Destille für Öle optimieren

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kalia
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Destille für Öle optimieren

Beitrag von kalia »

Hallo allerseits!

Ich bin verzweifelt auf der Suche nach Ratschlägen und bin hier auf das Forum gestoßen.
Die anderen Foren waren recht tot, ich hoffe, es kann mir hier jemand einwenig beratschlagend zur Seite stehen :D

Ich experimentiere mit einem Aufbau für Destillation (ätherische Öle).
Der Aufbau ist folgendermaßen:
- Rundkolben mit Doppelhalsaufsatz
- Steigrohr zum "Druckabbau" in einem Hals
- eine Kolonne für Destillationsgut im anderen Hals
- Aufsatz für Thermometer und Übergang zum Kugelkühler
- Schneidetrichter

So weit so gut, es funktioniert an sich wunderbar. Nur habe ich Orangenöl damit verbrannt (es roch scheußlich :D).

1. müssen Orangenschalten wohl schonender als mit 90 Grad durchgedampft werden
2. tropft das extrahierte Öl teilweise zurück in den Rundkolben und kocht dort also mit

Frage:
Mit welchem Übergangsstück kann ich diesen Rückfluss in den Kochwasserkolben vermeiden? Ich dachte da an so einer Art Tropfenfänger:
https://www.fengtecex-laborglas.de/prod ... cheibe?c=6

Gibt es bessere Ideen?

Grüße
kalia
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Phil
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Re: Destille für Öle optimieren

Beitrag von Phil »

Hallo Kalia

Was meinst Du mit: - Steigrohr zum "Druckabbau" in einem Hals, warum willst Du Druckabbauen?
Ich würde es folgendermassen versuchen: Die Zitrusschalen so zerkleinern dass Sie gut in den Kolben hineinpassen.
Dann den Kolben mit Wasser halb voll machen, und eine Wasserdampfdestilation machen, Du brauchst in diesem Schritt keine Kolonne, aber ein Wasserabscheider. Die Kugelkühler haben nicht so eine gute Kühlleistung, versuche es mit einem Schlangenkühler, wie Dimrot, Intensivkühler, usw. Wenn Du im Wasserabscheider das Öl schwimmen siehst, ist es vermutlich schon recht rein, Du kannst es aber nur im Vakuum Destillieren, der Siedepunkt ist zu hoch und das Öl wird zersetzt. Versuche, wenn es geht den Brechungsindex zu messen, eventuell kann Dir eine Apotheke helfen. dann hast Du ein Indiz wie rein Dein Produkt ist.

https://www.fengtecex-laborglas.de/prod ... ntelt?c=29
https://www.fengtecex-laborglas.de/prod ... stark?c=32
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lemmi
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Re: Destille für Öle optimieren

Beitrag von lemmi »

Ich würde dir gerne Tipps zu deiner Fragestellung geben, aber ich verstehe deinen Geräteaufbau tatsächlich nicht. Liegt vielleicht auch an der missverständlichen Wortwahl . Kannst du nicht ein Foto einstellen?

Außerdem Wäre es nett, wenn Du Dich hier kurz vorstellen würdest.
"Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher." (A. Einstein 1871 - 1955)

"Wer nur Chemie versteht, versteht auch die nicht recht!" (G.C. Lichtenberg, 1742 - 1799)

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Glaskocher
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Re: Destille für Öle optimieren

Beitrag von Glaskocher »

Bei Ölen, die leichter sind als Wasser sind, funktioniert der "Dean Stark" nicht. Da braucht man ein Gerät, das die Oberphase zurück hält und die Unterphase im Kreis führt.


Allerdings wird bei der klassischen Wasserdampfdestillation das Wasser nicht im Kreis geführt. Im einfachsten Aufbau füllt man das Destillationsgut mit reichlich Wasser in den Verdampferkolben einer einfachen Destille und destilliert, bis das Destillat einphasig wird. Wenn der Wasserpegel so weit sinkt, daß das Destillationsgut (hier Orangenschalen) zu hoch erhitzt wird, dann muß man Wasser nachfüllen und den Vorgang fortsetzen.

Die "professionelle" Methode trennt die Erzeugung des "Transportdampfes" vom Deatillationsgefäß. Der Dampferzeuger ist im eindachsten Fall ein Zweihalskolben, der im Mittelhals ein Steigrohr montiert hat, das fast bis zum Boden des Gefäßes reicht. Dieses Steigrohr dient als Überdrucksicherung und begrenzt den gelieferten Druck auf ca. 100mbar, bevor es zum "Notausgang" wird. Am seitlichen Hals wird das Rohr montiert, das den Dampf in das Destillationsgut (knapp mit Wasserbedeckt) einleitet. Die Dampfeinleitung erfolgt deutlich unterhalb des Flüssigkeitspegels. Daas Destilliergefäß wird so geheizt (oder nur isoliert), daß der Pegel konstant bleibt. Man kann bei größerer Heizleistung auch über einen Tropftrichter ohne Druckausgleich Wasser nachdosieren.

Wenn eine normale Destillationsbrücke die Kondensationswärme nicht abführen kann, dann braucht man einen Zweihalsaufsatz auf der Vorlage, verschließt die Schlaucholive zum Druckausgleich an der Brücke und montiert eine leistungsfähigen Rückflusskühler auf dem zweiten Hals. Nachteil ist, daß das Destillat permanent heiß bleibt. Alternativ montiert man den zweiten Kühler zwischen den Auslass der Destillationsbrücke und den Zweihalsaufsatz. Dann bleibt die Vorlage kalt, aber die Apparatur geht zur Tischkante herunter.


Etwas Theorie dazu:
Beim Destillieren von Stoffgemischen hängt das Destillationsverhalten von der Wechselwirkung der Einzelstoffe untereinander ab. Bei perfekter Mischbarkeit und nur geringen Unterschieden in der Polarität hängt die Dampfzusammensetzung nur von der Sumpfzusammensetzung ab. Niedrig siedende Komponenten verdampfen eher als hoch Siedende und gehen bevorzugt zu Beginn der Destillation über. Bei stärkeren Wechselwirkungen (z.B. Wasserstoffbrückenbindungen) kommt es zur Bildung von Azeotropen, also Mischungen, die entweder einen höheren (oder niedrigeren) Siedepunkt haben als die hochsiedende (oder niedrigsiedende) Komponente haben. Wenn die Komponenten nicht ineinander löslich sind, dann verhalten sie sich wie zwei unabhängige Reinstoffe. Ihre Dampfdrucke addieren sich unabhängig von den sonstigen Stoffeigenschaften. Bei hoch siedenden Stoffen erniedrigt man den Siedepunkt entweder durch Vermindern des Gesamtdruckes (Vakuumdestillation), oder man erzeugt ein großes Dampfvolumen, das den Dampf der wasserunlöslichen Substanz fort trägt. Im Kühler kollabiert das Dampfvolumen bei der Kondensation und beide Stoffe trennen sich wieder in flüssige Phasen.


Der industrielle Weg zur Gewinnung von Orangenschalenöl ist das Pressen. Allerdings ist das im Hobbybereich etwas schwierig.

Tipp zur alkoholischen Extraktion
Tipp zur Wasserdampfdestillation
Ein Protokoll zum Experimentalvortrag "Das Parfüm"
Zur Gewinnung von Duftstoffen
kalia
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Re: Destille für Öle optimieren

Beitrag von kalia »

Vielen Dank euch für eure Antworten!
Da mein Chemie-Background recht beschränkt ist und ich eher nebenher einwenig Spaß am Rumexperimentieren habe, muss ich mich mit der Antwort von Glaskocher erstmal länger befassen.

"Am seitlichen Hals wird das Rohr montiert, das den Dampf in das Destillationsgut (knapp mit Wasserbedeckt) einleitet. Die Dampfeinleitung erfolgt deutlich unterhalb des Flüssigkeitspegels. Daas Destilliergefäß wird so geheizt (oder nur isoliert), daß der Pegel konstant bleibt. Man kann bei größerer Heizleistung auch über einen Tropftrichter ohne Druckausgleich Wasser nachdosieren."

Ist damit ein zweiter Kolben für das Destillationsgut gemeint (statt Kolonne)?
"Dampfeinleitung unterhalb des Flüssigkeitspegels", was ist damit gemeint?

Hier ist der bisherige Aufbau:
Aufbau
Bei dem Aufbau hat es außer dem üblen Geruch ganz gut geklappt, das Öl war reichlich an der Oberfläche vorhanden.

Steigrohr dient dem Überdruckabbau beim Kolben mit Kochwasser (falls das Destillationsgut anfängt die Kolonne zu verstopfen etc., dann sehe ich das in dem Steigrohr).

Klar, ich könnte die Orangenschalten mitkochen und auf die Dampfdestillation verzichten. Wollte allerdings erstmal mit der "reinen" Dampfdestillation probieren, da ich es vom Versuch her einfach spannender finde. Sehe aber, dass es deutlich komplexer ist :)

Stimmt, Dimrot wäre da vielleicht sinnvoller.
Ist es also, dass ich das Orangenöl nur im Vakuum destillieren kann, weil es sonst eben verbrannt wird? Kommt daher der üble Geruch?

P.S. warum funktioniert eigentlich der erwähnte Dean Stark nicht? Denn an sich geht es mir ja nur darum, dass das nicht gelöste Öl nicht mit dem Wasser zurück in den "Kochkolben" fließt und dort permanent mitkocht. So würde es in das Messrohr tropen und kann dort abgelassen werden.
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Phil
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Re: Destille für Öle optimieren

Beitrag von Phil »

Ok Dank für das Foto
Nun versuche folgendes, entferne das Steigrohr das ist nicht nötig. Ersetze es durch einen Tropftrichter wenn Du einen hast. In ds rohr auf der rechten Seite kannst Du die Schalen geben. schau dass die Schalen nicht kompakt im Rohr sind, so dass der Wasserdampf gut durchkommt, so kannst Du auch eine Wasserdampfdestillation machen. Das Kondensat wird dann unter dem Kugelkühler aufgefangen und sollte gut riechen.
Mach dies da, wo kein Schaden entstehen kann, sollte etwas schief gehen. In den Tropftrichter gibst Du Wasser, in der Weise zu wie es verdampft, am besten ist es, wenn der Sumpfkolben immer etwa halb voll ist. Wein kein Öl mehr übergeht siehst Du das weil die obere Phase nicht mehr zu nimmt.
Noch ein guter Link
http://www.labstuff.nl/index.html
Glaskocher
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Re: Destille für Öle optimieren

Beitrag von Glaskocher »

Wenn ich das mit dem Bild* und Text richtig interpretiere, dann hast Du die Orangenschalen in der Kolonne gehabt. Da läuft bestimmt auch etwas Kondensat wieder runter in den Verdampferkolben und nimmt weniger flüchtige Bestandteile (Zucker) mit. Der kann dann oberhalb des Wasserspiegels (durch Spritzer) am Glas verkokeln, weil Du mit einem Brenner* geheizt hattest. Die Pyrolyseprodukte daraus riechen nach Karamell oder brenzliger.

* zum Brenner: Es ist besser, wenn Du ein engmaschiges Drahtnetz zwischen Brenner und Kolben hast. Dann ist die Erhitzung des Glases weniger punktförmig und die Gefahr des Springens wird vermindert.


Ja, ich meinte es so, daß die Dampferzeugung in einen separaten Kolben ausgelagert wird. Das vermindet die Gefahr des Anbrennens enorm. Ich nehme also aus dem Bild sen Kolben mit Steigrohr (ruhig einen Meter lang) und verbinde den zweiten Hals des Y-Aufsatzes mit einem Rohr, das in die Flüssigkeit des Destillierkolbens mit den z.B. Orangenschalen eintaucht. Der Dampf sorgt dabei, neben dem Transport der Öle, auch für eine Durchmischung des Kolbeninhaltes. Es macht zwar viel mehr Arbeit, aber bringt mehr Öl je Charge, wenn Du nur das Orange der Schale in den Kolben gibst und das Weiße weg läßt. Man kann die Früchte lagenweise schälen, die Außenseite abraspeln oder mit einem Zestenreißer abschälen. Für größere Ansätze lohnt es sich, bei einem "Saftladen" mit Direktpressmaschine die Schalen zu erbitten. Alternativ lassen sich die Schalen auch über einige Zeit einfrieren, bis genug zusammen ist.

Das Arbeiten mit dem Kolonnenrohr hat den Nachteil, daß das Rohr eine große luftgeküglte Fläche hat. Da kondensiert viel Wasserdampf und trägt Inhaltsstoffe nach unten weg. Das bedeutet eine wesentlich längere Kochdauer, bis die "Ernte" abgeschlossen ist. Wenn Du die Schalen in den Kolben gibst und den Kühler zwischen den Destillieraufsatz und dem Vorstoß einbaust, dann sollte es je Charge rascher gehen. Der Nachteil vom schräg eingebauten Kugelkühler ist, daß er immer einige "Pfützen" Kondensat hält. Sein Vorteil ist die gegenüber einem Liebigkühler etwas vergrößerte Wandfläche zum Wärmeaustausch. Ein Intensivkühler ist hier optimal, aber kein Muß. Beim Aufbau ohne das Kolonnenrohr kannst Du auch auf die Überdrucksicherung verzichten, da der "Ausweg" immer frei bleibt.


Die "Waserfalle nach Dean Stark" ist zum Auskreisen von spezifisch schwereren Phasen gedacht. Das Schleppmittel läuft oben zur Seite weg und die Unterphase bleibt im Gerät. Man braucht also einen Aufsatz, der die Unterphase zurück führt und die Oberphase zurück hält. Hier werden beide Typen gezeigt, links für spezifisch schwerere abzutrennende Phasen, rechts für spezifisch Leichtere.


* zum Bild: Lade bitte die Bilder hier im Forum hoch, da sie dann seltener verloren gehen. Im Beitragseditor gibt es unten den Begriff "Dateianhänge", wo Du u.A. Bilder anhängen kannst.


PS: Schau doch mal in den Thread hinein, der hat eine ähnliche Thematik.
kalia
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Re: Destille für Öle optimieren

Beitrag von kalia »

@Phil:
Hast du mir bitte noch ein Beispiel solch eines Tropftrichters?
oder einfach so etwas hier mit einem Adapter anbauen? https://www.der-hedinger.de/tropftricht ... ch-139%20d

Sumpfkolben ist der "Kochkolben" für Dampferzeugung, richtig?

Das Problem war ja bei mir, dass ich es so (nur ohne Tropftrichter) gemacht habe und das Öl roch scheußlich. Ich konnte es mir nicht erklären, außer dass es wohl eher mit einem verbrannten Geruch zu vergleichen war. Da dachte ich, ob die Orangenschalen mit weniger als ca. 90 Grad destilliert werden müssen UND dass der Rücklauf von der Kolonne stetig in den Sumpfkolben kam und dort mitkochte.

@Glaskocher:
Genau, die Orangenschalen hatte ich in der Kolonne drin.
Und ja, der gelöste Kondensat lief (angereichert mit Orangenöl) teilweise wieder zurück in den Verdampferkolben (ist es der Sumpfkolben? :D)
Karamell wäre ja schön, aber es roch wirklich ekelhaft :shock:
Kann es sein, dass es für die Orangenschalen schlicht zu heiß ist und dass das Öl selbst "anbrennt"?

Das mit dem Drahtnetz habe ich schon mal gehört, wäre eine gute Investition. Habe mir einen Stativring bestellt, dort kann ich ja das Netz anbringen.

Den Aufbau hatte ich schon mal. Ich habe den Dampf aus dem Kolben in einen anderen Kolben mit dem Destillationsgut geleitet. Das Problem war da, dass sich in dem zweiten Kolben mit dem Destillationsgut zu viel Flüssigkeit gesammelt hat. Der Dampf kühlte dort also zu stark ab. Ich habe dann versucht mit einem zweiten Brenner etwas aufzuhelfen, aber das war nicht wirklich optimal.

Bei deiner restlichen Erklärung verstehe ich nicht alles (außer dem Schälen, das habe ich genau so gemacht).
Ich habe eine ganze Weile her, so einen Aufbau versucht, wie im Anhang. Das Dampfrohr aus dem Verdampferkolben ging in den anderen fast bis auf den Boden runter. Da war eben das Problem mit dem sich sammelnden Wasser. Ich will es aber nur mit dem Dampf behandeln und nicht im Wasser kochen. Ich habe dann versucht mit Alu (was natürlich Unsinn war, ich bräuchte eher Isolationsmaterial) die Hitze etwas zu behalten, was natürlich nicht funktioniert hat.

Auf Kolonne kam ich deswegen, weil ich den Vorteil des aufsteigenden Dampfes nutzen wollte, der möglichst unmittelbar an dem Verdampferkolben dran sein soll (wegen Temperaturverlust). Aber jetzt habe ich das Problem mit dem Rückfluss.

"den Kühler zwischen den Destillieraufsatz und dem Vorstoß"
Das verstehe ich nicht ganz. Ich glaub, ich muss das einfach mal in der Praxis versuchen, bin jetzt allerdings nicht Zuhause.
Das mit den Phasen verstehe ich auch nicht, da reicht meine Kenntnis definitiv nicht aus :)
Dateianhänge
destille02.jpg
destille.jpg
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Phil
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Re: Destille für Öle optimieren

Beitrag von Phil »

Also eines vorneweg, Du hast eine schöne Anlage.
Wegen dem Tropftrichter schau mal bei Wicki der link sieht scheusslich aus wen ich den hier reinpflanze.
Als Sumpf wird der Kochkolben genannt. Also kannst Du einfach schreiben: Im Sumpf befand sich....
Das versteht dann auch Jeder.
Versuche einmal die Schalen direkt in das Wasser zu geben, die Glasröhren kannst Du mit WC Papier isolieren, Aluminium leitet die Wärme ja weg.
Also in den Sumpf, Wasser und Orangenschalen geben, direkt die Destillationsbrücke montieren mit dem Thermometer und dann das Kondensat in den Scheidetrichter leiten. So sollte es gehen. Oder auf den Sumpf einen Wasserabscheider montieren mit einem guten Kühler, dann geht es auch und Du siehst die Ausbeute in ml. Den Link hast Du im 1. Beitrag.
Ja das Drahtnetz ist hilfreich.
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lemmi
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Re: Destille für Öle optimieren

Beitrag von lemmi »

Was hast Du dagegen, die Orangenschale in Wasser zu kochen? Gut, das Erhitzen kann das Aroma schon ein bisschen verändern, aber gerade orangenschalenöl ist da eigentlich eher robust.

Der Aufbau aus deinem letzten Post ist schon sehr viel zielführender als der erste. Du musst zwingend den Kolben mit dem Destillationsgut, also den zweiten in den du den Dampf einleitest, auch bis zum Sieden erhitzen. Dann geht ein konstanter Dampfstrom durch den Kolben und es kondensiert immer so viel Wasser rein wie auch wieder verdampft. Im Destillat hast du dann das ätherische Öl. Anbrennen kann nichts und bei den Temperaturen zersetzt sich auch nichts (jedenfalls nicht bei Orangenöl).

Ungefähr so ein Aufbau:


Bild


Ganz links ist der Wasserdampf-Entwickler (ein Kolbrenen in einem Heizpilz), in der Mitte der Kolben mit dem Destillationsgut (in deinem Fall wären da die Orangenschalen drin) und dann kommt der Kühler und ganz rechts am Bildrand die Vorlage.
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mgritsch
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Re: Destille für Öle optimieren

Beitrag von mgritsch »

Kurz gesagt hast du 2 Möglichkeiten:
a) du kochst die Schalen direkt im Wasser mit und ergänzt das Wasser das weg geht (idealerweise durch Einleitung von Dampf aus einem weiteren Kolben oder durch nachtropfen aus einem tropftrichter odgl)
b) du hast die Schalen im Dampfstrom (so wie in deiner ursprünglichen Apparatur)

In jedem Fall willst du dass so viel Dampf wie möglich direkt zum Kühler und weiter in die Vorlage kommt - alles was zurück fließt ist zumindest verlorene Zeit & Energie, schlimmstenfalls fördert es Zersetzung und dann kommt wenig raus oder riecht schlecht.

Wenn du dein Steigrohr super kuschelig einpackst (mehrere Lagen abwechselnd Alufolie und Küchentuch, geknüllt) dann treibst du den Dampf schon viel besser rüber bis zum Kühler.

Gasbrenner verursachen eine starke lokale Überhitzung, das ist nicht förderlich für die Qualität und kann teilweise gefährlich sein (Glasbruch). Drahtnetz ist das Minimum, noch besser funktioniert ein Ölbad! Das wärmt gleichmäßig und die Temperatur ist immer mit der Badtemperatur begrenzt.

Öl und Wasser trennen: wenn man keine Apparatur für Rückfluss hat dann am besten mit Scheidetrichter auffangen und zwischendurch Wasser ablassen und das Wasser zum wieder einfüllen in den Kolben benutzen... idealerweise sollte das Auffanggefäß aber sehr schmal sein damit nicht wenige Tropfen Öl auf einer großen Glasfläche verteilt und nicht raus zu bekommen sind...
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lemmi
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Re: Destille für Öle optimieren

Beitrag von lemmi »

Für Destillationsversuche zu Beginn eignen sich am besten Pflanzen mit möglichst hohem Gehalt an ätherischem Öl, z.b. Kümmel, Anis, Fenchel, Gewürznelken, Zimt und dergleichen. Orangen- und Zitronenschalen sind auch nicht schlecht. Mit Kräutern (Pfefferminze Rosmarin Thymian etc) ist das etwas schwieriger . Sie brennen auch leichter an .

Der Vorteil bei der klassischen Wasserdampfdestillation (man leitet ein Dampfstrom in das Destillationsgut ein) ist, dass der Dampfstrom den Kolbeninhalt ständig durchwirbelt, so dass praktisch nichts anbrennen kann. Deinen Aufbau mit dem aufsteigenden Rohr in dem die Schalen sich befinden habe ich noch nie gesehen.
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Re: Destille für Öle optimieren

Beitrag von mgritsch »

Extraktion im Dampfstrom (ursprünglicher Aufbau) ist etwas was man eher in der Parfümerie macht um zB aus Blütenblättern Extrakt zu gewinnen. Man setzt dabei aber eher Rundkolben (so wie ein Säulenchromatographie-Reservoir) ein und nicht eine Säule - schon allein wegen des Volumens und des geringen Strömungswiderstands...

Das ist dann im Prinzip schon wie ein Dampfentsafter. Meine Oma hat so immer Saft gemacht :) Wäre mal einen Versuch wert ob man damit auch Öle gut rausbekommt...
Glaskocher
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Re: Destille für Öle optimieren

Beitrag von Glaskocher »

Naja, der Dampfentsafter funktioniert aber eher im Gegenstrom. Der Heißdampf gart die Früchte und bringt die Schalen und Zellen durch Osmose zum Platzen. Das um den Saft angereicherte Kondensat tropft in den Auffangbehälter und wird zur Seite ablaufen gelassen. Weitere Verarbeitung: Siehe Kochforen.

Im aktuell diskutierten Fall gelten die beschriebenen Vorgänge auch für Zucker und Fruchtsäuren, mit dem Unterschied, daß der Rückfluß im Verdampferkolben landet. Der überschüssige Dampf "löst" die ebenfalls verdampfenden Öle und trägt sie in den Kühler.


Hier noch einige Ideen zur Analytik im Sumpf (=Inhalt des Verdampferkolbens):
- Man kann mit Lauge titrieren, wieviel Säure aus den Schalen extrahiert wurde.
- Viele Carbonsäuren lassen sich als Calciumsalze fällen und somit abtrennen. Durch Umsetzung des Filterkuchens mit Schwefelsäure werden die Säuren wieder frei gesetzt.
- Mit der Fehling-Probe lassen sich reduzierende Zucker (z.B. Glucose) nachweisen. In diesem Fall sind das Zucker mit einer Aldehyd-Gruppe. Ersatzweise kann man auch Benedict-Reagenz verwenden.
- Mit der Seliwanow-Probe lassen sich Ketosen (z.B. Fructose) nachweisen.


Statt der direkten Beheizung des Verdampferkolbens kann man auch ein Sandbad verwenden. Dabei erhitzt man eine Schale mit Sand, in der der Kolben steht. Der Vorteil ist ähnlich wie beim Ölbad, daß der Kolben nicht punktuell erhitzt wird. Nachteilig ist, daß das Sandbad recht träge ist, was die Wärmeabgabe betrifft. Ein Ölbad läßt sich exakter in seiner Temperatur einstellen, da sich die Flüssigkeit besser durchmischen kann. Allerdings ist es immer ein Bisschen Schmierkram, das Öl wieder vom Kolben abzuwischen.
kalia
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Re: Destille für Öle optimieren

Beitrag von kalia »

Danke für den Input! Den muss ich erstmal einwenig in der Praxis anwenden. :)

Ich wollte das Detillationsgut nicht mitkochen, weil ich gehört habe, dass dadurch das Öl nicht so fein ist. Und ich mag keine halben Sachen machen :D

Den Liebigkühler habe ich allerdings nicht mehr. Jetzt wäre die Frage, ob ich mir doch nocht einen zulege oder lieber den Aufbau mit dem Kogelkühler bzw. dazugekauften Dimrot realisiere.

Also meint ihr, es wäre nicht wirklich gut möglich mit der Kolonne gut zu destillieren oder kann ich da noch etwas umbauen und es noch einmal probieren? Ich würde allerdings ungerne etwas isolieren, da ich den Prozess beobachten will, das ist finde ich das Spannendste an der Chemie. Am liebsten würde ich es damit noch weiter versuchen wollen, aber wenn es nicht gut machbar ist, dann wäre es natürlich Unsinn.
Ich bekomme übrigens oberhalb der Kolonne, am Übergang zum Kugelkühler ca. 90° (am Anfang der Kolonne sind vermutlich 100°)

Rundkolben statt Kolonne habe ich auch schon mal gesehen.
Saft durch Destillation?? :D

Ölbad zum Erhitzen vom Sumpf ist mir fast schon zu gefährlich.

@mgritsch: Du würdest das Hydrolat (so heißt es glaube ich), Wieder in den Sumpfkolben geben?? Oder habe ich dich da missverstanden? Denn reines destilliertes Wasser wird es in meinem Fall bestimmt nicht sein.

Also ist ein Scheidetrichter nicht so optimal für solch kleine Mengen Öl? Er ist ja doch relativ breit. Gibt es da etwas Besseres für den Zweck?
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