Bezugsquelle für Glühröhrchen?

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aliquis
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Bezugsquelle für Glühröhrchen?

Beitrag von aliquis »

Ich suche Glühröhrchen, wie sie seinerzeit im Mineralogie Praktikum von Kosmos enthalten waren.
Am nächsten kommen dem kleine randlose Borosilikat-Reagenzgläser der Größe 8 × 70 mm. Das, was ich finde, ist aber entweder gebördelt, aus AR-Glas oder von Händlern, bei denen man nicht als Privatperson bestellen kann.

Bislang habe ich mir mit einseitig zugeschmolzenen AR-Glasrohrstücken oder Pasteurglaspipetten beholfen, aber die überstehen das Erhitzen halt leider oft nicht. :(
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aliquis
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Re: Bezugsquelle für Glühröhrchen?

Beitrag von aliquis »

Keine Ahnung, ob überhaupt Borosilkat und randlos, aber angesichts des Preises, bestellbarer Kleinmengen, mangelnder Alternativen und konkreten Bedarfs versuche es jetzt mal mit denen hier: https://www.drechslertreff.de/p/reagenz ... druck-ge23
30 Cent das Stück - das ist ja fast wie vor 35 Jahren im Ladengeschäft (50 Pfennig). 8)
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Glaskocher
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Re: Bezugsquelle für Glühröhrchen?

Beitrag von Glaskocher »

Bei CarlRoth könnte es klappen.
[https://www.carlroth.com/de/de/AGB[/url hat geschrieben:Privatpersonen können nicht mit Chemikalien beliefert werden.
Das werte ich mal, daß sie trotzdem Glas und andere Materialien kaufen dürfen, die nicht als Chemikalie gerechnet werden. Zumindest wäre es eine Anfrage wert.
aliquis
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Re: Bezugsquelle für Glühröhrchen?

Beitrag von aliquis »

Nein, Verkaufs- und Lieferbedingungen gelten nur für Unternehmen und öffentliche Institutionen (s. dort).
Ist bei Roth aber auch eine bekannte Tatsache.
Man müsste einen B2C-Händler finden, der Roth-Produkte verkauft und sie einem auf Anfrage bestellt - leider kenne ich keinen.
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lemmi
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Re: Bezugsquelle für Glühröhrchen?

Beitrag von lemmi »

Warum nimmst du keine gebördelten Reagenzgläser? Ich verwende immer solche, z.b für Mineralanalysen. Die im Mineralogie-Prajtikum waren auch gebördelt.
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aliquis
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Re: Bezugsquelle für Glühröhrchen?

Beitrag von aliquis »

Weil ich ein Gummischlauchstückchen als Verbinder zu einem Winkelrohr über die Mündung schieben können möchte.

Den Mineralogiekasten nannte ich leider nie mein eigen, aber die Ersatzteile gab es damals in dem Geschäft zu kaufen, das auch die Kästen verkaufte (ich war dort bekannter Ersatzteil-Stammkunde, habe in meiner frühen Jugend fast mein gesamtes Taschengeld entweder dort oder in der Apotheke gelassen. Standard-Kommentar des Verkäufers/Inhabers, wenn ich den Laden betrat: "Ich hol' schon mal den Vitrinenschlüssel.. "). Da habe ich bei den Röhrchen zugegriffen und mich für viele Jahre eingedeckt. 10 Stück wollte ich eigentlich nur haben, 20 weitere habe ich kostenlos mitgegeben bekommen ("kauft hier ausser Dir sowieso keiner..."). Die Gläschen waren definitiv randlos (vll. eine spätere Edition, Mitte/Ende der 80er, hier ist auch kein Bördelrand erkennbar: https://www.rigert.com/ee-wiki/index.ph ... -Praktikum).
Das letzte Röhrchen habe ich erst vor ein paar Jahren verbraucht: ich erzeuge darin jedes Jahr etwas Schwefelwasserstoff aus Sulfidogen. Die eingebrachte Menge reicht aus, um daraus 100 ml gesättigtes Schwefelwasserstoffwasser frisch herzustellen und ist dabei wiederum auch nicht so gross, als dass man dafür im Freien zusätzlich noch eine Gasmaske anlegen und die Nachbarn vorwarnen müsste. :wink:
Das Glas ist anschließend allerdings unbrauchbar und daher von vornherein ein Wegwerfartikel. Es reicht mir schon, wenn ich den Winkelrohransatz (trotz Wattebäuschchens oberhalb der Mischung im Glas) mit Toluol von resublimiertem Schwefel wieder reinigen muss.

Bevor der Vorschlag kommt: die Methode ist ansonsten aber recht einfach, komfortabel und vor allem risikoarm zu handhaben und auch viel effizienter als der Klassiker mit Eisensulfid und Salzsäure (bereits eine Minute nach Beginn des Erhitzens ist die Reaktion zwischen Schwefel und Paraffin - jeweils ein kleiner Spatel voll - schon wieder beendet und die Lösung gesättigt, der apparative Aufwand dafür ist minimal).

Und falls die Frage kommt, warum nicht in einem größeren Reagenzglas mit durchbohrtem Stopfen: das gibt dem wenigen Schwefel noch mehr Platz zum Sublimieren und das Mischungverhältnis am Reagenzglasboden verändert sich vor Eintritt der Reaktion zu dessen Ungunsten. Man nimmt also automatisch etwas mehr Mischung - und dann wird es ohne Gasmaske wirklich kritisch. Auch kam es dabei schon mal zur Selbstentzündung des Schwefelwasserstoffs am Ableitungsrohr mit Rückschlag ins Reagenzglas, was den Stopfen samt Winkelrohr unsanft herausbefördert hat (eine H2S-Luft-Verpuffung steht einer Knallgasexplosion in Kraft und Lautstärke nur wenig nach...).

Des Weiteren verwende ich die Gläser noch für die Herstellung von Mikromengen weissem (aus rotem) Phosphor oder Phosphid. Und bestimmungsgemäss für kleine Aufschlüsse (z.B. mit Natrium) natürlich auch. :)
Da wäre ein Bördelrand in der Tat egal.
Aber selbst diese Variante wird wenig angeboten. Reagenzgläser in dieser Grösse sind für Verbraucher einfach kaum erhältlich. Und wenn, dann immer gleich zu hundert Stück - da müsste ich schon 150 Jahre alt (und rüstig bis letzten Tag) werden, um die aufzubrauchen... :wink:
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Re: Bezugsquelle für Glühröhrchen?

Beitrag von Glaskocher »

Mit einem passenden Brenner und Rohr in Meterware lassen sich solche Röhrchen recht einfach selber machen. Aber dann kostet die Ausrüstung (Brenner, Sauerstoffversorgung, Rohmaterial) deutlich mehr, als der Lebensbedarf an solchen Röhrchen selbst beim Glasapparatebauer in Einzelfertigung.

Ein einfacher Bunsenbrenner oder vergleichbare Typen werden leider nicht heiß genug, um Duran zu schmelzen. Selbst bei Fiolax wird es bereits knapp. Da braucht man mindestens ein Gas-Luft-Gebläse, besser reinen Sauerstoff (90+%) statt Luft.
aliquis
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Re: Bezugsquelle für Glühröhrchen?

Beitrag von aliquis »

Stimmt, für meinen Bedarf, meine Ausrüstung und meine Fähigkeiten ist das eher keine Lösung... :wink:
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Re: Bezugsquelle für Glühröhrchen?

Beitrag von aliquis »

Zum Erhitzen halte ich die kleinen Röhrchen immer mit einer hölzernen Wäscheklammer in die Flamme, bei Verwendung eines Gasbrenners spanne ich die Klammer zusätzlich in eine Stativklemme ein.
Wie war das damals in der Anleitung zum Mineralogiekasten beschrieben? Eine Klammer war da ja nicht enthalten.
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Re: Bezugsquelle für Glühröhrchen?

Beitrag von aliquis »

Heute eingetroffen: 20 Stück + 2 unaufgefordert, kostenfrei und prophylaktisch als Bruchersatz - heil angekommen sind alle.
Gleich mal eine versehentlich aus Tischhöhe auf den Fliesenboden fallen lassen - unversehrt!

Leider haben sie einen Bördelrand. Das Stück Gummischlauch, das aufs 8 mm Winkelrohr passt, bekommt man nicht über diesen Rand geschoben.

Erste Idee: Bördelrand mit einem Glasrohrschneider abtrennen. Aber entweder ritzt der kaum ein oder das dünne Glas zerbröselt sofort dazwischen - typisch Fiolax halt.

Nach viermal Scherben und dem bereits gefassten Entschuss, die Lieferung bis auf Weiteres auf dem Dachboden zu parken und zuküntig wieder an der Spitze abgeschmolzene Pasteurpipetten zu verwenden, dann doch noch mal einen Schmelztest in der 1300 Grad heissen Lötbrennerflamme gemacht: deutlich fester als AR-Glas, aber auch nicht so unbeeindruckt wie Supremax.
Daraus folgende Idee entwickelt: RG mit dem Rand nach unten in die Brennerflamme halten, bis der Rand der Schwerkraft folgend nach unten hin kollabiert (Achtung: die aufsteigende Hitze macht den Boden glühend heiss und schwärzt die Holzklammer - besser mit einer Zange in die Flamme halten!). Und siehe da: nach dem Abkühlen klappt es jetzt auch mit dem Drüberschieben des Gummischlauchs. 8)
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Re: Bezugsquelle für Glühröhrchen?

Beitrag von aliquis »

Praxistest bestanden: Die Röhrchen sind bestens geeignet, um Sulfidogen darin zu erhitzen und auf diesem Wege kleine Mengen Schwefelwasserstoff herzustellen. 8)

Kleiner Tipp am Rande: ich versiegele das Röhrchen oberhalb des Wattebäuschchens hinterher/vor dem Wegwerfen immer mit etwas Paraffin - sonst stinkt die Mülltonne bis zur nächsten Leerung bei jedem Öffnen echt übel... 💩 🤧 🤢
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