Unbekannte Fällung mit Ethanol aus Kupferacetat-Mutterlauge

Anorganische Chemie.

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aliquis
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Unbekannte Fällung mit Ethanol aus Kupferacetat-Mutterlauge

Beitrag von aliquis »

Es bildete sich reichlich weißer bis pastellblauer Niederschag, der sich abfiltrieren ließ und nicht merklich in Wasser, wohl aber in Essigsäure zu einer hellblauen klaren Flüssigkeit löslich ist. Das Filtrat war immer noch so kräftig blau gefärbt wie vor der Fällung. Was ist hier entstanden: basisches Kupferacetat? Und vor allem: wie und warum?
Das zuvor schon auskriststallisierte Kupferacetat bildete hingegen die bekannten blauschwarz glänzenden Kristalle.
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mgritsch
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Re: Unbekannte Fällung mit Ethanol aus Kupferacetat-Mutterlauge

Beitrag von mgritsch »

Die erste Baustelle ist noch nicht verstanden und du eröffnest schon die nächste :lol:
Du hast eine ausgeprägte Vorliebe für „ich hab da was zusammengekippt, erklärt mir das“, hmmm? 8)
aliquis
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Re: Unbekannte Fällung mit Ethanol aus Kupferacetat-Mutterlauge

Beitrag von aliquis »

Nee, war durchaus eine geplante Synthese.
Dass ich mehrere Vorgänge parallel laufen habe, ist bei mir normal.
Melden tu' ich mich hier i. d. R. nur, wenn's schöne oder unerwartete Ergebnisse gibt (und zu letzterem vorhandene Bücher und Internetrecherche keine Klärung bringen).
Nach dem letzten Oberthema Eisen ist derzeit, wie man merkt, mal wieder das Kupfer dran - veranlasst durch günstige Einkäufe von Eisen- und Kupfervitriol für gemeinsame Kristallzuchten mit meiner Tocher.
Meine Kristallisierschälchen sind z. Zt. gut ausgelastet - es kann also schon die eine oder andere Nachricht mit Bild, Rätsel oder Rückfragen kommen... Ich hoffe, das ist in Ordnung so... :oops:
Eine Idee, wie das hier Geschilderte zustandekommt, hättest Du nicht zufällig?... :idea2:

Die Kupfercitrat-Geschichte ist dank Deiner Unterstützung im Wesentlichen durch - sofern die Titration nicht noch völlig überraschende Ergebnisse hervorbringt..
Spannend finde ich, was beim Auskristallisieren aus dem Komplex zutage tritt... aber alles zu seiner Zeit und an seinem Platz...
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Glaskocher
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Re: Unbekannte Fällung mit Ethanol aus Kupferacetat-Mutterlauge

Beitrag von Glaskocher »

Kannst Du uns dazu noch sagen, wie der Ansatz ursprünglich zusammengesetzt war? Welche Edukte sind drin, wovon ein möglicher Überschuß und wieviel Alkohol ist im Zusatz? Dazu ist die Menge des vorab geernteten Kupferacetats noch hilfreich...

Aus diesen Angaben läßt sich dann, eventuell, etwas näher der "Schuldige" eingrenzen.

Nebenbei: Kupferacetat bildet recht große Kristalle (10mm+), wenn man die gesättigte Lösung bei RT sehr langsam verdunsten läßt. Ein kleines Loch im Deckel auf dem Kristallisiergefäß sollte schon reichen. Aber bitte einen korrosionsbeständigen Deckel verwenden, da Kupfer und Acetat gerne am Eisen des Twist-off-Deckels nagen.

Da hilft vermutlich nur das Ausschlußverfahren. Zuerst brauchst Du den Filterrückstand möglichst schonend und trotzdem gründlich getrocknet. Dann der Reihe nach auf Hydroxyd, Carbonat und Acetat testen.
Hydroxid: Substanz im kleinen RG glühen und Kondensat mit wasserfreiem CuSO4 bestätigen.
Caqrbonat: Mit verd. Schwefelsäure suspendieren und aufsteigendes Gas mit Kakwasser (Ba(OH)2) nachweisen.
Acetat: Entweder über schwefelsaurer Lösung mit pH-Papier (später Nase) riechen oder mit leichtem Überschuß NaOH erhitzen und Abgas auf Brennbarkeit prüfen (CH4?).
aliquis
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Re: Unbekannte Fällung mit Ethanol aus Kupferacetat-Mutterlauge

Beitrag von aliquis »

Ich hatte eine alternative Darstellung durch doppelte Umsetzung von stöchiometrisch passenden Mengen an Calciumacetat und Kupfersulfat versucht, das entstehende Calciumsulfat abfiltiert und das Filtrat eindunsten lassen, bis nur noch sehr wenig Mutterlauge übrigblieb.

Die dunklen Kupferacetat-Kristalle waren nach offenem Eindunsten nur etwa 1-2 mm groß, auf besonders schöne und große Kristalle kam es mir allerdings nicht an.
Die Mutterlauge wollte ich eigentlich eh verwerfen (so wie in den meisten Synthese-Anleitungen beschreiben, die ich gesehen oder gelesen habe), aber zuvor noch schauen, wieviel Kupferacetat etwa noch enthalten wäre, denn es war vergleichsweise wenig auskristallisiert (theoretische Ausbeute 10 g, real höchstens 3-4 g - ich habe nicht nachgewogen). Also habe ich eine Ausfällung mit der dreifachen Menge Brennspiritus versucht.

Filtrat und Filterkuchen sind mittlerweile bereits entsorgt.
Bei der Auflösung des Rückstands in stärkere Säure (HCl) zeigte sich auf jeden Fall keine Gasentwicklung und auch kein deutlicherer Essig-Geruch, der vorher nicht schon dagewesen (Kupferacetat riecht von sich aus schon leicht danach) bzw. vom Vergäller-Geruch nicht überdeckt worden wäre.
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aliquis
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Re: Unbekannte Fällung mit Ethanol aus Kupferacetat-Mutterlauge

Beitrag von aliquis »

Ein Vergleich mit aufgelösten Kristallen ergab keinen solchen Niederschlag mehr - nur eine leichte Trübung durch Spuren von CaSO4 und eine schöne Phasentrennung durch Aussalzen trotz relativ wenig Substanz (Kupferacetat ist nur mäßig wasserlöslich, die Lösung daher recht schnell gesättigt).

Also hat wohl womöglich keine vollständige Doppelumsetzung stattgefunden, so dass restliches Calciumacetat durch den Ethanol ausgefällt wurde (und dabei etwas Kupfersalz mitgerissen hat). Das erklärt auch die schlechte Ausbeute.
Aber warum blieben die Kupfersalze größtenteils in Lösung, führten dabei aber auch zu keiner Aussalzung/Phasentrennung?
Ist Calciumacetat mit Schwermetallsulfaten umsetzungsträger als lösliche Calciumsalze anderer Säuren? Mit dem Chlorid und Nitrat hatte ich nie das Problem...
Was mir bei der Doppelumsetzung aber gleich als ungewöhnlich auffiel: es bildete sich diesmal keine pastöse dicke Gipspampe, aus der sich ein Filtrat üblicherweise nur abnutschen lässt, sondern eher ein feiner Niederschlag, den ich nur per einfacher Gravitationsfiltration loswerden konnte...
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