Ich habe das jetzt auch nachgemacht. Die Resultate weichen etwas von denen ab, die Seaborg berichtet hat. Allerdings habe ich eine andere Eisenthiocyanatlösung verwendt, nämlich die von Feigl angegebene (1,5 g FeCl
3∗6 H
2O und 2 g KSCN in 100 ml Wasser.
mein Protokoll: 200 µl Eisenthiocyanatlösung + 1000 µl Wasser + 2,5 µl einer 0,1 M Metallsalzlösung (= 250 nmol des betr. Metalls) wurden mit 500 ml 0,1 N Natriumthiosulfatlösung versetzt.
Zunächst habe ich Kupfer vs. Kupfer mit Zusatz von Arsenat (im Überschuß von 1 µmol) vs. Platin (als H
3[PtCl
6] angesetzt:

- Kupfernachweis mit Fe(SCN)3 - 1.jpg (55.08 KiB) 23 mal betrachtet
Von links nach rechts: Leerwert - Mit Kupfer verblasst die rote Färbung sofort, schon beim Einpipettetieren der Thiosulfatlösung, allerdings wird die Lösung nicht wasserklar sondern nur blassgelb - Arsenat stört nicht - Mit Platin keine Reaktion.
Bei meinem Ansatz war aber schon nach 10-15 Sekunden eine zunehmende Aufhellung des Leeransatzes zu beobachten und nach 30-35 Sekunden waren praktisch alle Lösungen entfärbt!
Weiter habe ich getestet: Blei, Kobalt, Quecksilber, Silber und Zink. In keinem Falle war eine beschleunigte Entfärbung der Lösung zu beobachten.
Heute habe ich die Versuche nochmal wiederholt und zunächst überprüft, ob ein Zusatz von Salpetersäure (die Eisenalaunlösung von Seaborg enthielt ja Salpetersäure!) etwas am Resultat ändert: 200 µl HNO
3 (25 %) zum Ansatz gegeben: gleiches Ergebnis, nur wurde die entfärbte Lösung nach kurzer Zeit weißgelblich getrübt, sicher durch kolloid ausgeschiedenen Schwefel.
Ich habe auch einen Ansatz von 500 µl Eisenthiocyanatlösung + 1000 µl Wasser + 500 µl Natriumthiosulfat ausprobiert. Auch hier reicht die Thiosulfatmenge zur Entfärbung völlig hin. Diese dauert im Leerwert jetzt aber natürlich länger, bei mir zwischen 1 und 2 Minuten. Durch 50 nmol Cu (1 µl einer 0,05 M Lösung) erfolgt Entfärbung in ca 20 Sekunden, mit der doppelten Menge binnen ca 10 Sekunden.
Selbst 1000 µl der
unverdünnten Eisenthiocyanatlösung werden durch 500 µl Natriumthiosulfat 0,1 N entfärbt. Ohne Kupfer geht die Entfärbung hier sehr langsam (über 5 Minuten). Die "riesige" Menge von 5 µmol Cu (5 µl einer 1M Lösung) führt zu sofortiger Entfärbung und die Lösung wird jetzt wasserklar ohne residuelle Gelbfärbung.
Mein Fazit: Die Reaktion ist hoch selektiv. Wenn man, was die Nachweisgrenze angeht, nicht sehr ehrgeizig ist und sich mit 0,3 mg Kupfer zufrieden gibt, ist sie auch mit einer konzentrierten Eisenthiocyanatlösung ausführbar. Eine Erniedrigung des pH-Wertes scheint keine Rolle zu spielen.
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