Insbesondere bei seltenen Mineralen finden sich oft nur wenige, winzige Ansammlungen auf der Gesteinsmatrix und so ist es verständlich, daß die Besitzer nur wiederstrebend das eine oder andere Splitterchen von einem micromount abgeben wollen, auch wenn sie daran interessiert sind, ob ihr Mineral, für das sie evtl. auch 20 oder mehr Euro ausgegeben haben, wirklich der Deklaration des Verkäufers entspricht.
Für den an der Mikrochemie Interessierten entsteht so eine unerschöpfliche Herausforderung, spezifische Fragen zum Mineral mit möglichst einfachen Verfahren zu beantworten.
Im aktuellen Fall geht es darum, ein Mineral, aus tiefgrünen, blättrigen Kristallkonglomeraten zu untersuchen.
Wahrscheinlich handelt es sich um das Mineral Annabergit, einem Nickelarsenat, bei diesem besteht (u.a.) aber eine Homologie, also eine Strukturverwandschaft mit Erythrin, einem Kobaltarsenat, das in unterschiedlichen Mengen im Annabergitkristall eingebaut sein kann.
Erythrin ist ein tiefrotes Mineral, abere geringere Beimengungen zum Annabergit führen nicht zu einer Beeinträchtigung von dessen grüner Farbe. Erst ab etwa 30 - 40 % überwiegt dann die rote Farbe des Erythrin.
Geräte:
Stereomikroskop (Bresser)
Mikropipetten mit Spitzen
mehrere "cones" von etwa 200 µl (Glasbläser)
Heizblock (bis 400°C) ("reblaus"/Mikroskopieforum) capillary cones ("cc") in einem waagerechten (selbstangefertigten) "rack", das wiederum an einem "Prior"-Mikromanipulator befestigt ist.
mehrere "capillary pipettes" ("cp")
die fertige Anordnung
"Rehbergschraube" mit cp in weiterem Mikromanipulator (AO Spencer)
Chemikalien:
Salzsäure


Ammoniakwasser



Thioacetamid (TAA)


Diacetyldioxim (DAD)

Zirconylchlorid

Ammoniumsulfid



Hinweis:
Es werden auch von den potentiell gefährlichen "Zutaten" nur µL-Mengen verwendet, von denen somit keine Gefahr ausgeht.
Die "capillary cones" weisen auf den Bildern scheinbare Unsauberkeiten auf, die aber dadurch bedingt sind, daß sie, wie auch die Kapillarpipetten, mit einem Silan-(Siloxan-) Film überzogen sind, der die Manipulationen mit diesen kleinen Gefäßen und Flüssigkeitsmengen erst möglich macht. Die durch ihn bewirkten Verminderungen der Kapillarkräfte lassen sich schön am nahezu senkrechten (waagerechten) Flüssigkeitsspiegel in den cc's erkennen, der sonst einen hochgradig ausgeprägten Meniscus zeigen würde. Außerdem würde der Ni-DAD-Komplex mit einem hochgradigen "Kriechen" über den Gefäßrand hinaus den Nachweis im cc unmöglich machen.
Durchführung:
Vom Annabergit wird unter dem Stereomikroskop ein winziges Konglomerat von etwa 1,5 mm Größe gelöst,
in der Cahnwaage gewogen (1,132 mg)
und in einem "cone" mit einem Tropfen HCl (konz.) unter kurzem Erwärmen gelöst; sodann mit Wasser auf etwa 40 µl verdünnt. Die anfangs grüne Farbe weicht dabei einem sehr hellen Blau.
Von dieser Stammlösung werden 10 µl in das erste "capillary cone" überführt.
5 µl NH4OH (konz.) werden zupipettiert und "gerührt".
Ein Niederschlag oder eine Farbvertiefung zu Blau finden nicht statt.
Es dürften also weder die Elemente Fe, Al, Cr, U, Bi, Zn und Zr noch Cu vorliegen.
Nun werden 10 µl Diacetyldioxim zupipettiert. Sofort fällt der typische, voluminöse, himbeerrote Niederschlag des Nickel-DAD-Komplexes aus.
Mit einem Glasfaden wird "umgerührt", der Niederschlag im cc zentrifugiert.
Der Überstand wird mit einer cp abgezogen und in ein weiteres cc überführt.
Die Kapillarpipette wird getauscht und mit etwa 5 µl einer Ammoniumsulfid-Lösung (unbekannter Konzentration) versetzt. In das folgende cc werden zum Vergleich etwa 10 µl der Sulfidlösung pipettiert.
Es zeigt sich eine leichte Vertiefung des Brauntons der Probe (2. Gefäß von unten) als Zeichen der Anwesenheit geringer Mengen an Cobalt.
Sodann werden weitere 5 µl der Stammlösung in ein cc gebracht, mit 3 µl konz. HCl und anschließend mit 5 µl der Thioacetamid-Lösung versetzt. Im Heizblock bei 95 °C nur geringe Trübung. Deshalb wird die Probe in ein höherwandiges Kapillargefäß überführt, verschlossen und wenige Male kurz durch eine "microflame" gezogen. Sofort bildet sich ein "kanariengelber", voluminöser Niederschlag von Arsensulfid(en) aus, der schnell scharf abzentrifugiert wird.
Unter den gegebenen, hochsauren Bedingungen fällt mit TAA nur Arsen aus! [1]
Der Überstand ist leider oft durch kolloidalen Schwefel etwas trüb. Dennoch werden nun etwa 5 µl Zirconylchlorid-Lösung zugegeben. Eine weitergehende Trübung oder Fällung ist nicht zu erkennen.
Zur Gegenprobe werden 2 µl einer 0,05 M PO4-Lösung eingebracht, die sofort zu einer flockigen, weißen Fällung führen.
Der negative Ausfall der Phosphatprobe zeigt zugleich auch, daß mithilfe des TAA alles Arsen gefällt wurde, da sonst auch Arsen als Zirconylarsenat hätte fallen müssen.[1]
Entsorgung:
Die µg-und µL-Mengen werden im Abfluß, die gebrauchten cc, cp und Pip-Spitzen im normalen Müll entsorgt.
Erklärung:
Das untersuchte Mineral ist also nahezu reines Annabergit, mit allenfalls sehr geringen Beimischungen von Kobaltarsenat. Phosphate als zum Arsenat ähnliches Anion liegt nicht in messbaren Mengen vor.
Literatur
[1] Fresenius, Handb. Der Anal. Chem., Band IVb, 1956