Glasbearbeitung

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mgritsch
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Glasbearbeitung

Beitrag von mgritsch »

Glaskocher hat geschrieben: Mittwoch 17. Februar 2021, 19:16 Ein Glasrohr kann man mit der Dreikantfeile anritzen (für Anfänger rundherum), um es an der Stelle zu brechen. Man zieht das Rohr mehr auseinander, als daß man es knickt.
Ich habe da sicher bei weitem nicht deine Erfahrung, aber mein bescheidenes learning zu dem Thema ist: die einzigen Glasschneider die auch für „Anfänger“ gut funktionieren sind die da, mit Hartmetall-Klinge:
https://www.carlroth.com/de/de/sonstige ... r/p/8209.1

Mit feilen oder stahlrädchen habe ich noch nie eine saubere Ritzung geschafft. Ohne saubere Ritzung kein gerader Schnitt.
Glaskocher
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Re: Liesegangsche Ringe (abgeteilt von: wie aus Blaukraut Rotkohl wird)

Beitrag von Glaskocher »

Das Teil ritzt das Glas auch "nur" an. Es liegt etwas besser in der Hand, läßt sich aber genau so gut führen wie die Feile. Damit kommt man ähnlich gerade oder schief raus, wie mit der Feile. Mit dem Rollenschneider sind Rohre und Stäbe nur sehr schwer zu ritzen. Man hält das Werkzeug mit den vier Fingern, legt das Rohr zwischen Daumen und Werkzeug und drückt das Rohr gegen das Werkzeug. Mit der anderen Hand dreht man das Rohr und reguliert den Andruck, daß es ein leises krrrrtz macht.

Bei Rohren ritzt man meistens stärker an, als bei Flachglas. Bei letzterem und einem Rollenschneider (bitte etwas ölen) reguliert man den Druck so, daß man zzz...zz..zzz... hört. Also immer bei hörbarem Laufgeräusch knapp weniger Druck und wenn es geräuschlos ist, dann wieder minnimal den Druck erhöhen. Bei zu hohem Druck splittert das Glas zu beiden Seiten weg und die Spannung im Ritz ist weg. Mit dem Ritzdiamanten darf man auch nur knapp im Unhörbaren Bereich bleiben, sonst hinterläßt er keine saubere Trennlinie, sondern eine staubige Furche.
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mgritsch
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Re: Liesegangsche Ringe (abgeteilt von: wie aus Blaukraut Rotkohl wird)

Beitrag von mgritsch »

Feilen oder Stahlklingen - damit schaffe ich einfach keinen gleichmäßigen Ritz, meist etwas zu wenig und an jeder Stelle wo der Ritz kurz aussetzt gibt’s zumindest Ausbruch oder der Schnitt/Bruch verläuft komplett.

Mit dem Hartmetall tue ich mir damit viel leichter, das klappt zu 90% bei Platten (DC) und zu 100% bei Rohren. Rohre sind sicher das allereinfachste. Klappt bei dir immer jeder Schnitt?

Das schwierigste ist immer der Anfang und das Ende der Platte - sauber bis zur Kante aber die Kante nicht mit zu viel kraft ausbrechen...

Ich glaube so ein Workshop für Glasbearbeitung (kalt wie auch heiß) wäre für ein Forentreffen echt genial. (Gabs sowas schon mal?)
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Re: Liesegangsche Ringe (abgeteilt von: wie aus Blaukraut Rotkohl wird)

Beitrag von Glaskocher »

Wir müssen hier Rohre von Flachglas unterscheiden. Bei Rohren klappen bei mir die allermeisten Schnitte, während ich mit Flachglas weniger Übung habe. Bei Letzterem schneide ich öfter schmale Streifen von größeren Platten ab, die eine besondere Herausforderung sind. Der Bruch läuft gerne zur schmaleren Seite raus und der Streifen kommt nur gestückelt herunter.

Bei größeren Platten fängt man knapp hinter der Kante an zu ritzen (mit dem Rollenschneider) und fährt bis knapp über den "Ausgang" hinaus. Man darf, wie oben schon gesagt, nicht zu stark drücken, weil sonst die Spannung im Ritz zum Absprengen von den Ritzkanten führt und den Ritz entwertet. Dieses "Spiel" zwischen leichtem Geräusch und knapp geräuschlos ist der beste Indikator für korrekten Schneiddriuck, wenn der Schneider zur Glasstärke passt.

Neben dem guten Anritzen spielt auch die Bruchtechnik eine Rolle. In der Mitte großer Platten bricht es sich am besten, wenn man die Platte leicht anhebt und dann leicht unsanft, mt dem Ritz über der Tischkante, wieder auf dem Risch ablegt. Der Überstand sackt noch etwas tiefer und die Platte bricht im Ritz. DC-Platten sind aber eher wie Schaumwaffeln, die man nicht zerdrücken will. Sinngemäß klappt das auch dort, man muß aber der Kante etwas mehr Aufmerksamkeit widmen. Ein altes Schulheft oder Ähnliches als Kante ist gut. Man drückt den Teil, der darauf liegt fest an, während man die andere Hälfte vorsichtig, aber bestimmt nach unten drückt. Bei der Beschichtung kann man leider keine Brechzangen oder Dreipunktzangen nutzen, da sie die Schicht am Ritz zerdrücken würden.


Rohre, so bis 20mm Durchmesser und Stäbe bis 10mm gehen gut mit Anritzen und ziehendem Brechen. Dickere Rohre gehen besser mit einem kurzen Ritz und Berührung mit einem erhitzten Glasstab, während man bei dickeren Stäben spezielle Zangen oder gar Brechhämmer nutzt.
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mgritsch
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Re: Liesegangsche Ringe (abgeteilt von: wie aus Blaukraut Rotkohl wird)

Beitrag von mgritsch »

Jo, so in etwa verfahre ich. Platte mit Ritze auf eine 5 mm hohe buchkante legen, schön stabil fest pressen mit der einen Hand, sanft aber zügig und gleichmäßig über die ganze breite mit der anderen andrücken und „knöck“. Geht wie gesagt zu 90% gut und wenn nicht ist es die ritzqualität :)

Für Flaschen habe ich mir mal eingebildet so einen roll-Schneider zu brauchen. Man legt eine (leere :) ) Weinflasche drauf, dreht unter gutem Druck einmal rum und hat eine sehr brauchbare Ritze. Dann am besten kurz in der brennerflamme einmal schnell rundum warm-heiß machen (nicht zu heiß, sonst splittert es), unters kalte Wasser und „plöpp“. So für vasen oder sonstige „nützliche“ Dekoration. Geht ca 80% gut.
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immi07
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Re: Liesegangsche Ringe (abgeteilt von: wie aus Blaukraut Rotkohl wird)

Beitrag von immi07 »

Hallo,

und hier ein Rätsel zu Thema Glasschneiden.

P1170529.JPG
Die "Flasche" ist 70 Jahre alt, 27 cm hoch und hat einen Durchmesser von 12 cm. Wie sollte sie damals verwendet werden? Diese ist unbenutzt.

Gruß Thomas
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Re: Liesegangsche Ringe (abgeteilt von: wie aus Blaukraut Rotkohl wird)

Beitrag von Glaskocher »

Diese Flasche ist eigentlich zum "zerüben" zu schade. Aber darüber nachdenken, wo der Schnitt denn angesetzt werden soll kann man ja immer. Zum Anfang kann sie (ungeschnitten) eine Solitär-Schnittblume in Szene setzen. Für solche Kandidaten würde ich eine Diamant-Kreissäge mit Wasserkühlung verwenden. Allerdings sollte man das Schneiden damit auch erst mal mit einfacheren Flaschen üben, die später als Trinkbecer dienen sollen.

Ich hätte jetzt zwei interessante Schnittebenen zur Auswahl: Dort, wo der mitteldicke Teil nach oben wieder dünner wird ergibt eine interessante Vase oder ersatzweise (bei mislingen der ersten Option) an der Oberkante des breiten Teiles als Bechervase für bunte vor-der-Mahd-rettungs-Wiesensträuße.
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Re: Liesegangsche Ringe (abgeteilt von: wie aus Blaukraut Rotkohl wird)

Beitrag von immi07 »

Hallo Glaskocher,

sie wäre für ihre damalige Verwendung 2 mal geschnitten worden.

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Re: Liesegangsche Ringe (abgeteilt von: wie aus Blaukraut Rotkohl wird)

Beitrag von immi07 »

OK,
Johanna sagt, ich soll auflösen.

P1170530.JPG
P1170531.JPG
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Re: Glasbearbeitung

Beitrag von immi07 »

Hallo,

hat schon mal jemand versucht, ein Glasrohr mit einen Rohrschneider für Kupferrohre zu ritzen?

Gruß Thomas
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Re: Glasbearbeitung

Beitrag von Glaskocher »

Vergiss es, wenn Du den Rohrschneider noch für Kupferrohre nutzen willst. Ich befürchte, daß das Rädchen Dellen bekommt oder das Glas unter zu hohem Druck zersplittert. Es gibt ähnliche Rohrschneider mit Hartmetall-Rädchen, aber der Profi nutzt sie nicht.

Da sind das "Glasmesser", der Ritzdiamant oder die Dreikantfeile neben einem Siliziumcarbid-Schleifstein besser geeignet. Zur Not geht auch der Rollenschneider (für Flachglas), aber damit bekommt man zu selten den optimalen Andruck, bevor man abrutscht oder schon drüber gerollt ist.

Um Serien gleich langer Abschnitte von dünnen und mittleren Rogrdurchmessern zu schneiden gibt es noch eine Ritzmaschine, die ein zahnloses Kreissägeblatt hat. Durch die Reibung wird an der Metallkante das Glas etwas angeschmolzen und es erstarrt sofort wieder. Da es sich, im Gegensatz zur Umgebung, etwas zusammen zieht hat man dort einen "Risskeim", den man nur noch auseinander ziehen muß.

Rohre größerer Durchmesser trennt man z.B. mit dem Heizdraht ab. Man ritzt ein kurzes Stück an, legt den Draht um das gesamte Rohr und nimmt den Ritz in die Lücke zwischen den Enden der Berührungafläche. Dann wird der Draht elektrisch geheizt und das Glas darunter dehnt sich aus, die Lücke bleibt kalt und dadurch kürzer, bis der Riss um das Rohr herum wandert. Ein anderes Gerät hat zwei parallele Achsen, auf denen schmale Metallscheiben sitzen. Ein darauf gelegtes Glasrohr kann so um seine Achse gedreht werden. Mit einem auf einem beweglichen Arm montierten Diamantritzer kann man das Rohr auf der gewünschten Länge rundherum anritzen. Zuletzt kommt ein Wasserstoff-Brenner, der ins Rohr geschoben wird, ins Spiel. Der erhitzt die Ritzebene von innen und man kühlt den Ritz mit einem feuchten Schwamm. Das Rohr teilt sich exakt am Ritz, sobald genug Spannung im Glas ist. Man kann Rohre auch mit der Diamant-Kreissäge unter Wasserkühlung schneiden. Man hat dann aber Glasmehl im Rohr und matte Schnittflächen, die nach Möglichkeit vor der Heißbearbeitung wieder entfernt bzw. blank gemacht werden sollten, um keine trüben Ebenen im Werkstück einzublasen.


Achso... Diese "Flaschen" wurden garnicht als Behälterglas konstruiert. Sie wurden zwar auf einer Flaschenblasmaschine hergestellt, sollten aber an der Unterkante vom gemusterten Bereich und oberhalb der Nut im mitteldicken Teil abgetrennt werden, um als Lampenschirm Verwendung zu finden. Man hat vermutlich unten den unstrukturierten Bereich gelassen, weil in der Nähe vom Boden die Glaswand oft unregelmäßig dick ausfällt. Alternativ könnte man auch Exemplare mit einer klaren Unterkante daraus schneiden. Auf welchem Typ der drei gängigsten Flaschenblasmaschinen (Saug-blas~, Blas-blas~ oder Press-blas-Maschine) sie gefertigt wurden weiß ich nicht. Man könnte es eventuell an den Produktionsmarken im Flaschenhals erkennen. Wenn man sich davon trennen will, dann könnte es "Bares für Rares" geben. Ich weiß nur nicht, wie hoch der Kurs steht.
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PSE
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Re: Glasbearbeitung

Beitrag von PSE »

Glasbearbeitung, separat vom Glasapparatebau-Thread, zu behandeln ist glaube ich ganz gut.

Glaskocher hat gut beschrieben wie man im gewerblichen Maßstab Glas absprengt.

Ich hatte es bereits an anderer Stelle angesprochen, aber ich kann Keramikküchenmesser,
wie sie seit einigen Jahren billig zu haben sind, für das Anritzen von Glas sehr empfehlen.
Für Weichglas und Boro haben die Teile eine bemerkenswert große Lebensdauer.
(Quarzglasrohr lässt sich damit auch problemlos anritzen, fürt aber deutlich schneller zum Verschleiß.
Sehr beeindruckend ist dabei aber die starke bei Tageslicht sichtbare Triboluminiszenz!)

Die Glasschneider die ich im Glasapparatebau kennengelernt habe, waren meist aus HSS und mit einer
nach außen gewölbten Schneide versehen. Vorteil gegenüber den Hartmetallschneidern ist,
dass sie sich einfach mit Korund-Schleifwerzeugen/Schleifpapier wieder flott machen lassen.

Ergänzend zu den, eigentlich erschöpfenden, Infos von Glaskocher zum Trennen von Glasrohr habe ich letztens
von einer Methode für den Hausgebrauch gehört.
Man soll mit ihr zuverlässig und reproduzierbar Weinflaschen o.Ä. Zerteilen können :

Hierbei wird die Flasche mit Motoröl Aufgefüllt bis der Pegel die gewünschte Höhe erreicht hat.
Ob die Flasche dabei rundrum angeritzt sein muss oder nicht habe ich leider vergessen.
(Würde jetzt aber darauf tippen, dass sie zumindest einen kleinen Kratzer haben muss...)
Wenn nun ein glühendes Rundmaterial (Baustahl z.B.) in die mit Öl gefüllte Flasche getaucht wird, erwärmt sich das Öl
und steigt dank Konvektion zur Oberfläche.
Durch die auftretende Spannung wird die (Weichglas) Flasche sauber auf Pegelhöhe abgesprengt.
Anm.: Tippe mal darauf dass zum Vermeiden von Verwirbelungen und damit dem präzisen Wärmeeintrag
hochviskoses Öl den besten Job machen sollte.
"Bei seinen Experimenten mit der gefährlichen Verbindung kam es zu einer Explosion, bei der Dulong drei Finger verlor, was ihn dazu anregte, den Stoff weiter zu untersuchen."
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mgritsch
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Re: Glasbearbeitung

Beitrag von mgritsch »

Wow, die Methode klingt sehr abenteuerlich :)

So ganz plausibel finde ich es aber nicht. Auch ganz gewöhnliches Flaschenglas (ohne Ritzung) hält Temperaturschocks in dem Bereich ziemlich gut aus (wenn Mama Marmelade einkocht und die siedend heiße Brühe in Gläser füllt?) und auch ein glühender Eisenstab der durch eine Flaschenhals-Öffnung passt wird darin ein Öl-Volumen von ja nach gewünschter Höhe und Form vielleicht 300 - 700 ml wohl kaum auf eine adäquate Temperatur bringen, und wohl kaum schnell genug aufheizen um als Schock durchzugehen. Wärmekapazität, Viskosität und auch Wärmeverluste durch Leidefrost-Effekt verhindern das.
erwärmt sich das Öl und steigt dank Konvektion zur Oberfläche. [...] hochviskoses Öl den besten Job machen sollte.
das widerspricht sich dabei gänzlich.

Und selbst wenn das ginge würde ich aus mehreren Gründen von der Methode weit Abstand nehmen - kein Bock auf Gestank und Rauch angekokelten Motoröls (weder in der Luft noch am Werkstück), noch weniger Bock auf herumspritzendes heißes Motoröl wenn die Flasche an ungeplanter Stelle nachgeben sollte.

Pics or it didn't happen :angel:
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Re: Glasbearbeitung

Beitrag von Glaskocher »

Möglich, daß es klappt, aber man sollte mehrere Eisen im Feuer haben, gerade bei sehr starkwandiger Flasche. Das Argument mit dem aufsteigenden Heißöl halte ich für plausibel, das mit der höheren Viskosität auch. Stark erhitztes Öl hat eine deutlich verminderte Viskosität und nimmt nicht so viel Kaltes durch "Reibung" mit nach oben. Wenn dort oben eine recht dünne Schicht Öl un 100-200°C wärmer ist, als der Rest, dann könnte es tatsächlich klappen. Das ist fast wie die Wasserstoffflamme von innen. Anritzen würde ich in jedem Fall, zumindest an einer Stelle.

Im Netz gibt es Tipps zu Ritzlehren, mit denen man mit einem Rollenschneider die runde Flasche schön parallel zum Boden ritzen kann. Zum Andruck gelten die selben Tipps, minnimal fester, wie zum Flachglas, man sollte auch nie einen Ritz doppelt fahren, weil das Ritz und Schneidrädchen beschädigt. Der beste Ritz mit dem Ritzdiamanten ist fast unsichtbar, wenn das Glas staubt, dann war es zu hart gedrückt. Knapp weniger Druck ist auch hier optimal.
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Re: Glasbearbeitung

Beitrag von immi07 »

Hallo,


P1170500.JPG
könnte man das Reagenzglas im befüllten Zustand kürzen? vermutlich AR, bis zur Hälfte vergossen mit Heißkleber. Ich hätte noch einen Dremel mit Diamantscheibe anzubieten. Ja - Versuch und Irrtum - aber bei Irrtum redet Johanna 14 Tage nicht mit mir. Das ist ihr Lieblingsbaum. Warum auch immer.

Gru´Thomas
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