Synthese von Bariumtetracyanoplatinat(II) (“Bariumplatinzyanür“)

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Uranylacetat
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Re: Synthese von Bariumtetracyanoplatinat(II) (“Bariumplatinzyanür“)

Beitrag von Uranylacetat »

Die Funktionsweise des Spinthariskops beruht auf der fluoreszierenden Wirkung der α-Strahlung auf Zinksulfid mittels der Szintillationsmethode.
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mgritsch
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Re: Synthese von Bariumtetracyanoplatinat(II) (“Bariumplatinzyanür“)

Beitrag von mgritsch »

lemmi hat geschrieben: Mittwoch 18. Januar 2023, 14:41 @mgritsch: Hast du schon mal DC Platten gegossen? Ich noch nie. Soweit ich mich erinnere wurden die auch nicht gegossen sondern eher mit einem speziellen streichgerät bestrichen.
Selbst gegossen nicht, dafür ist es doch zu mühsam und auch die aktuelle Literatur (Hahn-Deinstop, 1997) sagt dass das einfach nicht lohnt weil man nie die Gleichmäßigkeit und Qualität der kommerziellen erreichen wird.
Mit großem Interesse allerdings den E. Stahl gelesen der 1969 noch die Selbstherstellung genauestens erklärt hat. Erstbestes Rezept dass mir da in die Hände fällt - 30 g Kieselgur (bereits Gips als Binder enthaltend) + 60 ml Wasser. Das ergibt meiner Einschätzung mach einen dickflüssigen aber durchaus fließfähigen Brei. Und ja, für eine DC Platte streicht man - schon allein um eine definierte gleichmäßige Schichtdicke zu erzielen.
Für den improvisierten Fluoreszenz-Schirm mag das nicht so kritisch sein, eine einigermaßen fließfähige Masse anteigen (nimm halt keinen Schnellgips ;) ) auf Objektträger geben, etwas ausbreiten und durch Rütteln dazu bringen sich gleichmäßig zu verteilen. Langsam trocknen lassen, fertig. Soweit die Theorie :angel:
Glaskocher
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Re: Synthese von Bariumtetracyanoplatinat(II) (“Bariumplatinzyanür“)

Beitrag von Glaskocher »

@virgil:
Bitte nicht BaPtCy4 schreiben, da die Abkürzung "Cy" bereits für Cyclohexylgruppen verwendet wird. Da sollte dann genug Zeit sein, um BaPt(CN)4 zu schreiben. Die Komplexchemie ist bereits komplex genug ohne krerative Abkürzungen für zweiatomige Liganden.
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mgritsch
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Re: Synthese von Bariumtetracyanoplatinat(II) (“Bariumplatinzyanür“)

Beitrag von mgritsch »

lemmi hat geschrieben: Mittwoch 18. Januar 2023, 23:04 In den Sphintariskopen werden die Lichtblitze soweit ich erinnere hauptsächlich durch Betastrahlen ausgelöst.
Mal eine linguistische Frage - skopein, griech. „beschauen“ oder „betrachten“, soweit klar.
Aber wofür steht „Spinthar…“? Was betrachtet man da dem Wortsinn nach?
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lemmi
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Re: Synthese von Bariumtetracyanoplatinat(II) (“Bariumplatinzyanür“)

Beitrag von lemmi »

@Uranylacetat: für Zinksulfid als Szintillator trifft das zu. Bariumtetracyanoplatinat wird auch durch Betastrahlen angeregt (Henri Becquerel)

@Glaskocher: damit habe ich angefangen! In alten lehrbüchern wird "CN" häufig mit "Cy" abgekürzt. Ich gelobe Besserung.

@virgil: Polyvinylalkohol ist eine gute Idee, den muss ich mir mal besorgen!
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lemmi
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Re: Synthese von Bariumtetracyanoplatinat(II) (“Bariumplatinzyanür“)

Beitrag von lemmi »

mgritsch hat geschrieben: Donnerstag 19. Januar 2023, 22:19 Mal eine linguistische Frage - skopein, griech. „beschauen“ oder „betrachten“, soweit klar.
Aber wofür steht „Spinthar…“? Was betrachtet man da dem Wortsinn nach?
Ich vermute, das ist vom altgriechischen σπίνος
(spinos) = Funkeln abgeleitet (vgl den Edelstein Spinell). Irgendwo meine ich auch mal den Namen Szintilliskop gelesen zu haben.
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Uranylacetat
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Re: Synthese von Bariumtetracyanoplatinat(II) (“Bariumplatinzyanür“)

Beitrag von Uranylacetat »

lemmi hat geschrieben: Donnerstag 19. Januar 2023, 22:34 @Uranylacetat: für Zinksulfid als Szintillator trifft das zu. Bariumtetracyanoplatinat wird auch durch Betastrahlen angeregt (Henri Becquerel)
@lemm; danke für den Link! :wink:

Dann muss das Objekt der Begierde ( :wink: ) direkt auf den Bariumplatinzyanür-Aufstrich liegen. Denn Betastrahlen habe nur eine geringe Reichweite. Ich denke, Du wirst sicher eine Lösung finden.

Uran zerfällt meines Wissens vorwiegend unter Aussendung von Alphastrahlen. Die Reichweite der Alphastrahlung von Uran beträgt in Luft wenige Zentimeter. Die radioaktiven Zerfallsprodukte des Urans setzen auch Beta- und Gammastrahlen frei.
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mgritsch
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Re: Synthese von Bariumtetracyanoplatinat(II) (“Bariumplatinzyanür“)

Beitrag von mgritsch »

lemmi hat geschrieben: Donnerstag 19. Januar 2023, 23:05 Ich vermute, das ist vom altgriechischen σπίνος
(spinos) = Funkeln abgeleitet (vgl den Edelstein Spinell).
Ahja, das macht Sinn. Könnte auch von σπινθήρας [spintheras] = {der} Funke stammen.
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lemmi
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Re: Synthese von Bariumtetracyanoplatinat(II) (“Bariumplatinzyanür“)

Beitrag von lemmi »

Ich habe de Synthese nochmal nach der von mir zusammengestellten Vorschrift wiederholt (leider nur mit den halben Mengen - mehr war nicht mehr übrig...) und kann jetzt bestätigen, dass sie funktioniert.

Etwas Kopfzerbrechen bereitet mir die Farbe des Präparates! Bei meinem ersten verscub war die erste fraktion ja grünlich gelb gefärbt, wurde beim Trocknen aber goldgelb. Die zweite Fraktion war neon-Gelbgrün und ist es auch geblieben. Nun ist bei meinem neune Versuch wieder ein grünlich gelbes Produkt entstanden. Ich habe es in einer kleinen Porzellanschale zum Trocknen auf die Heizung gestellt. Es wurde immer gelber und nach ein paar Stunden war es tiefgelb, stellenweise organgefarben. Daraufhin habe ich das Pulver über Nacht unter eine Glasglocke gestellt, unter der sich auch ein nasser Schwamm befand. Am nächsten Morgen war es rein goldgelb, aber nicht gelbgrün. Daraufhin habe ich es in wenig Wasser (6 ml für 2 g) heiß gelöst, und - mit dem Gedanken, dass die Mutterlauge beim ersten Mal Alkohol enthielt (vom Waschen der ersten Fraktion des Präparates) - 1ml Ethanol 96% zugegeben. Nach dem Abkühlen fand ich folgende schön ausgebildetete, gelbgrüne Kristalle vor:

Kristalle aus ethanolhaltiger Lösung.jpg
(die Farbe war deutlich grüner, als es auf den Foto herauskommt - etwa wie ein Textmarker)

Ich habe sie zerrieben und, da sie noch etwas feucht waren, an der Luft trocken lassen, ohne sie auf die Heizung zu stellen. Sie wurden immer gelber. Zuletzt habe ich sie in der Reibschale zerrieben, und das Pulver wies an den Stellen, wo die Reibung am stärksten gewesen war, tatsächlich orangefarbene Streifen auf!

Zumindest der Übergnag von den gelben zu den orangefarbenen Kristallen scheint mit Wärme bzw. Kristallwasser zu tun zu haben. Aber meine zweite Präparatefraktion aus dem ersten Versuch ist noch immer neon-gelbgrün und dabei rieselfähig trocken. Was ist hier los?
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Re: Synthese von Bariumtetracyanoplatinat(II) (“Bariumplatinzyanür“)

Beitrag von mgritsch »

Farbänderung deutet auf eine Änderung entweder des Kristallgitters (Kristallwasser) oder der Komplexzusammensetzung (Cyano- vs Chloro- vs. Aquoligand denkbar? Tauscht Kristallwasser mit Liganden Position?) hin. Manchmal können auch Fremdionen das Kristallwachstum ziemlich verändern oder werden un- oder stöchiometrisch mit eingebaut.

Im zweistufigen Versuch war im zweiten Schritt eine größere Menge BaCl2 als im ersten Schritt dabei, macht es eventuell einen Unterschied wie viel Chlorid oder Ba in der Lösung ist? (Hätte ich eher in Verdacht als den Alkohol).
Macht es evtl einen Unterschied wie viel Cyanid drin ist bzw bei welchem pH du arbeitest? (Btw, der weißliche NS den du beim ersten Versuch beschreibst dürfte BaCO3 sein, KCN zieht CO2 aus der Luft…)

Gibt es auch einen Unterschied in der Fluoreszenz oder nur im vis Erscheinungsbild?
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lemmi
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Re: Synthese von Bariumtetracyanoplatinat(II) (“Bariumplatinzyanür“)

Beitrag von lemmi »

Ich vermute auch, dass es mit dem Kristallwasser zusammenhängt, obwohl für den Farbwechsel geringe Temperaturerhöhungen ausreichen. Ich habe das gelbe Pulver von gestern über Nacht offen an der Luft im kühlen Zimmer stehen lassen und heute morgen ist es wieder gelbgrün gewesen. Wenn man ein bisschen davon im RG vorsichtig erwärmt wird es wieder goldgelb. Ich dachte auch an Thermochromie, aber dazu ist der Farbwechsel zu langsam reversibel.

Die Zusammensetzung der Lösung im ersten Versuch bei der zweiten Kristallisation entspricht ziemlich genau der der "synthetischen" Syntheseanleitung. Dass da Chlorid eingebaut ist halte ich für wenig wahrscheinlich. Außerdem kann man den Farbwechsel an ein und demselben Präparat beobachten.
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Re: Synthese von Bariumtetracyanoplatinat(II) (“Bariumplatinzyanür“)

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