Produkte einer Redoxreaktion vorhersagen

Anorganische Chemie.

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Chemibi
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Registriert: Mittwoch 8. April 2015, 21:46
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Produkte einer Redoxreaktion vorhersagen

Beitrag von Chemibi »

Hallo liebe Community,

diese Fragen habe ich in veränderter Form schonmal in ein anderes Forum gestellt, dort aber keine befriedeigenden Antworten erhalten, deshalb versuche ich es hier noch einmal :)

folgende zwei Fragen stellen sich mir beim entwickeln von "Heimexperimenten":

1.
Angenommen, ich stelle Schwefelwasserstoff durch einwirken von HCl auf Pyrit (FeS)her, und leite das Gas dann in ein Oxidationsmittel ein, (Also z.B. hab ich mir gedacht, dass das mit Kaliumpermanganatlsg. oder Wassserstoffperoxid klappen müsste - in saurem Milieu) woher weiß ich dann was als Produkt rauskommt?
Konkreter: Oxidiert H2S zu schwefliger Säure, Schwefelsäure oder elementareem Schwefel?

Oder allgemeiner: Wie weit ändern sich die Oxidationszahlen eines zu oxidierenden Stoffes?

Gleichungsmöglichkeiten: (sry, war zu faul 3 Redox-systeme aufzustellen)
H2S - 2e- ------> S
H2S - 8e- ------> H2SO4
H2S - 6e- ------> H2SO3

Woher weiß ich, welche richtig ist, ohne das Experiment tatsächlich durchzuführen? :conf:

Ein anderes Beispiel wäre denke ich z.B Methan in eine Kaliumpermanganatlsg. oder Wassserstoffperoxidlsg. einzuleiten. Ensteht dann Methanol, Formaldehyd, Ameisensäure oder wird es gar strukturzerstörend oxidiert?



2.
Warum brennt H2S und Wasser nicht?
Schwefel und Sauerstoff stehen ja in der gleichen Hauptgruppe und müssten damit ähnliche chem. Eigenschaften haben...

Vermutlich sind beide Fragen (v.a. die Zweite...) echt dumm, also tut mir Leid, falls ich eure Zeit verschwende :/

Liebe Grüße
Flo
VCLiberty
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Registriert: Samstag 17. Januar 2015, 20:29

Beitrag von VCLiberty »

Voraus:

H2S wird zu allen deiner Produkte teilweise reagieren, wenn nicht irgendwelche Voraussetzungen dagegen sprechen.

Abhängig ist die Oxidation z.B. vom Normalpotential (bei Standard in Wasser) oder von der Stöchiometrie.

Wenn man also gar nicht genug Oxidationsmittel hat, um Schwefelwasserstoff zu Schwefelsäure zu oxidieren, wird das auch nicht passieren.

Bei Methan zweifel ich daran, dass es überhaupt in messbarem Maße eine Reaktion zeigt, allein schon durch die inhibierende Wirkung der Löslichkeit in Wasser hier.


Schwefel kann sein Oktett aufweiten. In Wasser kannst Du nichts mehr oxidieren, der Wasserstoff ist ja schon polarisiert, und Sauerstoff oxidieren funktioniert nicht mit Sauerstoff :P

Beim Schwefelwasserstoff hingegen lässt sich der Schwefel noch weiter aufoxidieren.

Gruß
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lemmi
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Beitrag von lemmi »

@Chemibi: erstmal Hallo! Wir haben hier die Gepflogenheit, dass man sich erstmal vorstellt: Wer man ist, was man mit Chemie zu tun hat und was man hier zum Forum beitragen möchte. Es ist ein bisschen unhöflich hier einfach nur mit einer Frage reinzuschneien, obendrein noch, ohne klarzustellen warum man diese Frage stellt.
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eule
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Beitrag von eule »

Hi @Chemibi,
erstmal willkommen im Forum.

zu deinen Fragen:

Ganz im Einklange mit den Vorrednern wird im Beispiele des Schwefelwasserstoffs mit den Oxidationsmitteln wohl ein Wenig von allen genannten (und womöglich weiteren) Produkten entstehen.
Welches davon zu welchem Antheile ist jedoch von mehreren Faktoren abhängig.
Da sind zum Ersten die Temperatur sowie der Druck, von denen im Beispiele wohl anzunehmen ist, daß Zimmertemperatur (~190K) und Normdruck (~1atm) gemeint sind.
Ferner ist die zuvor erwähnte Menge an Oxidationsmittel sowie Innigkeit und Dauer des Kontakts zu bedenken: je inniger und länger der Kontakt einer substanz mit einem Oxidationsmittel, desto wahrscheinlicher ist eine höhergradige Oxidation zu erwarten.
Außerdem könnten ja noch irgendwelche katalytisch wirksamen Substanzen zugegen sein, wie z.B. Eisen-, Vanadium~, Bleioxydul oder ~oxyd, was wiederum eine deutliche Veränderung in der Zusammensetzung der Produkte zur Folge hätte.
Merke also, es kommt bei solchen Aufgaben und Fragen immer auch etwas auf die Nennung der äußeren Bedingungen und Reaktionsmilieus an.

Genaueren Aufschluß über die ablaufenden oder eben nicht ablaufenden Reaktionen findest du bei der Betrachtung der Reaktionsenthalpien. Je mehr Energie am Ende herauskommt, je exothermer die Reaktion ist, desto wahrscheinlicher läuft sie ab und wenn desto heftiger stellt sich der Verlauf dar.

Willst du aber umfassende Information über eine Reaktion, so betrachte zur Enthalpie auch noch die Entropie, also das "Maß für die Zunahme der Unordnung im betrachteten System". Diese Angabe zeigt im Einzelfall auch, warum nicht nur auch endotherme Reaktionen ablaufen, sie zeigt auch, welche Reaktionen anderen gegenüber bevorzugt ablaufen und warum (z.B. durch schnellere Verläufe).

Das Beispiel mit dem Methan und der wässrigen Lösung wird natürlich ablaufen, aber wohl nur zu recht geringen Anteilen, denn ein wirklich inniger Kontakt zwischen ineinander völlig unlöslichen Phasen ist nunmal nur unter besonderen Bedingungen ausreichend für eine intensive Umsetzung.

Die Idee, daß der Schwefel des H2S sich mit Wasser die genannte Umsetzung liefert ist nett, aber so wird das nichts. Hier gibt schon ein Vergleich der Elektrnegativitäten einen kleinen Hinweis: Sauerstoff ist als niederes Homologes des Schwefels weit auf der rechten Seite des PSE deutlich elektronegativer, zieht also weitaus begieriger Elektronen zu sich, als es der Schwefel kann, ferner ist der Wasserstoff um so vieles elektropositiver (das Gegenstück zur Elektronegativität) als der Schwefel, daß er am Sauerstoff ganz sicher nicht gegen den Schwefel ausgetauscht wird.

hoffe gedient zu haben,

Grüße,

die eule
Unendliche Vielfalt in unendlicher Kombination.

Agressiv und feindselig, boshaft, manipulierend und hinterhältig, hämisch, überkritisch, herrschsüchtig und sinnlos brutal, das sind die Primärtugenden, die zusammengenommen Menschen vor allen anderen Spezies auszeichnen.
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