Ionen gelöst zu halten.

Darauf beruht ja genau die Anwendung - aus der milchigen Suspension werden gezielt die Wassertröpfchen entzogen und in den Feststoff eingebaut wodurch es einfach abzufiltrieren ist wie Sand. Deswegen auch die ungläubige Reaktion auf Nails Kommentar, dass bei Druck Wasser ins Filtrat mit kommt. Wer das schafft, drückt auch aus Kieselstein noch Wasser :angel:
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Re: Nelkenöl

Beitrag von mgritsch »

Nail hat geschrieben: Montag 28. Dezember 2020, 19:57 Der Link zum Magnesiumsulfat von S3 Chemicals führt jedoch nur zu Magnesiumsulfat reinst.
Kannst du mal bitte die Spezifikation was „reinst“ und was „Lebensmittelqualität“ konkret bedeutet gegenüberstellen...
Wenn du deine Öle tatsächlich essen möchtest oder deinen Körper damit einreiben möchtest, dann würde ich persönlich immer lebensmittelechte Chemikalien verwenden.
Du hast Bedenken wegen der Lebensmittelechtheit eines Trockenmittels das praktisch restlos abfiltriert wird, aber würdest ohne zu zögern deinem Körper eine größere Dosis 4-Allyl-2-methoxyphenol zumuten? Dein Verständnis von Gefahrenabschätzung bzw Toxikologie macht mich wundern... :roll:
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Re: Nelkenöl

Beitrag von kalia »

Danke für die Infos, das mit dem Hydrat habe ich schon vermutet.
Nail
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Re: Nelkenöl

Beitrag von Nail »

Wahrscheinlich habe ich nicht lange genug beim trocknen gewartet, deshalb konnte ich Wasser mit rausdrücken.

Ich würde weder Eugenol noch Trockenmittel essen. Aber wenn es schon lebensmittelechte Wualitäten gibt, würde ich diese verwenden. Ob reinst oder zur Analyse noch reiner ist als lebensmittelecht weiß ich nicht, ich würde aber immer zu lebensmittelecht zurückgreifen, wenn man es essen möchte.
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Re: Nelkenöl

Beitrag von mgritsch »

Nail hat geschrieben: Dienstag 29. Dezember 2020, 15:43 Ob reinst oder zur Analyse noch reiner ist als lebensmittelecht weiß ich nicht, ich würde aber immer zu lebensmittelecht zurückgreifen, wenn man es essen möchte.
Wissen oder glauben... 8)
man vergleiche zB die Spezifikationen eines Herstellers für das selbe Produkt, einmal "for analysis" und einmal "food grade":
https://www.itwreagents.com/download_fi ... 404_en.pdf
https://www.itwreagents.com/download_fi ... 404_en.pdf
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