pH-Meter aus den 40er Jahren (Philips)

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PSE
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pH-Meter aus den 40er Jahren (Philips)

Beitrag von PSE »

Da ich durch den historische Wagen Thread mitbekommen hatte dass hier nicht wenige von einem Fimmel für alte Laborgeräte befallen sind, wollte ich mal meinen Senf dazugeben.

Dafür hatte ich einen guten Freund von mir darum geben das, durch ihn vor der Entsorgung gerettete, pH-Meter aus den 40er Jahren einem Photoshooting zu unterziehen.
Daneben war er so freundlich und hat auch die beiliegende zweiteilige Bedienungsanleitung als PDF zur Verfügung gestellt.

Da diese Anleitung wie früher üblich in wenigen Worten alle relevanten Informationen zur Verfügung stellt, spare ich mir an dieser Stelle eine genauere Beschreibung und würde euch die Lektüre der beiden PDFs ans Herz legen.

(Wenn ich ganz ehrlich bin ist Elektrochemie nur nicht mein Steckenpferd und ich war lediglich zu faul eine Zusammenfassung der Bedienungsanleitung zu schreiben – Arbeitslose sind von Natur aus immer schwer gestresst...)


Die Kisten vom Gerät und seinem Zubehör :
DSC_7659.JPG



Das Typenschild :
DSC_7663.JPG

Das Zubehör :
DSC_7664.JPG

Das Gerät an sich :
DSC_7667.JPG

Die Anschlüsse und das magische Auge :
EDIT: Korrektes Foto wird nachgereicht


Das Verbindungskabel und die Bedienungsanleitung :
DSC_7671.JPG



Die benötigten Chemikalien und Referenzelektroden :
DSC_7672.JPG



Das magische Auge im Bedrieb :
DSC_7703.JPG



Das ausgepackte Gerät :
DSC_7706.JPG



Und jetzt zum pornographischen Teil (Gerät ohne Gehäuse und Abdeckung) :
DSC_7741.JPG



Sein Innenleben:
DSC_7723.JPG
DSC_7722.JPG
DSC_7727.JPG

DSC_7724.JPG



*Kann mir jemand sagen wie ich hier die Bedienungsanleitung als als PDF hier einpflegen kann?

Aktualisierung:
https://webmail.freenet.de/Cloud/?share ... 13338567c6
https://webmail.freenet.de/Cloud/?shar ... 539865706b

Gruß
PSE
"Bei seinen Experimenten mit der gefährlichen Verbindung kam es zu einer Explosion, bei der Dulong drei Finger verlor, was ihn dazu anregte, den Stoff weiter zu untersuchen."
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mgritsch
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Re: pH-Meter aus den 40er Jahren (Philips)

Beitrag von mgritsch »

Wow, sehr nice!
Wie kommt man zu solchen Geräten? Wie konntest du es auf die 40er datieren?
mit welchem Messprinzip arbeitet die? War das schon eine Glaselektrode? Verstärker mit so hoher Eingangsimpedanz wie man sie dafür braucht waren damals ohne FET noch sehr schwer realisierbar...

@pdf-upload: sorry, ist im Forum aus verschiedenen Gründen nicht vorgesehen (copyright, virensicherheit, Filesize,... wir wollen keine Filesharing Plattform sein :) ). wir unterstützen daher nur Bild-Dateien. Externer upload-hoster und Link einbinden?
Glaskocher
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Re: pH-Meter aus den 40er Jahren (Philips)

Beitrag von Glaskocher »

Professor Blume hat einen Tipp des Monats zur pH-Messung ohne Glkaselektrode. Da wird das stark pH-abhängige Redoxpotential einer Antimon-Elektrode beschrieben. In diesem Tipp des Monats wird die pH-Messung mit Glas-Elektroden beschrieben. Dort wird auch Bismut als Elektrodenmaterial (ähnlich dem Antimon) genannt.
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mgritsch
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Re: pH-Meter aus den 40er Jahren (Philips)

Beitrag von mgritsch »

Die Sb-Elektrode kenne ich, bin aber nicht sicher wann die das erste mal in Literatur und Praxis (Messgerät) aufgetaucht ist...
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mgritsch
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Re: pH-Meter aus den 40er Jahren (Philips)

Beitrag von mgritsch »

PSE hat geschrieben: Donnerstag 10. September 2020, 06:36 Die Anschlüsse und das magische Auge :
DSC_7669.JPG
btw - hier kann man es auf der Beschriftung erkennen: das Gerät ist ausgelegt für Glaselektrode, Chinhydron oder Wasserstoff (Offset und Steilheit einzustellen dafür)
Holger Pfahls
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Re: pH-Meter aus den 40er Jahren (Philips)

Beitrag von Holger Pfahls »

Interessant ist an dem Teil vor allem das Funktionsprinzip. Scheint ein Röhrenverstärker zu sein. Welche Röhren sind verbaut?

Man könnte, wenn man genügend Zeit hätte, den Schaltplan ermitteln und hier posten.
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lemmi
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Re: pH-Meter aus den 40er Jahren (Philips)

Beitrag von lemmi »

Ein Schaltplan ist auf Seite 23 der Gebrauchsanweisung (II PDF-Datei) abgebildet.

Das Gerät ist wunderschön! Funktioniert es denn noch? Glaselektroden haben ja eine sehr begrenzte Lebensdauer, aber vielleicht ist das bei dem damals verwendeten einzelnen Elektroden im Vergleich zu den heutigen Einstabmessketten anders?

Interessieren würde mich noch, was in den Röhrchen ist die als Referenzsubstanzen beigegeben worden sind. Kannst du davon ein größeres Foto einstellen ?

Im Übrigen glaube ich eher dass das Gerät aus der Zeit um 1950 stammt. In der Broschüre 1 sind Literaturreferenzen bis 1948 genannt. Jedenfalls ein Fabrikat aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Hast du mal im Internet recherchiert, ob es dazu eine Angabe gibt? Vielleicht bei Philips selbst?
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PSE
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Re: pH-Meter aus den 40er Jahren (Philips)

Beitrag von PSE »

Hier nun endlich der erste Teil der Bedienungsanleitung :
https://webmail.freenet.de/Cloud/?share ... 8d106ae59a

Die Aufnahme des schwingenden Plattenkondensators :
DSC_7744.JPG

Das Hydrochinon:
DSC_7675.JPG


Ich zitiere mal den besagten Freund zu den aufgekommenen Fragen :

"Die Bedienungsanleitung Teil 1 (Seite 1-16) fehlt noch*, die ist am spannendsten für die Funktionsbeschreibung. Du hast als erstes die Ergänzung zu den damals auftretenden praktischen Problemen hochgeladen.
Das kleine Köfferchen ist der chemische Teil (4493), das Hauptgerät der eletrisch/physikalische (4491).
Die Bedienungsanleitung hat auf der letzten Seite die Nr. 3/649, was auf das Druckdatum Juni 1949 hinweist. Das hat mir ein Meßgerätesammler aus Berlin verraten, der seine Sammlung auch online hat. Es hat noch mehrere Gitterboxen allein an Literatur die noch nicht gesichtet sind. Im Philips Almanach von 1942 ist gleich nach einer Abhandlung über die Beleuchtung von Theatern und Großkinos, (u.a. Lichtspielhaus Berlin) eine Abhandlung über das GM4491. Somit läßt sich der Produktionszeitraum auf ca. 1940 bis 1954 (letzte Erwähnung in einem Buch zur Untersuchung von Blutproben, wo angemerkt wird das das Philips-Gerät nicht mehr hergestellt wird) eingrenzen.
Ich habe also ein Nachkriegsmodell, vermutlich ein spätes Exemplar. Die Bedienanleitung wurde nicht mehr auf die neuen Anschlußstecker aktualisiert. Ein Überbrücken der Elektrodenstecker zum Abgleich des internen Weston-Normalelementes (1,018...V bei 20 °C) ist nicht mehr nötig, wenn der Anschlußstecker abgezogen ist, ist der Brückenschluß automatisch vorhanden."

*Den ersten Teil habe ich ja jetzt hochgeladen
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Re: pH-Meter aus den 40er Jahren (Philips)

Beitrag von Glaskocher »

Die Aufschrift "Chinhydron" sagt mir, daß die Flasche eine isomolare Mischung von Chinon und Hydrochinon enthält. Das ist ein anerkanntes Reagenzgemisch zur Bereitung einer Kalibrierlösung für Redoxpotentiale. Die Chinhydron-Elektrode ist als Referenzelektrode leichter zu handhaben als die Normalwasserstoffelektrode.

Die drei Röhrchen im Hintergrund sehen auch interessant aus. Da scheinen Salzmishungen zur Bereitung von Pufferlösungen drin zu sein. Auf dem hinteren Röhrchen erkenne ich "pH 6,0", das Vordere ist schwer zu erkennen, könnte "pH 8,0" zeigen und das Mittlere ist verdeckt. In dem pH-Bereich tippe ich auf Phosphatgemische als Puffer. Irgendwo in der Anleitung müßte stehen, wieviel von den Reagenzien man braucht, um die Lösungen korrekt ansetzen zu können.
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mgritsch
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Re: pH-Meter aus den 40er Jahren (Philips)

Beitrag von mgritsch »

Danke für den Upload der Gebrauchsanleitungen, die sind damals ja wahrlich ihr Geld wert gewesen - wo findet man denn heute noch richtig nützliche und grundlegende Informationen zu Funktionsprinzipien bis hin zum Messprinzip und Schaltbildern?

Funktionsfähig sollte das Gerät eigentlich noch sein, sollte eine Röhre durchgebrannt sein bekommt man nach wie vor Ersatz und was sonst gerne mit der Zeit kaputt ging waren die Elkos die austrocknen. Die sind vor allem für das Netzteil und eine geglättete Betriebsspannung relevant und ggfs problemlos gegen moderne Modelle austauschbar. (Hört man auch bei den alten Röhrenradios, die brummen permanent weil die alten Elkos nicht mehr so tun wie sie sollen...)

Die stromlose Messung wird also durch eine Kompensationsschaltung realisiert wobei das bedeutet dass man für jeden Messpunkt eine Zeit lang mit den Knöpfen zur Kompensation herumspielen muss und nicht einfach einen Wert an der Anzeige ablesen kann. Eine Operationsverstärker-Schaltung mit entsprechend hoher Eingangs-Impedanz müsste es damals ja eigentlich auch schon gegeben haben, wäre mit Röhren grundsätzlich machbar (https://de.wikipedia.org/wiki/Operation ... Geschichte - Patent 1941), war aber evtl noch nicht so etabliert dass man es in ein Seriengerät einbauen wollte (oder die Patent-Lizenzkosten zu teuer?).

Und es war für mich wieder eine nette Anregung sich mit einem Thema zu beschäftigen, demnächst steht dann mal eine Chinhydron-Synthese und einschlägige Versuche zur Potentiometrie an... ;)

Thx for sharing, gerne mehr von solchen Schätzen!
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lemmi
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Re: pH-Meter aus den 40er Jahren (Philips)

Beitrag von lemmi »

mgritsch hat geschrieben: Montag 14. September 2020, 13:17 Die stromlose Messung wird also durch eine Kompensationsschaltung realisiert wobei das bedeutet dass man für jeden Messpunkt eine Zeit lang mit den Knöpfen zur Kompensation herumspielen muss und nicht einfach einen Wert an der Anzeige ablesen kann.
Nach dem gelichen Prinzip hatten schon Werner und Miolatti 1894 ihre Leitfähigkeitsmessungen durchgeführt. Statt des magischen Auges haben sie einen Summer verwendet. Wenn die Spannung auf beiden Seiten gleich war, ging er aus - einfach genial!
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