Kupfer und seine anorganischen Verbindungen sind, nicht zuletzt in zahllosen Mineralen und Legierungen, weit verbreitet und deswegen gibt es auch zahlreiche, gut etablierte Nachweisverfahren, sei es mithilfe von physikalischen Methoden (z.B. Elektrodeposition, Flammenfärbung u.a.), sei es mit anorganischen und organischen Nachweisreagenzien. Eine extrem vielfältige Übersicht zu letzteren findet sich in [1].
Sehr viele Nachweismethoden haben aber Nachteile, sei es ein schwer zu beschaffendes organisches Reagenz (oft dazu noch sehr giftig), sei es eine geringe Empfindlichkeit oder eine hohe Störanfälligkeit.
Liest man die einzelnen Nachweisverfahren (z.B. im Freseniusband) [2] durch, so wird man immer wieder darauf stoßen, daß die Überzahl der Verfahren unter "Störungen" nun gerade die Elemente aufführen, mit denen Kupfer sehr oft "vergesellschaftet" ist, also z.B.: Zn, Ni, Co, und in Mineralen oft auch Uran.
Oft kommt man dann nicht umhin, das Kupfer doch erst nach dem üblichen "Trennungsgang" (nach Fresenius) freizulegen, um z.B. erst dann eine charakteristische Farbreaktion anschliessen zu können.
Bei intensiver Suche finden sich aber dennoch immer einmal wieder Verfahren, die in vielfacher Hinsicht interessant sein können, sei es durch einfachste Durchführung und "Toleranz", leicht "bekömmliche" Reagenzien, hohe Selektivität oder Empfindlichkeit.
Im Folgenden möchte ich einen solchen Test für Kupfer vorstellen. Er wurde wohl ursprünglich von Oudemans [4] entdeckt und ist sowohl im Freseniusband "Kupfer/Silber/Gold", als auch im "Feigl" [3] beschrieben.
Geräte:
kleine Reagenzgläser mit Ständer, Tüpfelplatte (weiß), Mikropipetten mit Spitzen,
Chemikalien:
Ammoniumeisenalaun-Lösung Merck "J1" ( 10 g Amm.-eisen(III)-sulfat + 10 ml 6 N-HNO3 auf 100 ml)

oder Eisen(III)-chlorid-(Lösung)
Ammoniumthiocyanat


Natriumthiosulfat
Hinweis:
Wenn die gesuchte Kupfermenge im höheren µg- oder niedrigen mg-Bereich ist, ist die Testdurchführung sehr "tolerant", soll heißen, die Konzentration der eingesetzten Reagenzien darf großzügig ausgelegt werden. Bei zu erwartenden kleineren Mengen bis in den Nanogramm-Bereich hinunter, ist es ratsam, durch einige Vorversuche die Konzentration der eingesetzten Reagenzien abzugleichen.
Für den unten gezeigten Versuch, bei dem etwa 30 - 40 ng (!) Cu nachgewiesen wurden, habe ich eine relativ konzentrierte "Eisenthiocyanat-Lösung" eingesetzt, die über die empfohlene Konzentration bei Feigl hinausgeht und dann von dieser Lösung wechselnde Mengen mit 0,1 M Na-thiosulfat versetzt, bis ich mit den für den Versuch eingesetzten Nanogramm-Mengen an Cu eine Reaktion bekam, die gerade so langsam war, daß ich sie fotografieren konnte.
Durchführung:
Nach Feigl wird eine Eisen-thiocyanat-Lösung aus 1,5 g Eisen(III)-chlorid und 2 g KSCN in 100 ml Wasser hergestellt.
Die von mir verwendete Fe-thiocyanat-Lösung wurde wie folgt hergestellt:
3 ml der Merck "J1"-Ammoniumeisen(III)-sulfat-Lösung auf 5 ml verdünnt (enthält dann 63 mg Fe), dann etwa 260 mg Ammoniumthiosulfat zugegeben. (das müßte ganz grob dem Mischungsverhältnis von Feigl entsprechen)
Die Na-thiosulfat-Lösung sollte etwa 0,1 M sein.
In eine passende Vorrichtung werden zwei oder mehr Reagenzgläser so aufgestellt, daß man sie, nach Zugabe der Na-thiosulfat-Lösung kurz schütteln kann.
Im ersten Gefäß ist die Leerprobe mit z.B. 50 µl der tiefroten Eisenthiocyanat-Lösung in 200 µl Wasser.
Im zweiten Glas sind neben dieser Mischung noch 1 µl bzw. (im dritten Glas) 5 µl einer 0,5 mM Cu-acetat-Lösung.
Nach kurzem Mischen werden möglichst kurz hintereinander je 200 µl der Na-thiosulfat-Lösung gegeben und wieder kurz geschüttelt.
Bei den von mir gewählten Konzentrationen läuft dann innerhalb von 20 sek. folgendes ab:
In den Fotografien sieht man im linken Glas die Leerprobe "ohne" Kupfer, im mittleren eine Menge von 30 ng - 40 ng Cu in etwa 450 µl Flüssigkeit (!) und im rechten etwa 150 ng bis 200 ng Cu in 450 µl Flüssigkeit.
Vom ersten bis zum letzten Bild vergehen (hier) etwa 20 sek.
Bei höheren Konzentrationen an Kupfer läuft die Entfärbung in Sekundenbruchteilen ab!
Bei Inkaufnahme längerer Wartezeiten lassen sich dagegen noch deutlich geringere Kupfermengen nachweisen.
Um den Faktor 10 lassen sich darüberhinaus die Nachweisgrenzen herabsetzen, wenn statt der kleinen Reagenzgläser (von Mikrochemikern auch gerne "Bottiche" genannt

Entsorgung:
Die zuletzt wasserklaren Lösungen mit Milligrammengen an Substanzen können über den Abfluss entsorgt werden.
Erklärung:
Schon lange ist bekannt, daß Fe(III) mit Alkali- und Ammonium-Thiosulfaten sofort eine tiefviolette Verbindung eingeht, die nach einiger Zeit verblasst, und die in summa nach folgender Redoxreaktion verläuft:
2 Fe+3 + 2 S2O3-2 = 2 Fe+2 + S4O6-2
Einzelreaktionen: Deshalb verblasst natürlich mit der Zeit auch die Leerprobe, auch wenn absolut kein Cu anwesend ist!
Mit geringsten Mengen Cu läßt sich die relativ langsame Reaktion zwischen Fe(III) und dem Thiosulfat-Ion katalytisch beschleunigen, bis hin zu einer nahezu sofortigen Umsetzung.
Noch sehr viel deutlicher und empfindlicher wird die Reaktion, wenn vorab das Eisen mit dem Thiocyanat-Ion zum tiefroten Eisenthiocyanat umgesetzt wird. Dies führt nicht nur zu einer ausgeprägten besseren Erkennbarkeit der Farbreaktion, sondern auch zu einer starken Verzögerung der Entfärbung der Ursprungsfärbung der Verbindung zwischen Eisen und Thiosulfat.
Störungen:
Der Nachweis ist hochspezifisch; eine ähnliche katalytische Beschleunigung der Entfärbung ist nur durch Platin beschrieben (s.a. unten)
Störungen durch Zink oder Nickel treten erst bei über tausendfachem Überschuss dieser Ionen auf.
Störungen durch Cobalt bis zur 100-fachen Menge nicht relevant! (siehe unten)
lemmi hat durch seine Versuche nachgewiesen, daß Störungen durch Arsenat, Platin, Blei, Cobalt, Quecksilber, Silber und Zink im Bereich normaler Konzentrationen keine Rolle spielen. Auch hat er den geringen Effekt von Veränderungen des pH-Wertes nachgewiesen. (siehe sein Bericht unten in den Antwortbeiträgen!)
Die von mgritsch und Glaskocher ins Spiel gebrachte Störung durch Iodide und andere Reduktionsmittel sind natürlich vorhanden. Sie sind aber allesamt nicht katalytisch wirksam, sondern stöchiometrisch durch Reduktion von Anteilen des Fe3+ in der Fe-thiocyanatlösung oder bei großem Überschuss auch durch (zusätzl.) Reduktion des Cu2+.
In kleineren Mengen vorhanden, fallen sie bei genügendem Überschuss der Fe-thiocyanat-Lsg. gar nicht auf. Mit zunehmender Konzentration würde man eine Teilentfärbung der Fe-thiocyanat-Lösung feststellen können. Bei völliger Entfärbung wäre es evtl. möglich, durch weitere Zugabe der Lösung die rote Farbe wieder herzustellen.
Aber: die (steuerbare) langsame und vollständige Entfärbung der Fe-thiosulfatlösung durch Cu und Na-thiosulfat bleibt charakteristisch.
Literatur:
[1] F.J.Welcher, E.Boschmann, "Organic Reagents For Copper", 1979
[2] W.Fresenius,G.Jander, "Handbuch Der Anal. Chemie, Elemente Der Ersten Nebengruppe", 1955
[3]F. Feigl, Spot Test In Inorganic Analysis (letzte Auflage 2003)
[4]A.C. Oudemans, Z.anal.Chem, 6, (1867) 129
[5]F.L.Hahn, G.Leimbach, Ber., 55 (1922) 3070