Hobbylaboranwendungen für einen Teichsprudler

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aliquis
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Re: Hobbylaboranwendungen für einen Teichsprudler

Beitrag von aliquis »

O.k., stimmt. Das Rohr kostet ja aber noch am wenigsten - könnte aber auch durch ein altes Ölkännchenrohr ersetzt werden (wer hat).
Ein Unterlegblech aus dem Baumarkt kann man sich auch selbst zurechtbiegen - oder dort einen kleinen Schamottziegel in der Ofenabteilung kaufen (immer eine gute Anschaffung als Unterlage für Brennbarkeitstests im Freien...).
Bei der Kohle bin ich mir nicht ganz sicher: wieso wird dann Lötkohle für bis zu 30 Euro verkauft, wenn billige Grillkohle den gleichen Zweck erfüllt? Ich könnte mir vorstellen, dass da qualitativ ein Unterschied besteht, also die Kohle/Asche z. B. ärmer an Schwefel und Schwermetallen ist, damit Lötrohranalysen nicht verfälscht werden...
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eule
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Re: Hobbylaboranwendungen für einen Teichsprudler

Beitrag von eule »

Berzelius geht in seinem Werk Von der Anwendung des Löthrohrs in der Chemie und Mineralogie im Abschnitt "V. Die Unterlage", [S. 28ff] detailliert auf die Eigenschaften guter Kohlen sowie deren Beschaffung und Herstellung ein.
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Re: Hobbylaboranwendungen für einen Teichsprudler

Beitrag von aliquis »

Demnach ist die "gute" Buchenholzkohle, die wir gelegentlich (meist verwenden wir Grillbriketts) zum Grillen einsetzen, wegen der Aschebestandteile zur Lötrohrprobe doch eher ungeeignet...
Auch wäre die übliche Stückgröße dabei wohl auch zu gering. Und mit meiner Vermutung bzgl. der Metalle in der Asche lag ich also gar nicht so falsch.
Wo ich nun Buchsbaumkohle hernehmen soll, weiß ich allerdings nicht... ich habe weder Buchsbaum im Garten, noch einen zur Verkohlung geeigneten Ofen. Somit würde es im Zweifelsfall wohl doch auf die käuflche Lötrohrkohle zu 13 Euro hinauslaufen... Es gibt sie in Lehrmittelshops auch noch günstiger, nur dürfen dort keine Privatpersonen einkaufen... :wall:

Apropos Kohleasche: unsere zuletzt verwendeten Grillbriketts hinterließen eine schwach orange gefärbte Asche. Ich kann mir bis heute keinen Reim darauf machen, welcher Aschebestandteil sowas verursacht... :conf:
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eule
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Re: Hobbylaboranwendungen für einen Teichsprudler

Beitrag von eule »

Hier hab ich auch was zu Lötrohrgeschichten geschrieben, allerdings ohne Lötrohr und offene Flamme, stattdessen mit Solarwärme:viewtopic.php?f=62&t=4514&hilit=l%C3%B6throhr. Die Links am Ende des eröffnenden Beitrags liefern einige Hinweise. Plattner hatte auch ein nettes Rezept zur Herstellung einer guten Kohle aus Graphitpulver und Stärkekleister (ab Seite 18).
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Re: Hobbylaboranwendungen für einen Teichsprudler

Beitrag von aliquis »

Naja, wenn, dann würde ich das schon gern klassisch mit nem Lötrohr machen wollen - und dabei schauen, ob der Teichsprudler meine Puste ersetzen kann...

Stärkekleister - der gibt bei den Temperaturen aber ein ziemliches Gequalme und Gestank nach Angebranntem...
Hast Du das Rezept mal selber ausprobiert?
Ich bekomme die Seite 18 mit dem Schieberegler in jenem Viewer leider nicht genau angesteuert...
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eule
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Re: Hobbylaboranwendungen für einen Teichsprudler

Beitrag von eule »

Ja, das Rezept mit dem Stärkekleister habe ich probiert. Die Stücke soll man lt. rezept so bereiten:
man verrühre etwas Stärke wie zur Zubereitung eines Hydrogels mit wenig kaltem Wasser, setze undter stetigem Rühren siedendes Wasser zu, daß eine puddingartige Konsistenz herauskommt. Dieses Hydrogel verrühre man mit Kohlenpulver / ~staub, bis ein fester knetbarer Teig entstanden ist. Plattner führt das alles im Mörser durch. Hernach forme man aus dem Teigdie gewünschte Form, lasse austrocknen und glühe den fertigen "Ziegel" in einem Tiegel mit aufgelegtem Deckel über der Alkoholflamme, "bis daß keine brennbaren Gase zwischen dem Deckel mehr austreten". Er erwähnt aber auch andere Methoden über der Gasflamme, immer jedoch unter Luftabschluß, ganz gleich, ob Keramiktiegel oder Blechkiste.
Im Grunde verkohlt/graphitiert er die Stärke vor dem Einsatz unter dem Lötrohr.
Aus dem Wissen, daß es bei Holzkohle die leicht herausstehenden Jahresringe sind, die die Probe tragen, weil so der Kontakt zum Untergrund schön gering ist habe ich einen Versuch mit einem sehr dünn ausgewalzten Teig unternommen, den ich dann aufwickelte. Das funktionierte leider nur mäßig, da das Stück bereits beim Austrocknen zu zerbröseln begann ... schichtenweise. Vermutlich wäre es sinnvoller, den Teig lieber wie beim Damastschmieden als Klotz zu halbieren und zusammenzuklappen, immer mit ein wenig Druck. Naja, habe das mit dem Glühen aber als gut funktionierend in Erinnerung.
Naja, lies es dir bei Plattner selbst durch, Link is in dem gennnten Beitrag auf Platz 2 oder 3.
Viel Erfolg :)
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Re: Hobbylaboranwendungen für einen Teichsprudler

Beitrag von aliquis »

Den Link habe ich gefunden, konnte die Seite im Viewer aber einfach nicht punktgenau ansteuern...

Wenn die Kohle zerbröselt, kann ich mir nicht so recht vorstellen, dass sie genug Halt fürs Probenglühen bietet - aber o.k., Du hast hier ja den positiven Erfahrungswert dazu und nicht ich. Wem es gelingt, der hat Recht.

Um ein ausreichend grosses Stück zu verkohlen, bräuchte man aber auch hier einen passenden Ofen - selbst wenn es Marke Eigenbau wäre. Den habe ich aber nicht - und auch keinen Tiegel, der groß genug wäre, um so einen Brikettrohling (mehr ist es ja eigentlich nicht) in voller üblicher Länge unter geschlossenem Deckel in sich aufzunehmen (klingt ungewollt irgendwie zweideutig schlüpfrig, trifft aber den Punkt... :wink: ).
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Re: Hobbylaboranwendungen für einen Teichsprudler

Beitrag von eule »

hmm, was funktioniert hat, das war eine unstrukturierte Kohle. Darauf zerläuft die Probe leider etwas.
Das mit dem Zerkrümeln war vmtl. auf meine mangelnde Methodik zur Erzeugung von Schichten aus dem Teig.

die Seiten:
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[edit]komisch, nu hat mir illumina die erste grafik "seiten 18.19.png" doppelt keine ahnung, bitte ignorieren oder bereinigen
Dateianhänge
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Re: Hobbylaboranwendungen für einen Teichsprudler

Beitrag von aliquis »

Interessant - wenngleich eine ganz schöne Sauerei in der Zubereitung! Wer schon mal von Hand Kohle zu Staub gemörsert (mit einem alten Standmixer ist das weniger mühsam...) und anschließend umgefüllt hat, weiß das - lustig auch, wie man hinterher am betreffenden Gebinde ganz genau erkennen kann, wo noch Aufkleberreste waren...

Tja, aber wie gesagt letztlich ein DIY-Brikett in sehr reiner Form. Solange er hinterher stabil zusammenhält, ist ja gut...
Köhlern müsste man das ganze auch in so einem Grillanzündkaminzylinder (oder wie auch immer die Dinger heißen) können, solange man über einen ausreichend großen Tiegel mit Deckel verfügt, den man mit Draht gut verzurrt da hineinstellen kann - mit einem kleinen Tiegel hab ich das auch hin und wieder mal gemacht (Oxidationsschmelzen und Sulfidbrennen).

Gutes Fichtenholz scheint aber wohl ebenfalls als Lötkohlengrundlage geeeignet zu sein - obwohl da auch gern mal die Funken fliegen (Nadelholz halt). Feuersichere Unterlage, Gesichtsschutz und lange Schweißerhandschuhe sind ja aber wahrscheinlich eh ratsam bei der Arbeit damit.
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Re: Hobbylaboranwendungen für einen Teichsprudler

Beitrag von eule »

hmm, denke an Graphitpulver, das man anstelle von Öl für Türangeln verwenden kann. Wenn ich es recht bedenke könnte man vllt feine Bambusfasern oder ähnliches für eine den Baumringen ähnliche Wulstung in die Klötzchen mit einarbeiten, wenn man den Kohlenstoffteig zubereitet und wie beim Schmieden immer schön faltet. Aber das ist nur eine spontane Idee. Beim Brennen im Tiegel dürfte das einfach mal mitverkohlen, naja, vllt. brauchts dann paar Minuten länger im Feuer. Als Tiegel sollte man vllt auch die klassische Keksdose mit mini Loch im Deckel zumindest mal überlegen. Meine Versuche waren angesicht eines wirklich winzigen Tiegels eher mini.
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Re: Hobbylaboranwendungen für einen Teichsprudler

Beitrag von aliquis »

Man müsste mal die leeren Blanko-Farbdosen mit Deckel aus dem Baumarkt ausprobieren (die ja auch zur Aufbewahrung von Metallpulvern empfohlen werden), wie hitzebeständig die sind.
Es soll ja auch Leute geben, die darin heutzutage noch Benzol aus Benzoat abdestillieren... :wink:

Graphitpulver ist käuflich erwerbbar, muss auch nicht teuer sein. Wenn man es eh braucht, kann man's damit versuchen. Das Gleit-Graphit dürfte hingegen noch irgendwelche Zusätze haben.
Spaß an solchen Tüfteleien sollte man dann aber schon haben: nur um 13 Euro für Lötkohle einzusparen, lohnt sich der ganze Aufwand an sich nicht... :wink:
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Re: Hobbylaboranwendungen für einen Teichsprudler

Beitrag von eule »

Stimmt, dafür brauchts schon ein wenig Bastelinchentum :yeah: aber mit DER Vorgabe durch einen der Altmeister ... das ist doch einfach nur ein Aufbruch ins Abenteuer (klar haben das andere auch schon gemacht, aber das macht doch nichts. Manchmal kommt man dabei auch bei so Sonderwegen heraus wie ich mit der Lötrohrprobe per Sonnenwärme und die finden mit Glück ihren Weg in die Annalen der Wissenschaft :thumbsup: (nicht zwangsläufig).

naja und am Ende steht ja nicht die Ersparnis von 13€ sondern die dauerhafte Freiheit vom gelegentlichen Nachkauf, vom Erwerb vom Normblock abweichender Formen, die ebenfalls ihren besonderen Sinn haben (erklärt Plattner weiter hinten im Buch) ... vllt bis hin zur Selbstanfertigung eigener Graphittiegel nach Bedarf usw; da fallen mir eine Ganze Menge Möglichkeiten ein.
Berzelius beschrieb ein vergleichbares Rezept auch irgendwo - evtl in einem anderen Werk als dem verlinkten, hab das nicht wiedergefunden.
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Re: Hobbylaboranwendungen für einen Teichsprudler

Beitrag von aliquis »

Na, ich weiß nicht, ob sich das wirklich rechnet...
Schau mal hier: https://www.ebay.de/itm/164632586588?ha ... Sw-IBf-CXX
(Außerdem muss man etwas aufpassen, dass man es nicht bei einem Händler mit einschlägigem Gesamtsortiment kauft...)
Und dann den hier: https://www.kaufland.de/product/3657582 ... xIQAvD_BwE

... und ob DIY-Graphittiegel je eine ausreichende Stabilität haben würden...
Ich fürchte, das käufliche Pulver wäre doch zu fein dafür.

Dann für die Lötkohle doch lieber das Fichtenwäldchen hinterm Haus nutzen (soweit vorhanden). :wink:

Mit Charcoaling kann man sich natürlich intensiv beschäftigen, wenn man Spaß dran hat. Bei YT-Kanälen wie CodysLab bekommt man's ja ausgiebigst vorgemacht...
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Re: Hobbylaboranwendungen für einen Teichsprudler

Beitrag von eule »

Da ist was dran, wollte eigentlich nur zum einfach Ausprobieren animieren, ganz gleich, ob es unmittelbaren finanziellen/wirtschaftlichen Profit in Aussicht stellt. :D
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