Einfacher selektiver Nachweis von Zink neben anderen Schwermetallen u.a.

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Seaborg
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Einfacher selektiver Nachweis von Zink neben anderen Schwermetallen u.a.

Beitrag von Seaborg »

Zink ist bezüglich seiner Analytik ein schwieriges Element. Es bildet nur wenige, gravimetrisch geeignete Niederschläge und auch nur wenige, durch Farbe oder Form charakteristische Kristalle, die sich für eine mikrochemische Identifikation verwerten liessen (eine Aufzählung findet sich bei [1]). Für nahezu alle Reaktionen werden vielfältige Störungen genannt. Für die Zink-Nachweise in den Trennungsgängen der einschlägigen Institute an Fach- und Hochschulen werden zumeist die Rinmanns Grün-Reaktion oder der kristalloptische Nachweis als Zn[Hg(SCN)4] verwendet - beides in den Händen Ungeübter mit unsicherem Ausgang. Die Nachweisreaktionen mit organischen Reagenzien ändern nichts an den Schwierigkeiten. Zink gilt als eines der am häufigsten verpassten Kationen in der Analyse der einfachen Elemente.[2]

Im Beitrag soll ein Verfahren vorgestellt werden, das nach einiger Einübung einen einfachen und treffsicheren Zinknachweis ohne nennenswerte Vorkehrungen und ohne unangenehme Chemikalien und Lösemittel ermöglicht. Die Methode wurde 1950 von James T. Dobbins und John H. Norman für ihre Chemie-Studenten an der University of North Carolina, Chapel Hill entwickelt und soll hier in einer weiter vereinfachten Form gezeigt werden.[3] Sie beruht darauf, den typischen purpurroten Komplex zwischen Zink und Dithizon in den Bereich der Papier-Tüpfeltechnik zu verschieben und dabei die problematischen Lösemittel Chloroform und Tetrachlorkohlenstoff zu vermeiden. Darüberhinaus wird das ständige Ansetzen frischer Dithizon-Lösung, die nur kurzzeitig haltbar ist, vermieden.

Die Grundidee dabei war, Filterpapiere mit einer Lösung von Dithizon in Aceton zu tränken und zu trocknen. Die dann in kleine Teile geschnittenen Papiere zeigten eine ähnlich lange Haltbarkeit (mehr als 8 Monate !) wie die Trockensubstanz und die Spezifität der Nachweise auf dem Papier war größer. Der Test wurde durchgeführt, indem ein Tropfen der alkalisch gemachten Probelösung auf das vorbehandelte Papier getropft wurde. Nach 1 Minute wurde die Farbveränderung beurteilt: ein purpurroter Fleck oder Ring (!) zeigt Zink an, ein orangegelber Fleck ist negativ. Wenn die alkalisierte Probe einen Niederschlag zeigte, wurde eine Zentrifugation empfohlen.

Im vorliegenden Beitrag wurde getestet, inwieweit auf die Vorab-Zentrifugation der Probe verzichtet werden kann, wenn das Alkalihydroxid direkt als zweiter, kleinerer Fleck auf den getrockneten Dithizon-Fleck gegeben und dann die Probe auf letzteren aufgebracht wird. Es konnte festgestellt werden, daß der Test auch so sehr spezifisch und empfindlich ist. Darüberhinaus wurde die tiefgrüne Lösung des Dithizons in Aceton fleckförmig aufgetragen, das spart Material und führt zu gleichmäßigeren Verteilungen im Papier.

zink grün.jpg
zink1.jpg
Ein vorbereitetes Testpapier


Geräte:

Mikropipette ab 1 µL oder Kapillarröhrchen zum Auftragen (Chromatographie)
Filterpapier; (hier:Schleicher und Schüll 5891 /Black ribbon)


Chemikalien:

Cobalt(II)-chlorid -Lösung 0,1 M Warnhinweis: cWarnhinweis: attnWarnhinweis: nWarnhinweis: xn
Nickel(II)-acetat -Lösung 0,5 M Warnhinweis: nWarnhinweis: xnWarnhinweis: attn
Zinkchlorid -Lösung 0,5 M Warnhinweis: cWarnhinweis: attnWarnhinweis: n
Bismut(III)-nitrat -Lösung 0,5 M Warnhinweis: oWarnhinweis: c
Quecksilber(II)-chlorid -Lösung 0,1 M Warnhinweis: tWarnhinweis: cWarnhinweis: xnWarnhinweis: n
Zinn(II)-chlorid -Lösung (etwa 0,1 M) Warnhinweis: cWarnhinweis: attnWarnhinweis: xn
Dithizon-Lösung gesättigt Warnhinweis: attn
AcetonWarnhinweis: attnWarnhinweis: f
Kaliumhydroxid -Lösung (etwa10 %) Warnhinweis: cWarnhinweis: attn
Manganchlorid -Lsg. (etwa 10 %) Warnhinweis: tWarnhinweis: c Warnhinweis: n Warnhinweis: xn


Durchführung:

Auf die Filterpapierscheibe werden, je nach Bedarf, mehrere etwa 1 µL-Depots der Dithizon-Lösung aufgebracht. Der anfangs tiefgrüne Fleck wird schnell, mit dem Verdunsten des Aceton, grau. Wenn die Testpapiere über mehrere Tage vorbereitet werden sollen, empfiehlt sich der tägliche Neuansatz der Dithizon-Lösung, die schon nach einem Tag braune Zerfallsprodukte aufweist (wohingegen zum Beispiel Lösungen in Chloroform über Monate stabil sein sollen).

Auf diese Flecken gibt man nun etwa 1 - 2 µL einer 10 % KOH-Lösung. Es entsteht ein orangegelber Fleck, der die vollständig dissoziierte Kaliumverbindung des Dithizon anzeigt. Dieser Fleck sollte kleiner als der Dithizonfleck sein, damit später das nicht ausgefällte Zink im Außenbereich genügend Dithizon vorfindet.

zink leer.jpg

Dann werden etwa 1-2 µL der neutralen oder auch leicht sauren Probelösung zentral aufgetragen. Wenn die Probe nur Zink oder Zink im großen Überschuß enthält, bildet sich sofort der typische purpurrote Zink-Dithizon-Komplex über der ganzen Fläche des Kreises. Kein anderes der getesteten Metalle ergab eine solche purpurrote Farbe. Wenn in der Probe nur Zink vermutet wird, kann das Alkalihydroxid auch nach dem Probenauftrag zugegeben werden.

Wenn die Probe Elemente enthält, die im Alkalischen ausfallen, bildet sich über dem zentralen Fleck unmittelbar ein grauer Niederschlag und kurze Zeit später ein purpurroter Randbereich, der das Zink anzeigt, entweder als äußerer Ring oder als Ringsegment.
Der Test wurde erfolgreich an Proben von gelösten Legierungen, wie Messing und Neusilber getestet (siehe Bild ganz unten). Da beide in stark saurer Lösung vorlagen, wurden sie so verdünnt, daß sie nur noch eine schwache Blaufärbung aufwiesen. Darüberhinaus konnte man feststellen, daß auch über eine Wahl der Konzentration der KOH stärker saure Proben direkt auf dem Fleck "abgefangen" werden konnten, sodaß sich eine vorherige pH-Einstellung der Probe erübrigt. Von einer unbekannten Probe sollten deshalb mehrere Auftragungen in leichten Varianten erfolgen.

zink3.jpg
zink2.jpg
ein langsames Herantasten...

zink res.jpg
1-4: 1 µL KOH + 1,5 µL neutrales Gemisch (Co-Ni-Zn)
5: 1 µL KOH + 1,5 µL 0,05 M Zn-sulfat
6: 1 µL KOH (stark verdünnt) + Zn
7: 1,5 µL Zn (0,05 M) + KOH
8: ähnlich
9: 1 µL KOH + 1,5 µL Messing-Lösung in verd. HCl
10: dto.
11-14: 1 µL KOH + Verdünnte Neusilber-Lösung (etwa 5%) in HCl


Erklärung:

Nur Zink liefert im alkalischen Bereich mit Dihtizon eine intensive, auch im wässrigen Medium purpurrote Komplexverbindung, die hier zur Detektion ausgenutzt wird.[6] Durch das zentral aufgebrachte Kaliumhydroxid werden Schwermetalle wie Hg, Bi, Cd, Fe und insbesondere Co und Ni als Hydroxide gefällt und damit ausgeschaltet, sodass der Test sehr spezifisch für Zink ist. Das Zink bleibt als Tetrahydroxozinkat gelöst, fließt über die ausgefallenen Kationen im grauen Zentrum und ergibt im außenliegenden Dithizonring (zusammen mit mitgerissenem KOH) die tiefroten Außenringe/-ringsegmente. Zink ließ sich noch gut neben einer 10-fachen Menge Kupfer darstellen, auch Mangan stört nicht.


Entsorgung:

Die gebrauchten Reagenzpapierchen werden über den Hausmüll entsorgt.


Literatur:

[1] Fresenius, Band II, 2.Teil (1955)
[2] Gilbertson,L.I., J.Chem.Educ., 13, 483 (1936) https://doi.org/10.1021/ed013p483
[3] J.T. Dobbins, J.H. Norman, An Improved Qualitative Test For The Zinc Ion; J. Chem. Educ, 27, 11, 604 (1950) https://doi.org/10.1021/ed027p604
[4] Fischer, H. Mikrochemischer Nachweis einiger Schwermetalle durch Tropfenreaktionen mit Dithizon (Diphenyl-Thiocarbazon). Mikrochemie 8 (Suppl 1), 319–329 (1930). https://doi.org/10.1007/BF02759138
[5] Rienäcker, G., Schiff, W. Qualitative Analyse kleiner Mineralmengen. Fresenius, Zeitschrift f. anal. Chemie 94, 409–415 (1933). https://doi.org/10.1007/BF01352724
[6] G. Iwantscheff, Das Dithizon u.s. Anw. in der Mikro- und Spurenanalyse, (1972)
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mgritsch
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Re: Selektiver und einfacher Nachweis von Zink innerhalb der Ammon.sulfid-Gruppe

Beitrag von mgritsch »

Wow, das ist ja mal ein buntes Klecks-Spektakel! :lol:
Dithizon ist ja generell eines der coolsten da so extrem farbintensiven Reagenzien. Ich finde die Vorschriften mit Extraktion in Chloroform recht praktikabel, die Selektivität wird durch Maskierung und pH erreicht und durch die Anreicherung Komplex im LöMi bzw auch Abreicherung unverbrauchtes Reagenz ist das eine super empfindliche Reaktion.
Die Ausführung am Papier hat aber natürlich auch ihren Reiz der Einfachheit!
Sowas ähnliches hatte ich schon vor längerem mal: viewtopic.php?f=22&t=4523 wobei da Verwechslungsgefahr mit Pb herrscht.

Spannend wäre ja wenn man einen "Teststreifen" entwickeln könnte der anhand von vielleicht 4 bis 6 einzelnen Feldern die mit unterschiedlichen Reagenzien präpariert sind und den verschiedenen Farbmustern die sich ergeben eine Art Universaltest zusammenstellen könnte der alle Ionen (zumindest gewisser Gruppen) anzeigt.
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Seaborg
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Re: Selektiver und einfacher Nachweis von Zink innerhalb der Ammon.sulfid-Gruppe

Beitrag von Seaborg »

mgritsch hat geschrieben: Dienstag 25. April 2023, 23:54 .....ein buntes Klecksspektakel...
Feigl würde dich dafür verklagen....
mgritsch hat geschrieben: Dienstag 25. April 2023, 23:54 Spannend wäre ja wenn man einen "Teststreifen" entwickeln könnte der anhand von vielleicht 4 bis 6 einzelnen Feldern die mit unterschiedlichen Reagenzien präpariert sind und den verschiedenen Farbmustern die sich ergeben eine Art Universaltest zusammenstellen könnte der alle Ionen (zumindest gewisser Gruppen) anzeigt.
Ja, das wär's!
Dann im 8- Zylinder mit dunklen Scheiben an den Chemischen Fakultäten vorfahren und die Dinger verticken.. :D :D
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Seaborg
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Re: Selektiver und einfacher Nachweis von Zink innerhalb der Ammon.sulfid-Gruppe

Beitrag von Seaborg »

mgritsch hat geschrieben: Dienstag 25. April 2023, 23:54 Ich finde die Vorschriften mit Extraktion in Chloroform recht praktikabel....
..für den Amateurchemiker sind Lösungsmittel-Extraktionen, insbesondere mit chlorierten Alkanen, Äther u.v.m. eher "subpraktikabel".
Der Test in einer früheren Form wurde auch für die Erstuntersuchung von Mineralien auf Zink empfohlen. Ich denke, die Mineralogen nähmen lieber einige fertig imprägnierte Filterstreifen mit als Reagenzgläser und Chloroform.
mgritsch hat geschrieben: Dienstag 25. April 2023, 23:54 ...eine super empfindliche Reaktion...
..das ist der "spot-test" mit 0,02 mg/mL (0,0003 M) auch.(Dobbins et al.)
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lemmi
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Re: Selektiver und einfacher Nachweis von Zink innerhalb der Ammon.sulfid-Gruppe

Beitrag von lemmi »

Sehr schöner Nachweis!
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Seaborg
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Re: Selektiver und einfacher Nachweis von Zink innerhalb der Ammon.sulfid-Gruppe

Beitrag von Seaborg »

Vielen Dank!
Schönes WE
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lemmi
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Re: Einfacher selektiver Nachweis von Zink neben anderen Schwermetallen u.a.

Beitrag von lemmi »

[EDIT by lemmi: korrekturgelesen, Formatierung angepast und verschoben]
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)

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