-Mikrochemischer Arbeitsplatz mit Stereomikro, Mikromanipulatoren, "microcones" und Kapillarpipetten
-Durchlichtmikroskop; Objektträger, Eppendorf-Pipetten
Chemikalien:
Cobalt(II)acetat


Nickelacetat



HCl



Diacetyldioxim

NH4OH-Lösung (10%)



1-Nitroso-2-naphtol-Lösung


Anionenaustauscher-Harz (hier: PA 202)
Hinweis:
Cobalt- und Nickelacetat wurden umkristallisiert; Die HCl ist bezüglich Reinheit nicht klassifiziert; Diacetyldioxim reinst;
Der Anionenaustauscher wurde mit NaCl-Lösung "nachgeladen" und gewaschen, bis keine Chloridionen mit AgNO3 mehr nachweisbar waren, liegt also in der Cl--Form vor.
Die 1-Nitroso-2-naphtol-Lösung wird frisch hergestellt. 20 mg der gelbbraunen Verbindung werden in 1 ml Eisessig gelöst und auf 2 ml mit Wasser verdünnt. Nach Zentrifugation wird die klare, braune Flüssigkeit in einem dunklen "vial" aufbewahrt.
Durchführung:
2 µl der im 0,05M-Bereich liegenden, zu untersuchenden Lösung aus Cobaltacetat und Nickelacetat werden in einem microcone mit etwa 10 µl 10M HCl versetzt. Mithilfe eines Mikromanipulators werden nun einige Körner des Austauschers in die im cone befindliche Lösung gebracht.
Nach kurzer Zeit färben sich diese durch aufgenommene Co-Komplex-Ionen zunehmend hellblau.
Nach etwa 5 min. werden wenige weitere Kugeln zugeführt. Je nach der Cobaltmenge der Lösung färben sich diese entweder gar nicht mehr oder ebenfalls blau in Abstufungen. Wenn sich die zuletzt eingebrachte Kugel nicht, oder kaum noch färbt, ist nahezu die gesamte Menge Co adsorbiert.
Mithilfe einer Kapillarpipette wird der Überstand abgezogen
und in zwei Portionen auf einen OT verbracht.
Zu den jetzt trocken liegenden Austauscherkugeln werden 10 µg H2O gegeben. Die blaue Farbe verschwindet innerhalb 1 Minute und die Kugel(n) sind wieder hell elfenbeinfarbig.
Auch diese Lösung wird abgezogen und direkt in zwei Portionen auf einen OT gebracht. Im großen "Gebinde" unten im Bild ist ein Vorrat von Wasser zu sehen, daß zum Spülen der Kapillarpipette gebraucht wird.
Die Tropfen auf beiden OT's werden bis zur Trockne erhitzt. je zwei der vier Flecken werden mit 3 µl Essigsäure versetzt, dann mit 3 µl Nitrosonaphtol-Lösung. Die beiden anderen (jeweils vor und nach Wasserzugabe) mit 1 µl Ammoniak und 1 µl Diacetyldioximlösung. Unter dem Durchlicht-Mikroskop wird der Trennerfolg begutachtet. Bei guter Trennung wird in der zuerst abgesaugten Lösung das Nickel in hoher Konzentration, das Cobalt nicht oder nur in Spuren nachweisbar sein (jeweils gegen Testtropfen in der verwendeten Konzentration ohne Austauscher). Bei der später abgezogenen Lösung (nach Wasserzusatz) ist es umgekehrt.
Bild des amorphen Co-nitrosonaphtolat-Niederschlages in der Ausgangskonzentration.(Nachweisgrenze etwa 0,05 µg)
Bild eines Ni-Diacetyldioxim-Niederschlages in der Ausgangskonzentration.
Es zeigt sich, daß auch im µg-Bereich eine deutliche Trennung von Cobalt und Nickel (hier etwa je 3 µg) möglich ist. Im angewendeten "batch"-Verfahren, bei dem die Trennung nicht im Durchfluss (durch eine Säule), sondern in einem festen Gefäß (hier cone) erfolgt, wird die Trennschärfe geringer sein, als im "Säulenverfahren". Außerdem wurde ein nicht eigentlich zur Trennung von Metallkomplexen (sondern zur Abtrennung von Nitrationen) geeigneter Anionenaustauscher (PA 202, von Bayer ??) statt z.B. Amberlite IRA-900 oder Dowex-1 verwendet. Auch hierdurch wird die Trennschärfe sehr wahrscheinlich beeinflußt.
Entsorgung:
Die verwendeten Mengen liegen allesamt im µg-Bereich und werden über den Abfluß entsorgt.
Erklärung:
Viele Metalle bilden in salzsaurer Lösung mehr oder weniger stabile, unterschiedliche (Chloro-) Komplexe, die sich auf einem "Anionenaustauscher" wie ein Anion verhalten und so trickreiche Trennungen von anderen Metallen ermöglichen.
Im Falle des Cobalt sind Komplexe der Art: [CoII(H2O)6]2+, [CoIICl(H2O)5]+ bis [CoIICl4]2- u.a. in wässriger bis salzsaurer Lösung unterschiedlicher Konzentrationen beschrieben, wovon insbesondere CoCl3- und/oder CoCl42-für die Adsorption auf dem Anionen-Austauscher infrage kommen.
Während Cobalt ( und Cu und Zink u.a.) unterschiedliche Chlorokomplexe bildet, die in einer 10 M-HCl-Lösung am Harz angelagert werden, ist dies z.B. bei Nickel nicht der Fall. Nickel läßt sich in salzsaurer Lösung jedweder Konzentration nicht am Anionen-Austauscher binden, verbleibt in Lösung und kann mehr oder weniger sauber abgetrennt werden. Erste Versuche dazu, auch mit noch weiteren Ionen, wurden schon in den frühen 50ern von Kraus et al. in "Oak Rich" (Site "X"; Tennessie) gemacht, um die Spaltprodukte im "Abbrand" des dortigen Versuchsreaktors (dem schon sehr fortschrittlichen zweiten Reaktor nach dem ersten "Fermi-Reaktor" in Chikago) zu isolieren.
Eine saubere Trennung und auch der Nachweis von Cobalt neben Nickel bleiben nicht nur in der Mikrochemie anspruchsvoll, da sich die beiden Metalle (und auch Kupfer) chemisch sehr ähnlich sind. In der Mikrochemie ist darüberhinaus die "Einschleppung" von Fällungsmitteln sehr viel störender als in der Makrochemie. Insofern war die Trennung über Ionenaustauscher ein Meilenstein.
In dem hier vorgestellten "batch"-Verfahren lassen sich die zu trennenden Mengen auch gegenüber einer Mikrosäule nochmals verkleinern. Sie ersparen außerdem entsprechend angepasste Detektoren.
Auch durch den hier notgedrungen eingesetzten zweitklassigen Austauscher lassen sich dennoch einige, oft sehr schwierige Probleme mit großer Wirkung lösen:
Das Angleichen von sehr unterschiedlichen Konzentrationen von nachzuweisenden Ionen, wie etwa: das Abtrennen eines starken Überschusses von Cobalt neben wenig Nickel.
Literatur:
Kurt A. Kraus, G.E. Moore, Anion Exchange Studies IV, Oak Rich, Tennessie
https://doi.org/10.1021/ja01123a520 u.a.
Kurt A. Kraus, G.Moore und F.Nelson, Anion-Exchange Studies, XXI, Th (IV) and U (IV) in Hydrochloric Acid, Oak Rich
https://doi.org/10.1021/ja01593a010
James S. Fritz, Early milestones in the development of ion-exchange chromatography: a personal account !!!!!
https://doi.org/10.1016/j.chroma.2003.12.068 (sehr, sehr interessant !)
C. Heitner-Wirgin et.al.; Chlorides Specie of Cobalt(II) Sorbed om Ion Exchangers
https://doi.org/10.1016/S0020-1693(00)93340-1
E. Rutner; The Refl.Spectra Of Chlorocobaltous ...Complex IonsOn Dowex-1 Anion Exchange Resin
https://doi.org/10.1021/j100824a035
J.S. Coleman; Chloride Complexes Of Cobalt(II) In Anion And Cation Exchangers
https://doi.org/10.1016/0022-1902(66)80128-8
Masahito Uchikoshi, "Determination of the Distribution of Cobalt‑Chloro Complexes in Hydrochloric Acid Solutions at 298 K"
https://doi.org/10.1007/s10953-018-0831-z
Tamas Kekesi, Masahito Uchkoshi, "Anion-Exchange Separation in Hydrochloric Acid Solutions for the Ultrahigh Purification of Cobalt", Metallurgical and Materials Transactions, Vol. 32B, Aug 2001-573
https://doi.org/10.1007/s11663-001-0113-8
Y.Wei, Q.Feng, T.Arai, M.Kumagai, Adsopt. And Sep. Behav. Of Co, Ni, And Cu In Nitrite Med. By Ion Exchanger
https://doi.org/10.1081/SEI-120014372
M.Ziegler, W.Ritter; Die Trennung des Kobalts von Nickel mit Anionenaustauschern und die photometrische Bestimmung des Kobalts als Cyanatkomplex
https://doi.org/10.1007/BF00450294