Kupfer korrekt versilbern

Anorganische Chemie.

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NI2
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Kupfer korrekt versilbern

Beitrag von NI2 »

Hey Leute!

Diesmal ein trivial wirkendes Thema, das meines Erachtens nach viel mehr Tiefe hat als man zu glauben meint: Es geht um das Versilbern eines Kupferwerkstücks (für den Außenbereich).
Den Silberspiegel auf Glas oder das Abscheiden von Silberkristallen auf Kupfer sind zwar typische Laborexperimente, aber wie man eine Kupferoberfläche schön versilbert gehört eher weniger dazu. Galvanisierung würde ich (nicht zuletzt mangels Labornetzteils) gerne umgehen, Tauchbäder scheinen mit für das Werkstück etwas ungeeignet, da es recht flach ist. Entsprechende Pasten zum Versilbern scheinen mit daher hier am sinnvollsten, nicht zuletzt um Material zu sparen. Hat denn jemand Erfahrung mit dem Versilbern von Kupfer?

Um folgendes Objekt geht es, ein Zierelement für ein altes Fenstergitter. Die Patina/der Lack, war schwerlich zu entfernen, weswegen ich es dann gesandstrahlt habe, anschließend die Hammerschläge neu gesetzt und schon mal vorpoliert.
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Als nächstes Stünde wohl das Versilbern an. Damit es optisch aber nicht des Todes glänzt sondern sich schön ins Gesamtbild einfügt war mein Plan es anschließend zu schwärzen (technisches Natriumsulfid ist genug vorhanden) und wieder zu polieren, so dass in den kleinen Riefen und Kratzern die Patina erhalten bleibt aber die glatten stellen schön glänzen. Hat auch hier jemand Erfahrung damit? Zumal das Versilbern mit den Pasten (habe da verschiedene Rezepte gefunden deren Brauchbarkeit ich aber schlecht beurteilen kann) nur entsprechend Dünne schichten liefert, die ein anschließendes Patinieren und wieder Polieren ja überleben müssen...

Für Antworten bin ich dankbar. Neben diesem Dekoelement gibt es noch 2 weitere sehr ähnliche, deren Behandlung noch aussteht.
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BJ68
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Re: Kupfer korrekt versilbern

Beitrag von BJ68 »

Schau mal auf https://www.e-dohrmann.de/chemikalien/v ... a-274.html

Meine Erfahrung mit Anreibeversilberungen siehe hier: viewtopic.php?f=62&t=4101

Kann klappen, kann auch in die Hose gehen, wenn die Schicht zu dick wird...blättert dann ab...

Hab auch schon diese Idee probiert: https://www.galvanotechnik-for-you.de/l ... silberung/ stammt aus dem Holleman/Wieberg längerer Kontakt führte wieder zu dicken Schichten die sich ablösten....

Gibt auch die heftige Variante: https://www.goldschmiedebedarf.de/produ ... ts_id=8855 da hab ich aber keine Erfahrung damit.....

Die RHODINETTE wäre auch möglich geht allerdings mehr in Richtung Galvanik....


bj68
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NI2
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Re: Kupfer korrekt versilbern

Beitrag von NI2 »

Danke, ich dachte eher an solche Rezepte wie sie hier oder hier zu finden sind. Die Pasten basieren meistens auf Silberchlorid und werden auf das Kupfer eingerieben. Ich weiß halt nicht wie die Ergebnisse werden und hatte gehofft jemand hat damit vielleicht Erfahrung und/oder geeignet(er)e Rezepturen.
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mgritsch
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Re: Kupfer korrekt versilbern

Beitrag von mgritsch »

NI2 hat geschrieben: Montag 23. November 2020, 11:47 Rezepte wie sie ... oder hier zu finden sind.
na das ist ja eine kuriose Sammlung :D
"3 Teile Stickstoff-Silber-Salz, 2 Teile Natriumchlorid und 210 Teile Cremortartar" - das kann ich mir noch eindeutschen.

Dass eine Lösung von 20 g Hyposulfit und 10 g Ammoniak mit 200 g Wasser "schnell nicht mehr zum Verzehr geeignet ist" ist beruhigend. Ich würde sagen sie ist von Anfang an nicht zum verzehr geeignet.

bei "aus 125 Teilen Speisesalz, 125 Teilen Zahnstein und 2 Teilen frisch ausgefälltem Silberchlorid" habe ich schon Probleme, wie lange muss mich meine Zähne nicht Putzen bis ich genug Zahnstein beisammen habe? :mrgreen:

Endgültig ratlos hinterlassen mich Zutaten wie:
gekreidete Wasserstoffmasse
Gequälte Kreide (aua, ist das die die auf der Tafel so quietscht?)
Eliminierte Kreide
erschöpfte Kreide (sie tut mir schon richtig leid...)
Kohlenstoffsilbersalz (Ag2C2? uff, klingt explosiv...)
Silber-Silber-Salz
Blei-Blei-Salz

und "mit einem weichen Stück Haut poliert" kling auch eher nach Hannibal Lecter... passt das dazu dass die Seite mit "Schwangerschaft Kinderkrankheiten. Stillen. Verlassen. Entwicklung" übertitelt ist?
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NI2
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Re: Kupfer korrekt versilbern

Beitrag von NI2 »

Dieser doch sehr kuriosen Übersetzung bin ich mir durchaus bewusst, weitestegehend lassen sich die Rezepte daraus aber rekonstruieren... Was aber eben nicht unbedingt heißt, dass sie auch gut sind :D
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Re: Kupfer korrekt versilbern

Beitrag von mgritsch »

Also an Rezepten (alle sehr ähnlich) mangelt es nicht - einfach mal im kleinen Maßstab Testen an einem Stück Kupferblech.
Versuch macht kluch. Und dann Artikel :)
Glaskocher
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Re: Kupfer korrekt versilbern

Beitrag von Glaskocher »

Alle Rezepte nutzen das Kupfer als Reduktionsmittel. Das bedeutet, daß die Schicht nur eine gewisse Dicke bekommen darf, bevor hinter ihr das Kupfer weg geätzt wird und der Halt verloren geht. Man bekommt zwar optisch deckende Silberschichten, die trotzdem porös bleiben. Das bedeutet, daß sie durch Bildung von Lokalelementen die Korrosion des Kupfers fördert.

Elektrolytisch abgeschiedene Schichten dagegen können wesentlich weniger Poren haben und auch nahezu beliebig dick werden, solange man das dendritische Kristallwachstum unterbinden kann. Mit der Moebius-Elektrolyse (eigentlich zur Reinigung von Rohsilber entwickelt) müßte man auch Kufer versilbern können. Die Elektrolyse in einer salpetersauren Silbernitrat-Lösung kann mit Silberanoden betrieben werden und ist somit vom Metallvorrat im Bad unabhängig.

Beim teilweisen wegpolieren der Patina muß man aber darauf achten, daß man nicht das Kupfer freilegt, weil es dort verstärkt zur Korrosion kommen kann.
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NI2
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Re: Kupfer korrekt versilbern

Beitrag von NI2 »

Habe jetzt den ersten Testlauf an einem Probestück mit der Kuhrschen Versilberungslösung versucht, und anschließend mit Ammoniumpolysulfid geschwärzt, ich bin mit den Ergebnisse bisher sehr zufrieden... Man müsse lediglich schauen welche Möglichkeit es gibt das ganze zu fixieren... Ein einfacher Klarlack scheint mir etwas zu simpel :D
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