NH4OH technisch 25%

Anorganische Chemie.

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Seaborg
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NH4OH technisch 25%

Beitrag von Seaborg »

Womit dürfte wohl o.g. Chemikalie am ehesten verunreinigt sein?
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mgritsch
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Re: NH4OH technisch 25%

Beitrag von mgritsch »

"techn." bedeutet jedenfalls, dass es nicht nach höheren Reinheitsanforderungen geprüft und freigegeben wurde Es sagt aber nicht aus, dass zwingend auch viele Verunreinigungen enthalten sein müssen. Für die Industrie kann es ggfs günstiger sein, eine höhere Reinheitsstufe ungeprüft als "techn." zu verkaufen als eine eigene höher verunreinigte extra herzustellen. Es ist also ziemlich alles möglich.

Wenn Verunreinigungen, was käme in Frage:
Ziemlich sicher mal Carbonat (aus CO2 der Luft) und die mehr oder weniger ubiquitären Chlorid und Sulfat sowie Na.
Der Haber-Bosch-Prozess geht ja von N2 und H2 aus, und im Wesentlichen ist immer noch Fe als Kat im Einsatz das sich aber sicher nicht merklich verflüchtigt oder löst. Bei Einsatz weniger reiner Prozessgase, was könnte da schon rauskommen? Nicht wirklich was...
Bleibt noch das Wasser in dem gelöst wird - mag sein dass die Entsalzungsanlage nicht 100% gearbeitet hat, also Reste der Leitungswasser-Ionen bzw der Regeneration (Na aus NaOH bzw Cl aus HCl) drin sind. Oder sie arbeiten mit Umkehrosmose - in dem Fall wäre es dann nur Reste der Leitungswasser-Ionen.
Und last but not least Lagerung und Transport bei techn. Chemikalien sind sicher auch unter geringeren Ansprüchen. Da könnte alles mögliche an Verunreinigungen passieren - Reste von Dingen die vorher in einem Behälter waren, Reinigungsmittel, Schmiermittel,...
Möglicherweise bezieht sich "techn" auch nur auf eine ungenaue Gehaltsangabe und die 25% können alles von 22 - 28 sein?

Ein schönes Rätsel für qualitative und ggfs sogar quantitative Analyse :)
Was ist Grund der Frage? Interesse oder hast du einen Verdacht/Problem?
aliquis
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Re: NH4OH technisch 25%

Beitrag von aliquis »

Ich hatte mal ein Problem mit Ablagerungen darin: viewtopic.php?f=28&t=5792&p=85414&hilit ... ist#p85414

Die Qualität war sogar reinst - und trotzdem. Vermutung war ein Problem mit der Glasflasche (besser Borosilikat statt Kalknatron verwenden). Nach Abfiltration ist seitdem aber nun Ruhe. Was auch immer das war/verursacht hat... :?
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Seaborg
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Re: NH4OH technisch 25%

Beitrag von Seaborg »

nein, einen speziellen Verdacht hatte ich nicht.
Wollte nur wissen, ob evtl. Verunreinigungen bei speziellen Fragestellungen stören könnten.
Viele Störungen sind ja, wie gesagt, durch den Herstellungsprozess schon weniger wahrscheinlich.
Die verbleibende Unsicherheit müßte dann eben durch das "Untersuchungsdesign" vermindert werden.
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lemmi
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Re: NH4OH technisch 25%

Beitrag von lemmi »

Ich würde im Arzneibuch nachsehen, auf was für Verunreinigungen die prüfen lassen, das richtet sich nach dem, was am häufigsten vorkommt - meines ist nur grad ca 10000 km weit weg...
Ich hatte da aber noch nie ein Problem mit der Reinheit, nur die Konzentrationsangabe hat mal nicht gestimmt (siehe hier).
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lemmi
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Re: NH4OH technisch 25%

Beitrag von lemmi »

Die Pharmacopoea internationalis führt Ammoniaklösung nur als Reagenz auf und lässt lediglich auf Schwermetalle prüfen:

Screenshot_20230315-165622_Samsung Internet.jpg

Dazu wird einfach Thioacetamidlösung zugegeben und zwei Minuten stehen gelassen.

Screenshot_20230315-170355_Samsung Internet.jpg
Screenshot_20230315-170821_Samsung Internet.jpg
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Seaborg
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Re: NH4OH technisch 25%

Beitrag von Seaborg »

Danke für Eure Hinweise und die ausführlichen Unterlagen.
Der Test auf Schwermetalle mit TAA würde sich bei meinen Fragestellungen anbieten.
Vielleicht sollte ich langsam darüber nachdenken, einen Assistenten einzustellen; am besten einen von der Sorte, wie
ihn Walter White (dessen Hut nennt man übrigens "pork pie"; der wurde auch gerne von "Oppie" Oppenheimer getragen) als erstes bekommen hat. :mrgreen:
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Re: NH4OH technisch 25%

Beitrag von BJ68 »

lemmi hat geschrieben: Mittwoch 15. März 2023, 22:49 meines ist nur grad ca 10000 km weit weg...
Wo bist Du wieder unterwegs?

bj68
Fuck the "REGULATION (EU) 2019/1148" of the European Parliament and of the Council...denn
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Seaborg
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Re: NH4OH technisch 25%

Beitrag von Seaborg »

Hatte schon den Verdacht auf eine geostationäre Umlaufbahn, aber das ist zu wenig
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lemmi
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Re: NH4OH technisch 25%

Beitrag von lemmi »

Nee, bloß Südamerika :mrgreen:

Der "test for heavy metals" ist hauptsächlich auf Blei ausgelegt. Wobei man mit Thioactamid sicher auch andere Metalle findet, evtl müsste man den Test mit einem Puffer mehr im neutralen pH wiederholen.
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mgritsch
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Re: NH4OH technisch 25%

Beitrag von mgritsch »

Gute und sehr sensible Möglichkeit: mit einer Lösung von Dithizon in chloroform (oder dcm?) ausschütteln. Dithizon geht in die alkalische Lösung, Schwermetalle als Komplex in die org Phase
aliquis
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Re: NH4OH technisch 25%

Beitrag von aliquis »

Mir ist gerade aufgefallen, dass dieser Thread in der Artikelschmiede erstellt wurde. Da gehört er aber eigentlich nicht rein, oder?
Ich würde ihn eher bei Chemikalien oder Allgemeines zur Chemie sehen.

NH4OH 25% ist als Bezeichnung auch eher verwirrend, da eine solche Verbindung eigentlich gar nicht existiert und Ammoniak in Wasser nicht einmal vollständig zu Ammonium- und Hydroxidionen dissoziiert ist.
Die Konzentrationsangabe bezieht sich m. W. auf das physikalisch gelöste Ammoniak. Ginge man bei der Konzentration stattdessen vom (hypothetisch angenommenen) Ammoniumhydroxid aus, käme man auf nur knapp halb so viel Ammoniak wie tatsächlich enthalten. Auf diese Denkweise bin ich in meiner Anfangszeit mal hereingefallen und habe aufgrunddessen benötigte Mengen viel zu hoch und verdünnte Lösungen zu schwach angesetzt... :wall:
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lemmi
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Re: NH4OH technisch 25%

Beitrag von lemmi »

Der thread gehört in der Tat nicht hierher. Irgendwie kann ich in aber gerade nicht verschieben, was vermutlich an meinem Internetzugang liegt. Entweder, @mgritsch, du machst das oder ich mache es später.

Und: ja, natürlich, wir reden hier von Ammoniaklösung, die den geforderten Gehalt an NH3 haben sollte. NH4OH ist eine hypothetische Substanz, der Dissoziazionsgrad von Ammoniak in Wasser ist verschwindend gering.
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